Technik der klassischen GitarreGegenstand dieses Artikels sind die spieltechnischen Grundlagen der klassischen Gitarre, wie sie sich im Laufe zweier Jahrhunderte herausgebildet haben. Der Begriff der Spieltechnik bezieht sich auf Fragen der Haltung und der Motorik. Für die Technik des Gitarrenspiels gilt an erster Stelle das Prinzip der Bewegungsökonomie. Ökonomisch ist eine Bewegung dann, wenn sie mit geringstmöglichem motorischen Aufwand erfolgt und dadurch Spielsicherheit garantiert und kräfteschonend ist. HaltungBei der Haltung der Gitarre ist vorrangig darauf zu achten, dass sie zum einen zweckmäßig aber auch möglichst körperschonend und dem Körper angemessen ist. Die klassische Gitarre wird üblicherweise im Sitzen gespielt, wobei das Instrument mit der zentralen Zargeneinbuchtung auf dem linken Oberschenkel des Spielers ruht. Um beiden Händen optimalen Zugriff auf das Instrument zu ermöglichen, ist eine diagonale Ausrichtung der Gitarre erforderlich. Hierbei befindet sich der Kopf der Gitarre etwa auf Kopfhöhe des Musikers, der Gitarrenhals ist geneigt, während der Korpus des Instrumentes auf beiden Oberschenkeln aufliegt. Die diagonale Ausrichtung des Instrumentes kann auf zwei unterschiedlichen Wegen erreicht werden: Entweder wird das linke Bein durch Unterstellen eines Fußbänkchens in eine erhöhte Lage gebracht oder eine an der Zarge angebrachte Gitarrenstütze (z. B. Gitano, Ergoplay Tappert, Efel, Ponticello) bewirkt die Aufrichtung des Instrumentes im Hals- und Kopfbereich. Nicht zuletzt ist es hilfreich, auch die Decke der Gitarre nicht gänzlich frontal auszurichten, also im rechten Winkel auf den Oberschenkeln, sondern in einem leichten Winkel (ca. 10 Grad) nach oben zu kippen. Diese leichte Schrägstellung der Gitarre ermöglicht dem Spieler eine bessere Augenkontrolle des Spiels ist aber auch motorisch sinnvoll, da durch diese Haltung das Gewicht der Greifhand zur Verstärkung des Greifdrucks eingesetzt werden kann (was insbesondere bei Barré-Griffen hilfreich ist). Der rechte Unterarm ruht in der Nähe des Ellbogens auf dem Zargenrand, während der linke Arm nur über die Hand Kontakt zum Instrument hat. Der Rücken ist gerade aufgerichtet. GreifhandDie Ausgangsstellung für die Greifhand wird Grundstellung genannt. Für diese gilt:
Grundregeln
AnschlagshandGrundregeln
Gestützter und freier AnschlagVon gestütztem Anschlag (span: apoyando) spricht man, wenn der Anschlagsfinger nach dem Anschlag auf die Nachbarsaite fällt, von freiem Anschlag (span.: tirando), wenn der Anschlagsfinger die Nachbarsaite nicht berührt. Gestützter Anschlag wird vor allem zum Melodiespiel verwendet, da das apoyando-Spiel einen vollen, kräftigen Ton erzeugt. Das Tirando-Spiel wird dagegen typischerweise bei Akkordbrechungen (als Akkordanschlag als Durchstreichen oder als Harfenanschlag[2]) angewendet (arpeggi) aber auch generell bei polyphoner Spielweise. RegisterspielJe nach Position des Anschlages lassen sich auf der Gitarre unterschiedliche Klangfarben (Register) erzeugen. Direkt über dem Griffbrett erzielt man einen weichen, direkt am Steg einen harten, metallischen Klang. Dazwischen gibt es unterschiedliche Abstufungen. Durch die unterschiedliche Anschlagsposition ist jedes Register auch mit jeweils anderen technischen Anforderungen verbunden. NagelspielGab es noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Gitarrenkreisen Kontroversen bezüglich des Nagelspiels, so ist die Verwendung des Nagels heutzutage im klassischen Gitarrenspiel längst Standard. Klassische Gitarristen lassen die Fingernägel der rechten Hand wachsen, bis sie ca. 1–2 Millimeter über die Fingerkuppe hinausragen. Mithilfe von Nagelfeilen und sehr feinem Schleifpapier werden die Nägel dann bogenförmig – in Anlehnung an die Form der Fingerkuppe – geformt. Anders als es der Begriff "Nagelspiel" vermuten lässt, beschränkt sich diese Anschlagsform keineswegs auf das ausschließliche Zupfen mit dem Nagel. Vielmehr ist das Nagelspiel eine Kombination von Kuppen- und Nagelanschlag, bei der die Saite zunächst über die Fingerkuppe gleitet und dann erst Kontakt mit dem Nagel hat. Das richtige Feilen der Fingernägel erfordert viel Übung und Experimentieren, da es zum einen gilt, die für den Nagel ideale Bogenform zu finden und zum anderen den Fingernagel ausreichend zu polieren, damit schabende und kratzende Geräusche vermieden werden. Gitarrentechnik in anderen StilistikenIn den nichtklassischen Stilbereichen werden zum Teil andere technische Schwerpunkte gesetzt. So unterscheidet sich etwa die Haltung der Gitarre in der Flamenco-Musik (das Instrument wird auf das rechte Bein aufgelegt, das angewinkelt auf dem linken Bein liegt) von der klassischen Haltung. Auch in den Bereichen Folk-Blues-Gitarre, Folkloregitarre und Singer-Songwriter gibt es andere Formen der Haltung und der Technik. Nicht zuletzt erfordert auch die E-Gitarre eine eigene motorische Herangehensweise, da sie meist im Stehen gespielt wird. Dennoch lassen sich viele der klassischen Grundtechniken auch auf andere Stilbereiche und Instrumente problemlos übertragen. Siehe auchQuellen
Verweise
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