Stetten bildet den südlichen Teil der Gemeinde. Es befindet sich im Tal des Haldenbachs. Der Ort ist umgeben von Weinbergen. Am Südrand des Ortes beginnt der Schurwald.
Geschichte
Bereits in der Mittleren Steinzeit war das heutige Stetten besiedelt. Es wurden Pfeilspitzen und Abschläge von Bearbeitungen aus dieser Epoche gefunden.[2] Aus der Jungen Steinzeit wurden Tongefäße, Speer- und Pfeilspitzen, Schaber, Messerteile, Steinbeile, Reste von Häusern und Feuerstellen gefunden.
Im Herbst 1973 wurde ein Alamannengrab am Stettener Finkenweg entdeckt.
2018 wurden bei Bauarbeiten die Reste einer alten Wasserburg entdeckt, welche vermutlich aus der Zeit zwischen 1220 und 1240 stammen. Die Reste sind damit älter als die erste urkundliche Erwähnung Stettens.[3]
Im Jahre 1241 wurde Stetten das erste Mal urkundlich genannt. Am 2. Februar 1241 verkauften die Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg einen Hof an das Kloster Heiligkreuztal. Als Zeuge wird ein Eberhardus dapifer de Stetin genannt, also Eberhard, Truchsess von Stetten. Truchsesse waren leibeigene Dienstmänner der Grafen von Württemberg. Sie hatten die Rolle des ersten Hofmarschalls. Bei wichtigen Entscheidungen waren stets die Herren Truchsessen von Stetten als Hofbeamte der Württembergischen Grafen und Herzöge dabei. Die Herren von Stetten kamen aus dem Gebiet der Herzöge von Teck (Wernau-Pfauhausen) und führten deshalb die „teckschen Wecken“ (drei blaue Rauten auf goldenem Grund) in ihrem Wappen.[4]
Das Dorf Stetten wurde im Lauf der Jahrhunderte immer wieder verkauft.
Um 1300 wurde die Yburg oberhalb des Tales errichtet. Anfangs trug sie den Namen Eibenberg, der über Yberg zu Yburg mutierte. Dort wohnten die Herren von Yberg. Die Burg wurde seit 1442 nicht mehr bewohnt. Nach dem Tod des letzten Herren der Yburg kam die Yburg an das Haus Württemberg.[5] 1490 kaufte Ritter Truchsess von Stetten die Yburg von Graf Eberhard von Württemberg. Nach dem Tod des letzten Herren von Stetten wird die Yburg an Dietrich von Weiler, dem Herren der
Burg Lichtenberg im Bottwartal verkauft. Im Jahre 1760/61 wurde sie auf Geheiß von Herzog Karl Eugen bis auf die Zargenmauern abgebrochen.[6]
Stetten war, laut einer Urkunde aus dem Jahre 1413, ein kirchliches Filial von Beutelsbach.[7] Deshalb mussten die Toten dort zum Friedhof getragen werden. Der Weg, welcher noch heute Totenfurt genannt wird, führt am heutigen ehemaligen Fernsehumsetzer vorbei. Dort stand auch später der Galgen, welcher womöglich nie genutzt wurde. Erst 1482 wurde Stetten durch den Bischof von Konstanz zur selbständigen Pfarrei erhoben. 1488 hat Hans I. von Stetten den berühmten Altar gestiftet, der mittlerweile im württembergischen Landesmuseum in Stuttgart ausgestellt wird.
1692 wurde die erste Straße, welche ursprünglich für den Weintransport über den Schurwald gedacht war, gebaut.[11]
Magdalena Sibyllas Nachfolgerin als Ortsherrin wurde nach ihrem Tod 1712 Wilhelmine von Grävenitz aus Mecklenburg, Nebenfrau von Herzog Eberhard Ludwig. Da dieser oft nach Stetten kam, wurde das Schloss standesgemäß ausgebaut. Außerdem wurde der Stettener Pfarrer zum Dekan ernannt, damit Wilhelmine von Grävenitz nicht vom Dekan in Waiblingen abhängig war. Der Herzog schickte sie 1731 außer Landes.
