Strasshof an der Nordbahn liegt im Marchfeld in Niederösterreich. Die Fläche der Stadtgemeinde umfasst 11,63 Quadratkilometer. 21,08 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Derer Großteil des Ortsgebietes erstreckt sich entlang der B 8. Die Länge der Ortschaft beträgt rund 6,5 km, wobei es an der breitesten Stelle gemessen nur 1,5 km breit ist.
In der Spalte Katastralgemeinden sind sämtliche Katastralgemeinden einer Gemeinde angeführt. In der Klammer ist die jeweilige Fläche in km² angegeben.
In der Spalte Ortschaften sind sämtliche von der Statistik Austria erfassten Siedlungen, die auch eine eigene Ortschaftskennziffer aufweisen, angeführt. In der Hierarchieebene derselben Spalte, rechts eingerückt, werden nur Ansiedlungen, die mindestens aus mehreren Häusern bestehen, dargestellt.
Zu beachten ist, dass manche Orte unterschiedliche Schreibweisen haben können. So können sich Katastralgemeinden anders schreiben als gleichnamige Ortschaften bzw. Gemeinden.
Im Nordwesten begrenzt der in Bockfließ gelegene Althofer Wald das Bartoschviertel. Im Osten befindet sich der Ortsteil Silberwald, welcher in zwei Teile unterteilt ist. Nördlich der Hauptstraße befindet sich Silberwald I, an dem das Kieslingviertel anschließt. Direkt daneben liegt im Osten die zu Schönkirchen-Reyersdorf gehörende Siedlung Silberwald. Südlich der Hauptstraße befindet sich Silberwald II; anschließend ebenfalls südlich der Hauptstraße das Flugfeldviertel. Südlich der Hauptstraße befindet sich das Waldviertel und südwestlich befindet sich der Ortsteil Drei Schlüssel Äcker.
Strasshof wurde erstmals um 1300 urkundlich erwähnt. Im Grundstücksverzeichnis (Urbar) des Stiftes Melk scheint um 1330 das Bauerndorf Strazze mit einer Kirche auf. Nach den kriegerischen Einfällen der Ungarn verödete der Ort. In alten Landkarten erscheint etwa um 1670 Straß bei den 3 Stolzen Föhren wieder auf.
Im heutigen Bartoschviertel nördlich des Bahnhofes waren um 1800 drei Häuser von Waldarbeitern zu finden.
1838 wurden bei der Verlängerung der Nordbahn auf dem Gebiet der Katastralgemeinde Straßerfeld Bahnwärterhäuser errichtet. Doch erst mit der Inbetriebnahme des Verschubbahnhofes (1908) setzte eine rege Bautätigkeit ein. Ein Erschließungsplan des tschechischen Investors Ludwig (Ludvik) Odstrčil sah vor, den Ort nach dem Vorbild der englischen Gartenstädte (Vorortesiedlungen) zu strukturieren. Er sollte die Arbeiter eines an der Nordbahn geplanten Industriegebiets beherbergen. Das Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie machte dieses Vorhaben zunichte. Da jedoch die Parzellierung bereits erfolgt war, kam es zu einer unorganisierten Besiedelung des Areals mit dem Ergebnis, dass erst nach dem Zweiten Weltkrieg langsam ein geschlossenes Siedlungsgebiet entstand. Bis heute wirkt sich dies durch das Fehlen eines Ortszentrums aus. Geprägt wurde die Geschichte Strasshofs vor allem durch den einst größten Verschubbahnhof Österreichs (125 Gleise), der von 1908 bis 1959 bestand. Hier wurden vor dem Ersten Weltkrieg die Güterzüge aus den nordmährischen Kohlerevieren geteilt. Erhalten ist davon noch das alte Heizhaus mit einigen Gleisen, in dem das Eisenbahnmuseum untergebracht ist. 1923 wurde Strasshof eine selbstständige Gemeinde, nachdem es vorher zur Gemeinde Gänserndorf gehörte.
Die Flugfeldstraße in Strasshof erinnert an ein ehemaliges Flugfeld, das sich während des Ersten Weltkrieges dort befand. Während des Zweiten Weltkrieges wurde ein neuer Militärflugplatz an der Grenze zu Deutsch-Wagram angelegt, dessen Rollbahnen noch heute sichtbar sind. Bis 1955 nützte ihn die Rote Armee.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Strasshof rasch und wurde 1956 zur Marktgemeinde erhoben. 1947 erfolgte die Umbenennung von Straßhof (Marchfeld) in Straßhof an der Nordbahn. 2024 wurde Strasshof zur Stadtgemeinde erhoben.[3]
Bekanntheit in jüngster Zeit erlangte der Ort durch die Entführung von Natascha Kampusch. Sie war dort fast achteinhalb Jahre lang im Keller eines Einfamilienhauses gefangen gehalten worden, bis ihr am 23. August 2006 die Flucht gelang. Der Entführer Wolfgang Přiklopil beging am Abend desselben Tages Suizid.
Kulturzentrum Marchfeld Strasshof (KUMST): In Strasshof eröffnete am 19. September 2015. Die Feierlichkeiten wurden u. a. mit der Darbietung einer unbekannten Operette aus deren „goldener Ära“ begangen: Ein von Carl Millöcker und Ludwig Anzengruber ursprünglich für das Wiener Harmonietheater in Alsergrund konzipiertes Werk – Der Sackpfeifer – erlebte dabei seine Uraufführung (und drei weitere Aufführungen), da es zu Lebzeiten der Autoren nicht auf die Bühne gelangt war.
