US-Militärintervention in Nicaragua 1909–1925Die US-Militärintervention in Nicaragua 1909–1925 war die erste US-Militärintervention in Nicaragua. Sie dauerte vom 10. September 1909 bis 1925 und stand im Kontext der Bananenkriege der USA von 1898–1934 im zentralamerikanisch-karibischen Raum. VorgeschichteAnfänge der Kanonenbootpolitik vor NicaraguaWegen des Aufstandes vom 12. Juli 1893 in León, der in Managua zur Machtübernahme von José Santos Zelaya führte, riet der US-Botschafter Lewis Baker seiner Regierung, Kriegsschiffe nach Nicaragua zu schicken.[1] Ende April 1895 besetzten 400 britische Soldaten das Zollhaus des Hafens von Corinto,[2] um Forderungen der britischen Regierung namens einiger von Nicaragua ausgewiesener britischer Staatsbürger durchzusetzen.[3] Um US-Bürger zu schützen, wurden der Schraubendampfer USS Alert und der Panzerkreuzer USS Atlanta nach Corinto beordert.[4] Als Präsident José Santos Zelaya von Nicaragua Ende 1906 / Anfang 1907 versuchte, Präsident Manuel Bonilla von Honduras zu stürzen, ließ US-Präsident Theodore Roosevelt Marinesoldaten unter dem Kommando von Hauptmann William F. Fullam in Bluefields an der Atlantikküste Nicaraguas landen, um US-Interessen zu wahren.[5] US-InvestitionenUS-Unternehmen begannen 1882 an der Miskitoküste ausgedehnte Bananenplantagen anzulegen, bis 1900 kontrollierten sie dort nahezu den gesamten Handel.[6] Angesichts dieser Entwicklung erließ Präsident José Santos Zelaya 1894 das Dekret der Wiedereingliederung (nämlich der Miskitoküste), woraufhin diese von nicaraguanischen Truppen unter General Rigoberto Cabezas besetzt wurde.[7] Aus der Miskitoküste wurde das nicaraguanische Departamento Zelaya. Eines der US-Unternehmen an der Miskitoküste war La Luz y Los Angeles Mining Company, welche nahe Siuna Goldvorkommen ausbeutete. La Luz y Los Angeles Mining Co. wurde von The Rosario and Light Mines Co. aufgekauft. Buchhalter der Rosario Mining Company war Adolfo Díaz. José Santos Zelaya wollte von der Rosario Mining Company Steuern erheben. Den entsprechenden Bescheid reichte die Rosario Mining an ihren Justiziar, Philander C. Knox, weiter und finanzierte zugleich einen von Emiliano Chamorro Vargas, dem Vorsitzenden des Partido Conservador, geführten Aufstand gegen die Regierung.[8] Am 4. März 1909 wurde Philander C. Knox US-Außenminister unter William Howard Taft. Die US-MilitärinterventionDer Aufstand gegen Präsident ZelayaZelaya hatte General Juan José Estrada als Gouverneur der Moskitoküste eingesetzt. Der US-Konsul in Bluefields, Thomas P. Moffatt, ermunterte Estrada zu einem Aufstand gegen Zelaya und ließ ihn wissen, dass Estrada in diesem Falle auf die Unterstützung der US-Regierung zählen könne. Thomas P. Moffatt hielt zugleich Kontakt zu Emiliano Chamorro Vargas. Der Aufstand begann am 10. September 1909.[9] Zum Schutz von US-Bürgern waren schon die US-Kriegsschiffe USS Paducah und die USS Dubuque nach Bluefields beordert worden, die Truppen anlandeten. US-Bürger gehörten zu der Söldnertruppe, welche den von der Rosario Mining Company finanzierten Aufstand des Partido Conservador leiteten. Die New York Times stellte acht von ihnen namentlich vor, darunter ein Waffenhändler und ein Angehöriger der Panama Constabulary, der Schutztruppe beim Bau des Panama-Kanals.[10] Zwei US-Bürger mit honduranischer Staatsbürgerschaft, Lee Roy Cannon und Leonard Groce, wurden gefasst, als sie versuchten, an Schiffen, die nicaraguanische Truppen auf dem Río San Juan transportierten, Minen anzubringen.[11] Die beiden Söldner wurden am 14. November 1909 mit etwa 300 weiteren Aufständischen zum Tod verurteilt und zwei Tage später hingerichtet. Die Note von US-Außenminister Knox und die Pactos DawsonAuf den 2. Dezember 1909 ist eine Note von Philander C. Knox datiert, mit der die US-Regierung die Beziehungen zur Regierung José Santos Zelaya offiziell beendete.
