Der Begriff wird heute weitestgehend synonym zur Lävokardiografie (lateinisch laevo, links, griechisch καρδία, kardia, oder latinisiertcardia, Herz) verwendet. Diese dient zur Diagnostik der Wandbewegungen und der Größe der linken, seltener auch der rechten Herzkammer im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung[2] (selektive Dextrokardiographie[3]).
Medizinhistorisch wurde der Begriff auch für andere Untersuchungen verwendet.[4]
Während der Ventrikulografie werden heute routinemäßig Druckmessungen durchgeführt. Außerdem wird die Lävokardiografie meistens auch mit einer Koronarangiographie kombiniert.[5]
Im Laufe der Zeit wurden zahlreiche ventrikulographische Funktionsgrößen bestimmt. 1956 schlugen Dodge und Tannenbaum[13] eine Methode zur Bestimmung des linksventrikulären Volumens vor. Seither wurde eine Vielzahl weiterer Verfahren publiziert. So konnten das Schlagvolumen, das Herzzeitvolumen, die Auswurffraktion, die mittlere normierte systolische Auswurfrate, die zirkumferentielle Wandspannung, der linksventrikuläre Krümmungsradius und die linksventrikuläre Muskelmasse abgeschätzt werden.[14]
Neurologie und Neurochirurgie
Im Jahr 1918 führte der Neurochirurg Walter Edward Dandy die Ventrikulografie ein.[15] Es gab zahlreiche verschiedene Verfahren zur Röntgenkontrastdarstellung des Ventrikelsystems.[16] Zur Kontrastierung wurden (röntgenpositive oder röntgennegative) Kontrastmittel, aber auch Luft bzw. Sauerstoff[17] verwendet. So definierte Willibald Pschyrembel 1972 die „Ventrikulographie [als] röntgenologische Darstellung der Hirnventrikel nach Luftfüllung durch direkte Punktion.“[18] Dort wurde auf die Enzephalographie mit den beiden Formen Elektroenzephalographie (EEG) und Pneumenzephalographie (vermittels gasförmiger Kontrastmittel) verwiesen.
Literatur
Ventrikulographie (Lävokardiographie). In: Erland Erdmann (Hrsg.): Klinische Kardiologie. Krankheiten des Herzens, des Kreislaufs und der herznahen Gefäße. 8. Auflage, Springer-Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-642-16480-4, S. 25. books.google
Einzelnachweise
↑Peter Reuter: Springer Klinisches Wörterbuch 2007 | 2008. Springer-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-34601-2, S. 1948.
↑Myron G. Sulyma (Hrsg.): Wörterbuch der Kardiologie. Band IV, Medikon-Verlag, München 1984, ISBN 3-923866-10-0, S. 775.
↑Daniel Scheidegger: Definition und Meßgrößen der akuten respiratorischen Insuffizienz: Lungenkreislauf, Herzfunktion. In: Jürgen Kilian, H. Benzer, Friedrich Wilhelm Ahnefeld (Hrsg.): Grundzüge der Beatmung. Springer, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-540-53078-9, 2., unveränderte Auflage, ebenda 1994, ISBN 3-540-57904-4, S. 109–120; hier: S. 116–118.
↑Christiane Bieber, Hanns-Wolf Baenkler, Keikawus Arastéh, Roland Brandt, Tushar Chatterjee: Duale Reihe Innere Medizin, Thieme, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-13-118163-3, S. 54, books.google
↑Vgl. E. Lysholm: Das Ventrikulogramm / Die Seitenventrikel. In: Acta Radiol. Supp. Band 25, 1937, S. 1 ff.
↑Wolfgang Seeger, Carl Ludwig Geletneky: Chirurgie des Nervensystems. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 229–262, hier: S. 234.
↑H. T. Dodge, H. L. Tannenbaum: Left ventricular volume in normal man and alterations with disease. In: Circulation, 14. Jahrgang, 1956, S. 927.
↑J. Cyran: Globale und regionale Kontraktionsstörungen des Herzens. In: Gerhard Riecker (Hrsg.): Herzinsuffizienz. In: Handbuch der inneren Medizin, 5. Auflage, 9. Band, 4. Teil, Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York / Tokyo 1984, ISBN 3-540-13022-5, S. 312–317.
↑Wolfgang Seeger, Carl Ludwig Geletneky: Chirurgie des Nervensystems. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 229–262, hier: S. 240.
↑Frieder Láhoda (Hrsg.): Wörterbuch der klinischen Neurologie. 3. Auflage. Einhorn Presse Verlag, Reinbek bei Hamburg 1990, ISBN 3-88756-209-7, S. 271.
↑Otto Jüngling: Zur Technik der Sauerstoffüllung der Hirnventrikel zum Zwecke der Röntgendiagnostik. In: Zentralblatt für Chirurgie. Band 49, 1922, S. 833 ff.
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