Walter SchweidlerWalter Rudolf Schweidler (* 15. September 1957 in Wassertrüdingen[1]) ist ein deutscher Philosoph. LebenWalter Schweidler lehrte Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum von 2000 bis 2009. Vorher war er Professor an der Pädagogischen Hochschule Weingarten von 1992 bis 1997 und an der Universität Dortmund von 1997 bis 2000. Von 2009 bis 2023 hatte er den Lehrstuhl für Philosophie an der Katholischen Universität Eichstätt inne. Er ist Schüler von Robert Spaemann, dessen Assistent er von 1985 bis 1992 an der Ludwig-Maximilians-Universität München war. Neben dem Magister- und Doktorstudium der Philosophie, der Katholischen Theologie und der Politikwissenschaft absolvierte er ein Jurastudium, das er 1990 an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Ersten Staatsexamen abschloss. Von 1983 bis 1989 leitete er das älteste private Münchener Studentenheim, das Newman-Haus in der Kaulbachstraße. Nach dem Abschied davon ging er für ein Semester als Visiting Professor an die University of Minnesota in Minneapolis. In den folgenden Jahren arbeitete er an seiner Habilitationsschrift Geistesmacht und Menschenrecht, die er 1992 abschloss und die beim Alber Verlag in Freiburg im Breisgau 1994 veröffentlicht wurde. Das Habilitationsverfahren wurde im Juli 1993 an der Ludwig Maximilians-Universität München abgeschlossen. Seine Dissertationsschrift Die Überwindung der Metaphysik, die 1987 bei Klett-Cotta erschien, ist ins Japanische und Französische übersetzt. Seine Magisterarbeit Wittgensteins Philosophiebegriff war 1983 beim Alber Verlag veröffentlicht worden. Eine italienische Übersetzung erschien 2004 in Florenz. Verschiedene Beiträge zum Thema Metaphysik und Metaphysikkritik wurden 2008 in dem Band Das Uneinholbare bei Alber veröffentlicht. In Dortmund und Bochum lehrte Schweidler primär im Bereich der praktischen Philosophie, insbesondere der politischen und Rechtsphilosophie. Die zugrunde liegende Forschung mündete in das Buch Der gute Staat, das 2002 bei Reclam und später in zweiter Auflage bei Springer erschien, sowie in das bei Springer 2012 erschienene Buch Über Menschenwürde. Auf dem Gebiet der Bioethik beteiligte Schweidler sich an Projekten der Volkswagen Stiftung und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes zum akademischen Neuaufbau in Südosteuropa in den Jahren 2004 bis 2011. Ausgangsbasis war ein DFG-Projekt zur Interkulturellen Bioethik unter der Leitung von Heiner Roetz, das an der Ruhr-Universität Bochum 2002 startete. Das daraus hervorgegangene Programm Integrative Bioethik, das er mit Ante Čović und Thomas S. Hoffmann entwickelte, hat in Südosteuropa weitreichende Wirkungen entfaltet und ist in der Reihe West-östliche Denkwege bei Academia, nunmehr Nomos, dokumentiert.[2] Eine Kleine Einführung in die Angewandte Ethik veröffentlichte Schweidler bei Springer 2018. WirkenIn seiner von Robert Spaemann betreuten Dissertation Die Überwindung der Metaphysik. Zu einem Ende der neuzeitlichen Philosophie setzt sich Schweidler mit der Unterscheidung von metaphysischem und philosophischem Denken auseinander. In vier exemplarischen Untersuchungen der Metaphysikkritiken von Rudolf Carnap, Oswald Spengler, Ludwig Wittgenstein und Martin Heidegger arbeitet er Merkmale philosophischer „Geistesmacht“ aus. Seine Forschungsschwerpunkte sind gegenwärtige und neuzeitliche Ansätze der Ethik und der politischen Philosophie; Rechtsphilosophie und Theorie der Menschenrechte; Phänomenologie, die Philosophie Heideggers im Kontext der Hauptströmungen des 20. Jahrhunderts; Metaphysik und Metaphysikkritik; Interkulturelle Philosophie sowie Bioethik. Dabei zieht sich durch alle Werke hindurch die Frage danach, was Philosophie und was philosophisches Denken ist. Zum Programm der Katholischen Universität Eichstätt trug Schweidler bei, indem er mit Jean-Luc Marion das Internationale Symposium Christentum und Philosophie 2012[3] sowie die Tagung Gabe und Gemeinwohl 2013 und den Meisterkurs mit Marion 2016 veranstaltete.