In der Ortsmitte (Waldviertel) an der B8 steht eine Dampflok der DR-Baureihe 52 mit der Seriennummer 52.7593, hergestellt von der Lokomotivfabrik Floridsdorf im Jahre 1944.
Die Stolze Föhre, welche sich ebenfalls im Ortswappen befindet, ist eine Schwarzföhre, die vor rund 230 Jahren gepflanzt wurde. Diese Pflanzungen wurden damals von Kaiserin Maria Theresia veranlasst, um das Marchfeld vor der Verödung durch Flugsand zu bewahren. Die stolze Föhre steht seit dem 6. März 1968 unter Naturschutz.
Die Steineiche wurde bei der Aufforstung um 1900 eingepflanzt. Einst sollte ein ganzer Jungwald das Gebiet links und rechts der Bundesstraße bedecken. Durch den Sandboden konnte sich aber dieser nicht entwickeln und wurde nur ein Krüppelwald.
Das Fliegermarterl aus dem Jahr 1971 erinnert an die geglückte Notlandung des Flugzeugs von Oberstleutnant Blaschke im Jahr 1912. Damals nahm dieser an einem Flugwettbewerb teil und musste kurz vor seinem Ziel in Strasshof an der Nordbahn notlanden.
Sport und Freizeit
Der Beachvolleyballplatz, der Fun-Court, der Rollschuhplatz sowie zahlreiche Spiel- und Sportplätze bieten dem Besucher von Strasshof an der Nordbahn ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm.
Zahlreiche Wanderwege durch die herrliche Landschaft des Marchfeldes runden einen Ausflug ab.
Der Rodelberg in Strasshof an der Nordbahn sorgt im Winter und Sommer für Unterhaltung.
Das Biotop im Familienwald wurde von den Naturfreunden Strasshof 2004 neu errichtet. Der Platz davor dient Erholungssuchenden als Platz der Ruhe und Besinnung, Kindergärten und Schulklassen besuchen den Platz gerne. Auch Veranstaltungen diverser Vereine finden dort immer wieder statt.[4]
Der Laufclub Strasshof ist mit über 150 aktiven Mitgliedern einer der größten und aktivsten Laufclubs in Niederösterreich.[5]
Wirtschaft und Infrastruktur
Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 insgesamt 197, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 8. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 45,76 Prozent.
Der 1975 gegründete Gewerbering Strasshof rief schon damals die Marchfeld-Messe ins Leben. War es früher eine kleine Veranstaltung im Haus der Begegnung, hat sich dieses Ereignis in den letzten 15 Jahren zu einem Megaevent entwickelt. Rund 120 Aussteller aus dem Marchfeld haben die Möglichkeit, ihre Produkte und Service auf dem eigens dafür adaptierten Messegelände auszustellen. Begleitet werden die 3 Messetage von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, wie zum Beispiel Kabarett, Tanz etc.
Anfang 2005 entdeckte die OMV in der näheren Umgebung große Erdgaslagerstätten mit einem Volumen von vier Milliarden Kubikmeter. Ging die OMV ursprünglich noch von einer Fördermenge von bis zu einer Million Kubikmeter pro Tag aus, musste das Projekt 2012 abgeschrieben werden, da sich das Gas aus technischen Gründen als nicht förderbar erwies.[6]
Bildungseinrichtungen
Volksschule (seit 1925)
Allgemeine Sonderschule (seit 1973)
Musikschule (seit 1975) mit Filialen in Markgrafneusiedl und Raasdorf
Volkshochschule (seit 1989)
Europamittelschule (seit 2001)
Feuerwehr
Nach Inbetriebnahme des Verschubbahnhofes (1908) wurde 1910 die Gründung der „Freiwilligen K.K. Staatsbahnfeuerwehr“ bewilligt. 1956 wurde die Freiwillige Eisenbahn Feuerwehr, wie sie seit 1945 genannt wurde, von den ÖBB aufgelöst und die Sicherung der Bahnanlagen an die 1948 gegründete Freiwillige Feuerwehr Strasshof übertragen. Die Freiwillige Feuerwehr Strasshof besitzt 13 Einsatzfahrzeuge, 125 Mitglieder und leistet rund 400 Einsätze jährlich.
Das Ortswappen von Strasshof besteht aus zwei Teilen: Oben befindet sich die „Stolze Föhre“ auf rotem Grund; unten befindet sich ein geflügeltes Eisenbahnrad auf blauem Grund.
Persönlichkeiten
Johann Fraissl (1910–1997), Erdölarbeiter, Politiker und Abgeordneter zum Landtag von Niederösterreich
Elena Ostleitner (1947–2021), Musiksoziologin, Hochschullehrerin, Pianistin und Verlegerin
Literatur
Josef Neidhart: Strasshofer Heimatbuch. Strasshof 1989.
Irene Suchy: Strasshof an der Nordbahn. Die NS-Geschichte eines Ortes und ihre Aufarbeitung. Metroverlag, Wien 2011, ISBN 978-3-99300-054-7.
Judith Eiblmayr: Lernen vom Raster. Strasshof an der Nordbahn und seine verborgenen Pläne. Neuer wissenschaftlicher Verlag, Wien 2013, ISBN 978-3-7083-0943-9.
↑Jochen von Lang (Hg.): Das Eichmann-Protokoll – Tonbandaufzeichnungen der israelischen Verhöre. Severin und Siedler, Berlin 1982. ISBN 3-88680-036-9. S. 221–229.