TodesgedichtEin Todesgedicht (japanisch 辞世の句, jisei no ku) ist ein Gedicht, das jemand schreibt, der seinem Tod nahe ist. Es ist in verschiedenen Kulturen, darunter Japan, für gebildete Personen Brauch, eines zu schreiben. BeschreibungPoesie war lange Zeit ein Kernstück der japanischen Tradition, in enger Verbindung zur religiösen Praxis. Das Gedicht sollte elegant und natürlich sein und neutrale Gefühle aus dem Umkreis der Lehren des Buddhismus oder Shinto (und möglicherweise auch des Christentums) darstellen. Mit Ausnahme der frühesten Werke dieser Tradition wurde es als ungehobelt angesehen, den Umstand des Sterbens direkt anzusprechen. Man kann jedoch mit Untertönen von Worten wie Sonnenuntergang oder fallende Kirschblüten die Unvermeidlichkeit des Todes andeuten. Es war üblich, sich über dieses einmalige Ereignis im Leben bereits vorher zu beraten, gelegentlich auch lange vor dem Tod, um ein Gedicht zu entwerfen. Es ändert sich viel im Leben eines Menschen, und so konnten die Gedichte oft neu geschrieben werden. Dieses Umschreiben wurde fast niemals erwähnt, um das Andenken an den Verstorbenen nicht zu beflecken. Sowohl chinesische als auch japanische Zen-Mönche schreiben Todesgedichte (entweder in Gedichten chinesischen Stils (Kanshi) oder japanischen Stils Waka oder Haiku), ebenso ist es Tradition für Haiku-Dichter und jeden, der es wünscht, eines zu schreiben. Es ist ein alter Brauch für gebildete Personen in Japan, auf dem Totenbett ein Jisei zu dichten. Eine der ältesten Jisei wurde von Prinz Otsu rezitiert, bevor er 686 hingerichtet wurde. Berühmte Todesgedichte sind von dem Haiku-Dichter Bashō, dem Mönch Ryōkan, dem Erbauer der Burg Edo Ōta Dōkan, und dem Holzdruck-Meister Tsukioka Yoshitoshi. Manche Dichter hinterließen ihre Todesgedichte in mehreren Formen. Prinz Otsu als Waka und Kanshi, der Teemeister Sen no Rikyū als Yuige (遺偈) – buddhistisches Todesgedicht – in Kanshi-Form und als Kyōka (狂歌) – satirisches Tanka. Das Todesgedicht hatte manchmal den Neben-Aspekt eines Testamentes und versöhnte Differenzen zwischen verschiedenen Personen. In einem den Regeln entsprechenden Seppuku ist es eines der Rituale, ein Todesgedicht zu schreiben. Dieses ist im Waka-Stil geschrieben. Asano Naganori, der Daimyo, dessen Suizid durch die 47 Rōnin gerächt wurde, schrieb ein Gedicht, in dem Kommentatoren einen Hinweis auf Unreife und fehlenden Charakter finden, die vor allen Dingen dazu führten, dass ihm befohlen wurde, zur Wiederherstellung seiner Ehre Seppuku zu begehen. BeispieleDas Todesgedicht des Katsushika Hokusai hat die Form eines Haiku:
Der Hitodama (wörtlich: Menschenseele) verlässt den Körper im Augenblick des Sterbens in Form eines blassblauen Feuerballs, der 49 Tage in der Nähe des Heims des Verstorbenen bleibt. Das folgende Gedicht sprach der Mönch Ryokan (1757–1831) der ihn pflegenden Nonne in seinen letzten Augenblicken zu:
Zitate
– anonym: Nomori no Kagami, 15. Jahrhundert[1]
– Ban Kokei: Kandem Jijitsu, 1806[2] Literatur
Siehe auchWeblinksEinzelnachweise |
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