Nach dem Tod des Herzogs 1733 wurde seine Witwe Johanna Elisabeth Ortsherrin. Diese starb 1757 und die Herrschaft über das Dorf fiel an Herzog Karl Eugen.[12] Dieser hatte für das Dorf nicht viel übrig und es ärgerte ihn, dass Stetten zwar sein Privatbesitz war, aber dennoch die Steuern an die Reichsritterschaft gingen. Außerdem hatte diese das Recht auf die Aushebung von Soldaten.
Im Jahre 1798 wurde zwischen Endersbacher- und Rommelshauser Straße von Kirchenrats-Baumeister Goez eine Zehntscheuer errichtet.[13] Dort wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts Zehnten abgelöst bzw. in Geldabgaben verwandelt. Die Zehnten gehörten dem Stift Stuttgart, der Ortsherrschaft und dem Stift zum Heiligen Kreuz in Stuttgart. Um 1969 wurde die Zehntscheuer abgerissen.
Im Zweiten Weltkrieg besaß Stetten keine kriegswichtigen Ziele. Dennoch wurde es im März 1944 Ziel eines Bombenangriffes – wahrscheinlich nur, weil sich die alliierten Flieger vertan hatten oder ihre Last vorzeitig abwerfen mussten. Getroffen und zerstört wurden die Häuser am Kegelplatz, es kamen keine Menschen zu Schaden.[17]
Kurz vor Einmarsch der US-Truppen wurde unter Anleitung von Ortsgruppenleiter Wilhelm Hehner belastendes Material im Backhäusle verbrannt. Am 21. April 1945 rollten Panzer der US-Armee von Rommelshausen über das Hardtwiesentäle an.[18] Stetten wurde kampflos übergeben. Die US-Armee durchsuchte die Häuser nach Waffen und Wertgegenständen. Auf Geheiß der Amerikaner wurden die Schilder der Adolf-Hitler-Straße (die Nazis benannten 1933 die Langgaß nach dem Führer) abmontiert.[19]
Befreit wurde das jüdische Ehepaar Max und Ines Krakauer, welches in den letzten Kriegswochen durch die Pfarrersfrau Hildegard Spieth im Pfarrhaus versteckt gehalten worden war. Diese bekam dafür im Jahre 1979 das Bundesverdienstkreuz.[20] Am Pfarrhaus wurde 2004 eine Gedenktafel für diese Tat angebracht.
Die Kommandantur der US-Armee wurde gegenüber dem Gasthof „Ochsen“ eingerichtet. Es herrschten Ausgangssperren mit Ausnahme von 8 bis 10 Uhr und 15 bis 17 Uhr. Der NS-Ortsgruppenleiter Wilhelm Hehner erhängte sich nach seiner Festnahme in seiner Zelle im Gefängnis in Waiblingen.
Im Zweiten Weltkrieg wurden 540 Stettener eingezogen. 94 fanden den Tod, 53 wurden vermisst.[16]
Stetten und Rommelshausen waren nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörten somit seit 1945 zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.
Stetten ist seit dem 20. September 1975 ein Teilort der Gemeinde Kernen im Remstal im Rems-Murr-Kreis. Zuvor war es eine eigenständige Gemeinde.
Gedenktafel am Unterstand beim ehemaligen Standort der Hardtkelter
Hohe Kelter
Hofkammerkelter
Genossenschaftskelter
Politik
Ehemalige Bürgermeister
Die ehemaligen Bürgermeister und Schultheiße vor der Gemeindereform (unvollständig):
Schultheiße
1494: Josua Hecker
1531: Wilhelm Contzmann
1559: Conrad Schretz
1561: Jerg Contzmann
1561: Hans Hecker
1565–1585: Veit Aberlin
1591–1611: Martin Vischer
1612–1623: Jerg Ailin genannt Fröschlin
1623–1633: Hans Leins
1634–1640: Hans Reichlen
1640–1664: Caspar Aberlin
1664–1674: Michael Ehlin (ab 1666: Amtsverweser)
Seit 1666 privates Eigentum des Hauses Württemberg. Schultheiße sind nun Amtsverweser. De facto waren allerdings die Stabsamtmänner die maßgebende Instanz in Verwaltung und Rechtsprechung. Die Amtsverweser wurden als Strohmann eingesetzt und hatten somit nichts zu sagen.
