Ulrich Dirnagl absolvierte von 1980 bis 1988 ein Studium der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und arbeitete dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Neurologie. In dieser Zeit entstand seine Promotion zum Thema „Ätiologie und Signifikanz der 0.5-2 / Minute Oszillationen des Hirndruckes“ die von Karl Max Einhäupl betreut wurde.[2]
Zwischen 1988 und 1989 forschte er an der Cornell University in den Vereinigten Staaten und kehrte im Anschluss daran nach München zurück, wo er als wissenschaftlicher Assistent an der neurologischen Klinik der Universität München arbeitete. 1993 erfolgte ein Umzug nach Berlin, wo er als Oberarzt der Neurologischen Klinik an der Charité arbeitete. In dieser Zeit begann er mit dem Aufbau eines Forschungslabors „Experimentelle Neurologie“ dessen Schwerpunkt es sein sollte, eine Brücke zwischen der Grundlagenforschung in den Neurowissenschaften auf der einen und der klinischen Neurologie auf der anderen Seite darzustellen.
Seine Habilitation für experimentelle Neurologie erfolgte im Dezember 1993 an der LMU. 1999 wurde mit Hilfe der Herrmann und Lilly Schilling Stiftung für Medizinische Forschung die Abteilung für Experimentelle Neurologie an der Berliner Charité gegründet und ein Lehrstuhl für Experimentelle Neurologie eingerichtet, der mit Ulrich Dirnagl besetzt wurde.[3] Die Abteilung für Experimentelle Neurologie wurde bis Mai 2022 von ihm geleitet. Darüber hinaus ist Ulrich Dirnagl in einer Vielzahl von Initiativen und Programmen aktiv. Seit 2017 analysiert er im Laborjournal (Zeitschrift) in der monatlich erscheinenden Kolumne „Einsichten eines Wissenschaftsnarren“[4] auf kritische Weise das Wissenschaftssystem.
Forschungsschwerpunkte
Auf dem Gebiet der experimentellen Neurologie liegen die Forschungsschwerpunkte von Ulrich Dirnagl auf folgenden Gebieten[5]:
Ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit von Ulrich Dirnagl liegt in der Untersuchung der Forschung selbst (Meta-Forschung), insbesondere der Schlaganfallforschung. Hierbei versucht er die Frage zu beantworten, weshalb vielversprechende Ergebnisse der Grundlagenforschung sich nur selten in Klinischen Studien reproduzieren lassen, eine Voraussetzung um zukünftig betroffenen Patienten von Nutzen zu sein.[6] In einer Reihe von Veröffentlichungen argumentiert er, dass mangelnde Qualitätsstandards in der Grundlagenforschung, z. B. fehlende Randomisierung und Verblindung, zu geringe Stichproben, eine unzureichende Dokumentation, aber auch die Schwierigkeit, Ergebnisse zu publizieren, die die ursprüngliche Hypothese nicht bestätigen, einer erfolgreichen Translation im Wege stehen.[7][8][9]
Funktionen und Mitgliedschaften
1993–1999: Direktor des Labors für Experimentelle Neurologie, Charité[10]
1999–2022: Direktor der Abteilung für Experimentelle Neurologie, Charité
seit 1999: Stellvertretender Direktor Neuroscience Center, Charité
2001–2016: Programm Direktor des Internationalen Master-MD und PhD Programms Medical Neurosciences[11]
2005 bis 2007: Sprecher des Sonderforschungsbereich SFB5007 „Die Bedeutung nicht-neuronaler Zellen bei neurologischen Erkrankungen“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft
2015: Mitbegründer und Koordinator von SPARK-Berlin (gemeinsam mit Craig Garner)[16]
2017–2022: Visiting Professor University of Oxford[17]
seit 2017: Gründungsdirektor des QUEST (Quality | Ethics | Open Science | Translation) Center for Responsible Research, Berliner Institut für Gesundheitsforschung[18]
mit Jochen Müller: Ich glaub, mich trifft der Schlag: Warum das Gehirn tut, was es tun soll, oder manchmal auch nicht. Droemer, München 2016, ISBN 978-3-426-27679-2.
↑Hermann und Lilly Schilling-Stiftung für medizinische Forschung. In: Deutsches Stiftungszentrum. 30. März 2016 (deutsches-stiftungszentrum.de [abgerufen am 16. November 2016]).
↑Malcolm R Macleod, Susan Michie, Ian Roberts, Ulrich Dirnagl, Iain Chalmers: Biomedical research: increasing value, reducing waste. In: The Lancet. Band383, Nr.9912, S.101–104, doi:10.1016/s0140-6736(13)62329-6 (elsevier.com).
↑Constance Holman, Sophie K. Piper, Ulrike Grittner, Andreas Antonios Diamantaras, Jonathan Kimmelman: Where Have All the Rodents Gone? The Effects of Attrition in Experimental Research on Cancer and Stroke. In: PLOS Biology. Band14, Nr.1, 4. Januar 2016, ISSN1545-7885, S.e1002331, doi:10.1371/journal.pbio.1002331, PMID 26726833, PMC 4699644 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 16. November 2016]).
↑Ulrich Dirnagl: Bench to Bedside: The Quest for Quality in Experimental Stroke Research. In: Journal of Cerebral Blood Flow & Metabolism. Band26, Nr.12, 1. Dezember 2006, ISSN0271-678X, S.1465–1478, doi:10.1038/sj.jcbfm.9600298, PMID 16525413 (sagepub.com [abgerufen am 16. November 2016]).
↑ abcUlrich Dirnagl: CV Prof. Dr. Dirnagl. In: Website Experimentelle Neurologie. (charite.de [abgerufen am 16. November 2016]).
↑Lutz Steiner: Prof. Dr. Dirnagl. In: Name der Abteilung. (medical-neurosciences.de [abgerufen am 17. November 2016]).
↑CSB: CSB - AG Dirnagl. In: schlaganfallcentrum.de. Abgerufen am 17. November 2016.
↑Kontakt. In: spark.bihealth.org. Berliner Institut für Gesundheitsforschung - Charité und Max-Delbrück-Centrum, 12. Januar 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. November 2016; abgerufen am 17. November 2016.
↑Oxford Gazette Notices. In: ox.ac.uk. University of Oxford, 9. Februar 2017, abgerufen am 17. Februar 2022 (englisch).
↑American Stroke Association honors scientists – News on Heart.org. In: News on Heart.org. 17. Februar 2016 (heart.org [abgerufen am 16. November 2016]).