Waldbahn Lillafüred
Die Waldbahn Lillafüred, ungarisch Lillafüredi Állami Erdei Vasút (LÁEV), ist eine Schmalspurbahn bei Miskolc in Ungarn. Die Gleise sind in bosnischer Spurweite von 760 mm verlegt. Sie wurde ursprünglich zum Holz- und Kohletransport als Waldbahn gebaut, Personenverkehr gibt es seit 1924. Heute wird sie von der Forstwirtschaftsgesellschaft Északerdő Zrt. betrieben und dient nur touristischen Zwecken; nach der Kindereisenbahn Budapest ist sie die zweitmeistfrequentierte Schmalspurbahn in Ungarn.[4] StreckenDie LÁEV verfügt heute über zwei Bahnstrecken, davon wird aber nur eine regelmäßig befahren.
Der Betriebsbahnhof der Bahn ist Diósgyőr-Majláth.
GeschichteVorgeschichte und BauDie Geschichte der Schmalspurbahn begann nach dem Ersten Weltkrieg. Nachdem Ungarn mit dem Vertrag von Trianon 1920 seine großen Gebirge verloren hatte, war es notwendig, möglichst viel Holz aus dem Bükk zu gewinnen. Schon 1919 fiel die Entscheidung, dass im Tal von Szinva eine neue Eisenbahn errichtet werden soll; die erste, 17,7 Kilometer lange Strecke war von Miskolc-Fáskert über Lillafüred bis Garadna vorgesehen. Ein großes Hindernis stellte dabei das Tal Mély-völgy dar, welches schließlich durch eine von Ferenc Modrovich geplante Brücke überwunden werden konnte. Diese ist bis heute mit einer Höhe von 25 Metern und einer Länge von 64 Metern die größte Schmalspurbahnbrücke Ungarns. Im Februar 1920 begannen die Bauarbeiten für die Eisenbahn. Der erste Streckenabschnitt wurde binnen eines Jahres fertiggestellt, der Fahrbetrieb konnte schon im November 1920 aufgenommen werden. Die Eisenbahn hieß zur Eröffnung noch Szinvavölgyi Erdei Vasút und beförderte ausschließlich Dolomit, Kohle und Holz.[5] Bau der ZweigstreckenNach der Fertigstellung der Hauptstrecke wurden noch weitere Bahnlinien ausgebaut.
Einführung des PersonenverkehrsDas Bahnnetz war zwar ursprünglich nur für Güterverkehr vorgesehen, der öffentliche Personenverkehr begann aber im Verhältnis zu den anderen Schmalspurbahnbetrieben in Ungarn sehr früh. Schon 1924 wurde die schriftliche Genehmigung für den Fahrgastbetrieb erteilt. Die Waldeisenbahn von Miskolc war zu dieser Zeit vom Tourismus jedoch weit entfernt, die wenigen Passagiere wurden in mit Sitzplätzen ausgestatteten Güterwagen transportiert. Um günstigere Bedingungen für den Tourismus zu schaffen, wurde die Strecke 1927 innerhalb von Miskolc zum zentralen Platz Szent Anna tér verlängert. Außerdem wurden 1928 die ersten vier Personenwagen beschafft, welche bis heute im Einsatz sind. Erst die Eröffnung des Palasthotels im Jahr 1929 gab dem Tourismus einen wesentlichen Aufschwung. Nachdem das neue Hotel immer mehr Touristen anlockte und dem Tal von Szinva und der Siedlung Lillafüred einen Bekanntheitsgrad verschaffte, konnte die Bahn steigende Fahrgastzahlen verzeichnen. Schon im Sommer 1929 wurden die zwei zur Eröffnung des Hotels von der ungarischen Firma Ganz hergestellten Dieseltriebwagen in Betrieb genommen, die eine zu ihrer Zeit hohe technische Ausstattung besaßen. Der Name der Bahn wurde nach der Inbetriebnahme der Ganz-Triebwagen von Szinvavölgyi Erdei Vasút auf den besser klingenden Namen Lillafüredi Állami Erdei Vasút („Lillafüreder Staatliche Waldbahn“, abgekürzt: LÁEV) geändert. Nach dem Erfolg der Hauptstrecke begann 1933 auch der Personenverkehr auf der Zweigstrecke nach Mahóca. In den 1930er Jahren wurde die Bahn jährlich von 300.000 Fahrgästen in Anspruch genommen, parallel dazu wurden im Durchschnitt täglich 82 beladene Güterwagen abtransportiert.