Wiederkehrendes Motiv in Saracenos dreidimensionalem, meist raumfüllendem Werk sind verknüpfte Raumkapseln die, „[…] unter den Vorzeichen von Klimawandel und Bevölkerungswachstum alternativen Wohnraum bereitstellen sollen.“[2] Sie zeigen Lebens- und Wohnmodelle, mit denen neue Ideen für soziale Interaktionen innerhalb einer globalen Zusammenarbeit entstehen könnten.
Auf der Sonsbeek International Sculpture Exhibition 2008 stellte er ein „Fliegendes Gewächshaus“ vor, das aus zweiunddreißig mit Helium gefüllten Luftballons bestand, die durch ein Netz zusammen gehalten wurden. Die so entstandene „Wolke“ hatte einen Durchmesser von 10 Metern. Auf der Biennale von Venedig 2009 untersuchte er unter dem Titel Galaxies Forming along Filaments, like Droplets along the Strands of a Spider’s Web, mit einer aus Kristall-PVC-Skulpturen und elastische Seilen bestehenden Rauminstallation alternative Lebensstrategien. 2018 behandelte Saraceno den Raum wie ein Instrument, er legte mit einer Arachnalogin im Palais de Tokyo in Paris eine Karte an, in der die Spinnenpopulation akribisch erfasst wurde, die über ihre Netze Vibrationen laufen lassen. 2019 baute Saraceno eine große Netz- und Soundinstallation auf: Eine fast dreieinhalb Kilometer lange, schwarze Schnur wurde durch den weißen Ausstellungsraum gezogen; bei Berührung mit der Schnur erklang ein echoartiger Ton, der einen Ambient-Raum erzeugte, der sich aus achtzehn verschiedenen Soundskulpturen zusammensetzte. Mit seiner Arbeit erinnert Saraceno mit den Mitteln der Kunst an den wichtigen Beitrag der Spinnen zum Ökosystem.
Neben den Spinnen beschäftigt er sich in seiner konzeptuellen Praxis mit Modellen, die das emissionsfreie Fliegen ermöglichen sollen. Mit Rekurs auf den Künstler Olafur Eliasson arbeitet er an einer natur-laborhaften Ästhetik. Das Berliner Kunstmagazin Monopol hat 2019 Saraceno auf Platz sieben seiner Top 100 platziert.