St. Stefan (Amriswil)

Katholische Kirche St. Stefan in Amriswil
Aussenansicht, 2007

Die Kirche St. Stefan in Amriswil im Bezirk Arbon im Schweizer Kanton Thurgau ist eine römisch-katholische Kirche. Sie liegt im Bistum Basel und ist dem Heiligen Stephanus als Namenspatron gewidmet. Als eine der ersten modernen Kirchenbauten des Kantons steht sie als Kulturgut regionaler Bedeutung auf der Liste der Kulturgüter in Amriswil.

Orgel mit Kuhn-Prospekt von 1940

Geschichte

Der Bau des heutigen Kirchengebäudes nach Entwürfen des Amriswiler Architekten Paul Büchi begann am 14. Oktober 1937; am 27. März 1938 erfolgte die Grundsteinlegung durch den Basler Diözesanbischof Franziskus von Streng. Am 17. Dezember 1939 wurde die neue Kirche durch Bischof von Streng geweiht.

Sie ist eine langgezogene Hallenkirche mit niedrigen Seitenschiffen. 1966 wurde die Orgelempore mit neuen Chorpodesten ausgestattet und 1969 der Kirchturm saniert. 1971–1972 wurde der Chorraum gemäss der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil unter Leitung der Architekten Georg Malin und Victor Buffoni renoviert und umgestaltet. 1975–1976 fand eine umfassende Innen- und Aussenrenovierung des Kirchengebäudes statt; dabei erhielt der Innenraum eine neue Holzdecke und Beleuchtung. Eine weitere Aussenrenovierung der Kirche wurde in den Achtziger Jahren durchgeführt.[1]

Baubeschreibung und Ausstattung

Mehrere bis heute vorhandene Elemente der Kirchenausstattung entstanden 1939. Dazu gehören die Kreuzweg-Bilder von Carl Roesch, das Glasgemälde von Otto Staiger (das den Namenspatron St. Stephanus in drei Szenen darstellt), zwei Holzstatuen der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef von Alfons Magg, die Heiliggeisttaube und Einlegearbeiten auf dem Taufstein von Willy Stadler. In der Taufkapelle befindet sich ein Glasgemälde von Yoki (1995).

Das gesamte Kirchengebäude ist unterkellert; dort befinden sich Unterkirche, Pfarreisaal, Proben- und Mehrzweckräume und eine grosse Küche.[2][3]

Orgel

1940 wurde eine Orgel von Orgelbau Kuhn mit 36 Registern (Taschenladen mit elektropneumatischer Spiel- und Registertraktur) auf drei Manualen und Pedal eingeweiht.[4] Der Prospekt wurde vom Kirchenarchitekten Paul Büchi entworfen. 1966 wurde das Instrument durch die Erbauerfirma auf 42 Register erweitert[5] und 1986 ausgereinigt. 2005 baute Mathis Orgelbau (Näfels) einen neuen elektrischen dreimanualigen Spieltisch. Ab 2012 wurde die Orgel durch Thomas Gaida (Wemmetsweiler) schrittweise umgebaut und erweitert (Einbau von Einzeltonsteuerungen für mehrere Register und Rückführung von Registern auf den Stand von 1940). 2024 erhielt das Instrument einen zusätzlichen elektrischen viermanualigen Spieltisch von Gaida im Kirchenschiff. Die Orgel verfügt aktuell über 44 Register, davon sind acht Register (A1 bis A8)[A 1] mit Einzeltonsteuerung ausgestattet. Die Disposition lautet am Spieltisch im Kirchenschiff:[6]

