Diese Diskografie ist eine Übersicht über die veröffentlichten Tonträger des US-amerikanischen Jazzmusikers Sun Ra. Sie umfasst seine Studioalben unter eigenem Namen bzw. mit dem Sun Ra Arkestra (Abschnitt 1), seine Livealben (Abschnitt 2), die Singles (Abschnitt 3), seine Mitarbeit bei weiteren Produktionen (Abschnitt 4), posthum erschienene Veröffentlichungen (Abschnitt 5) ausgewählte Kompilationen (Abschnitt 6) und die Space Poetry Reihe seiner Spoken-Word-Produktionen (Abschnitt 7). In einem weiteren Abschnitt 8 werden die Aufnahmen des Sun Ra Arkestra nach seinem Tod gelistet, die unter der Leitung von Marshall Allen stattfanden. Nach Angaben des Diskografen Tom Lord war Sun Ra zwischen 1950 und 1993 an 347 Aufnahmesessions beteiligt.[1]
Die meisten LPs erschienen auf El Saturn Research, das vielleicht das langlebigste Musiker-eigene Label war. Darauf veröffentlichte Ra zwischen 1956 und 1988 71 Alben und 26 Singles mit Musik des Sun Ra Arkestra. Das Saturn-Label presste jedoch Platten in sehr kleinen Mengen, oft nicht mehr als 50 Exemplare.[2] Sun Ras umfangreiche Diskografie – zusätzlich zu Studioaufnahmen zeichnete er stetig Proben und öffentliche Auftritte auf – ist ebenso mythenumwoben wie Ra selbst, schrieb Chris May. Von Mitte der 1950er-Jahre bis zu seinem Tod 1993 veröffentlichte er Platten hauptsächlich auf seinem eigenen Label El Saturn und verkaufte sie nicht über Plattenläden, sondern bei Auftritten des Arkestra. Die Auflagen waren häufig auf weniger als 100 Exemplare begrenzt, und es gab kein zuverlässiges Katalogisierungssystem. Hüllen der LPs wurden oft einzeln von Hand gezeichnet (ihr Design und Inhalt veränderten sich im Laufe der Jahre) und verschiedene Alben wurden regelmäßig mit neuen Titeln, neuen Hüllen oder einem völlig anderen Auflistungen der Stücke neu veröffentlicht.[3] Mit fast zweihundert Alben, die im Laufe seines Lebens veröffentlicht wurden (und mehreren Büchern, die dem Versuch gewidmet sind, sie alle zu dokumentieren und dabei möglichst korrekte Angaben zu machen), „gibt es eine Klanggalaxie zu erkunden“, meinte Andy Beta, von Doo-Wop bis zu abstraktem Lärm, Big-Band-Swing „bis hin zu polyrhythmischen Miniaturen und Free-Jazz-Raketen zu schwerkraftfreien Weltraumgesängen.“[4]
Die Cover von Saturn-LPs, die von 1957 bis 1988 herausgegeben wurden, gelten inzwischen als ikonisch – einige wurden von kommerziellen Druckmaschinen hergestellt, aber viele wurden von Hand gefertigt. Ab den 1970er-Jahren schickte das Presswerk Kisten mit Schallplatten, jede in einer dünnen Papierhülle und äußerem Karton in einem leeren Umschlag, an Sun Ra, den Hauptsitz und die Wohnräume der Arkestra-Gruppe im Stadtteil Germantown in Philadelphia. Dort dekorierten sie die Hüllen der LPs mit Filzstiften, Farbe, Kopien, Fotos und verschiedenen Materialien – sogar zugeschnittene Quadrate von Duschvorhängen.[5]
Anmerkungen zur Eingrenzung der diskografischen Darstellung
Angesichts des Umfangs der Diskografie – allein zu Lebzeiten Sun Ras erschienen 62 Studio- und 48 Live-Alben – wurde in der Regel auf Besetzungsangaben verzichtet. Die Diskografie konzentriert sich auf Tonträger, die als Alben erschienen sind. Im Wesentlichen nicht berücksichtigt wurde das zumeist auf Schelllackplatten dokumentierte Frühwerk, das Robert L. Campbell, Christopher Trent und Robert Pruter umfassend in ihrer Internet-Diskografie From Sonny Blount to Sun Ra: The Chicago Years erfasst haben (vgl. Weblinks). Auch wurden bewusst keine Bootlegs aufgenommen, insbesondere im Abschnitt der nach 1992 erschienenen Aufnahmen (was eventuell von der Sun Ra LLC unautorisierte Livemitschnitte betrifft). Tonträger ausschließlich mit Lyrik Sun Ras wurden in einen eigenen Abschnitt ausgelagert.[6] Orientierung boten bei der Erstellung der Diskografie zunächst die Sun-Ra-Online-Diskografie von Temple.net[7], die Jazz Discography (online) von Tom Lord und die zahlreichen, von Michael D. Anderson und Irwin Chusid betreuten Nachlass-Veröffentlichungen aus dem Sun Ra Archive bei Enterplanetary Konzepts, Modern Harmonic bzw. von Strut/Art Yard.[8]
Studioalben unter eigenem Namen
Dieser Abschnitt listet die von Sun Ra zu Lebzeiten veröffentlichten Studioalben chronologisch nach Erscheinungsjahr (VÖ).
