Weiten-Gesäß liegt inmitten der Wälder nordöstlich der Kernstadt Michelstadt in Südhanglage am Waldbach am Fuße eines gerodeten Bergrückens. Der Waldbach fließt durch den Schlehengrund nach Nordwesten in Richtung Zell im Odenwald der Mümling zu. Im Osten reichen große Waldgebiete über den 449 Meter hohen Katzenbuckel bis zum Eulbacher Park, wo mit über 500 Meter die höchste Erhebung der Gemarkung liegt. Im Gottwald westlich des Waldbachs liegt in einer eigenen Rodung der Heuberger Hof, als Forsthaus Habrich bis vor wenigen Jahren noch Sitz eines Revierförsters.
Geschichte
Ortsgeschichte
Die älteste, erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Widengesehez datiert von 1113.
ab 1971: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach, Stadt Michelstadt[Anm. 7]
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis, Stadt Michelstadt
Bevölkerung
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Weiten-Gesäß 951 Einwohner. Darunter waren 12 (1,3 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 189 Einwohner unter 18 Jahren, 387 zwischen 18 und 49, 222 zwischen 50 und 64 und 186 Einwohner waren älter.[9]
Die Einwohner lebten in 393 Haushalten. Davon waren 84 Singlehaushalte, 144 Paare ohne Kinder und 123 Paare mit Kindern, sowie 36 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 81 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 264 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Michelstadt[2]; Zensus 2011[9]
Das Forsthaus Habrich, heute: Heuberger Hof, ein 1863 vom Grafen Eberhard zu Erbach-Erbach gegründetes herrschaftliches Hofgut, eine große vierseitige Anlage, ist als Sachgesamtheit Kulturdenkmal.[10]
Seit dem 26. Januar 1995 wird wöchentlich in der hessenschau ein hessisches Dorf, das zum Zeitpunkt vor der Gebietsreform unter 2.000 Einwohner hatte, für Sendung am folgenden Samstag ausgelost und von einem Reportageteam des Hessischer Rundfunks vorgestellt. Am 22. Februar 2024 wurde Weiten-Gesäß als „Dolles Dorf“ aus den 900 Karten der Lostrommeln gezogen.[11]
Ortsteile
Im Jahre 2001 wurde die Agendagruppe Weiten-Gesäß auf Anregung der Initiative der UNO zur nachhaltigen Entwicklung im 21. Jahrhundert gegründet. Die Gruppe brachte an verschiedenen Stellen Schilder mit alten und noch geläufigen „Ortsteilbezeichnungen“ an. Mittig des weitläufigen Ortsgebiets liegt das Middeldorf (Mitteldorf, Mittelweg – Schneiderweg – Postweg – Kronenweg). Oberhalb befindet sich das Owwerndorf (Oberdorf, Dorfstraße von der Freiburgstraße bis zur Kirche) mit der Kreizgasse, dem früheren Zentrum mit Wirtschaft, Bäcker, Metzger, Schneider, Schuster. Im weiteren Verlauf der Dorfstraße durch das Unnerndorf (Unterdorf) erreicht man die Hoffad (Hofreite, Dreiseithof).
Von der Hoffad zweigt nordwestlich in den Momarter Weg und Am Schmalberg das Neistedtl ab. Hier stand im Jahre 1752 nur ein Haus, 1865 waren es bereits fünf Häuser. Dieses Neudorf wurde übertrieben als Neistedtl (Neustädtchen) bezeichnet. Südlich davon liegt der Flur und Siedlungsteil Litzert. Nördlich des Neustedl im weiteren Verlaufe des Momarter und Mittelwegs ist der Ortsteil Schmoalmisch (Schmalberg), nach dem gleichnamigen Flur benannt. Der Bereich der Eichenstraße zum Schmalberg, nördlich des Middeldorfs, wird nach dem Flurnamen als Am Bäisch (Am Berg) bezeichnet. Der Straßenzug Freiburgstraße, der im Osten an der Freibeusch (Freiburg) mit dem Müllerweg abschließt, nannt man Uff de Häih (Auf der Höhe). Hier stand im Jahre 1752 mit Sandstein gemauertes einzelnes Haus „wie eine Burg“ eines „freien Bauers“.[12][13][14]
Verkehr und Infrastruktur
Weiten-Gesäß liegt an der Kreisstraße K 92, die von der südwestlich gelegenen Kernstadt Michelstadt über die Sattelhöhe am Weiten-Gesäßer Berg kommt und durch das Waldbachtal hinunter nach Zell im Odenwald im Nordwesten führt.
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑ abZahlen und Fakten. In: Webauftritt. Stadt Michelstadt, abgerufen am 10. Juli 2024.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 17. September 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.39, S.1603, Punkt 1320; Abs. 18. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 9,2MB]).
↑Hauptsatzung. (PDF; 160 kB) § ? In: Webauftritt. Stadt Michelstadt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Januar 2021; abgerufen im Januar 2021.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).