I Hauptwerk C–c4[A 2]
Grand Bourdon A1 32′
Principal A2 16′
Bourdon A1 16′
Gemshorn A3 16′
Principal major A2 08′
1. Principal minor 08′
2. Flauto major 08′
Bourdon A1 08′
3. Gemshorn (= A3) 08′
4. Octave 04′
5. Violine 04′[A 3]
Gemshorn A3 04′
Rohrflöte A1 04′
6. Sesquialter II 223
7. Superoctave 02′
8. Mixtur IV-V 113
Cromorne ab c0 A4 16′
9. Trompete 08′
Cromorne A4 08′
Cromorne bis g2 A4 04′
Tremulant
II Positiv C–c4
10. Quintadena 16′
Bourdon A1 16′
11. Principal dolce 08′
12. Nachthorn-Gedackt 08′
Bourdon A1 08′
Gemshorn A3 08′
13. Unda maris 08′[A 4]
14. Octave 04′
15. Rohrtraverse 04′
16. Nazard 223
17. Waldflöte 02′
18. Terz 135
19. Octave 01′
Cromorne ab c0 A4 16′
Cromorne A4 08′
Cromorne bis g2 A4 04′
Tremulant
III Schwellwerk C–c4
Grand Bourdon A1 32′
20. Bourdon (= A1) 16′
21. Geigenprincipal 08′
Bourdon A1 08′
22. Viola d’amore 08′
23. Voix céleste 08′[A 5]
24. Fugara 04′[A 6]
25. Flauto dolce 04′
Rohrflöte A1 04′
26. Principal 02′
27. Plein jeu IV-V 113
28. Fagott 16′
Cromorne ab c0 A4 16′
29. Trompette harmonique 08′
30. Oboe d’amore 08′
31. Cromorne (= A4) 08′
32. Musette 08′
33. Clairon harmonique 04′
Cromorne bis g2 A4 04′
Tremulant
IV Auxiliare Solo C–c4
Grand Bourdon A1 32′
Principal A2 16′
Bourdon A1 16′
Gemshorn A3 16′
34. Principal major (= A 2) 08′
35. Flauto di concerto (= A 5) 08′
Bourdon A1 08′
Gemshorn A3 08′
Principal major bis g2 A2 04′
Flauto di concerto A5 04′
Gemshorn A3 04′
Rohrflöte A1 04′
Cromorne ab c0 A4 16′
Cromorne A4 08′
Cromorne bis g2 A4 04′
Bombarde A6+7 16′
Bombarde A6+7 08′
36. York Trumpet (= A 7) 04′
Tremulant
Pedal C–g1
Bassus magnus Stefani 32′[A 7]
37. Untersatz 32′[A 8]
Grand Bourdon A1 32′
38. Principal (= A8) 16′
39. Subbass 16′
Bourdon A1 16′
40. Oktavbass 08′
Bourdon A1 08′
Gemshorn A3 08′
Flauto di concerto A5 08′
41. Grossterz 625
Choralbass A2 04′
Rohrflöte A1 04′
Gemshorn A3 04′
Flauto di concerto A5 04′
Principal major A2 02′
Rohrflöte A1 02′
Flauto di concerto A5 02′
Flauto di concerto A5 01′
42. Basscornett IV 223
Contra-Bombarde A6 32′
43. Bombarde (= A6) 16′
Bombarde A6+7 08′
Cromorne A4 08′
44. Clairon 04′
York Trumpet A7 04′
Cromorne A4 04′
York Trumpet A7 02′
Cromorne A4 02′
York Trumpet A7 01′
  • Koppeln: Alle Normal-, Sub- und Superoktavkoppeln. Melodiekoppeln in allen Manualen.
  • Spielhilfen: Setzeranlage, Sequenzer vor und zurück. Zwei Crescendi (programmierbar).
    Emporen-Spieltisch: Zwei Balanciertritte für Registercrescendo und Schwellwerk; Pedalteilung; Pistons: Crescendo, Registerfessel, Tutti, Sostenuto, Sequenzer vor und zurück.
    Spieltisch Kirchenschiff (2024 erbaut): Vier Schwelltritte (Crescendo, SW Ambo, SW Tab, SW Hauptorgel); Pistons: Crescendo an, Zungen ab, Registerfessel, Sostenuto und Pizzicato (separat für alle Teilwerke), Sforzando, Sequenzer vor und zurück, Transposer (werkweise einstellbar, in Halbtonschritten auf- und abwärts), Bluetooth (Tablet) vor und zurück.
Anmerkungen
  1. Auxiliarregister:
    A1: Bourdon 16’ + 8’ + 4’, hohe Lage 2024 ergänzt, überblasend; 32’ als Quintschaltung (85 Pfeifen, Schwellwerk).
    A2: Principal major 8’ (56 Pfeifen, Solo), C bis H des 16’ stammt aus dem Pedal (A8); 130 mm WS, Gaida 2012.
    A3: Gemshorn 8’ + 4’, ab gis3 2024 ergänzt, C-H im 16' aus A1 (73 Pfeifen, Hauptwerk).
    A4: Cromorne 8’ (56 Pfeifen, Schwellwerk).
    A5: Flauto di Concerto 8’ + 4’ (68 Pfeifen, Solowerk), 130 mm WS, Gaida 2012.
    A6: Bombarde 32’ (C-H Gaida 2012) + 16’, im Manual ab c1 aus A7; im 8’ ab c0 aus A7 (42 Pfeifen, Pedal).
    A7: York Trumpet 4’ (56 Pfeifen, Solo), aus dem alten Registerbestand der großen Orgel im York Minster, Großbritannien; 160 mm WS, Gaida 2019.
    A8: Principal 16’ (30 Pfeifen, Pedal).
  2. Klaviaturumfang A2–c5.
  3. Gaida 2019.
  4. Flötenschwebung, ab c0.
  5. Ab c0.
  6. Gaida 2019.
  7. Aus Principal 16′ (A8) und Quintschaltung (=1023′) von Bourdon 16′ (A1). Gaida 2012.
  8. Eigentlich 1023′, Gruppenzug mit Subbass 16′. Gaida 2012.

Glocken

Die fünf Glocken wurden 1938 von der Glockengiesserei Rüetschi (Aarau) gegossen; am 19. November 1938 fand die Glockenweihe statt. Die Glocken von St. Stefan sind auf das Geläute der benachbarten evangelischen Kirche Amriswil-Sommeri abgestimmt.[7]

Glocke Schlagton Giesser Gussjahr Name/Widmung
1 g0 H. Rüetschi, Aarau 1938 Hl. Stephan
2 h0 H. Rüetschi, Aarau 1938 Christ König
3 d1 H. Rüetschi, Aarau 1938 Bruder Klaus
4 e1 H. Rüetschi, Aarau 1938 Mutter Gottes
5 fis1 H. Rüetschi, Aarau 1938 Schutzengel

Turmmuseum

2022 wurde im Kirchturm das «Turmmuseum St. Stefan» eröffnet. Dort sind historische Exponate wie reich bestickte Gewänder, Paramente, alte Ministrantengewänder in liturgischen Farben, alte Kreuze, Rosenkränze, Taufgeschirr und Leuchter zu besichtigen.[8]

Commons: St. Stefan (Amriswil) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Koordinaten: 47° 32′ 52″ N, 9° 17′ 44,8″ O; CH1903: 739793 / 267993

 

Prefix: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

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