Die Unixzeit ist eine Zeitdefinition, die für das BetriebssystemUnix entwickelt und als POSIX-Standard festgelegt wurde. Die Unixzeit zählt die vergangenen Sekunden seit Donnerstag, dem 1. Januar 1970, 00:00 Uhr UTC. Das Startdatum wird auch als The Epoch bezeichnet. Die Umschaltung von einer Sekunde zur nächsten ist synchron zur UTC. Schaltsekunden werden ignoriert,[1] eine Schaltsekunde hat den gleichen Zeitstempel wie die Sekunde davor. Vor Unix Version 6 (1975) zählte die Unix-Uhr in Hundertstelsekunden, daher musste die Epoche jedes Jahr neu festgelegt werden.
Die Umrechnung in eine menschenlesbare Form, einschließlich der Anwendung von Zeitzonen, Sommerzeit und Schaltjahren werden dann von zusätzlichen Funktionen der Standardbibliothek übernommen. Die Darstellung des Datums als Sekunden seit der Unix-Epoche wird häufig verwendet, weil sie für Computerprogramme viel leichter zu verarbeiten ist als das „menschliche“ Datumsformat. Es lassen sich mit diesen Werten leicht Zeiträume als Differenzen von Sekunden berechnen. Sommer- oder Winterzeit, Zeitzonen und Schaltsekunden spielen dann keine Rolle mehr. Aus diesem Grund wird dieser Wert auch gerne als Zeitstempel verwendet. In praktisch allen Server-Anwendungen spielt der Zeitstempel eine tragende Rolle, so etwa im Umfeld von PHP- oder MySQL-Applikationen bei der Unterscheidung und Generierung zeitbezogener Datenbank-Einträge. Die vordefinierten PHP-Funktionendate() und mktime() ermöglichen hier beispielsweise durch das Einsetzen passender Funktionsargumente die einfache Konvertierung eines Zeitstempels in ein menschenlesbares Datumsformat und umgekehrt.
Der POSIX-Standard verlangt für die Zeitangabe in Sekunden seit 1. Januar 1970 mindestens eine vorzeichenbehaftete 32-Bit-Zahl (Integer). Somit umfasst die Unixzeit garantiert die Werte −2.147.483.648 bis +2.147.483.647. Umgerechnet in Jahre entspricht dies etwas mehr als −68 bis +68.
Am 19. Januar 2038 um 3:14:08 Uhr UTC wird es daher bei Computersystemen, welche die Unixzeit in einer vorzeichenbehafteten 32-Bit-Variable speichern, zu einem Überlauf, und mithin zu einem Rücksprung kommen.
Unixzeiten vor dem 13. Dezember 1901 20:45:52 UTC sind mit einer vorzeichenbehafteten 32-Bit-Zahl auch nicht darstellbar, da die Zeitstempel kleiner als −2.147.483.648 wären.
Moderne Unix-Systeme verwenden zumindest in ihrer 64-Bit-Variante eine vorzeichenbehaftete 64-Bit-Zahl, bei der das Risiko eines Überlaufs ohne praktische Relevanz ist. Hier ließen sich Zeitspannen von bis zu 292 Milliarden Jahren korrekt darstellen.
Eingebettete Systeme auf Unix-Basis sind zurzeit noch nahezu ausschließlich 32-Bit-Systeme. Die fortlaufende Entwicklung, technische Geräte (z. B. Router, Radiowecker bis hin zu Automobilen und Flugzeugen) mit eingebetteten Systemen auf Unix-Basis auszustatten, bedingt, dass diese Geräte ab dem 19. Januar 2038 nicht mehr korrekt funktionieren.
Verwendet ein Entwickler den vorzeichenlosen (unsigned-) 32-bit-Typ, könnte er die Unix-Zeit noch bis über das Jahr 2100 hinaus verwenden. Das gilt allerdings nicht, wenn er die Standardbibliothek nutzt. Diese ist auf den minimalen POSIX-Standard festgelegt.
