Dieser Artikel befasst sich mit der Gemeinde Unterweißenbach in Oberösterreich; zu weiteren Orten dieses Namens siehe Unterweißenbach (Begriffsklärung).
Unterweißenbach liegt auf 640 m Höhe im Mühlviertel. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 10,5 und von West nach Ost 11,7 Kilometer. Die Gesamtfläche umfasst 48,69 Quadratkilometer. Mehr als die Hälfte der Fläche sind bewaldet, über vierzig Prozent werden landwirtschaftlich genutzt.[1]
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende 16 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[2]):
Aglasberg (83)
Dauerbach (44)
Enebitschlag (73)
Grafenschlag (53) samt Schlamperlstatt
Greinerschlag (66)
Hackstock (55)
Hinterberg (109)
Hinterreith (34)
Landshut (159)
Mötlas (176) samt Mötlasberg und Ebmer Häuser
Neumühl (66)
Obermühl (118)
Schattau (75) samt Oberhaas und Schattauer
Unterweißenbach (912)
Wildberg (55)
Windhing (90)
Die Gemeinde besteht aus den beiden Katastralgemeinden Landshut und Unterweissenbach.
Zwischen der Großen und Kleinen Naarn erwarben die Herren von Perg und Machland im 11. Jahrhundert einen Besitz und begannen den Wald zu roden und legten die Burg Ruttenstein an. In einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1209 wird „Wizzenbach“ erstmals genannt,[3] ein in dieser Rodungsfläche gegründeter Ort. Aus der Rodungssiedlung wurde später ein Markt, um 1331 ist ein Richter dokumentiert. Im 14. Jahrhundert wurde Wizzenbach als Freies Aigen und niemand zu Lehen berürt bezeichnet. 1449 verzeichnete das Wallseer Urbar 42 Bürgerhäuser.[4]
Seit 1490 wurde es dem Fürstentum „Österreich ob der Enns“ zugerechnet und gehörte zur Herrschaft Ruttenstein. 1497 wird Weißenbach in einer Liste der Bannmärkte erwähnt, eine De-facto-Gleichstellung mit den landesfürstlichen Städten. 1571 verfügte Kaiser Maximilian II. neue Grenzen, damals reichte Weißenbach bis zum Kamp im heutigen Niederösterreich. 1757 folgte die Abtrennung der Pfarre Liebenau und 1785 die der Pfarre Kaltenberg.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938 gehörte der Ort zum Gau Oberdonau. Nach 1945 lag Unterweißenbach in der sowjetischen Besatzungszone und nach 1955 erfolgte der Ausbau der Infrastruktur.
Im Juli 2020 wurde ein Schatz mit 1500 Silbermünzen aus dem 15. Jahrhundert entdeckt,[6] der damit wesentlich größer ist als der Münzfund aus dem Jahr 1970 mit insgesamt 176 Münzen.[7]
Im Jahr 1869 wohnten im Gemeindegebiet 2147 Menschen. Das höchste Wachstum wurde zwischen 1951 und 1981 verzeichnet, 1981 wurde mit 2501 Bewohnern der höchste Stand in der Geschichte verzeichnet. Im Jahr 1991 hatte die Gemeinde 2465 Einwohner, bei der Volkszählung 2001 nur mehr 2299, was einem Rückgang von 6,7 % entspricht.[9]
Bei der Volkszählung 2001 betrug der Anteil der Einwohner, die 60 Jahre und älter waren, 19,7 %; 18,5 % waren unter 15 Jahre alt. Der Anteil der weiblichen Bevölkerung lag bei 50,7 %.[10]
Der deutsche Dialekt, der im Raum Unterweißenbach sowie in Oberösterreich allgemein gesprochen wird, ist das Mittelbairische. 99,6 % der Unterweißenbacher gaben 2001 Deutsch als Umgangssprache an. Weitere 0,1 % sprachen hauptsächlich Tschechisch, der Rest sprach andere Sprachen.
