Das Teilchenzahlverhältnis (Formelzeichen: R)[1][2] ist gemäß DIN 1310 eine physikalisch-chemische Größe zur quantitativen Beschreibung der Zusammensetzung von Stoffgemischen/Mischphasen, eine sogenannte Gehaltsgröße. Es gibt das Verhältnis der Teilchenzahlen zweier betrachteter Mischungskomponenten zueinander an.
Definition und Eigenschaften
Das Teilchenzahlverhältnis
ist definiert als Wert des Quotienten aus der Teilchenzahl
der einen betrachteten Mischungskomponente
und der Teilchenzahl
der anderen betrachteten Mischungskomponente
:[1][2]
![{\displaystyle R_{ij}={\frac {N_{i}}{N_{j}}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/8dfa2827b7e78e81296c67302e41246b037449a0)
Zur Vermeidung von Unklarheiten bei der Angabe von Teilchenzahlverhältnissen sind Zählerkomponente und Nennerkomponente stets zu spezifizieren, z. B. durch die angegebene Indexschreibweise. Eine Vertauschung von Zähler- und Nennerkomponente führt zum Kehrwert
. In Multikomponentengemischen lassen sich entsprechend viele Teilchenzahlverhältnisse formulieren: bei insgesamt
Komponenten
Stück, wenn die jeweiligen Kehrwerte und triviale Teilchenzahlverhältnisse wie
mitzählen (Variation mit Wiederholung), ansonsten
Stück (Kombination ohne Wiederholung).
Bei Lösungen als häufigem Fall chemischer Stoffgemische kann die Komponente
beispielsweise ein gelöster Stoff und
das Lösungsmittel oder auch ein weiterer gelöster Stoff sein. „Teilchen“ können stoffliche Elementarobjekte wie Atome, Moleküle, Ionen oder auch Formeleinheiten sein.
Als Quotient zweier Größen der Dimension Zahl ist das Teilchenzahlverhältnis selbst auch eine Größe der Dimension Zahl und kann Zahlenwerte ≥ 0 annehmen. Bei Nichtvorhandensein der Mischungskomponente
(also wenn
) ergibt sich der Minimalwert
. Bei Nichtvorhandensein der Mischungskomponente
(
, wenn beispielsweise kein Gemisch, sondern ein Reinstoff
vorliegt) ist das Teilchenzahlverhältnis
nicht definiert.
Zusammenhänge mit anderen Gehaltsgrößen
Wegen der Proportionalität zwischen Teilchenzahl
und Stoffmenge
(Bezug auf die gleiche Teilchenart vorausgesetzt; der Umrechnungsfaktor ist die Avogadro-Konstante
) ist der Wert des Teilchenzahlverhältnisses
gleich dem Wert des Stoffmengenverhältnisses
:[1][2]
![{\displaystyle R_{ij}={\frac {N_{i}}{N_{j}}}={\frac {n_{i}\cdot N_{\mathrm {A} }}{n_{j}\cdot N_{\mathrm {A} }}}={\frac {n_{i}}{n_{j}}}=r_{ij}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/eb9182e2db975e0b42ea17d44ee7f671f4c68844)
In der folgenden Tabelle sind die Beziehungen des Teilchenzahlverhältnisses
mit den anderen in der DIN 1310 definierten Gehaltsgrößen in Form von Größengleichungen zusammengestellt. Dabei stehen
bzw.
für die jeweiligen molaren Massen,
bzw.
für die jeweiligen Dichten der Reinstoffe
bzw.
(bei gleichem Druck und gleicher Temperatur wie im Stoffgemisch).
