Unterrieden (Witzenhausen)

Unterrieden
Koordinaten: 51° 21′ N, 9° 53′ OKoordinaten: 51° 20′ 31″ N, 9° 52′ 57″ O
Höhe: 140 (140–145) m ü. NHN
Fläche: 6,15 km²[1]
Einwohner: 918 (Sep. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 149 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 37214
Vorwahl: 05542
Unterrieden aus der Luft (Blick nach Norden)
Unterrieden aus der Luft (Blick nach Norden)

Unterrieden ein Stadtteil von Witzenhausen im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis. Der Ort ist ein Zentrum des Kirschenanbaugebiets Witzenhausen.

Geographie

Unterrieden liegt rund 4,8 km südsüdwestlich des Dreiländerecks Hessen-Niedersachsen-Thüringen und etwa 1,5 km (je Luftlinie) östlich der Witzenhäuser Kernstadt an der Werra. Nördlich erhebt sich der Sandwald (477,2 m ü. NN), südostwärts leitet die Landschaft zum Höheberg (508,9 m ü. NN) über und jenseits der Werra erstrecken sich südlich das Soodener Bergland (482,4 m ü. NN) mit dem jenseits davon befindlichen Hohen Meißner (753,6 m ü. NN) und südwestlich bis westlich der Kaufunger Wald (643,4 m ü. NN).

Über die Bundesstraßen 27 (GöttingenEschwege) und 80 (Hann. MündenHeilbad Heiligenstadt) ist das Dorf an das übergeordnete Straßennetz angebunden. Über die B 27 ist seit Dezember 2006 die A 38 (Göttingen–Halle (Saale)) erreichbar, von der am nahen Autobahndreieck Drammetal Anbindung an die Bundesautobahn 7 besteht.

Geschichte

Ortsgeschichte

Jahr Ereignis
856 bis 866 erstmalige Erwähnung in einer Schenkung an das Kloster Corvey als „Ungretun“
1470 Sittich von Berlepsch übernimmt das Lehen in Unterrieden
1744 Die Familie von Bodenhausen auf dem Arnstein hat sich 2/3 des Unterrieder „Zehnten“ gesichert
1747 Erstmals Gebrauch der heutigen Schreibweise „Unterrieden“
1872 Fertigstellung der Bahnstrecke der Bahnstrecke Halle–Hann. Münden
1904 Gründung der Firma Welco zur Zigarrenherstellung
1915 Eröffnung der Eisenbahnstrecke Eichenberg-Velmeden „Gelstertalbahn“. In Unterrieden wird der Bahnhof eingeweiht.
1935 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Unterrieden
1945 Sprengung der Eisenbahnbrücke über die Werra durch deutsche Truppen am 7. April. Danach Besetzung durch amerikanische Truppen.
1946 Vollständige Ansiedlung der Fa. Grimm & Triepel in Unterrieden, die bereits ab 1933 eine Niederlassung in Unterrieden unterhielt. Die Firma stellte bis zu ihrer Schließung 2016 als einzige in Deutschland Kautabak her.
1948 Erste Kirmesfeier der Gemeinde seit dem letzten Krieg
1959 Gründung der Absatzgenossenschaft Unterrieden eG zur Kirschvermarktung
1960 Bau der Bundesstraße 27 durch die Gemarkung, damit verbunden Flurbereinigung
1971 Im Zuge der Gebietsreform in Hessen zum 31. Dezember freiwillige Eingemeindung in die Stadt Witzenhausen.[3][4] Für die nach Witzenhausen eingegliederten, ehemals eigenständigen Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
1989 Einweihung der Rad- und Fußgängerbrücke über die Werra
2005 Beginn des Dorferneuerungsprogramms des Landes Hessen
2006 Dorfjubiläum 1.150 Jahre Unterrieden
2009 Einweihung des neuen Jugendraumes an der Gerhard-Schmidt-Halle und Beginn Umbau der „Alten Schule“ zum Dorfgemeinschaftshaus
2011 Eröffnung des komplett renovierten Dorfgemeinschaftshauses mit Radlerherberge – Trägerverein ist der Unterrieder Kulturverein e. V.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Unterrieden 789 Einwohner. Darunter waren 27 (3,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 125 Einwohner unter 18 Jahren, 333 zwischen 18 und 49, 171 zwischen 50 und 64 und 150 Einwohner waren älter.[6] Die Einwohner lebten in 318 Haushalten. Davon waren 72 Singlehaushalte, 120 Paare ohne Kinder und 96 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 72 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 207 Haushaltungen lebten keine Senioren.[6]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1575: 46 Hausgesesse
• 1585: 46 Hausgesesse
• 1681: 44 Einwohner
• 1747: 61 Mannschaften mit 48 Feuerstellen
• 1961: 675 evangelische (= 77,94 %), 185 katholische (= 21,35 %) Einwohner
Unterrieden: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
543
1840
  
577
1846
  
548
1852
  
573
1858
  
551
1864
  
588
1871
  
628
1875
  
574
1885
  
478
1895
  
499
1905
  
589
1910
  
570
1925
  
553
1939
  
585
1946
  
861
1950
  
909
1956
  
888
1961
  
866
1967
  
874
1970
  
839
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
789
2015
  
848
2022
  
915
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Witzenhausen[2]; Zensus 2011[6]

Politik

Für Unterrieden besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Unterrieden) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 63,24 %. Es erhielten die SPD mit 36,88 % drei Sitze, die CDU mit 17,87 % ein Sitze, die Grün-Bunte-Liste-Unterrieden mit 33,6 % zwei Sitze und die „Freie Wählergemeinschaft“ mit 11,61 % einen Sitz.[7] Der Ortsbeirat wählte Harald Ludwig (SPD) zum Ortsvorsteher.[8]

Ansässige Unternehmen

  • Absatzgenossenschaft Unterrieden eG „Witzenhäuser Kirschen“
  • Bioland Frischgeflügel Roth GbR
  • Fahrenbach GbR Garten- und Landschaftsbau
  • Knofi & so – Witzenhäuser Spezialitäten
  • Transport-Logistik-Pöhlmann Witzenhausen GmbH & Co. KG
  • Tschik's Motorradservice

Im Dezember 2016 wurde Deutschlands letzte Kautabakfabrik Grimm & Triepel Kruse-Kautabak geschlossen.

Persönlichkeiten

Literatur

  • 1150 Jahre Unterrieden – Ein Dorf im Wandel der Zeit. Hrsg.: Arbeitskreis Chronik Unterrieden, Druck G. Wollenhaupt, Großalmerode 2006
  • Literatur über Unterrieden nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Einzelnachweise

  1. a b c Unterrieden, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Stadtteil Unterrieden In: Webauftritt der Stadt Witzenhausen. Abgerufen im März 2022.
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 1, S. 5, Punkt 8 Abs. 30 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 410 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  5. Hauptsatzung. (PDF; 1,6 MB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Witzenhausen, abgerufen im März 2022.
  6. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 58 und 114, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  7. Ortsbeiratswahl Unterrieden. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im März 2023.
  8. Ortsbeirat Unterrieden. In: Webauftritt. Stadt Witzenhausen, abgerufen im März 2023.