Tyler CowenTyler Cowen (* 21. Januar 1962 in Bergen County) ist ein US-amerikanischer Ökonom. Er ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der George Mason University in Fairfax (Virginia), Direktor des Think-Tanks Mercatus Center, Kolumnist für Bloomberg News und zusammen mit Alex Tabarrok (ebenfalls an der George Mason University) seit 2003 Betreiber des täglich erscheinenden Wirtschaftsblogs Marginal Revolution. Cowen studierte Ökonomie an der George Mason University (B.Sc., 1983) und promovierte 1987 an der Harvard University. Weltmarkt der KulturenIn seinem Buch Creative Destruction: How Globalization is Changing the World’s Cultures (2002),[1] das an Schumpeters Überlegungen zum Ablauf technischer und wirtschaftlicher Innovationen anschließt, und in Abgrenzung vom Pessimismus der Kritischen Theorie geht er von einem „Wohlstandsgewinn-Modell“ aus, nach dem Wohlstand, Technologie und globaler Handel die Kultur und ihre Vielfalt fördern. Die Validität dieses Modells versucht er anhand vieler Beispiele darzulegen. So ermöglichte erst das aus Europa eingeführte Metallmesser die Schaffung eindrucksvoller Totempfähle durch die Indianer der Pazifikküste oder die importierte Tontechnik den weltweiten Erfolg des jamaikanischen Reggae. Am Beispiel einiger armer indigener mexikanischer Maler zeigt Cowen, welche Möglichkeiten sich ergeben, wenn sie mit ihren Bildern den Weltmarkt erreichen.[2] Er räumt jedoch drei mögliche Probleme seines Modells ein:
Cowen zieht drei Schlussfolgerungen:
Cowen geht davon aus, dass die meisten Kulturen synthetisch sind, sich aber dessen selten bewusst sind. Die Ablehnung des Kulturwandels gründe weniger auf der fehlenden Wertschätzung von Vielfalt an sich als auf der unsystematischen Abwertung einzelner fremder Einflüsse. Wirtschaftliche und gesellschaftliche StagnationIn The Great Stagnation (2011) diagnostiziert Cowen eine dauerhafte Verlangsamung des Anstieges der Produktivität der US-amerikanischen Wirtschaft. In Bezug auf die US-Kultur diagnostiziert er in The Complacent Class („Die selbstgefällige Klasse“, 2017) eine zunehmende Innovationsfeindlichkeit und einen Verlust an Risikobereitschaft. Das Problem sei nicht die Migration; vielmehr würden sich Kernwerte, Normen und Politik der USA immer stärker auf (nicht nur reiche oder relativ saturierte, sondern auch arme) Familien mit geringer Veränderungsbereitschaft konzentrieren, die sich von intergenerationaler Mobilität oder auch nur von einem Arbeitgeberwechsel oder Umzug innerhalb eines Bundesstaates keine Verbesserungen mehr versprechen, sondern sich zur Aufrechterhaltung ihres Lebensstandards lieber verschulden. Das, was die USA einst von Europa und Asien unterschieden habe, drohe verloren zu gehen. Übergroße Vorsicht und Konformismus der Safety-first-Gesellschaft sowie eine Wohlfühlkultur schadeten der amerikanischen Wirtschaft. Diese Veränderungen seien – so Edward Luce, der Cowens Position teilt – in den konform gestalteten Büros von Start-ups ebenso wie in den Chill-out-Zonen der Hochschulen tatsächlich zu beobachten.[3] Politische PositionenCowen vertritt Positionen eines Libertarismus mit neoklassischem und utilitaristischem Akzent. So lehnt er etwa die Antitrustgesetzgebung trotz des von ihm eingeräumten Machtzuwachses global agierender Großunternehmen ab,[4] akzeptiert jedoch in einigen Fällen die Notwendigkeit staatlicher Eingriffe, deren Qualität nicht grundsätzlich negativ bewertet werden dürfe.[5] Kritiker werfen ihm vor, verantwortungslose Aktionen von Banken zu fördern, die in der Finanzkrise massiv gesellschaftlichen Reichtum vernichtet haben, wenn er die Begrenzung der Haftung von Anteilseignern und die Senkung der Kapitalausstattung der Banken fordert. Seine Thesen würden die Entstehung gefährlicher, „kriminogener“ Institutionen legitimieren und moral hazard fördern.[6] Paul Krugman kritisierte ihn für die Aussage, dass die Erholung Irlands seit der Finanzkrise ein Argument gegen den Keynesianismus sei. Cowen kritisiert auch das Diversitätsverständnis der Democratic Party der USA. In geographischer Hinsicht sei sie bemerkenswert wenig divers; ihre Anhänger konzentrierten sich bei den Präsidentschaftswahlen 2016 auf wenige Bundesstaaten wie Kalifornien und New York State. Dabei hätten gerade die Gründerväter der USA großen Wert auf geographische Diversität gelegt und in der Verfassung mit der wichtigen Rolle der Wahlmänner quasi eine Vetomöglichkeit einer Mehrheit der dünn besiedelter Flächenstaaten gegen eine Majorität der Stimmen aus einigen wenigen bevölkerungsreichen Bundesstaaten eingebaut. The Founding Fathers were not majoritarian [...]. Auch seien die gebildeten Schichten, die die Demokraten bei Wahlen mobilisieren, wesentlich weniger divers als die Armen und Ungebildeten, die die Republikaner um sich sammeln. Die Themen der Demokraten mit der Fokussierung auf Ethnie, Rasse und Gender seien ebenso wenig divers, was aus der Geschichte der USA mit ihrer Tradition der Sklaverei zu erklären sei. Sie verstünden aber nicht, wieso man ihre Politik als gesellschaftsspaltend (divise) ansehen könne.[7] Bücher
WeblinksCommons: Tyler Cowen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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