Walter HollitscherWalter Hollitscher (* 16. Mai 1911 in Wien; † 6. Juli 1986 ebenda) war ein österreichischer Philosoph, Marxist, Volksbildner, Publizist und Psychoanalytiker. LebenWalter Hollitscher wurde als jüngster Sohn in ein großbürgerliches Wiener Elternhaus 1911 geboren und bald darauf evangelisch (helvetischer Konfession) getauft. Nach der Trennung der Eltern zog sein Vater mit ihm nach Prag. So lebte er mit seinem wieder verheirateten Vater in Prag und besuchte die ebenso wieder verheiratete Mutter zur Sommerzeit in Berlin. Das Werk von Karl Kraus Die letzten Tage der Menschheit bewegten Hollitscher nachhaltig. Wie er selbst sagte; „antagonisierte mich Karl Kraus gegen die Bürgerwelt“. 1925 schloss sich Hollitscher als Mittelschüler in Prag der kommunistischen Bewegung an. 1929 legte er in Arnau an der Elbe das Abitur ab und begann im gleichen Jahr das Studium der Biologie, Medizin und Philosophie an der Universität Wien. In Wien wurde er im gleichen Jahr Mitglied der KPÖ und freundete sich mit profilierten Intellektuellen wie Ernst Fischer und Elias Canetti an. 1933 promovierte er an der Wiener Universität mit einer von Moritz Schlick und Robert Reininger begutachteten Arbeit "Über Gründe und Ursachen des Streites um das Kausalprinzip in der Gegenwart".[1] Ebenso legte Hollitscher das Staatsexamen für Psychologie sowie für Psychoanalyse ab. Nach der Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland musste Hollitscher emigrieren, zuerst nach Zürich, dann nach London, wo er – unter anderem als Vizepräsident des Austria Centre – bis 1945 lebte. Im Oktober 1945 kehrte Hollitscher nach Österreich zurück und war Mitarbeiter in der Wiener Volksbildung und des Instituts für Wissenschaft und Kunst. 1949 folgte er einem Ruf in die DDR an die Berliner Humboldt-Universität, wo er bis 1953 als Ordinarius für Logik und Erkenntnistheorie und erster Direktor des philosophischen Instituts wirkte. Hollitscher wurde inhaftiert und aus der DDR ausgewiesen. Ingeborg Rapoport verdächtigte Robert Havemann, an einer Intrige beteiligt gewesen zu sein, die dazu geführt habe.[2] Hollitscher war mit Paul Feyerabend befreundet. Dieser führt seine philosophische „Bekehrung“ vom Positivismus zum Realismus auf Hollitscher zurück.[3] Nach seiner Rückkehr nach Wien wurde Hollitscher Wissenschaftskonsulent der KPÖ. Vom 19. Parteitag im Mai 1965 bis zum 23. Parteitag im Dezember 1977 war Hollitscher Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ. In den Jahren der Parteikrise, der politisch-ideologischen Auseinandersetzung mit dem Revisionismus durch Ernst Fischer und Franz Marek zählte er mit Ernst Wimmer zum Herausgeberkreis der Streitschrift Neue Politik. Von 1965 bis ca. 1984 war Hollitscher alljährlich in mehrmonatigen Aufenthalten als Gastprofessor für philosophische Probleme der modernen Naturwissenschaften an der Universität Leipzig (damals Karl-Marx-Universität genannt) tätig. Dort wurde ihm 1971 die Ehrendoktorwürde verliehen. Hollitscher war ferner Kanzler des Internationalen Instituts für den Frieden, das seinen Sitz bis zu dessen Auflösung in Wien hatte. Walter Hollitscher starb am 6. Juli 1986 in Wien. Sein Grab ist im Urnenhain des Wiener Zentralfriedhofs zu finden. Ehrungen
Literatur
PublikationenViele seiner Schriften sind in mehrere Sprachen übersetzt worden, seine Publikation Die Natur im Weltbild der Wissenschaft etwa in zehn.
Des Weiteren viele hundert Essays, wissenschaftliche Abhandlungen und Zeitschriftenartikel: unter anderem Österreichisches Tagebuch, Die Woche, Österreichische Zeitung, (Österreichische) Volksstimme, Weg und Ziel, Internationale Dialogzeitschrift, Probleme des Friedens und des Sozialismus, Marxistische Blätter, Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Der Nachlass und die Bibliothek Walter Hollitschers werden in der Alfred-Klahr-Gesellschaft in Wien aufbewahrt. Weblinks
Einzelbelege
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