VishvaDer Sanskritbegriff Vishva ist eine alternative Bezeichnung Vishnus und bezieht sich auf die von Gott ausgehende kosmische Manifestation des Universums.[1] EtymologieDas Wort Vishva (विश्व – viśva) leitet sich von der Wurzel विश् (viś – durchdringen, eingehen in) ab. Es kann somit als All, Gesamtheit, Universum, jedermann (alle), allgegenwärtig, alldurchdringend übersetzt werden. In der LiteraturIn der Sanskritliteratur wird mit Vishva das gesamte mysteriöse Universum bezeichnet. Das Wort taucht bereits im Rig-Veda auf, so sagt der Weise (Rishi) Dirghatamas:
– Rig Veda, I, 146,1 Im Shatapatha Brahmana (IX, iii, 1,3 bis 1,6) wird Vishva ebenfalls mit der Bedeutung All verwendet. Im Vers XI, 18 der Bhagavad Gita beschreibt Arjuna seine Vision des universellen Purusha wie folgt:
– Bhagavad Gita, 11,18 Hier tritt Vishva in seiner Genitivform viśvasya auf. Im Stotra des Vishnu Sahasranamas erscheint Vishva unter den tausend Namen Vishnus noch vor seinem eigenen Namen an erster Stelle:
– Vishnu Sahasranama, Stotra, Vers 1 BedeutungDie Bedeutung von Vishva wird in den Upanishaden erörtert. So erklärt Gaudapada im Āgama Prakarana der Mandukya Karika, einem Kommentar zur Mandukya-Upanishad, dass in den drei Bewusstseinszuständen Wachen, Träumen und Tiefschlaf der Beobachter seine sinnlichen Eindrücke auf dreifache Weise (त्रिधा भोगं) erlebt – विश्व (Vishva – grob), तैजस (Taijasa – subtil) und प्राज्ञ (Prajna – selig). Visva korrespondiert demzufolge mit dem Wachzustand, dem ersten der drei Bewusstseinszustände, in dem es unseren grobstofflichen Sinnen ermöglicht wird, die uns umgebende materielle Manifestation wahrzunehmen. Laut Gaudapada ist Vishva बहिष्प्रज्ञो विभुर्विश्वो, d. h. alldurchdringend und erfährt die grobstofflichen externen Sinnesobjekte, bleibt aber trotz des Kontakts dennoch von diesen verschieden. Weitere Assoziationen Gaudapadas für Vishva sind das rechte Auge (दक्षिणाक्षिमुखे विश्वो), da mit dem rechten Auge Grobstoffliches erkannt wird, das Immerwährende des Erfahrens (विश्वो हि स्थूलभुङ्नित्यं) sowie ihre erfreuliche Natur (स्थूलं तर्पयते विश्वं). In der aus drei Buchstaben bestehenden Silbe Aum entspricht Vishva dem Buchstaben A, anhand dessen die Durchdringungskraft der Klangformel ermessen werden kann, die sämtliche Gedanken und Worte erfüllt und einzelne Worte in einem harmonischen Ganzen aufgehen lässt, vergleichbar dem überall anwesenden Äther (Akasha). Die drei Bewusstseinszustände Vishva, Taijasa und Prajna (bezeichnet auch als drei Viertel oder pāda) müssen zusammenlaufen noch ehe der Vierte – Turiya – verwirklicht werden kann. Das an Ursache und Wirkung und daher an Dualität gebundene Vishva ist ein nach außen gerichtetes Bewusstsein. Taijasa kennt ebenfalls Dualität, ist aber ein nach innen gerichtetes Bewusstsein. Prajna ist allein an Ursachen gebunden und stellt eine Bewusstseinshäufung dar. In Wirklichkeit sind aber all diese drei Bewusstseinsformen nur ein einziger, im Wachzustand erfahrbarer Zustand.[2] VaishvanaraDer Purusha, das Selbst in allen verkörperten grobstofflichen Wesen, wird auch als vaiśvānara bezeichnet, da er alle (vishva) Menschen (nara) lenkt. Er stellt die Dreiheit aus Individuum, Kosmos und Gottheit dar und repräsentiert das Selbst im Wachzustand. Vishvarupa oder die universale FormIm Kapitel XI der Bhagavad Gita wird Krishna von Arjuna gebeten, ihm die viśva-rūpa, zu zeigen. Diesem Wunsch gibt Krishna statt und er manifestiert vor Arjuna seine universale Form. Diese beschreibt Arjuna wie folgt:
– Bhagavad Gita, 11, 16 Oder etwas weiter in Vers 19:
– Bhagavad Gita, 11, 19 Einzelnachweise |
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