Die Stadt liegt in der historischen Provinz Posen am Netzebruch (Nadnotecki Łęgi), etwa 70 Kilometer nördlich der Stadt Posen und 15 Kilometer ostnordöstlich von Kolmar in Posen.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung einer Siedlung an der Stelle des heutigen Szamocin namens Szamoczino stammt von 1364. Im 17. Jahrhundert kamen die Grundherren der Ortschaft aus der Familie Unruh.[2]Stadtrecht als Besitz der Familie Bętkowski erhielt Szamocin 1748 von August III. verliehen. Zwei Jahre später ging die Stadt in den Besitz der Familie Raczyński über.
Bei der Ersten Teilung Polens fiel die Stadt 1773 an Preußen. Vor 1789 befand sich die Stadt im Besitz des Woiwoden von Mielzinski.[3] Im 19. Jahrhundert war ein Bankier Lessing Besitzer der Stadt.[2] Mit der Bildung des Herzogtums Warschau 1807 wurde die Stadt Teil desselben. 1815 wurde das Warschauer Herzogtum aufgelöst und das preußische Großherzogtum Posen gegründet, zu dem Samotschin fortan gehörte.
Im 18. Jahrhundert hatte sich das Weberhandwerk zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor der Stadt entwickelt; bis zu 62 Webereien produzierten in der Stadt. Unter dem Grafen Edward Raczyński war die Stadt im 18. Jahrhundert erweitert worden, und es wurde beispielsweise der zweite Markt, heute Plac Wolności, angelegt. 1831 wurde hier die erste Dampfmaschine in der Provinz Posen in Betrieb genommen. Ein großer Brand vernichtete 1840 große Teile der Stadt. Dies war auch der Beginn des Niedergangs des Textilgewerbes. Der Anschluss an das Schienennetz der Preußischen Staatsbahn von Kolmar i. Posen nach Gollantsch erfolgte 1908. Samotschin hatte zwei Kirchen und eine Synagoge.[2]
Nach einer Verwaltungsreform war die Stadt ab 1975 Teil der neu gebildeten Woiwodschaft Piła. Seit deren Auflösung 1999 ist Szamocin ein Teil der Woiwodschaft Großpolen.
Demographie
Bevölkerungsentwicklung bis 1921
Jahr
Einwohnerzahl
Anmerkungen
1783
0652
darunter 101 Polen und 18 Juden, der Rest evangelische Deutsche[3]
deutsche Einwohner, darunter 1220 Evangelische, 420 Katholiken, 480 Juden;[8] nach anderen Angaben 2122 Einwohner, darunter 1335 Evangelische, 367 Katholiken, zehn sonstige Christen, 410 Juden[7]
am 1. Dezember, davon 1971 in der Stadt (1798 mit deutscher Muttersprache, darunter 1239 Evangelische, 420 Katholiken, neun sonstige Christen und 130 Juden, und 154 mit polnischer Muttersprache, sämtlich Katholiken) sowie 1063 im Gutsbezirk (750 mit deutscher Muttersprache, darunter 612 Evangelische, 127 Katholiken und elf sonstige Christen, und 301 mit polnischer Muttersprache, sämtlich Katholiken)[10][11]
Gemeinde
Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Szamocin gehören die Stadt selbst und 11 Dörfer mit Schulzenämtern.
Samotschin, Stadt und Rittergut, Preußen, Provinz Posen, Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Kolmar Posen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Samotschin (meyersgaz.org).
Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 430 (Google Books).
Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil II: Topographie von Westpreußen, Marienwerder 1789, S. 103, Ziffer 11 (Google Books).
Hans Schmidt: Die Geschichte des Deutschtums in Szamocin (Samotschin) und Umgebung. Verlag Historische Gesellschaft für Posen, Posen 1939.
↑ abcdefgHeinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 430.
↑ abMichael Rademacher: Pos_kolmar. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑ abcAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 368–375, Ziffer 615.
↑ abKönigliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen, Berlin 1874, S. 152–153, Ziffer 4 (Digitalisat, S. 159–160).
↑Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 17, Leipzig/Wien 1900, S. 529.
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft V: Provinz Posen, Regierungsbezirk Bromberg. Berlin 1912, S. 26–27, Ziffer 4 (Google Books), und S. 30–31, Ziffer 104 (Google Books)