Vishnu KhareVishnu Khare (Hindi विष्णु खरे; * 2. Februar 1940 in Chhindwara, Madhya Pradesh; † 19. September 2018 in Delhi) war ein indischer Schriftsteller, Journalist, Literatur- und Filmkritiker sowie Übersetzer. LebenNach einem Englischstudium am Christian College in Indore arbeitete Khare 1963–1975 als Englischdozent, anschließend von 1976 bis 1984 als Programmsekretär der indischen Wissenschaftsakademie „Sahitya Akademi“. Er schlug 1985–1993 die journalistische Laufbahn ein, zunächst als Herausgeber bei der hindisprachigen Zeitschrift Dainik Indore (Indore) und der Navbharat Times[1], einer der am weitesten verbreiteten und meistgelesenen hindisprachigen Tageszeitungen Nordindiens[2], zunächst von Lakhnau, dann von Jaipur aus. Den letzten Lebensabschnitt verbrachte er als stellvertretender Vorsitzender der Akademie in Delhi. Obwohl Khare bis zuletzt als Kolumnist über die Themen Literatur, Film und Kultur schrieb, überstieg sein Ruf als Übersetzer und als Autor lyrischer Prosa seinen Bekanntheitsgrad als Zeitungsmann. Der mehrsprachige Khare hatte bereits im Alter von 19 Jahren T. S. Eliots „The Waste Land“ ins Hindi übertragen und übersetzte später auch u. a. Goethes „Faust“ und das finnische Epos Kalevala. Längere Auslandsaufenthalte, u. a. in der Tschechoslowakei, erweiterten seinen Horizont und führten zu Übertragungen der Werke von Czesław Miłosz, Wisława Szymborska und Miklós Radnóti ins Hindi. Als Autor wie als Kritiker hielt Khare engen Kontakt zur jüngeren Generation, die ihn als Lehrer und Autor schätzte[3]. Khare schaltete sich in nahezu sämtliche literarischen Debatten seiner Zeit ein, wurde aber trotz seiner bisweilen pointierten Stellungnahmen allgemein respektiert. ThemenKhares Werk besteht neben seinen zahlreichen journalistischen Arbeiten aus sieben Gedichtbänden und fünf Bänden Film- und Literaturkritik[4] Obwohl sein Werk insgesamt wenig umfangreich ist, übt es wegen seiner Tiefe starken Einfluss auf die Gegenwartsliteratur aus. Ähnliches gilt für seine Filmkritiken, die er in der Navbharat Times, The Pioneer, The Hindustan Times und Frontline veröffentlichte. Khare, der sich stets der intellektuellen Mittelschicht zugehörig fühlte, thematisierte außer der Reflexion über die Aufgabe des Schriftstellers als Künstler die prekäre Situation der unteren Mittel- und Unterschichten, die weit verbreitete Korruption, die zunehmende Gewalt in den Konflikten zwischen den verschiedenen religiösen und sozialen Bevölkerungsgruppen (Kommunalismus) sowie die Stellung der Frau.[5] Stil, SpracheKhares Stil zeichnet sich durch freie, an Prosa gemahnende Verse aus, in denen er mit einfachen Worten in scharf beobachteten Alltagssituationen den Einzelnen in seiner Stellung gegenüber Gesellschaft, Religion und Familie in Erscheinung treten lässt. PrivatesKhare fühlte sich zeitlebens seiner Heimatregion Chhindwara im Süden von Madhya Pradesh verbunden, dessen rauer, unwirtlicher Charakter das von ihm in seiner Jugend übersetzte Gedicht T. S. Eliots „Das wüste Land“ so treffend wiedergibt. Keinesfalls wollte er in Mumbai sterben.[6] Khare war verheiratet und hinterließ einen Sohn. Auszeichnungen und MitgliedschaftenKhare wurde für seine Tätigkeit mit zahlreichen in- und ausländischen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Hindi Academy Literature Award, dem Raghuvir Sahay Samman, Maithili Sharan Gupt Samman und Shikhar Samman[7]. Für seine Übersetzung des Nationalepos der Finnen, Kalevala, ins Hindi erhielt er 1999 den finnischen Orden der Weißen Rose; für seine Übersetzung des estnischen Nationalepos, des Kalevipoeg, wurde er 2013 ausgezeichnet.[8] Khare war neben seiner Mitgliedschaft in der Sahitya Akademi Mitglied der Kalevala Society und der UNESCO-Kulturerbe-Kommission für Indien. Bewertung
Werke (Deutsch und Englisch)
Anmerkungen
Weblinks
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