[4] Zum 500-jährigen Jubiläum der dortigen Traumerlebnisse von Descartes hielt er 2019 in Neuburg an der Donau zusammen mit dem Centre d’études cartésiennes der Sorbonne und dessen Leiter Vincent Carraud die internationale Tagung Scientiae mirabilis fundamenta zur Descartes-Rezeption in Deutschland vom 17. bis zum 20. Jahrhundert ab.[5] Zusammen mit dem Council on Violence and Religion veranstaltete er 2014 die Tagung Battling to the End über René Girards mimetistische Interpretation des Weges zum I. Weltkrieg in Freising.[6] Für die Hermann und Marianne Straniak Stiftung veranstaltete er 2019 in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Dresden und Meißen das Internationale Symposium The Gift and the Common Good mit Teilnehmern aus China, Amerika und Europa.[7] Neben der Reihe Phänomenologie (zusammen mit Jean-Luc Marion)[8] gibt Schweidler bei Alber die Reihen Eichstätter philosophische Studien[9] und Eichstätter philosophische Beiträge heraus.[10] Seit 1996 gibt Schweidler beim Academia Verlag Sankt Augustin und nunmehr dem Nomos Verlag Baden-Baden die Reihe West-östliche Denkwege heraus. Gastprofessuren oder Lehr- und Forschungsaufenthalte führten Schweidler 1989 an die University of Minnesota, 1994/95 an die Universität Salzburg, 1996 an die Universität Freiburg im Breisgau, 1997 an die Macquarie University in Sydney, 1998 an die Universität Kyoto, 2002 an die University of California at Berkeley (Graduate Theological Union), 2017, 2018 und 2019 an die Sichuan University in Chengdu und 2020 an die Manoa University in Honolulu und die Loyola Marymount University in Los Angeles. Nach der Begegnung mit Marco Maria Olivetti im Jahr 2000 wuchs Schweidler in den Kreis der im Römischen Colloquio Castelli vereinigten Phänomenologen hinein.[11] Durch den Gründer Julius T. Fraser wurde er in die International Society for the Study of Time aufgenommen, zu deren International Council er seit 2016 gehört.[12] Die Zusammenarbeit mit der Hermann und Marianne Straniak-Stiftung ermöglichte ihm die Abhaltung einer Reihe internationaler Symposien zum philosophischen Austausch zwischen ostasiatischen, vornehmlich buddhistischen, und westlichen Denkern in den Jahren zwischen 1996 und 2008. Den gemeinsamen Nenner der in diesen Kontexten verlaufenen philosophischen Entwicklung Schweidlers bildet das Thema Zeit, zu dem er eine systematische Sammlung von in mehreren Jahrzehnten entstandenen Beiträgen in dem Buch Das Uneinholbare vorlegte, das 2008 bei Alber veröffentlicht wurde. 2014 erschien ebenfalls bei Alber der aus den Bochumer Oberseminaren hervorgegangene Sammelband Zeichen – Person – Gabe zur Metonymie als philosophischem Prinzip. Ehrungen und AuszeichnungenWalter Schweidler erhielt 2006 für das von Robert Spaemann mit ihm herausgegebene Ethik. Lehr- und Lesebuch den Deutschen Schulbuchpreis.[13] Er ist korrespondierendes Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben.[14] 2019 wurde er von Kardinal-Großmeister Edwin Frederick O’Brien zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 25. Mai 2019 im Kaiserdom St. Bartholomäus in Frankfurt am Main durch Reinhard Kardinal Marx, Großprior der deutschen Statthalterei, investiert. Walter Schweidler ist Mitglied des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande. WerkeMonographien
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