Wechsler Memory ScaleDie Wechsler Memory Scale (WMS) wird in der neuropsychologischen Diagnostik eingesetzt, um verschiedene Gedächtnisfunktionen zu messen. Es handelt sich um ein ursprünglich englischsprachiges Einzeltestverfahren nach David Wechsler, das aktuell in der vierten Version vorliegt (WMS-IV)[1][2] und für den deutschen Sprachraum adaptiert wurde.[3][4][5][6] Überblick
AnwendungDas Testverfahren bietet ein weites Anwendungsfeld für Psychologen und Ärzte in der Psychiatrie, der Neurologie, im Bildungsbereich, in der Forensik, in der Beratung oder in anderen klinischen Bereichen. Ferner eignet es sich für die Untersuchung forschungsbezogener Fragestellungen und wird vornehmlich in der klinisch-neuropsychologischen Diagnostik eingesetzt, um verschiedene Gedächtnisfunktionen und Leistungen zu messen. Sowohl der amerikanische Vorgänger (Wechsler, 2009) als auch die aktuelle deutschsprachige vierte Version (Petermann & Lepach, 2012) wurden entworfen, um auch mit anderen Testverfahren, wie z. B. mit dem WAIS-IV (Wechsler Adult Intelligence Scale—Fourth Edition), eingesetzt werden zu können.[2] WMS-IV vs. WMS-RDie WMS-IV stellt eine Überarbeitung der dritten amerikanischen Fassung (WMS-III; Wechsler, 1997) und in Deutschland des Wechsler Gedächtnistest- revidierte Version (WMS-R; Härting et al., 2000) dar. Die WMS-IV enthält insgesamt sieben Untertests: drei Untertests wurden aus der WMS-III übernommen (Logisches Gedächtnis, Verbale Paarerkennung und Visuelle Wiedergabe) und vier neue ergänzt (Kognitives Kurzscreening, Muster Positionieren, Räumliche Ergänzung und Symbolfolgen). Weniger bewährte bzw. nicht mehr aktuelle Untertests und überschneidende Untertests zur Wechsler Adult Intelligence Scale – Fourth Edition (WAIS-IV, Wechsler, 2008; Petermann, 2012) wurden entfernt. Vier der Untertests (Logisches Gedächtnis, Verbale Paarerkennung, Muster Positionieren und Visuelle Wiedergabe) sind in zwei Phasen unterteilt: die unmittelbare Wiedergabe (I) und den Abruf nach Verzögerung (II) jeweils nach etwa 20 bis 30 Minuten. Einige Untertests beinhalten auch optionale Aufgaben, die dafür gedacht sind, Zusatzinformationen zu gewinnen. Die neu adaptierte deutsche Version der WMS-IV (Petermann & Lepach, 2012) umfasst einen Altersbereich von 16 bis 90 Jahre, wobei sie zwei unterschiedliche Testbatterien bietet: eine umfasst Erwachsene im Alter von 16 bis 69 Jahren (Erwachsene I) und eine etwas kürzere Fassung ist für ältere Testpersonen von 65 bis 90 Jahren (Erwachsene II) konzipiert. Diese kürzere Fassung wurde für ältere Personen angepasst, um die Testdauer zu verkürzen, Ermüdungserscheinungen zu reduzieren und somit die Erfassung der psychometrischen Funktionen zu vereinfachen. Zusätzlich zu der Erhebung der Gedächtnisleistung enthält der WMS-IV mit dem Kognitiven Kurzscreening (KKS) die Möglichkeit, den kognitiven Status einzuschätzen.[4][5][6] Beschreibung der WMS-IV (dt.) Skalen
DurchführungDie Durchführungsdauer der WMS hängt von vielen Faktoren ab, wie z. B. den Fähigkeiten und Erfahrungen der Testperson, Medikation, Motivation und Einstellung zur Testung. Die Erfahrung des Testleiters in Bezug auf die Durchführung und den Erhalt einer konstruktiven Testatmosphäre, spielt hier auch eine entscheidende Rolle. Im Allgemeinen beträgt die Durchführungszeit (WMS-IV) durchschnittlich etwa 90 bis 120 Minuten. Eine Gruppentestung ist nicht möglich, da die Tests innerhalb der Testbatterie in mündlicher Form einzeln mit den Probanden durchgeführt werden. Die Untertests des WMS-IV (dt.) stellen sehr unterschiedliche Anforderungen an ihre Präsentation und Beantwortung. Es gibt aber grundsätzliche Durchführungsregeln für die Untertests (z. B. Start- und