– Philander C. Knox[12] Am 17. Dezember 1909 trat Zelaya zurück und ging nach Mexiko, Belgien und schließlich New York ins Exil[13]. Nachdem die USA General Juan José Estrada am 29. August 1910 zur Präsidentschaft verholfen hatten, entsandte US-Präsident Taft den Diplomaten Thomas Cleland Dawson nach Nicaragua. Nach tagelangen Verhandlungen auf einem US-Kriegsschiff unterzeichneten am 27. Oktober 1910 Juan José Estrada, Außenminister Adolfo Díaz, Kriegsminister Luís Mena Solórzano und Emiliano Chamorro Vargas eine Reihe von Verpflichtungserklärungen, die als Pactos Dawson (Dawson Pacts) bekannt wurden. Darin unterwarf sich Nicaragua den US-Forderungen bezüglich des Schutzes der US-Investitionen und der künftigen politischen Ordnung des Landes. „Menas Krieg“Am 8. Mai 1911 ließ Juan José Estrada seinen Kriegsminister Luís Mena Solórzano unter Arrest stellen. Am 9. Mai 1911 trat Juan José Estrada zugunsten seines Vizepräsidenten Adolfo Díaz zurück.[14] Adolfo Díaz ernannte Emiliano Chamorro Vargas zum Kriegsminister, der Einfluss von Luís Mena Solórzano auf das Militär blieb aber ungebrochen. Am 31. Mai 1911 kam es zu einer Explosion in der Kaserne auf Loma de Tiscapa, dem damaligen Amtssitz des Präsidenten. Die US-Navy nahm dies zum Anlass, vor der atlantischen wie vor der pazifischen Küste Nicaraguas Schiffe zusammenzuziehen. Am 10. Oktober 1911 wählte die Asamblea Nacional anstelle von Adolfo Díaz, den die USA favorisiert hatten, Luis Mena Solórzano für die Legislaturperiode 1913 bis 1916 zum Präsidenten. Um Adolfo Díaz im Amt zu halten, setzte US-Präsident Taft acht Kriegsschiffe mit 412 Marinesoldaten, 2.600 Infanteristen und 125 Offizieren unter dem Kommando von Major Smedley D. Butler in Marsch. Die US-Truppen landeten am 15. August 1912 in Corinto. Vom 5. bis 11. September landete der Kreuzer USS California US-amerikanische Truppen in San Juan del Sur an.[15] Am 14. September 1912 stellte der US-Botschafter George Weitzel dem Präsidenten Luís Mena in Granada (Nicaragua) ein Ultimatum. Er verwies auf die Beschädigung von US-Besitz während der Unruhen, u. a. Schäden an Bahnstrecken der Ferrocarril de Nicaragua und an Dampfern der Compañía del Pacífico, die Menas Truppen aufgebracht hatten. Weitzel drohte mit der Besetzung des Landes durch US-Truppen, sofern die Forderungen der USA nicht innerhalb von drei Tagen befriedigt würden. So begann La Guerra de Mena (Menas Krieg).[16] Luís Mena war krank und in Granada (Nicaragua) ans Bett gebunden; er war außerstande, den Widerstand zu organisieren. Am 24. September 1912 kapitulierte Mena mit seinen 700 Soldaten gegenüber Admiral William Henry Hudson Southerland. General Mena und sein Sohn Daniel wurden nach Panama exiliert.[17] Die Eroberung der Festung CoyotepeDie Schlacht von Coyotepe fand am 3./4. Oktober 1912 statt. General Benjamín Zeledón, der unter Präsident Zelaya Kriegsminister gewesen war, hatte sich mit Artillerie in der Festung Coyotepe bei Masaya verschanzt und kontrollierte von dort die Bahnlinie Managua – Granada. Am 3. Oktober 1912 erlitt Zeledón bei einem Ausbruchsversuch schwere Verletzungen, welchen er am Folgetag erlag. Der United States Marine Corps beschoss am 3. Oktober die Festung, bis von dieser das Feuer nicht mehr erwidert wurde. Bei Tagesanbruch des 4. Oktober 1912 wurde Coyotepe gestürmt. Bei dem Angriff wurden vier Marines getötet und fünf verwundet; unter den Verteidigern fielen 40, 18 wurden schwer verletzt. Das Ende der BesatzungDie politischen Grundlagen für einen Abzug der US-Truppen wurden unter Präsident Bartolomé Martínez González gelegt. Abgezogen wurden die US-Truppen erst 1925 unter Präsident José Carlos Solórzano Gutiérrez. Siehe auchLiteraturin der Reihenfolge des Erscheinens
Einzelnachweise
|