[6] Zwischen 1930 und 1970Die zum Váráshelyi rakodó führende Zweigstrecke wurde 1934 wegen eines Unfalls stillgelegt, aber später erfolgten an anderen Orten Erweiterungen. Die Zweigstrecke nach Mahóca wurde bis 1940 nach Taksalápa ausgebaut. Zum Zweiten Weltkrieg konnte nur die LÁEV die Großstadt Miskolc mit Holz versorgen. Der Betrieb musste im Zweiten Weltkrieg 1944 wegen großen Schäden eingestellt werden, die jedoch bis zum Folgejahr beseitigt werden konnten. Die schon bis Taksalápa ausgebaute Bahnstrecke wurde über Tízesbérc nach Farkasgödör-Örvénykő verlängert, womit sie eine Länge von 17 Kilometern erreichte. Die von Ganz hergestellten Dieseltriebwagen wurden 1948 und 1949 zur Pioniereisenbahn Budapest gebracht, sie kamen erst 1951 und 1963 zurück. Die ersten Diesellokomotiven wurden 1954 in Betrieb genommen – dabei handelte es sich um den Typ C–50 –, denen einige Jahre später die größeren Mk48 folgten. Die letzte Dampflokomotive wurde 1972 aus dem Regelbetrieb genommen. Übergang vom Güter- zum TourismusverkehrMit der zunehmenden Motorisierung konnte das Holz per Lastkraftwagen abtransportiert werden, die Bahn wurde immer unbedeutender. Mit Ausnahme der Hauptstrecke und der Zweigstrecke nach Mahóca wurde der Betrieb auf allen anderen Linien eingestellt und diese einige Jahre später abgebaut. Die Siedlung Lillafüred und das Palasthotel behielten ihre touristische Bedeutung jedoch, weshalb weiterhin ein touristischer Verkehr angeboten werden kann. Die einzige verbliebene Zweigstrecke hatte aber schon mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Auf der nicht für Tourismus vorgesehenen Strecke gab es nur über kürzere Zeitspannen planmäßigen Fahrgastbetrieb, der im Laufe der Zeit mehrmals eingestellt und wieder aufgenommen wurde, bis 1993 wegen des schlechten Zustandes der Gleise die Strecke zwangsweise stillgelegt werden musste. Die Restaurierungsarbeiten konnten erst 2008 auf dem ersten Streckenabschnitt bis Csanyik-Erdei iskola abgeschlossen werden, die weitere Strecke bis Mahóca blieb bis 2014 unpassierbar. Da am westlichen Ende der Zweigstrecke aber auch der Diebstahl von Schienen ein Problem darstellte, wurden die Gleise zwischen Mahóca und Taksalápa 2001 durch den Betreiber selbst abgebaut. Das Reststück bis Farkasgödör-Örvénykő wurde 2006 ebenfalls endgültig von der Északerdő Zrt. abgebaut. Das verbliebene Netz wurde jedoch instand gehalten. Im Jahr 2003 wurde die Endstation Miskolc-Dorottya utca modernisiert, der Fuhrpark wurde bis 2006 mit Druckluftbremsen ausgestattet. Mit Unterstützung der Europäischen Union wurden 2010 die Bahnhöfe Lillafüred und Garadna ebenfalls modernisiert und eine dieselelektrische Hybrid-Lokomotive beschafft, welche die erste ihrer Art in Ungarn ist. Die nur als touristische Attraktion dienende Waldeisenbahn hat jährlich etwa 200.000 Fahrgäste und ist damit die zweitbeliebteste Schmalspurbahn des Landes geworden.[7] 2017 wurde bekannt gegeben, dass der Waldeisenbahn staatliche Unterstützung für eine umfassende Fahrzeug- und Streckenrekonstruktion zusteht.[8] Streckeneröffnungen und Stilllegungen im ÜberblickDer Name der eröffneten Strecke ist grün, der stillgelegten rot dargestellt.
FuhrparkTriebfahrzeuge
PersonenwagenFahrzeug der Wiener StraßenbahnenNach 2002 wurden 18 ehemalige Wiener Straßenbahnen der Type E1 bei der Straßenbahn Miskolc in Dienst gestellt und bis 2015 eingesetzt. Nachdem deren Ausmusterung erwarb die Waldeisenbahn zwei der Fahrzeuge, die 2016 zum Betriebsbahnhof der LÁEV transportiert wurden. Die zwei Straßenbahnen trugen in Wien die Wagennummern 4652 und 4690, in Miskolc waren sie als 189 und 195 unterwegs. Da der Bahnbetrieb Zweirichtungsfahrzeuge mit Türen auf beiden Seiten erfordert, werden die zwei „A“- und davon getrennt die zwei „B“-Wagen der beiden Straßenbahnen zusammengebaut.[9] Sehenswürdigkeiten
Filme
Literatur
WeblinksCommons: Lillafüredi Állami Erdei Vasút – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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