Amtsverweser / Stabsamtmänner
Amtsverweser
1674–1680: Daniel Beck
1680–1682: Jörg Rund
1682–1684: Johannes Linsenmayer
1698: Johannes Vetter
1708–1720: Israel Ensslin
1724–1725: Joh. Georg Kuntzmann
1725–1747: Johann Michael Kurrle
1749: Joh. Fr. Knauss
1758: Joh. Georg Bäder
1759–1763: Joh. Ludw. Schmid
1763–1797: Johann David Lausterer
1797–1804: Adam Moser
1804–1812: Augustin Ensslen (ab 1807: Schultheißen-Amtsverweser)
Stabsamtmänner
1664: Hans Jacob Fesel
1664–1673: Daniel Wieland
1673–1682: Johann Georg Ostertag
1682–1690: Johann Ulrich Aldinger
1690–1702: Wilhelm Christoph Faber
1702–1712: Johann Chr. Allgäuer
1712–1724: Johann Friderich Lächelin
1725–1741: Johann Jacob Cuon
1741–1759: Johann David Feucht
1759–1788: Johann David Rapp
1788–1804: Philipp David Rapp
1804–1806: Johann Friedrich Kaußler
Mit der Aufhebung des ritterschaftlichen Verhältnisses 1807 erloschen die Hoheitsrechte des Stabsamtmanns.
Schultheiße
1813–?: David Dietelbach
1823–1842: Jacob Moser
1842–1862: Ernst Koch
1862–1892: Ludwig Bäuchle
1892–1917: Gottlob Möck
1918–1941: Gottlob Möck jun. (ab 1927: Bürgermeister)[27]
Die Gemeindeordnung von 1927 hatte den Titel Schultheiß abgeschafft.
Panoramablick auf den Ortsteil Stetten (interaktiv)
Literatur
Stetten mit der Seemühle. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Canstatt (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band9). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1832, S.205–212 (Volltext [Wikisource]).
Adolf Kaufmann: Geschichte von Stetten im Remstal. Hrsg.: Verlagsdruckerei Conradi & Co. Fellbach 1962, DNB740642677.
Eugen Bellon: Flurnamen des Weinortes Stetten im Remstal. Hrsg.: Fotosatz Kernen. Kernen im Remsial 1986, DNB871099438.
Erwin Bochterle: Aus der Geschichte von Stetten im Remstal und seinen Fluren. Hrsg.: Verlag Bernhard Albert Greiner. 3. Auflage. Remshalden 2006, ISBN 3-935383-92-4.
Andreas Stiene, Uwe Reiff, Erwin Konzmann, Hermann Kugler, Peter Reiner: Die Glockenkelter in Kernen-Stetten. Hrsg.: Gemeinde Kernen im Remstal. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2012, ISBN 978-3-89870-735-0.
↑Erwin Bochterle: Aus der Geschichte von Stetten im Remstal und seinen Fluren. Greiner, Remshalden, 2005, S. 25.
↑Erwin Bochterle: Aus der Geschichte von Stetten im Remstal und seinen Fluren. Greiner, Remshalden, 2005, S. 29.
↑Erwin Bochterle: Aus der Geschichte von Stetten im Remstal und seinen Fluren. Greiner, Remshalden, 2005, S. 95.
↑Erwin Bochterle: Aus der Geschichte von Stetten im Remstal und seinen Fluren. Greiner, Remshalden, 2005, S. 35.
↑Erwin Bochterle: Aus der Geschichte von Stetten im Remstal und seinen Fluren. Greiner, Remshalden, 2005, S. 11. Staatsarchiv Ludwigsburg: Signatur GL 155 Bü 218, 219, 221.
↑Erwin Bochterle: Aus der Geschichte von Stetten im Remstal und seinen Fluren. Greiner, Remshalden, 2005, S. 36.
↑Erwin Bochterle: Aus der Geschichte von Stetten im Remstal und seinen Fluren. Greiner, Remshalden, 2005, S. 102.
↑ abErwin Bochterle: Aus der Geschichte von Stetten im Remstal und seinen Fluren. Greiner, Remshalden, 2005, S. 97.