Er war der Sohn von Isabella Imparato und Antonio Giordano, einem Kunsthändler aus Apulien, der auch als Maler arbeitete.[1] Seinen ersten Unterricht bekam Luca wahrscheinlich von seinem Vater, der den erst achtjährigen Luca in eins seiner eigenen Bilder in einer Seitenkapelle der Kirche Santa Maria la Nova zwei Putti malen ließ, die man noch heute sehen kann (De Dominici: Vite de’ pittori…, Bd. III, Neapel 1743, S. 394f).[1] Laut einer anderen Anekdote soll Antonio seinem Sohn beim Malen immer zugerufen haben: „Luca, fa presto!“ („Luca, mach schnell!“) und ihm damit seinen Spitznamen verpasst haben.[2] Nach anderen Quellen basiert der Name Fa Presto ganz einfach auf seiner ungewöhnlich schnellen Malweise und großen Produktivität,[3] die so legendär waren, dass in der älteren Literatur behauptet wird, er habe „ein großes Altarblatt bei den Jesuiten zu Neapel (Franciscus Xaverius, die Japaner taufend)“ „innerhalb von 1 1/2 Tagen vollendet“.[2] Außerdem habe man ihn auch als „Proteus der Maler“ bezeichnet, weil er „jeden Stil“ nachahmen konnte.[2]
Allgemein wird angenommen, dass Giordano ein Schüler von Jusepe de Ribera war, zumal sein Vater ein Bekannter des spanischen Malers und 1616 einer von dessen Trauzeugen gewesen war.[1] Ein Einfluss Riberas auf Luca Giordanos frühes Werk ist jedenfalls nicht zu verkennen,[3] z. B. in seiner teilweise humorvollen Serie von Philosophen (in diversen Museen, siehe Abb. oben),[3][1] und selbst noch in dem monumentalen Gemälde Der Erzengel Michael stürzt die abtrünnigen Engel, 1666, im Kunsthistorischen Museum, Wien.
1652, im Todesjahr Riberas, ging Luca nach Rom, wo er anscheinend ein Schüler Pietros da Cortona wurde; in der Folge besuchte er auch zum ersten Mal Venedig.[3] 1654 war er wieder zurück in Neapel, wo er seinen ersten öffentlichen Auftrag erhielt, zwei großformatige Bilder für den Chor in San Pietro ad Aram.[3] 1657 schuf er zum ersten Mal ein Bild für den Vizekönig von Neapel García de Avellaneda, Graf von Castrillo: eine Rosenkranzmadonna, die sich heute im Museo di Capodimonte befindet.[1]
1658 heiratete Luca in Neapel die noch sehr junge Angela Margherita Dardi, die seine Lebenspartnerin wurde und ihm viele Kinder schenkte (mindestens 10).[1] Sie wohnten in den ersten zehn Jahren bis 1668 in der Via Trinità degli Spagnoli, danach in der Nähe von Sant’Anna di Palazzo und ab 1686 in der Via Nardone.[1] Giordano sorgte dafür, dass alle seine Kinder eine vernünftige Ausbildung im Collegio della Solitaria erhielten, und gab seinen Töchtern auch eine angemessene Mitgift, damit sie sich gut verheiraten konnten.[1]
Für den mächtigen Kardinal und Kunstsammler Ascanio Filomarino bemalte Luca 1660–61 die Flügel der 1652 gebauten Orgel im Dom zu Neapel mit einer Verkündigung Mariä und Stadtpatronen Neapels (Orgel nicht erhalten, Bilder heute im linken Querschiff).[1] In den nächsten Jahren folgten zahlreiche Werke für den neuen Vizekönig Gaspar de Bracamonte, Graf von Peñaranda, unter anderem für die kleine Kirche Santa Maria del Pianto (Neapel) und für Santa Teresa a Chiaia (1664).[1] Daneben schuf er auch viele Werke für Auftraggeber in Spanien.[1]
Um 1665 reiste Giordano wieder nach Venedig, wo er vermutlich Werke der Maler Giovan Battista Langetti, Carl Loth oder Antonio Zanchi kennenlernte[1] und unter anderem eine Gnadenmadonna mit den Seelen im Purgatorium für die Cappella Vendramin in San Pietro di Castello schuf.[1] Nach einem „Zwischenaufenthalt“ in Neapel war er 1667 wieder in der Lagunenstadt und malte für Santa Maria della Salute eine Himmelfahrt Mariä,[3][1] und später noch zwei weitere Gemälde: die Geburt Mariens und die Darstellung Mariens im Tempel (um 1674 ?; siehe Abb.).[1]
Ein weiterer prestigereicher Auftrag war seine 1668 entstandene Dekoration der Neuen Sakristei der Cappella del Tesoro di San Gennaro im Dom von Neapel, mit dem Hauptbild Glorie des San Gennaro an der Decke und diversen kleineren Bildern mit Heiligen und anderen christlichen Szenen.[1]
Neben vielen Aufträgen in den Kirchen Neapels entstanden in den 1670er Jahren verschiedenen Gemälde für Kirchen in Padua und Verona und 1677 in der Abtei Montecassino ein Freskenzyklus über das Leben des Hl. Benedikt, der 1943 den Zerstörungen durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fiel.[3] Zu seinen Meisterwerken wird auch das Kuppelfresko in Santa Brigida in Neapel (1678) gezählt und ein weiterer Benediktszyklus in San Gregorio Armeno (Neapel),[3] wo er überhaupt im Laufe seines Lebens fast die ganze Kirche mit insgesamt 52 Bildern dekorierte.
