Sie beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Gender in der Popkultur. Tine Plesch war Mitherausgeberin der Zeitschrift Testcard – Beiträge zur Popkultur und Radiojournalistin beim freien Radio Z in Nürnberg.
Tine Plesch studierte Amerikanistik und Anglistik und promovierte 1992 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bei Dieter Meindl mit der Arbeit Die Heldin als Verrückte – Frauen und Wahnsinn im englischsprachigen Roman von der Gothic Novel bis zur Gegenwart (Centaurus Verlag, Pfaffenweiler 1995).[1] Als Broterwerbstätigkeit arbeitete sie als Apothekenangestellte.[2] Seit 1989 arbeitete sie ehrenamtlich beim freien Radio Z, Nürnberg, im Frauenmagazin Dauerwelle (bis 1993) und in der Musikredaktion. Sie initiierte eigene Sendereihen zu Frauen in der Musik: ZFNS, Akte XX sowie Neuland, Zores (Avantgarde, Pop, Literatur und Everything).[3][4] Seit 1999 war sie Mitherausgeberin von testcard – Beiträge zur Popgeschichte. Im Lauf der Jahre diverse freie journalistische Tätigkeiten, sie arbeitet unter anderem für die Abendzeitung Nürnberg, Melodiva, Superstar, Jazzthetik, junge Welt, Raumzeit, Yot-Infozine und Intro.[5][6] Zudem war sie 2000 Teil einer Lesetour mit Martin Büsser und der Musikveranstalterin Luka Skywaler.[7]
Sie war Sprecherin bei Fachveranstaltungen zu Frauen und Musik. So war sie unter anderem mit ihren Vorträgen beim Musikerinnensymposium des Frauenmusikzentrums Hamburg, der Evangelischen Akademie Tutzing, dem Frauenreferat des Asta Münster, dem Radiocamp Bodensee (jährliches Treffen der freien Radios aus der BRD), mit Christiane Erharter bei der Reihe R4 Zoom, der Galerie im Taxispalais Innsbruck: „Elektronische Musik und weibliche Repräsentation“, zur Gesprächsleitung im Roundtable „Utopien/Dystopien in der elektronischen Musik“ bei Musik Didactique, Zürich eingeladen worden.[8] Vorträge hielt sie auch im Rahmen der sogenannten „Ladyfeste“[9], die den 2000ern zur feministischen Musikszene gehörten.[10][11]
Inhalte ihrer Aufsätze und Artikel waren unter anderem Gender-Theorie, Lebensentwürfe von Frauen in der Musik und weibliche Stimmen der Musikkritik.[12] Arbeiten beschränkten sich nicht nur auf die Indie-Szene, sondern beleuchteten auch Themen wie Literatur, deutscher Hip-Hop und Jazz.[13]
Im August 2013 erschien im Mainzer Ventil Verlag posthum das Buch Rebel Girl – Popkultur und Feminismus mit ausgewählten Texten von Tine Plesch.[16][11]
Der Kulturwissenschaftlerin Katharina Alexi zufolge gab Pleschs Text Frauen? Humor? Popmusik (2002) „wesentliche Impulse für das Verständnis von (angeblicher) Humor(losigkeit) als Ordnungsstrategie“.[19]
Martin Büsser nannte sie in seinem Nachruf eine unersetzbare Stimme für den deutschen Popfeminismus und lobte ihre „einzigartiges Engagement für Künstlerinnen und deren Arbeiten“.[9] „Ihr Engagement für feministische Belange war nicht an Genres gebunden und von einer Liebe zur Sache geprägt, wie sie nur selten unter BerufsautorInnen zu finden ist.“[15]
Schriften
Monografien
Die Heldin als Verrückte. Frauen und Wahnsinn im englischsprachigen Roman von der Gothic Novel bis zur Gegenwart (= Frauen in der Literaturgeschichte. Band 4). Centaurus-Verlags-Gesellschaft, Pfaffenweiler 1995, ISBN 3-89085-862-7 (zugl. Diss., Univ. Erlangen-Nürnberg, 1992).[20]
„Schneewittchen versus Solex - Poptexte von Frauen“, in testcard # 6, 1998
„Rebellisches Wissen und journalistische Tagesordnung – zum Umgang mit Musikerinnen in der alternativen Presse“, in testcard # 8, 2000
„Schnittstellen – Pop und Krieg im Soundcheck“, in testcard # 9, 2000
„Feminismen und Popkultur“ – in testcard # 10, 2001
„Women in Rock Music – Times, The Are A-Changing?“, in: Heinz Geuen u. Michael Rappe (Hgs.), „Pop und Mythos“, Edition Argus, Schliengen, 2001
„Frauen?Humor?Popmusik?“ in testcard # 11, 2002
„Do You dig it? Pop und linke Mythen im Gespräch mit Michaela Meliàn und Thomas Meinecke“ in testcard # 12, 2003
„Mythos Freies Radio – ein Interview mit Andreas Stuhlmann vom freien Radio FSK (Freies Sender Kombinat) Hamburg. “ in testcard # 12, 2003
„Queens and Divas - Rhythm´n´Blues zwischen, Kollektivtraditionen, Individualitätsmythen und Geschlechterpolitiken“ in testcard # 13, 2004
„Brüste und Büstenhalter“ in Brüste kriegen, Sarah Diehl (Hrsg.), 2004
„Trinken, aber gar nicht immer übers Trinken Schreiben“ in das Buch vom Trinken, Jörg Sundermeier (Hrsg.), 2004. Dieser Text wurde nach ihrem Tod veröffentlicht, das Buch ist ihr gewidmet.
Tine Plesch bei sub-bavaria, dem Internet-Lexikon der bayerischen Subkulturen
Einzelnachweise
↑Bettina Plesch, Die Heldin als Verrückte. Frauen und Wahnsinn im englischsprachigen Roman von der ‘Gothic Novel’ bis zur Gegenwart. In: Horst Weinstock (Hrsg.): English and American Studies in German 1995. Summaries of Theses and Monographs. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1995, ISBN 3-484-43094-X, S.65–67.
↑ abSammelkarten. In: Missy Magazine. Abgerufen am 1. November 2024.
↑ abRedaktion: Spuren hinterlassen. In: an.schläge - Das feministische Magazin. 4. November 2013, abgerufen am 1. November 2024.
↑Paula-Irene Villa, Julia Jäckel, Zara Pfeiffer, Nadine Sanitter, Ralf Steckert: Banale Kämpfe?: Perspektiven auf Populärkultur und Geschlecht. Springer-Verlag, 2012, ISBN 978-3-531-18982-6, S.7 (google.de [abgerufen am 1. November 2024]).
↑Katharina Alexi: »Natürlich nur ironisch und nur so nebenbei.« Teilzeit-Solidarität, Neosexismus und Humor im Indie, Punk und Rap. In: Ralf von Appen, Mario Dunkel (Hrsg.): (Dis-)Orienting Sounds – Machtkritische Perspektiven auf populäre Musik. Transcript, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-8394-5058-1, S.105–132.
↑Rezension von Iris Bünsch in: Literatur in Wissenschaft und Unterricht. Band 29, Nr. 2, 1996, S. 131.