Schaltsekunden
Schaltsekunden werden in der Unixzeit nicht mitgezählt, da sie nicht regelmäßig auftreten, sondern je nach schwankender Erdrotation nur sechs Monate vor ihrer Einfügung angekündigt werden. Alle Tage sind in Unixzeit genau 24 × 3600 Sekunden lang, Zeitdifferenzen in Unixzeit, die über eine Schaltsekunde hinweggehen, sind daher um diese Sekunde zu kurz.[2]
In den letzten Jahren gab es mehrere Versuche, im Rahmen der POSIX-Standardisierung eine Darstellung der Schaltsekunde zur POSIX-Unix-Zeitdefinition hinzuzufügen. Die Diskussionen zu diesem Thema führten jedoch bislang nicht zu einem allgemein akzeptierten Ergebnis.
Vergleich
Für die menschliche Anwendung sind auf Abschnitte herunter gebrochenen Zeiten, etwa Anzahl Jahre, Monate, Tage, Stunde mit zusätzlichen Angaben für Zeitzone und Sommerzeit übersichtlicher. Soweit eine alltägliche Zeit ohne Angabe von Sommerzeit und Zeitzone erfolgt, bleibt sie für eine computertechnische Verarbeitung allerdings noch unvollständig. Die gebrochene Darstellung macht Berechnungen in jedem Fall aufwändiger.
Unix bietet eine Konvertierung der Unixzeit in eine gebrochene Darstellung mittels localtime()an. Sommerzeit und Zeitzone werden von dieser Funktion, für den Anwender meist unsichtbar, aus administrativen Einstellungen des Systems bezogen – deshalb local-time.
In den DOS-Systemen war die gebrochene Zeit, aber ohne Zeitzonenangabe das Standardformat und wird auf FAT-Dateisystemen für Zeitstempel der Dateien in einer kompakten Darstellung gespeichert.
Eine Zeitangabe kann auch als Gleitkommazahl gespeichert werden. So ist z. B. bei Nutzung des Double-Formats eine sekundengenaue Auflösung für die nächsten ca. 285 Millionen Jahre möglich.
Unix-Enthusiasten haben es sich zum Brauch gemacht, zu bestimmten Werten der Unixzeit sogenannte „time_t-Partys“ – ähnliche den Neujahrsfeiern zum Jahreswechsel – zu veranstalten. Üblicherweise werden runde Dezimal-Werte, wie 1.000.000.000 oder 2.000.000.000 gefeiert. Unter manchen Benutzern werden allerdings auch runde Binär-Werte gefeiert, beispielsweise +230 (1.073.741.824), welcher auf den 10. Jan. 2004 13:37:04 UTC fiel. Am 13. Feb. 2009 um 23:31:30 UTC (14. Feb. 2009 um 00:31:30 CET) erreichte die Unixzeit den Wert 1234567890. Heise Online erwähnte dieses Ereignis in seinem Newsticker.[3]
Diese Zeitpunkte werden üblicherweise als „n Sekunden seit der Unix-Epoche“ gefeiert. Durch die Einführung von Schaltsekunden ist diese Bezeichnung allerdings nicht ganz korrekt.
Wert
Zeitpunkt (UTC)
arithm.
dezimal
hexadez.
