TempelvorhangDer Vorhang (hebräisch תרֶכֶוֹפּ poreketh) war ein zentraler Ausstattungsgegenstand des Jerusalemer Tempels. Hebräische Bibel, JudentumEs gab, an der Jerusalemer Kultstätte zwei Vorhänge. Der äußere zum Vorhof diente der Abgrenzung von Äußerem (Profanem) und Innerem (Sakralem), der innere – bedeutendere – der Abgrenzung zwischen dem Tempelraum mit Leuchtern, Schaubrottisch und Räucheraltar und dem Allerheiligsten mit der Bundeslade und den zwei Cherubim. Laut rabbinischer Tradition sollen 82 Jungfrauen jedes Jahr zwei Vorhänge gefertigt haben[1], wahrscheinlicher ist jedoch ein Import der sakralen Textilie aus Babylonien[2]. Die kultische Bedeutung des Tempelvorhangs, der das Allerheiligste abgrenzte, lag darin, dass der Hohepriester ihn einmal im Jahr im Rahmen des Jom-Kippur-Rituals zu durchschreiten hatte (Lev 16,2.12–15 EU), um im Allerheiligsten Opferblut zu versprengen. Eine Reihe magischer Vorstellungen verband sich mit dem Objekt. So sei, nach rabbinischer Legende, Blut aus ihm herausgetreten, als Titus ihn mit dem Schwert zerschnitten habe[3]. Der Geschichtsschreiber Josephus berichtet davon, dass der Vorhang des Tempels, auf dem der Kosmos abgebildet war, in Rom auf dem Triumphzug der Flavier nach der Zerstörung Jerusalems unter den Beutestücken gezeigt wurde. Nach dem Triumphzug wurde der Vorhang des Tempels im Palast des Vespasian deponiert (Jos., Bell VII 162).[4] Neues Testament, ChristentumDas Neue Testament verwendet für den Vorhang den griechischen Begriff καταπέτασμα katapétasma („das nach unten Ausgebreitete“). In unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit der Kreuzigung Christi schildern die synoptischen Evangelien das Zerreißen dieses inneren Tempelvorhangs.
Damit verbinden sie die Vorstellung, der Tod Jesu eröffne den Zugang zum Allerheiligsten. Diese Vorstellung greift der Hebräerbrief (6,19; 9,3; 10,20) auf, wo Christus als wahrer Hoherpriester und Vorläufer (prodromos) der Gemeinde den Weg zum Allerheiligsten bahnt. Nach einer im Protoevangelium des Jakobus aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. enthaltenen Legende war die Jungfrau Maria mit der Herstellung des Tempelvorhangs beschäftigt, als ihr der Engel der Verkündigung des Herrn erschien.[5] RezeptionIn Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion wird die Szene vom Zerreißen des Vorhangs im Rezitativ Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß musikalisch eindrücklich illustriert. Literatur
Einzelnachweise
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