Der Anteil der Unterweißenbacher mit ausländischer Staatsbürgerschaft lag 2001 mit 0,5 % weit unter dem Durchschnitt Oberösterreichs. Dabei hatten 0,2 % der Unterweißenbacher Bevölkerung die Staatsbürgerschaft Deutschlands und 0,3 % entfielen auf Staatsbürger aus anderen Ländern. Insgesamt waren 2001 etwa 1 % der Unterweißenbacher in einem anderen Land als in Österreich geboren.[10]
Karlinger Hammerschmiede: Alte Schmiede aus dem 16. Jahrhundert mit einem Wasserrad von mehr als drei Metern Durchmesser. Der Hammer zählt zu den ältesten erhaltenen Hämmer in ganz Österreich.
Jagdmärchenpark Hirschalm: Erlebnispark mit Sommerrodelbahn und Achterbahn[12]
Wegererstein-Aussichtsplattform: Rundblick über das kleine Naarntal und Kaltenberg
Findlingsformationen aus der letzten Eiszeit
Wolfsberg: Gipfelkreuz
Wandermöglichkeiten: gut beschilderte Wanderrouten (auch für Familien)
Reitmöglichkeiten: Auf der Mühlviertler Alm gibt es eines der ausgedehntesten Reitwegenetze Europas (circa 600 km) und etliche Reiterhöfe
Bademöglichkeit: Freibad Unterweißenbach
Veranstaltungen
Nikolauskirtag
Hirschalmfest
Wirtschaft und Infrastruktur
Unterweißenbach ist Mitglied des Verbandes für Regional- und Tourismusentwicklung Mühlviertler Alm.
Ansässige Unternehmen
Sonnberg Biofleisch: Mit 55 Mitarbeitern und 13 Mio. Euro Umsatz der größte Arbeitgeber des Ortes und der Region Mühlviertler Alm
Verkehr
In Unterweißenbach kreuzen sich die Mühlviertler Alm Straße L 576 und die Nordwaldkamm Landesstraße L 579. Weiters wird das Gemeindegebiet durch die Unterweißenbacher Bezirksstraße L 1442 erschlossen. Durch das Gemeindegebiet führt der überregionale Wander- und Pilgerweg Johannesweg.
Öffentliche Einrichtungen und Bildung
Im Ort stehen ein Kindergarten, eine Volksschule, eine Neue Mittelschule und eine Polytechnische Schule zur Verfügung. Der Volksschule sind zwei S-Klassen angeschlossen. Zusätzlich besteht eine Bücherei im Pfarramt Unterweißenbach. Weiters gibt es einen praktischen Arzt mit Hausapotheke (Allgemeinmediziner) und ein Bezirksseniorenheim in der Gemeinde. Eine Tagesheimstätte der Lebenshilfe rundet das soziale Angebot der Gemeinde ab.
Im Jahr 2003 wurde das Bezirksgericht aus Spargründen geschlossen. Geschlossen wurde auch die Polizeidienststelle. Die nächste Polizeidienststelle befindet sich in Königswiesen. Die Bezirkshauptmannschaft Freistadt betreibt eine Außenstelle und ein Notar ist auch im Ort.
In Unterweißenbach befindet sich auch das Büro der Mühlviertler Alm, das sowohl die regionalen als auch touristischen Aufgaben des Verbandes abwickelt.
Seit dem Jahr 1945 erreichte die ÖVP immer die absolute Mehrheit. Zweitstärkste Partei wurde meist die SPÖ. Die FPÖ wurde bei den Wahlen meist die drittstärkste Partei. 2003 wurde die ÖVP mit 68,1 % stimmenstärkste Partei.[15] 2009 gelang es der ÖVP, ihre absolute Mehrheit auf 81,2 % auszubauen. Die FPÖ trat zu dieser Wahl nicht mehr an.[16]
Das Gemeindewappen zeigt in Grün einen silbernen, schrägrechten Wellenbalken. Dies zeigt in einer vereinfachten Darstellung den alten Ortsnamen Wizzenbach, der bereits 1209 in einer Urkunde für das Kloster Baumgartenberg genannt wurde. Die Gemeindefarben sind: Grün-Weiß.
