Steve Gadd (* 9. April1945 in Rochester/New York) zählt zu den besonders einflussreichen und renommierten Schlagzeugern des Musikgeschäfts. Er prägte die Schlagzeugwelt nachhaltig, da viele neue Grooves und Figuren auf ihn zurückgehen, wie zum Beispiel der Rhythmus aus Paul Simons „50 Ways to Leave Your Lover“.
Steve Gadd begann seine Laufbahn als Schlagzeuger bereits im Alter von drei Jahren. Sein Onkel, ein Army-Drummer, ermutigte ihn, Schlagzeugunterricht zu nehmen. Schon im Alter von elf Jahren musizierte Gadd in diversen Clubs seiner Heimatstadt mit Jazz-Größen wie beispielsweise Dizzy Gillespie und Gene Krupa, trommelte aber auch im Drum Corps seiner Schule. Nach der High School besuchte er die „Manhattan School of Music“. Er studierte dort klassisches Schlagzeug bei John Beck. Danach wechselte er an die Eastman School of Music in Rochester. In dieser Zeit spielte er regelmäßig Konzerte in Clubs mit jungen Musikern wie Chick Corea, Tony Levin und Chuck Mangione. Nach dem Studium war er während seines Armeedienstes drei Jahre lang einer der beiden Schlagzeuger in der „U.S. Army Stage Band“.
Der große Durchbruch kam für Gadd quasi über Nacht mit der Einspielung des Paul-Simon-Albums „Still Crazy After All These Years“ im Jahre 1975. Seine Rhythmen zu „Fifty Ways to Leave Your Lover“ (oder später zu „Late in the Evening“) setzten Maßstäbe für Songbegleitung und gelten bis heute als Meilensteine. Mit seiner ersten Studioarbeit im gleichen Jahr für Chick Coreas Album „The Leprechaun“ verschaffte er sich hohe Anerkennung.
Ende der siebziger Jahre war Gadd einer der meist beschäftigten und einflussreichsten Schlagzeuger weltweit. Sowohl seine große stilistische Bandbreite wie auch sein präzises Spiel bei absoluter rhythmischer Sicherheit in jedem Tempo trugen maßgeblich zu seinem Erfolg bei. Zugleich beeinflusste er mit seinem untrüglichen Gespür für den Groove sowie seinem transparenten, außerordentlich kreativen und musikalischen Spiel eine ganze Schlagzeugergeneration. Sein Einfluss auf Schlagzeuger wie Dave Weckl und Vinnie Colaiuta ist unüberhörbar.
In Japan waren Transkriptionen seiner Schlagzeug-Grooves und Solos zu kaufen und fast alle führenden japanischen Schlagzeuger klangen wie er. Chick Corea sagte über Gadd: „Jeder Schlagzeuger möchte wie Steve Gadd spielen, denn er spielt perfekt … Er hat orchestrales und kompositionelles Denken in das Schlagzeugspiel eingebracht, während er gleichzeitig eine große musikalische Vorstellungskraft und die Fähigkeit zum Swingen besitzt.“
Sein Schlagzeugsolo in dem Schlussteil von „Aja“ (1977), dem gleichnamigen Album von Steely Dan, gilt bis heute als Klassiker[1] und wird immer wieder von Schlagzeugern als maßgeblicher Einfluss genannt. Coreas Alben „Friends“ (1978) und „Three Quartets“ (1982) sowie das Live-Album von „Steps – Smokin’ In The Pit“ sind gute Beispiele für Gadds virtuoses Jazz-Schlagzeugspiel.
Im Jahr 1983 wurde das weltweit erste Drummer-Lehrvideo „Up Close“ veröffentlicht, das als Klassiker des Genres gilt. Nachfolgend erschien im Jahr 1985 ein weiteres Lehrvideo Gadds unter dem Namen „In Session“.
Zwischen 1985 und 1989 konzentrierte Gadd sich auf seine eigene Band „The Gadd Gang“, war mit ihr weltweit auf Konzertreise und veröffentlichte vier Alben. In dieser Zeit war er gleichzeitig festes Mitglied der Band von David Matthews Manhattan Jazz Quintet und feierte Erfolge mit Tourneen und Alben in Japan.
Im Jahr 2005 veranstaltete er wieder Drumclinics in den USA. Die Mission from Gadd Tour erlebte ihre dritte Auflage im Juni 2006. Im Jahr 2010 setzte Gadd seine Mission from Gadd Tour in Europa fort.
Steve Gadd in Karlsruhe 2010 – Im Rahmen seiner "Mission to Gadd" Clinic Tour.
Steve Gadd in Karlsruhe 2010 – Im Rahmen seiner "Mission to Gadd" Clinic Tour.
Mit seiner Steve Gadd Band unternahm der Schlagzeuger 2023 eine Tournee durch mehrere Städte in Europa, darunter auch zwei Konzerte in Deutschland, die ihn zum Jazz-Festival in Monte Carlo führte. Die Gruppe bestand aus Michael Landau an der Gitarre, dem Bassisten Travis Carlton,[4] dem Pianisten und Jazz-Organisten Larry Goldings und Walt Fowler an Trompete und Flügelhorn.
David Gilmour arbeitete ab Dezember 2023 mit Steve Gadd am Schlagzeug an einem neuen Album.[5] Das Album ist am 6. September 2024 unter dem Titel Luck and Strange erschienen.
Steve Gadd ist verheiratet und hat vier Kinder.
Auszeichnungen und Preise
Am 13. September 2003 wurde Gadd von der „Avedis Zildjian Company“ bei dem zweiten „American Drummers Achievement Awards“ (ADAA) am Berklee Performance Center in Boston geehrt und ausgezeichnet. Am 23. September 2005 wurde ihm vom Berklee College of Music die Ehrendoktorwürde verliehen.
Gadd spielt seit 1976 Schlagzeuge des japanischen Herstellers Yamaha.[7] Der Endorsement-Vertrag zwischen Yamaha und Steve Gadd trug dazu bei, dass das Recording Custom Kit (RC9000) in den 1980er-Jahren weltweit zu einem der meist verkauften, professionellen Kits wurde. Steve machte kleine 10 Zoll-Tom-Toms populär und führte Floortom-Ständer ein.
Er spielt Signature Snare-Drums von Yamaha. Mittlerweile hat Yamaha fünf Steve Gadd Signature Snares im Angebot. Gadd spielt Becken des amerikanischen Herstellers Zildjian. Eine eigene Beckenlinie – die „K Custom Session“-Becken – wurden 2004 vorgestellt. Gadd spielt Signature Sticks und Besen der amerikanischen Firma Vic Firth.
Aufnahmen (Auswahl)
Gaddabout – 1984
The Gadd Gang – 1986
The Gadd Gang – Here & Now – 1988
The Gadd Gang – Live at the Bottom Line – 1988
At Blue Note Tokyo (BFM Jazz, 2021), mit David Spinozza, Jimmy Johnson, Walt Fowler, Kevin Hays
Weitere Aufnahmen, bei denen Steve Gadd mitwirkte (siehe Diskographie [1])