−231
−2 147 483 648
80 00 00 00
13. Dez. 1901 20:45:52
−230
−1 073 741 824
C0 00 00 00
23. Dez. 1935 10:22:56
−1 000 000 000
C4 65 36 00
24. April 1938 22:13:20
−229
−536 870 912
E0 00 00 00
27. Dez. 1952 05:11:28
−228
−268 435 456
F0 00 00 00
30. Juni 1961 02:35:44
0
00 00 00 00
1. Jan. 1970 00:00:00
216
65 536
00 01 00 00
1. Jan. 1970 18:12:16
224
16 777 216
01 00 00 00
14. Juli 1970 04:20:16
100 000 000
05 F5 E1 00
3. März 1973 09:46:40
228
0268 435 456
10 00 00 00
4. Juli 1978 21:24:16
500 000 000
1D CD 65 00
5. Nov. 1985 00:53:20
229
0536 870 912
20 00 00 00
5. Jan. 1987 18:48:32
805 306 368
30 00 00 00
9. Juli 1995 16:12:48
1 000 000 000
3B 9A CA 00
9. Sep. 2001 01:46:40
230
1 073 741 824
40 00 00 00
10. Jan. 2004 13:37:04
1 111 111 111
42 3A 35 C7
18. März 2005 01:58:31
1 234 567 890
49 96 02 D2
13. Feb. 2009 23:31:30
1 300 000 000
4D 7C 6D 00
13. März 2011 07:06:40
1 342 177 280
50 00 00 00
13. Juli 2012 11:01:20
1 400 000 000
53 72 4E 00
13. Mai 2014 16:53:20
1 500 000 000
59 68 2F 00
14. Juli 2017 02:40:00
1 600 000 000
5F 5E 10 00
13. Sep. 2020 12:26:40
1,5 · 230
1 610 612 736
60 00 00 00
14. Jan. 2021 08:25:36
1 700 000 000
65 53 F1 00
14. Nov. 2023 22:13:20
1 800 000 000
6B 49 D2 00
15. Jan. 2027 08:00:00
1 879 048 192
70 00 00 00
18. Juli 2029 05:49:52
1 900 000 000
71 3F B3 00
17. März 2030 17:46:40
2 000 000 000
77 35 94 00
18. Mai 2033 03:33:20
2 100 000 000
7D 2B 75 00
18. Juli 2036 13:20:00
231−1
2 147 483 647
7F FF FF FF
19. Jan. 2038 03:14:07
Bei Verwendung des vorzeichenlosen (unsigned-) 32-bit-Typ
232−1
4 294 967 295
FF FF FF FF
7. Feb. 2106 06:28:15
Unix-Befehle
Bei einigen Unix-ähnlichen Systemen lässt sich mittels nachstehendem Befehl eine Unixzeit in die äquivalente UTC-Zeit umrechnen (das Verhalten von date aus dem Beispiel ist nicht Bestandteil des POSIX-Standards).
date-u-d@UNIXTIME
Beispiel:
date-u-d@1234567890
Fr13.Feb23:31:30UTC2009
Umgekehrt lässt sich die aktuelle Anzahl der vergangenen Sekunden seit dem 1. Januar 1970 auf einigen Unix-/Linux-Systemen mittels
date+%s
anzeigen (das Verhalten von date ist auch hier nicht Bestandteil des POSIX-Standards).
Beispiel-Implementierung
Möchte man die Unixzeit zu einem gegebenen Zeitpunkt berechnen, lässt sich das über folgenden Rechenweg bewerkstelligen. Die Unixzeit kennt keine Zeitzonen. Sie nutzt als Eingabe eine von Zeitzonen bereinigte Zeit. Schaltsekunden werden mangels Vorhersagbarkeit weder für die Vergangenheit noch für die Zukunft berücksichtigt.
Achtung: Der folgende Quelltext ist in der Programmiersprache C verfasst und arbeitet mit maschinenabhängigen Datentypen. Das Jahr-2038-Problem tritt bei diesem Programm jedoch nicht auf, da der verwendete Datentyp „long long“ mindestens 64 Bits besitzt. Wie jeder Beispielquelltext dient er allein der Illustration und sollte ohne Überprüfung nicht in den Praxiseinsatz übernommen werden.