Zusammenhänge des Teilchenzahlverhältnisses
mit anderen Gehaltsgrößen
|
Massen-… |
Stoffmengen-… |
Teilchenzahl-… |
Volumen-…
|
…-anteil
|
Massenanteil ![{\displaystyle w}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/88b1e0c8e1be5ebe69d18a8010676fa42d7961e6) |
Stoffmengenanteil ![{\displaystyle x}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/87f9e315fd7e2ba406057a97300593c4802b53e4) |
Teilchenzahlanteil ![{\displaystyle X}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/68baa052181f707c662844a465bfeeb135e82bab) |
Volumenanteil
|
![{\displaystyle R_{ij}={\frac {w_{i}}{w_{j}}}\cdot {\frac {M_{j}}{M_{i}}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/6b1cc1a213fd441336e67117abccbcc26c5174be) |
![{\displaystyle R_{ij}={\frac {x_{i}}{x_{j}}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/b192a95e79db94d176fcbcdc2ed817d01c1916c8) |
![{\displaystyle R_{ij}={\frac {X_{i}}{X_{j}}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/7b9ef73ec9d5f86adb5f198922eac705c72de8b3) |
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…-konzentration
|
Massenkonzentration ![{\displaystyle \beta }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/7ed48a5e36207156fb792fa79d29925d2f7901e8) |
Stoffmengenkonzentration ![{\displaystyle c}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/86a67b81c2de995bd608d5b2df50cd8cd7d92455) |
Teilchenzahlkonzentration ![{\displaystyle C}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/4fc55753007cd3c18576f7933f6f089196732029) |
Volumenkonzentration
|
![{\displaystyle R_{ij}={\frac {\beta _{i}}{\beta _{j}}}\cdot {\frac {M_{j}}{M_{i}}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/4b3706c7811855dbf6ffb3930fbc38d974931add) |
![{\displaystyle R_{ij}={\frac {c_{i}}{c_{j}}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/af2bd3f4d88067f4c60706b3139fb134e6180c73) |
![{\displaystyle R_{ij}={\frac {C_{i}}{C_{j}}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/349c971108e70be021b90ae7852a28eedac6f1d6) |
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…-verhältnis
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Massenverhältnis ![{\displaystyle \zeta }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/d5c3916703cae7938143d38865f78f27faadd4ae) |
Stoffmengenverhältnis ![{\displaystyle r}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/0d1ecb613aa2984f0576f70f86650b7c2a132538) |
Teilchenzahlverhältnis ![{\displaystyle R}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/4b0bfb3769bf24d80e15374dc37b0441e2616e33) |
Volumenverhältnis
|
![{\displaystyle R_{ij}=\zeta _{ij}\cdot {\frac {M_{j}}{M_{i}}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/a94daa84e72bda8fde9aae662b259d42e580b2b5) |
![{\displaystyle R_{ij}=r_{ij}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/b0cf5cf44adb26ebdcb910c29e16a7de36e29ca4) |
![{\displaystyle R_{ij}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/50382df1fd3bebf0baf22e2eab56a7a471d6621a) |
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Quotient Stoffmenge/Masse
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Molalität
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(i = gelöster Stoff, j = Lösungsmittel)
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spezifische Partialstoffmenge
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Summiert man für alle Mischungskomponenten die Teilchenzahlverhältnisse
zu einer fixen Mischungskomponente
, so erhält man den Kehrwert des Teilchenzahlanteils der fixen Mischungskomponente
(Stoffgemisch aus insgesamt
Komponenten, Index
als allgemeiner Laufindex für die Summenbildung, Einbeziehung des trivialen Teilchenzahlverhältnisses
in die Summe):
![{\displaystyle \sum _{z=1}^{Z}R_{zi}=\sum _{z=1}^{Z}{\frac {N_{z}}{N_{i}}}={\frac {1}{X_{i}}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/89131297e90f09853a3df9b0029535333ae96ea1)
Beispiele
Stickstoff und Sauerstoff in Luft
Luft als das Gasgemisch der Erdatmosphäre enthält die beiden Hauptkomponenten Stickstoff (Teilchen: N2-Moleküle) und Sauerstoff (Teilchen: O2-Moleküle). Bei näherungsweiser Betrachtung als ein Gemisch idealer Gase sind die üblicherweise tabellierten mittleren Volumenanteile der Einzelgase in trockener Luft auf Meereshöhe (N2: ca. 78,1 %; O2: ca. 20,9 %) den Stoffmengenanteilen gleichzusetzen. Damit ergibt sich für das Teilchenzahlverhältnis von Stickstoff zu Sauerstoff:
![{\displaystyle R_{\mathrm {{N_{2}}/{O_{2}}} }={\frac {N_{\mathrm {N_{2}} }}{N_{\mathrm {O_{2}} }}}={\frac {x_{\mathrm {N_{2}} }}{x_{\mathrm {O_{2}} }}}\approx {\frac {78{,}1\ \%}{20{,}9\ \%}}\approx 3{,}74}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/fd67fa8fea1322e63e653afdddc6daa9aeddff5b)
Luft enthält also rund viermal so viele N2-Moleküle wie O2-Moleküle.
Gehaltsgrößen wie das Teilchenzahlverhältnis sind auch sinngemäß übertragbar, wenn es um die Rückführung einer chemischen Verbindung auf die beteiligten chemischen Elemente geht.[1] Aus der Verhältnisformel lassen sich die Teilchenzahlverhältnisse der Atome der beteiligten chemischen Elemente in einer chemischen Verbindung direkt ablesen, für das Beispiel Essigsäure: Summenformel C2H4O2, Verhältnisformel CH2O
.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d
Norm DIN 1310: Zusammensetzung von Mischphasen (Gasgemische, Lösungen, Mischkristalle); Begriffe, Formelzeichen. Februar 1984.
- ↑ a b c
P. Kurzweil: Das Vieweg Einheiten-Lexikon: Begriffe, Formeln und Konstanten aus Naturwissenschaften, Technik und Medizin. 2. Auflage. Springer Vieweg, 2013, ISBN 978-3-322-83212-2, S. 224, 225, 419, doi:10.1007/978-3-322-83211-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Softcover-Nachdruck der 2. Auflage 2000). lexikalischer Teil (PDF; 71,3 MB).