Dieser Abschnitt listet die von Sun Ra posthum erschienenen Live- und Studioalben chronologisch nach Erscheinungsjahr (VÖ). Zu den Schwerpunkten gehören (wie auch im nachfolgenden Abschnitt Kompilationen und Boxsets) die Produktionen von Leo Feigin (Leo Records) in den 1990er-Jahren, ab den 2000er-Jahren von Michael Sheppard (dem Gründer des Labels Transparency, der 2016
starb), von Strut/Art Yard und ab 2014 von Interplanetary Koncepts unter der Ägide von Michael D. Anderson (Sun Ra Music Archive) und Irwin Chusid.
Livemitschnitt aus der Left Bank Jazz Society in Baltimore
Kompilationen und Boxsets (Auswahl)
Dieser Abschnitt listet ausgewählte Kompilationen der Musik Sun Ras bzw. des Sun Ra Arkestra chronologisch nach Erscheinungsjahr (VÖ). Zudem wurde die Musik des Sun Ra Arkestra in eine Reihe von Themenkompilationen aufgenommen, die Werke verschiedener Künstler sammeln; von diesen sei insbesondere Stay Awake (Various Interpretations of Music from Vintage Disney Films) (A&M, 1988) erwähnt, die den Disney-Song „Pink Elephants on Parade“ enthält.[15] Sampler von Labeln, die einzelne Titel von Sun Ra enthalten, wurden bewusst nicht berücksichtigt.
Monorails and Satellites (Works for Solo Piano – Vols. 1, 2 and 3)
Cosmic Myth Records
2019
1966
Saturnian Queen of the Sun Ra Arkestra
Modern Harmonic
2019
1968–1992
die Kompilation dokumentiert June Tysons Zusammenarbeit mit dem Arkestra
Egypt 1971
Strut/K7 Music
2020
1971
enthält die Alben Dark Myth Equation Visitation/Nature’s God (Live in Egypt, Vol. I), Nidhamu (Live in Egypt, Vol. II) und Horizon sowie Mitschnitte zweier zuvor unveröffentlichter Konzerte in Heliopolis und einer Wüstenoase
Eine Sonderrolle im umfangreichen Sun-Ra-Katalog nehmen die Spoken-Word-Monologe Ras als Teil seiner Betätigung als Lyriker[18] ein, die posthum von Norton Records als vierteilige Reihe Space Poetry veröffentlicht wurden. Darauf ist Sun Ra zu hören, der über alles spricht, was ihm in den Sinn kommt, während im Hintergrund Musik läuft. Ein Beispiel ist „My Way is the Spaceways“, mit einer wilden Orchesterexplosion am Anfang, bevor er seine Poesie skandiert wie ein Priester, der die Himmel anruft.[19]
Album
Musiklabel
VÖ
Aufnahme
Anmerkungen
Strange Worlds in My Minds
Norton
2010
1957-1982
The Sub-Dwellers
Norton
2010
The Outer Darkness
Norton
2010
My Way is the Spaceways
Norton
2013
Alben des Sun Ra Arkestra unter der Leitung von Marshall Allen
Dieser Abschnitt listet die Alben des Sun Ra Arkestra, die nach dem Tod des Bandleaders unter der Leitung von Marshall Allen (The Sun Ra Arkestra Under the Direction of Marshall Allen) entstanden sind, chronologisch nach Erscheinungsjahr (VÖ).
Album
Musiklabel
VÖ
Aufnahme
A Song for the Sun
El Ra
1999
1998
Music for the 21st Century (Live at the Uncool Festival in Poschiavo, Switzerland)
Robert L. Campbell, Christopher Trent The Earthly Recordings of Sun Ra. Cadence Jazz Books, Redwood NY, 2000, 847 S. (2. Auflage), ISBN 978-1-881993-35-3.
Irwin Chusid & Chris Reisman: Sun Ra: Art on Saturn – The Album Cover Art of Sun Ra’s Saturn Label Fantagraphics, 2022.
Hartmut Geerken, Chris Trent Omniverse Sun Ra: Comprehensive Pictorial and Annotated Discography, Including Chronological Discography and Alphabetical Record Title, Composition, Personnel and Record Label Indexes. Art Yard, Essex, 2015, 304 S. (2. Auflage); ISBN 978-0-9933514-0-2.
John F. Szwed Space Is the Place – The Lives and Times of Sun Ra. Pantheon Books, New York, 1997.