Urmia
Urmia (persisch ارومیه Orūmīyeh; aserbaidschanisch Urmu, Urumiyə; türkisch Urmiye; kurdisch ورمێ Wurmê, Urmê; syrisch ܐܘܪܡܝܐ), zwischenzeitlich auch Rezaieh (رضائیه Rezaiyeh) genannt, ist eine Stadt im Nordwesten Irans. Die Hauptstadt der Provinz West-Aserbaidschan liegt am Westufer des Urmiasees rund 800 Kilometer nordwestlich der Landeshauptstadt Teheran. Die Stadt liegt nahe der Grenze des Iran zur Türkei. Bei der Volkszählung 1996 hatte Urmia 435.200 Einwohner. Im Jahr 2006 wurde die Zahl der Einwohner auf 623.143 geschätzt und 2016 bei 736.224 wiedergegeben.[2] Die Bevölkerung betrachtet sich mehrheitlich als Aserbaidschaner.[3][4] Daneben gibt es noch Kurden, Perser und christliche Armenier sowie Chaldo-Assyrer (auch Aramäer genannt), die zu verschiedenen syrischen Kirchen gehören, vor allem zur chaldäisch-katholischen Kirche und zur Assyrischen Kirche des Ostens. Der Name Urmia leitet sich von den syrisch-aramäischen Wörtern ur ‚Stadt‘ und mia ‚Wasser‘ ab und bedeutet ‚Stadt am Wasser‘. Urmia ist ein Hochschulstandort der Islamischen Azad-Universität, deren Institut für Landwirtschaft international bekannt ist. Die Stadt liegt in einer fruchtbaren Gegend, in der Obst wie Äpfel oder Tabak angebaut werden. 15 Kilometer nördlich liegt der Flughafen Urmia. GeschichteDer Geburtsort von Zarathustra, dem Begründer der altpersischen zoroastrischen Religion, lag nach manchen Berichten in der Nähe von Urmia; aber das ist umstritten.[4] Viele Jahrhunderte gehörte Urmia den verschiedenen iranischen Dynastien, bis die Oghusen im 11. Jahrhundert die Gegend eroberten. 1184 eroberten die Seldschuken die Stadt. Die Osmanen kontrollierten die Stadt auch mehrmals. Spätestens seit dem 12. Jahrhundert ist Urmia Sitz christlicher (Erz-)Bischöfe der „Kirche des Ostens“. Später etablierte sich ein 'Khanat Urmia'. 1759 griff das Khanat Urmia unter Khan Fatali das Khanat Karabach an. Mit seiner 30.000 Mann starken Armee konnte er die armenische Fürsten von Jraberd und Talysch unterwerfen. Nach sechsmonatiger Belagerung von Panahabad zog sich Fatali wieder zurück. 1835 wurde eine christlich-protestantische Mission von Amerikanern eingerichtet, später eine katholische der Lazaristen. Mit ihrer Hilfe wurde der regionale neu-syrische Dialekt zur Schriftsprache. Die Stadt wurde 1880 vom kurdischen Führer Scheich Ubeydallah angegriffen. Die Christen verschiedener Konfessionen (hauptsächlich Assyrer und Armenier) machten 1900 mehr als 40 % der Bevölkerung in den Dörfern der Gegend um Urmia aus.[5] Die ostsyrischen Nichtkatholiken besaßen 1913 im Distrikt drei Bischöfe: Eliya von Tergawar (in Gemeinschaft mit der Russischen Orthodoxen Kirche), Dinkha von Tis und Ephrem von Urmia. Im Laufe des Ersten Weltkrieges begingen Truppen aus dem Osmanischen Reich mit kurdischer und iranischer Unterstützung Massaker an der christlichen Zivilbevölkerung – den Völkermord an den Assyrern und Aramäern. Der für die von Rom unabhängige „Kirche des Ostens“ in Urmia tätige Bischof Mar Dinkha von Tis verlor sein Leben am 23. Februar 1915. Im Juli 1918 wurden der katholische Chaldäer-Erzbischof von Urmia, Thomas Audo, der päpstliche Delegat Jacques-Emile Sontag und viele weitere getötet, entführt oder zur Flucht gezwungen. Nur wenige kehrten zurück oder kamen hinzu, so dass die Christen heute eine religiöse Minderheit bilden. Das Erzbistum Urmia-Salamas der Chaldäisch-katholischen Kirche mit seiner Kathedrale der Heiligen Muttergottes besteht bis zur Gegenwart (ca. 4500 Gläubige). Der Bischofssitz Urmia der mit der Russischen Orthodoxen Kirche unierten Assyrer ging mit den Verfolgungen 1918 unter.[6] Es steht aber noch die vor dem 7. Jahrhundert erbaute und Anfang der 1960er Jahre erneuerte Kirche Nane Maryam der Assyrischen Kirche des Ostens. 2012 gab es in der Stadt eine Restgemeinde von etwa 5000 assyrischen Christen.[7] Die Armenier der Stadt wiederum konnten 2002 die rekonstruierte St.-Stephanus-Kirche wiedereröffnen.[8] VerkehrDie Stadt soll noch 2016 an die Bahnstrecke Maragha–Urmia angeschlossen werden, die in Maragha von der Bahnstrecke Teheran–Täbris abzweigt. Die neue Strecke wurde zwischen Maragha und Mahabad bereits 2015 in Betrieb genommen. Klimatabelle
Söhne und Töchter der Stadt
Literatur
WeblinksCommons: Urmia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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