In den 1680er Jahren malte er mehrere bedeutende Werke für den Norden Italiens. Sein großes Bild Durchgang durch das Rote Meer (1681) für Santa Maria Maggiore in Bergamo wurde so sehr bewundert, dass die Auftraggeber ihm 100 Dukaten mehr bezahlten als vereinbart.[1]
In Florenz schuf er von Februar bis August 1682 die Kuppelfresken der Cappella Corsini in Santa Maria del Carmine[1] und die Vision des Hl. Bernhard für die Kirche der Madonna della Pace. Das vielbewunderte Deckengemälde in der Galerie des Palazzo Medici-Riccardi (1682–85) folgt einem ikonografischen Programm von Alessandro Segnis[3][1] und gehört ebenfalls zu Giordanos Meisterwerken. Daneben malte er diverse Bilder für die Familie Medici in den Appartements des Palazzo Pitti.[1] Ende 1682 musste er relativ plötzlich von Florenz nach Neapel zurückkehren, weil er schlechte Nachrichten über die Gesundheit seines Vaters erhielt; dieser starb im November 1683.[1]
Im gleichen Jahr folgte in Neapel das Fresko Vertreibung der Händler aus dem Tempel an der Innenfassade der Chiesa dei Girolamini.[3] 1685 kehrte er nochmals nach Florenz zurück, um seine Fresken im Palazzo Medici-Riccardi zu beenden; auf der Durchreise machte er Halt in Rom, wo er eine Heilige Anna für Santa Maria in Campitelli ablieferte.[1]
In dieser Zeit entstanden zahlreiche Werke in Neapel, von denen einige für immer verloren sind: darunter die alttestamentarischen Szenen der Cappella Merlino in Gesù Nuovo, die bereits 1688 durch ein Erdbeben ruiniert wurden, und die gesamte Dekoration in der Chiesa dell’Annunziata, die 1757 komplett abbrannte.
