Wehrmachthelferin (auch mit Fugen-s[1]) war die Bezeichnung für Mädchen und junge Frauen, die während des Zweiten Weltkrieges Dienst bei der deutschenWehrmacht taten. Die umgangssprachliche Bezeichnung der damaligen Zeit war Blitzmädels.
Mehr als eine halbe Million Frauen waren für kürzere oder längere Zeit Wehrmachthelferinnen in allen drei Wehrmachtsteilen des Heer, Marine und Luftwaffe sowie auch in der Waffen-SS. Über die Hälfte von ihnen meldete sich freiwillig, die anderen waren notdienstverpflichtet oder kriegshilfsdienstpflichtig. Sie zählten wie die hilfswilligen Kriegsgefangenen (siehe „Hilfswilliger“) zum sogenannten Behelfspersonal.
Die Frauen wurden nicht nur im Deutschen Reich eingesetzt, sondern zu einem kleinen Teil auch in besetzten Gebieten, so im Generalgouvernement (Polen), Dänemark, Norwegen, Niederlande, Belgien, Frankreich, im Reichskommissariat Ostland, später auch in Jugoslawien, Griechenland, Italien und im verbündeten Rumänien, als Stabshelferinnen.[2] Sie leisteten militärische Hilfsdienste, waren militärischen Vorgesetzten unterstellt und arbeiteten unter den Bestimmungen des Militärrechts. Wehrmachthelferinnen wurden meist als Ersatz für im Innendienst beschäftigte Soldaten eingesetzt, die so für Fronteinsätze frei wurden. Die Ausbildung dauerte maximal 12 Wochen. Einige militärische Einheiten bestanden am Ende des Krieges fast ausschließlich aus weiblichem Hilfspersonal.
Sie arbeiteten vor allem
als Telefonistinnen, Fernschreiberinnen, Funkerinnen, Stenotypistinnen, Bürohilfskräfte und Botinnen,
in der Reichsluftverteidigung im Horchdienst, Flugwachdienst, Flugmeldedienst, Wetterdienst, Jägerleitdienst und Luftschutzdienst
In den letzten Kriegsjahren wurden Helferinnen auch als Soldatinnen, obwohl nie als solche bezeichnet, verwendet. So dienten im August 1944 bei der Flugabwehrtruppe der Luftwaffe 660.000 reguläre männliche Soldaten sowie 450.000 Frauen („Flakbehelfspersonal“). Die Scheinwerfer-Batterien der Flaks wurden meist von Frauen bedient.[3]
Den größten Umfang erreichte das Wehrmachthelferinnenkorps zur Jahreswende 1944/45. 1945 wurden Flakhelferinnen Handfeuerwaffen zur Selbstverteidigung erlaubt. Im Februar 1945 wurden die Helferinnen der drei Wehrmachtteile (Heer, Luftwaffe, Marine) im Wehrmachthelferinnenkorps zusammengefasst.
Es ist unbekannt, wie viele Wehrmachthelferinnen in Ausübung ihres Dienstes starben, zu Kriegsversehrten wurden oder in Kriegsgefangenschaft gerieten. In sowjetischer Gefangenschaft sollen laut Schätzungen etwa 20.000 von ihnen umgekommen sein. Viele gerieten im Chaos von Rückzug, überstürzten Fluchtbewegungen und kollabierender Infrastruktur in Partisanenüberfälle[4], Tieffliegerangriffe oder Bombardements.[5]
Rezeption nach dem Krieg
1978 veröffentlichte Franz W. Seidler, seinerzeit Ordinarius für Sozial- und Militärgeschichte an der Universität der Bundeswehr München, das Buch „Frauen zu den Waffen?“ und in der Folge weitere Untersuchungen unter dem Titel der zeitgenössischen Bezeichnung „Blitzmädchen“. Seidler untersuchte auch, wie weit die Helferinnen durch Wahrnehmung kampfunterstützender Funktionen zu Kombattantinnen wurden.
In den sozialen Medien wurde 2018 von der Facebook-Seite „Die Blitzmädchen“ ein einseitig positives Bild der damals eingesetzten Frauen gezeichnet, alle Grausamkeiten der Nationalsozialisten und des Krieges blieben außen vor.[6]
Blitzmädel
„Blitzmädel“ oder „Blitzmädchen“ war ein Begriff aus der Soldatensprache. Die Bezeichnung war vom Blitz-Emblem, dem Abzeichen auf dem Uniformärmel oder auf der Krawatte, abgeleitet. Der Blitz war ein Emblem der Nachrichtentruppe von Wehrmacht und Waffen-SS. Der Begriff hatte teilweise einen abwertenden Beiklang, entsprechend soll ihr Ansehen in Teilen der Bevölkerung und bei Soldaten gering gewesen sein.[7][8]
Wehrmachthelferinnen im Spielfilm
1943/1944 Eine kleine Sommermelodie, Regie Volker von Collande (die weibliche Hauptfigur, Eva-Maria, eigentlich Studentin der Kunstgeschichte, wird bei ihrer Tätigkeit als Nachrichtenhelferin gezeigt)
Ursula von Gersdorff: Frauen im Kriegsdienst 1914–1945 (= Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte. Band 11). DVA, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1969, DNB456654356.
Marita Krauss (Hrsg.): Sie waren dabei. Mitläuferinnen, Nutznießerinnen, Täterinnen im Nationalsozialismus. Wallstein, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8353-0314-0.
Birthe Kundrus: Nur die halbe Geschichte. Frauen im Umfeld der Wehrmacht zwischen 1939 und 1945. In: Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Die Wehrmacht. Mythos und Realität. Oldenbourg, München 1999, S. 719–735. ISBN 3-486-56383-1.
Franka Maubach: Die Stellung halten: Kriegserfahrungen und Lebensgeschichten von Wehrmachthelferinnen, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-36167-2 (Dissertation Universität Jena 2009, 349 Seiten).
Alison Morton: Military or civilians? The curious anomaly of the German Women's Auxiliary Services during the Second World War. Kindle Edition 2012.
Gerda Szepansky: „Blitzmädel“, „Heldenmutter“, „Kriegerwitwe“. Frauenleben im Zweiten Weltkrieg. Fischer-Taschenbuch 3700, Frankfurt am Main 1986–1995, ISBN 3-596-23700-9.
Gordon Williamson: World War II German Women's Auxiliary Services (Men-at-Arms). Osprey, Oxford 2003. ISBN 1-84176-407-8.