/** Konvertiert gegliederte UTC-Angaben in Unix-Zeit. * Parameter und ihre Werte-Bereiche: * - jahr [1970..2038] * - monat [1..12] * - tag [1..31] * - stunde [0..23] * - minute [0..59] * - sekunde [0..59] */longlongunixzeit(intjahr,intmonat,inttag,intstunde,intminute,intsekunde){constshorttage_seit_jahresanfang[12]=/* Anzahl der Tage seit Jahresanfang ohne Tage des aktuellen Monats und ohne Schalttag */{0,31,59,90,120,151,181,212,243,273,304,334};intschaltjahre=((jahr-1)-1968)/4/* Anzahl der Schaltjahre seit 1970 (ohne das evtl. laufende Schaltjahr) */-((jahr-1)-1900)/100+((jahr-1)-1600)/400;longlongtage_seit_1970=(jahr-1970)*365+schaltjahre+tage_seit_jahresanfang[monat-1]+tag-1;if((monat>2)&&(jahr%4==0&&(jahr%100!=0||jahr%400==0)))tage_seit_1970+=1;/* +Schalttag, wenn jahr Schaltjahr ist */returnsekunde+60*(minute+60*(stunde+24*tage_seit_1970));}
Eine Umrechnung von einer gegebenen Unixzeit in unsere gewöhnliche Datums- und Zeitdarstellung ist mit folgender Funktion möglich.
voidUnixzeitNachDatumZeit(unsignedlongintunixtime,int*pJahr,int*pMonat,int*pTag,int*pStunde,int*pMinute,int*pSekunde){constunsignedlongintSEKUNDEN_PRO_TAG=86400ul;/* 24* 60 * 60 */constunsignedlongintTAGE_IM_GEMEINJAHR=365ul;/* kein Schaltjahr */constunsignedlongintTAGE_IN_4_JAHREN=1461ul;/* 4*365 + 1 */constunsignedlongintTAGE_IN_100_JAHREN=36524ul;/* 100*365 + 25 - 1 */constunsignedlongintTAGE_IN_400_JAHREN=146097ul;/* 400*365 + 100 - 4 + 1 */constunsignedlongintTAGN_AD_1970_01_01=719468ul;/* Tagnummer bezogen auf den 1. Maerz des Jahres "Null" */unsignedlongintTagN=TAGN_AD_1970_01_01+unixtime/SEKUNDEN_PRO_TAG;unsignedlongintSekunden_seit_Mitternacht=unixtime%SEKUNDEN_PRO_TAG;unsignedlonginttemp;/* Schaltjahrregel des Gregorianischen Kalenders: Jedes durch 100 teilbare Jahr ist kein Schaltjahr, es sei denn, es ist durch 400 teilbar. */temp=4*(TagN+TAGE_IN_100_JAHREN+1)/TAGE_IN_400_JAHREN-1;*pJahr=100*temp;TagN-=TAGE_IN_100_JAHREN*temp+temp/4;/* Schaltjahrregel des Julianischen Kalenders: Jedes durch 4 teilbare Jahr ist ein Schaltjahr. */temp=4*(TagN+TAGE_IM_GEMEINJAHR+1)/TAGE_IN_4_JAHREN-1;*pJahr+=temp;TagN-=TAGE_IM_GEMEINJAHR*temp+temp/4;/* TagN enthaelt jetzt nur noch die Tage des errechneten Jahres bezogen auf den 1. Maerz. */*pMonat=(5*TagN+2)/153;*pTag=TagN-(*pMonat*153+2)/5+1;/* 153 = 31+30+31+30+31 Tage fuer die 5 Monate von Maerz bis Juli 153 = 31+30+31+30+31 Tage fuer die 5 Monate von August bis Dezember 31+28 Tage fuer Januar und Februar (siehe unten) +2: Justierung der Rundung +1: Der erste Tag im Monat ist 1 (und nicht 0). */*pMonat+=3;/* vom Jahr, das am 1. Maerz beginnt auf unser normales Jahr umrechnen: */if(*pMonat>12){/* Monate 13 und 14 entsprechen 1 (Januar) und 2 (Februar) des naechsten Jahres */*pMonat-=12;++*pJahr;}*pStunde=Sekunden_seit_Mitternacht/3600;*pMinute=Sekunden_seit_Mitternacht%3600/60;*pSekunde=Sekunden_seit_Mitternacht%60;}
Diese Funktion erwartet als Eingangsparameter eine vorzeichenlose Ganzzahl („unsigned long int“). Nach dem C-Standard sind das mindestens 32 Bit. Die Funktion liefert somit korrekte Ergebnisse bis mindestens zum Januar 2106.