Stadtpfarrkirche Hall in TirolDie römisch-katholische Pfarrkirche St. Nikolaus liegt am Oberen Stadtplatz in der Altstadt von Hall in Tirol (Österreich). GeschichteIm Jahre 1281 wird zum ersten Mal ein Kirchlein mit dem Patrozinium hl. Nikolaus und hl. Ingenuin in Hall urkundlich erwähnt. Da aber das Gotteshaus für die aufstrebende Salzstadt zu klein wurde, wurde es im Jahre 1352 umgebaut und erweitert. Im selben Jahr erhielt die Kirche auch das Taufrecht, war aber noch von der Mutterpfarre Absam abhängig. Da aber der Absamer Pfarrer ab 1413 in der Stadt Hall wohnte und die Einwohnerzahl im 15. Jahrhundert stark anstieg, wurde die Kirche wiederum erweitert und erhielt ihre heutige gotische Gestalt. Im Zeitraum von 1420 bis 1440 baute der Haller Baumeister Hans Sewer das einschiffige Langhaus zu einer dreischiffigen Kirche um. Weil dabei das Gebäude nicht nach Süden hin erweitert werden konnte und der alte Chorraum im Kern beibehalten wurde, erscheint das Presbyterium heute abgeknickt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche zum ersten Mal renoviert. Beim schweren Erdbeben am 17. Juli 1670 stürzte der Turm der Pfarrkirche ein, wurde aber bis 1676 im barocken Stil wieder aufgebaut. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann man mit der Barockisierung der gesamten Kirche. Bei einem Brand im Jahre 1875 wurde der Dachstuhl teilweise zerstört, das Dach und die auf dem Giebel der Westfassade stehende Figur des hl. Nikolaus mussten in Folge erneuert werden. Im 20. Jahrhundert wurden die Deckengemälde zweimal renoviert. Architektur und AusstattungChorraumDas Hauptbild des Chorgewölbes zeigt die Stadt Hall im Schutz der Gottesmutter Maria und zahlreicher Heiliger. Umgeben wird diese Darstellung von Bildern der vier abendländischen Kirchenväter (Gregor, Hieronymus, Augustinus und Ambrosius). Das Gemälde des barocken Hochaltars stammt von dem flämischen Maler Jan Erasmus Quellinus. Er schuf das Werk im Jahre 1657, als er auf einer Italienreise in Hall Station machte. Das Bild zeigt die sitzende Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind umgeben von Engeln, den Märtyrern Stephanus und Laurentius, dem hl. Kassian und dem Kirchenpatron Nikolaus. Der Altar wird zu den jeweiligen Festzeiten umgebaut, sodass zu Ostern eine Figur des auferstandenen Christus, im Advent ein Bild der Verkündigung an Maria und zu Weihnachten eine Bretterkrippe aufgestellt wird. In einer Nische an der Nordwand des Chorraums befindet sich ein großes Renaissance-Epitaph der Familie Fieger, das von dem Künstler Melchior Ritterl im Jahre 1574 geschaffen wurde. Darunter hängt ein Tafelgemälde „Ecce homo“ (um 1510), das dem Haller Maler Sebastian Frosch zugeschrieben wird. LanghausDie das Langhaus umspannenden barocken Wand- und Deckengemälde, die der Kirche ihre besondere Prägung geben, schuf der in Wien geborene Maler Josef Adam Mölk im Jahre 1752. Die vier großen Deckengemälde im Hauptschiff zeigen Szenen aus dem Leben des Patrons der Kirche des hl. Nikolaus. Beim Triumphbogen im vorderen Teil des Langhauses wurden um 1754 drei Seitenaltäre von dem Bildhauer Gregor Fritz errichtet. Der nördliche Kreuzaltar zeigt eine plastische Kreuzigungsgruppe, davor ist ein Herz-Jesu-Bild aufgestellt. Auf dem Gemälde von Josef Adam Mölk des südlichen Apostelaltars ist die Übergabe des Schlüssels an Petrus dargestellt. Daneben befindet sich der Johannesaltar mit der Fassermadonna, einer Strahlenkranzmadonna auf der Mondsichel, die von der Zunft der Fassmacher gestiftet wurde. Im nördlichen Seitenschiff befinden sich die Waldaufkapelle und der Katharinenaltar (um 1740) mit mehreren Reliquienschreinen. Im südlichen Seitenschiff steht der Altar des hl. Johannes Nepomuk, der bereits 1734 – fünf Jahre nach seiner Heiligsprechung – in der Bildhauerwerkstatt von Theodoro Benedetti geschaffen wurde. Ebenso ist dort eine geschnitzte Statue des hl. Josef mit dem Jesuskind von Franz Stöckl (1730) zu sehen. In beiden Seitenschiffen sind Zunftstangen aufgestellt, die auch heute noch bei Prozessionen mitgetragen werden. Unter der Orgelempore sind die Kreuzwegstationen des Schwazer Künstlers Johann Georg Höttinger (1742) zu sehen. Rechts neben dem Haupteingang steht der Taufstein aus dem 14. Jahrhundert, links davon das Weihwasserbecken (1506). OrgelDie frühere Orgel mit barocken Ornamenten wurde 1689 von Franz Köck gebaut. Nach mehreren Um- und Neubauten wurde sie 1999 durch ein neues Instrument der Firma Pirchner (Steinach am Brenner) ersetzt. Dessen 50 Register fanden großteils Aufstellung im restaurierten Gehäuse hinter dem Prospekt von 1689.[1]
AußenansichtAn die westliche Seite des dreischiffigen Langhauses ist die Fiegerkapelle angebaut, die zugleich den Eingangsbereich beim Haupttor bildet. Die zum Oberen Stadtplatz hin gewandte Seite bilden der gotische Chorraum, die zweigeschossige Sakristei und der 67 Meter hohe Turm mit Zwiebelhelm. An der Außenwand der Pfarrkirche sind Grabtafeln für verschiedene Adelige und Ordensschwestern des ehemaligen Haller Damenstiftes und Klarissenklosters angebracht. Ebenso befinden sich dort eine Gedenktafeln für den Tiroler Freiheitskämpfer Joseph Speckbacher, der 1820 in Hall starb, dessen Gebeine aber 1858 in die Innsbrucker Hofkirche übertragen wurden, wo sie an der Seite Andreas Hofers ruhen. GlockenDie Glocken der Haller Pfarrkirche sind auf die Anfangstöne des „Salve Regina“ gestimmt:
Kapellen in und um die Kirche
Legende vom „Haller Kübel“Im Volksmund werden die Bewohner der Stadt Hall als „Haller Kübel“ (tirolerisch Håller Kiebl) bezeichnet. Dieser Name geht auf ein Ereignis zurück, das sich in der Pfarrkirche abgespielt haben soll. Als am Fest Christi Himmelfahrt die Jesusstatue in die Höhe gezogen wurde, riss das Seil und die Figur zerschellte am Kirchenboden. Einige traditionsbewusste Haller sammelten sogleich die Bruchstücke zusammen und gaben sie in einen Kübel. Schließlich wurde der Eimer mit den Scherben mit den Worten åber aufi muaß er (hochdeutsch „aber hinauf muss er“) in den „Himmel“ gezogen. Literatur
WeblinksCommons: Pfarrkirche St. Nikolaus (Hall in Tirol) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 47° 16′ 53,5″ N, 11° 30′ 24″ O |