Abbruchkriterien, Umkehrregeln, Zeitlimits etc.). Dieses Prinzip ist vielen erfahrenen Anwendern bereits von vorherigen Versionen des Tests und anderen Wechsler-Tests bekannt, sollte jedoch von Erstanwendern zunächst eingeübt werden. NormierungJe nach Testversion wurde die WMS-IV (dt.) Testbatterie für einen Altersbereich von 16 bis 69 Jahren (Erwachsene I) und für den Altersbereich zwischen 65 und 90 Jahren (Erwachsene II) für insgesamt 14 Altersgruppen getrennt normiert. Auch andere Faktoren wie z. B. die Bildung wurde berücksichtigt. Um die Differenzierungsfähigkeit der WMS-IV (dt.) zu prüfen, wurden diverse klinische Störungsbilder in die Testungen einbezogen: ADHS, Depression, Substanzmissbrauch, diverse Hirnschädigungen (Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Epilepsie, neuronale Störung, leichte Intelligenzminderung, Schizophrenie und Demenz (Alzheimer, Korsakow). AuswertungsobjektivitätDem Manual und den Stimulusbüchern des WMS-IV (dt.) sind präzise Vorgaben und Instruktionen zu entnehmen, die bei Einhaltung ein hohes Maß an Standardisierung ermöglichen. Für die Untertests, die Entscheidungen des Beurteilers erfordern (z. B. Uhrenzeichnen und Visuelle Wiedergabe), wurden Interrater-Übereinstimmungen von 96 % und 97 % festgestellt (Pearson, 2009). Es kann insgesamt von einer hohen Durchführungs- und Auswertungsobjektivität ausgegangen werden. ReliabilitätBei der WMS-IV (dt.) ergaben sich für die meisten Hauptuntertests moderate bis hohe Reliabilitätsmaße. Die durchschnittlichen Retest-Reliabilitäten lassen sich mit Werten von .74 bis .98 für die Untertests in der Erwachsene I – Testversion sowie mit Werten von .74 bis .97 für die Untertests in der Erwachsene II – Testversion als hoch einschätzen. Die höchsten Reliabilitätswerte ergaben sich für VP I (.94/.92), für VW I (.92/.94) und II (.98/.96) und für SF (.90/.91). Mit einem Bereich von .91 bis .96 für die Erwachsene I – Testversionen und einem Bereich von .93 bis .97 für die Erwachsene II – Testversion ist die durchschnittliche Retest-Reliabilität für die Indizes ebenfalls als hoch einzuschätzen. Eher ungeeignet sind Wechsler-IQ-Tests für Menschen mit Autismus, da sie deren Intelligenz systematisch zu niedrig einschätzen. Dies wird insbesondere auf die sprachlichen Elemente der Tests zurückgeführt. So erreichen Autisten beim Ravens-Matrizentest, der ohne sprachliche Elemente auskommt, im Schnitt 30 % bessere Ergebnisse.[7] KonstruktvaliditätDie WMS-IV (dt.) greift auch innerhalb der Skalen auf diverse Teilaspekte des Gedächtnisses zurück. z. B. gehören die Untertests Logisches Gedächtnis und Verbale Paarerkennung beide zur Skala Auditives Gedächtnis, messen dieses aber in völlig unterschiedlicher Weise. Erwartungsgemäß ergeben sich moderate Korrelationskoeffizienten. Hohe Korrelationen zwischen einzelnen Untertests werden nicht erwartet. Einige moderate Korrelationen zwischen den Skalen sind ebenfalls plausibel, da es Ähnlichkeiten in der angesprochenen Modalität oder in der Art der Präsentation oder Items gibt. MP I und II (erfassen Komponenten des visuellen Langzeitgedächtnisses) sowie RE (erfasst Komponenten des visuellen Arbeitsgedächtnisses) haben z. B. ähnliche visuelle Präsentationsformen, erfordern beide visuell-räumliche Gedächtnisleistungen, erfordern das Einlegen von Karten in das Wiedergaberaster und sprechen beide Inhibitionsleistungen an. Solche skalenübergreifenden Gemeinsamkeiten führen zu einer schlechteren faktorenanalytischen Abgrenzung der einzelnen Skalen. Vor- und NachteileFolgende Vorteile sind denkbar:
Folgende Nachteile sind denkbar:
Siehe auch
Quellen und Einzelnachweise
Literatur
Weblinks |
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