Der Zeitpunkt der Verleihung des Gemeindewappens ist nicht bekannt. Der erste Nachweis des Wappens ist ein Siegel mit der Umschrift S . MARKT . BEISEN . PACH auf einem Aktenstück aus dem Jahre 1677. Die Gemeindefarben wurden am 8. September 1980 genehmigt.[18]
Persönlichkeiten
Johann Christoph Stelzhammer (* 29. August 1750 in Unterweißenbach; † 10. Oktober 1840 in Linz), katholischer Geistlicher, Physiker und Rektor der Universität Wien
Anton Pilz von Raabs (* 1827 in Tischberg bei Unterweißenbach; † 1914 in Raabs/NÖ.), Priester, Theologe und Seelsorger
Anton Greinstetter (* 1873 in Liebenau; † 1944 in Unterweißenbach), Kaufmann, Politiker und Bürgermeister
Leo Schmalzer (* 1897 in Unterweißenbach; † 1977 in Steyr), Gymnasiumsdirektor in Steyr
Leo Pallwein-Prettner (* 1937 in Unterweißenbach; † 2012), war Präsident des Oberösterreichischen Roten Kreuzes und Landtagsabgeordneter
Friedrich Schober: Unterweißenbach. Ein Heimatbuch des Marktes und seiner Umgebung. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1948.
Alois Dittrich: Schulgeschichte von Unterweißenbach. Unterweißenbach 1949.
Alois Dittrich: Festschrift zur 75jährigen Gründungsfeier der Freiwilligen Feuerwehr. Unterweißenbach 1950.
Unterweißenbach. 1938 …… 1955. Wenn wir rückwärts zählen wollen, rückwärts Jahr um Jahr. GedenkGeschichte und ZeitWorte aus Berichten, Chroniken, Zeitungen, Erinnerungen, Protokollen. Zusammengestellt von Günther Fattinger, herausgegeben von der Marktgemeinde Unterweißenbach, Bibliothek der Provinz, Wien 1988, ISBN 3-900878-10-2.
Naturraumkartierung Oberösterreich. Landschaftserhebung Gemeinde Unterweißenbach. Endbericht. Gutachten Naturschutzabteilung Oberösterreich. 2004, S. 1–298 (zobodat.at [PDF]).
Erwin Hölzl: Daheim beim Obermitteregger. Geschichten aus erster Hand. Geschichte 1950–1980, Edition Geschichte der Heimat, Grünbach, Steinmaßl 2008, ISBN 978-3-902427-49-6.
Josef Kramer: Unsere Geschichte. Leben auf der Mühlviertler Alm. Herausgeber: Verband Mühlviertler Alm, 2008.
↑Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band2. Wien 1856, CCCLX, S.517 (archive.org – „wizzenbach“ in der letzten Zeile dieser Seite): „1209. 31. Jänner. Baumgartenberg. — Leopold VII., Herzog von Österreich und Steiermark, bestätigt dem Kloster Baumgartenberg dessen namentlich aufgezählten Besitzungen.“
↑Die Kunstdenkmäler Österreichs. DEHIO Oberösterreich. Band 1, Mühlviertel, ISBN 3-85028-362-3, S. 901.
↑Friedrich Schober: Unterweißenbach. Ein Heimatbuch des Marktes und seiner Umgebung. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1948.
↑Josef Fürst, Franz Schaufler: Die Pechölsteine im Gebiet von Unterweißenbach und Kaltenberg. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 24, Heft 1/2, 1970, S. 18–21 (mit Kurzbeschreibung von 13 Pechölsteinen, ooegeschichte.at [PDF]).