Im Jahr 1692[1] folgte er einem Ruf Karls II. nach Spanien, zusammen mit seinem Sohn Nicolò, seinem Neffen Giuseppe, drei weiteren Gehilfen, einem Diener und einem Beichtvater.[1] Zu seinen ausgezeichnetsten Arbeiten dieser Lebensphase gehören die Fresken in der Kirche und im Treppenhaus vom Escorial (1692–94) sowie Gemälde und Fresken für das Schloss Buen Retiro und in der Sakristei der Kathedrale von Toledo (1697–1700).[1][3] Giordano kam auch mit der bedeutenden spanischen Kunst in Berührung und setzte sich mit ihr auseinander, wovon insbesondere seine sogenannte Hommage an Velázquez in der National Gallery in London zeugt – ein Gruppenportrait seiner eigenen Familie nach dem Vorbild von Velazquez’ Las meninas.[1]
Nach dem Tod Karls II. kehrte er 1702 nach Neapel zurück,[1] wo er noch zahlreiche Aufträge annahm und mit Hilfe seiner Werkstatt ausführte.[1] Als eines seiner anerkannten Meisterwerke aus dieser Spätphase gilt das Deckenfresko Triumph der Judith in der Cappella del Tesoro der Kartause von Neapel.[1]
Am 31. Dezember 1704 machte Luca Giordano sein Testament und erklärte seinen erstgeborenen Sohn Lorenzo zum Haupterben. Der große Maler starb am 3. Januar 1705 in Neapel.[1] Am folgenden Tag wurde er in Santa Brigida aufgebahrt, wo er auch begraben liegt, und
„… es gab niemanden, der nicht hinlief, um ihn zu sehen, und sich vor allem an seine schönen Malereien zu erinnern, und an die Ehren, die er seinem Vaterland gemacht hatte.“
„…non vi fu persona che non corresse a vederlo, ragionandosi dappertutto delle sue belle pitture, e dell'onore che per esse aveva apportato alla Patria“
– Bernardo De Dominici: Vite de' pittori … napoletani, Volume III, Neapel 1743, S. 454.[1]
„An Erfindung war er außerordentlich reich, auch mit der Perspektive gründlich vertraut und bei freier, fester Pinselführung namentlich im sanften, harmonischen Kolorit ausgezeichnet.“
– Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7, Leipzig 1907[2]
Ein großer Teil der Werke von Giordano, vor allem seine Fresken, befindet sich in Kirchen oder Palästen Neapels und anderen Orten, wie Venedig, Florenz und in Spanien, aber auch in Museen auf der ganzen Welt. Es folgt eine Auflistung seiner Hauptwerke (Auswahl !):
die Dekoration der Kirche San Gregorio Armeno in Neapel, mit insgesamt 52 Freskoszenen, darunter auch die Kuppel (u. a. 1669, 1679, 1684)
Fresken in der Neuen Sakristei der Cappella del Tesoro di San Gennaro im Dom von Neapel, 1668
Weitere Werke im Dom von Neapel: Verkündigung Mariä und Stadtpatrone von Neapel (ehemalige Orgelflügel im linken Querschiff); Bildnisse von Aposteln, Heiligen Schutzpatronen Neapels sowie Kirchenvätern (unter starker Beteiligung der Werkstatt), 1678[1]
Die Übergabe der Schlüssel an Petrus und Begegnung der Hl. Petrus und Paulus auf dem Wege zum Martyrium, in San Pietro ad Aram, Neapel, 1654
2 Altarbilder: der Hl. Michael im Kampf gegen die rebellischen Engel und die Hl. Anna mit der Jungfrau Maria als Kind, in der Chiesa dell’Ascensione a Chiaia, Neapel, 1657
San Gennaro bittet um die Beendigung der Pest in Neapel und Die Schutzheiligen Neapels verehren das Kreuz,Palazzo Reale, Neapel, 1662
Bilder in der Kirche Santa Maria del Pianto, Neapel
Rast auf der Flucht nach Ägypten und Die Heiligen Anna und Joachim mit Maria als Kind, Santa Teresa a Chiaia, Neapel, 1664.
Himmelfahrt Mariä (1667), Darstellung Mariä im Tempel und Geburt Mariens (um 1674 ?), in Santa Maria della Salute, Venedig
Gnadenmadonna mit den Seelen im Purgatorium, Cappella Vendramin in der Kirche San Pietro di Castello, Venedig
Kreuzabnahme, (früher in S. Maria del Pianto) Gallerie dell’Accademia, Venedig, 1660er Jahre
Kreuzigung des Petrus, Gallerie dell’Accademia, Venedig,
Madonna mit Kind und den Hl. Joseph und Antonius von Padua (früher in der Chiesa dello Spirito Santo) Deposito da Brera, Seminario di Venegono, Venedig, 1660er Jahre
Jesus verjagt die Händler aus dem Tempel, Museo diocesano, Venedig
Vision des Hl. Bernhard, Chiesa della Madonna della Pace, Florenz, ca. 1682
Mystische Ehe der Hl. Maria Maddalena de' Pazzi und Die Jungfrau mit Kind und der Hl. Maria Maddalena de' Pazzi, in der Kirche Santa Maria Maddalena de' Pazzi, Florenz, 1685
Heilung des Lahmen, 1653 (frühestes bekanntes Bild und Dürerfälschung: sichtbar unterzeichnet mit AD = "Albrecht Dürer", aber unsichtbar unter dem Rahmen von Luca Giordano signiert und datiert)[1]
Der heilige Lukas malt die Jungfrau mit dem Kind (Lukas = Selbstporträt), Museum von Ponce (Puerto Rico)
Literatur
Lexikonartikel
Maria Giovanna Sarti: GIORDANO, Luca, in: Dizionario Biografico degli Italiani, Volume , 2001, online, abgerufen am 1. Dezember 2018 (italienisch, auch Quelle des vorliegenden Artikels)
Giordano, Luca, in: Lexikon der Kunst, Band 5, Wolf Stadler (Gesamtleitung), Karl Müller Verlag, Erlangen 1987/1994, S. 85 f
Giordano, Luca, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 854–855.
