Turnus, der Sohn des Daunus und Bruder der Iuturna, wollte Lavinia, die Tochter des Latinus, zur Frau nehmen. Aber Latinus bot seine Tochter Aeneas an. Als es zum Krieg zwischen Latium und den Trojanern kam, wurde Turnus im Zweikampf von Aeneas getötet.
Turnus ist die zentrale Gegenfigur zu Aeneas in der zweiten Werkhälfte der Aeneis. Er ist mutig und tapfer, verkörpert aber in seinem blinden Hass den „furor impius“ (gottlose, gewissenlose Raserei). Er nimmt den ungleichen Zweikampf mit dem jugendlichen Pallas an, verspottet danach den Erschlagenen und raubt der Leiche das Wehrgehenk. Als er schließlich von Aeneas besiegt ist, bittet er um Gnade, und Aeneas will sie ihm schon gewähren, als sein Blick auf das erbeutete Wehrgehenk fällt, das Turnus trägt: Da tötet Aeneas ihn im Zorn. Der letzte Vers der Aeneis beschreibt Turnus’ Abgang in die Unterwelt.
Stefan Freund: Der Tod des Turnus und Homer. Überlegungen zum Schluss von Vergils Aeneis. In: Stefan Freund, Meinolf Vielberg (Hrsg.): Vergil und das antike Epos. Festschrift für Hans Jürgen Tschiedel (= Altertumswissenschaftliches Kolloquium. Band 20). Franz Steiner, Stuttgart 2008, S. 67–84.