Bernardo De Dominici: Vita del Cavaliere D. Luca Giordano, pittore napoletano, in: Vite de' pittori, scultori ed architetti napoletani, Volume III, Francesco Ricciardo, Neapel 1729, online, abgerufen am 1. Dezember 2018 (italienisch)
Dawson W. Carr: Luca Giordano at the Escorial: The Frescoes for Charles II, 3 Bände, New York University Press, New York, 1987. (englisch)
Oreste Ferrari & Giuseppe Scavizzi: Luca Giordano. L'opera completa, 2 Bde., Electa, Neapel, (Erstveröffentlichung: 1966) Neuauflage: 2000. (italienisch)
Angelika Francke: Luca Giordano. Die Fresken in Spanien im Auftrag Karls II., Doktorarbeit (unveröffentlicht), Münster, 1993.
Ismael Gutiérrez Pastor & José Luis Arranz Otero: «La decoración de San Antonio de los Portugueses (1660–1702)», in: Anuario del Departamento de Historia y Teoría del Arte (uam), Vol. XI, 1999, S. 211–249. (spanisch)
Rosa López Torrijos: Lucas Jordán en el Casón del Buen Retiro. La Alegoría del Toisón de Oro, Ministerio de Cultura, Madrid, 1985. (spanisch)
Javier Jordán de Urríes y de la Colina: Luca Giordano en el Palacio Real de Aranjuez, in: Reales Sitios, año XLI, n.º 159, 2004, S. 60–73. (spanisch)
Mehr als 70 Werke von Luca Giordano auf der Website des Prado, abgerufen am 4. Dezember 2018 (Spanisch; unten immer wieder auf "ver mas" klicken, wenn man alle Bilder sehen möchte)
↑Werke von Luca Giordano auf der Website des Prado, abgerufen am 4. Dezember 2018 (unten immer wieder auf "ver mas" klicken, wenn man alle sehen möchte)
↑Gemäldegalerie Alte Meister Dresden. Bd. 2: Illustriertes Gesamtverzeichnis. 2., erg. u. korr. Auflage. 2007, ISBN 978-3-86560-006-6.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
↑Sabine Jacob, Susanne König-Lein: Die italienischen Gemälde des 16. bis 18. Jahrhunderts (= Sammlungskataloge des Herzog Anton Ulrich-Museums Braunschweig. BandXIII). Hirmer, München 2004, ISBN 978-3-7774-2285-5.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
↑Gemäldegalerie Alte Meister Kassel: Gemäldegalerie Alte Meister, Gesamtkatalog. von Zabern, Mainz 1996, ISBN 978-3-8053-1891-4.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
↑Alte Meister, 1300 - 1800, im Städel Museum. Hatje Cantz, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-941399-02-0.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
↑Eight centuries of art: a guide to the collection. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 2016, ISBN 978-3-938002-48-3.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
↑Dokumentation der Verluste. Staatliche Museen zu Berlin--Preussischer Kulturbesitz, Berlin 1995, ISBN 978-3-88609-329-8.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
↑Heidrun Liepe, Neues Palais, Stefan Heinz, Friedrich: Neues Palais: Gästeschloss Friedrichs des Großen im Park Sanssouci. Prestel, München Berlin 2003, ISBN 978-3-7913-2710-5.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
↑Gerd Bartoschek, Dr. Christoph Martin Vogtherr: Zerstört, entführt, verschollen. Die Verluste der preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg. Gemälde I. Hrsg.: Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Potsdam 2004.
↑Die Schönste der Welt: eine Wiederbegegnung mit der Bildergalerie Friedrichs des Großen [Ausstellung, vom 9. Mai bis 31 Oktober 2013, Potsdam, Bildergalerie im Park Sanssouci]. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-422-07184-1.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link