Der historische Ortskern besteht aus drei Stadtteilen: dem südlichen Quartier Porta Chiusa, dem zentralen Mezota und dem höher gelegenen Posterula (bzw. S. Martino).
Zu den Ortsteilen (frazioni) gehören Aquatino (204 Höhenmeter, ca. 100 Einwohner), Capitan Loreto (223 Höhenmeter, ca. 1000 Einwohner), Collepino (600 Höhenmeter, ca. 50 Einwohner), Crocefisso (208 Höhenmeter, ca. 60 Einwohner), Limiti (193 Höhenmeter, ca. 100 Einwohner), Ponte Chiona (227 Höhenmeter, ca. 200 Einwohner) und San Giovanni (636 Höhenmeter, ca. 15 Einwohner).[4]
Ursprünglich eine selbstständige umbrisch-etruskische Gemeinde, geriet die Siedlung im 3. Jahrhundert v. Chr. unter römische Herrschaft und erhielt den Namen Hispellum. 89 v. Chr. wurde sie in ein Municipium umgewandelt. Während der Zeit der Triumvirate kurz vor Beginn der abendländischen Zeitrechnung erhielt Hispellum den Titel Colonia Julia, was mit der Verleihung des römischen Bürgerrechts an die Bewohner der Stadt verbunden war. Die Ortschaft gehörte nach der Verwaltungsreform des Augustus zur Regio Sexta der insgesamt elf Regionen Italiens. Augustus erweiterte den Besitz von Hispellum um große Ländereien, zu denen auch die südlich von Trevi gelegenen Quellbäder des alten umbrischen Gottes Clitumnus (heute Fonti del Clitumno) zählten. Unter Augustus errichtete man auch die Stadtmauer und mehrere Tore, die zum Teil bis heute erhalten sind.
Kaiser Konstantin stiftete der Stadt zu Ehren seines dynastischen Geschlechts einen Tempel für die Gens Flavia und benannte sie in urbs Flavia Constans um. Die gewachsene Bedeutung der Siedlung zeigt sich auch in einer weiteren Verordnung Konstantins aus dem Jahr 333 n. Chr.: die Verlegung der jährlichen Feierlichkeiten des fanum Voltumnae in die Stadt. Das fanum Voltumnae (Heiligtum der etrurischen Gottheit Voltumna) befand sich ursprünglich in Volsinii (vermutlich Orvieto), wo sich auch alljährlich die Mitglieder des etrurischen Städtebundes zu ihrer Bundesversammlung trafen.
Nach der Zeit der so genannten Barbareneinfälle im 6. Jahrhundert gelangte Spello in den Besitz des Langobarden-Herzogtums Spoleto, unter dessen Herrscher Faroald I. es zu einem bescheidenen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung kam. Im 12. Jahrhundert war Spello eine freie, eher ghibellinisch gesinnte Kommune – trotz der formalen Zugehörigkeit des langobardischen Herzogtums zum Kirchenstaat durch die „Pippinische Schenkung“. Die Abtretung des ab 487 belegten Bischofssitzes nach Spoleto im Jahre 1130 trug dazu bei, den kirchlichen Einfluss auf städtische Belange gering zu halten. Das Titularbistum Hispellum geht auf diesen erloschenen Bischofssitz zurück.
1240 plünderte und brandschatzte das Heer Friedrichs II. bei seinem Feldzug gegen den Kirchenstaat die kleine Stadt, weil sie die Anerkennung der kaiserlichen Autorität verweigert hatte. Durch Kriege mit Assisi und Foligno geschwächt und wegen erbittert geführter interner Auseinandersetzungen zwischen städtischem Adel und Bürgertum zerrissen, schloss sich Spello dem mächtigeren Perugia an.
Doch die Siedlung blieb auch in den folgenden Jahrzehnten nicht unversehrt: 1529 wurde die Stadt geplündert, 1535 mussten die Mauern geschleift werden. Schließlich fiel Spello im Jahr 1583 vollständig an den Kirchenstaat.
Sehenswürdigkeiten
Stadtmauern und Befestigungsanlagen
geschlossener Mauerring, wobei der erste mit insgesamt 2 km Länge aus der Zeit des römischen Kaisers Augustus stammt. Die Erweiterung mit dem Neubau der nördlichen Stadtmauern fand um 1360 statt.
Teile der römischen Stadtmauern sind besonders gut im Bereich der Porta Urbica erhalten
Rocca – bis auf einen Turm, einige Mauern und Substruktionen ist die Burg des Kardinals Albornoz zerstört
Stadttore
Porta Urbica – einbogiges Stadttor aus römischer Zeit
Porta Consolare – wichtigstes Tor der Stadt, stammt aus der Zeit der römischen Republik, im 16. Jahrhundert mit drei beim Amphitheater gefundenen Statuen versehen
Porta Venere – antike Doppeltoranlage mit je drei Bögen und innerem Hof, äußeres Tor mit zwei zwölfeckigen Türmen auf quadratischem Grundriss (zum Teil rekonstruiert)
Porta Fontevecchia
Porta Montanara – mittelalterliches Tor am Nordende des Mauerrings
Arco di Augusto – Sockelfragmente eines römischen Stadttores in der Via Giulia
Arco dei Cappucini – Reste eines römischen Tores im Bereich der Rocca
Kirchen und Kapellen
Cappella Tega – Kapelle aus dem 14. Jahrhundert, Fresken von Nicolò Alunno (umstritten, 1461)
Santa Maria Maggiore – Kollegiatkirche, 1285 fertiggestellt und 1644 vergrößert; Cappella Baglioni mit Fresken von Pinturicchio (um 1500), in der Kirche Fresken von Perugino (1521), Kanzel von Simone da Campione (1545), Antonio de Gasparino, Bildhauer aus dem Luganertal, schuf von 1510 bis 1511 die Taufsteine[5]
S. Andrea – Kirche aus dem Jahr 1258; Altarbild von Pinturicchio (1508, Werkstatt)
San Lorenzo – Kirche um 1120 erbaut, mehrfach umgestaltet, mit einem Marmortabernakel von Flaminio Vacca (1589 entstanden) und dem Werk Storie di S. Lorenzo von Niccolò Circignani (Il Pomarancio genannt, 1567 entstanden)
Santa Maria di Vallegloria – Kirche und Monasterium mit Fassade in romanischen Formen (um 1320 von den Klarissen gegründet)
San Martino – kleine romanische Kirche
Oratorio di San Biagio – kleines Oratorium mit Fresken aus dem 15. und 16. Jahrhundert
Convento di Cappuccini – Kapuzinerkloster; im Klosterhof romanische Fassade der Kirche S. Severino (1180)
S. Ventura – Kapelle eines Pilgerhospitals, 13. Jahrhundert
Andere Sehenswürdigkeiten
Palazzo Comunale (Vecchio) – um 1270 errichtet, später umgestaltet, im Hof und im Gebäude archäologische Fundstücke, Spolien und Wandmalereien
Brunnen auf der Piazza Repubblica mit Wappen von Papst Julius III., um 1550 entstanden
Pinacoteca Civica – städtische Kunstsammlung, vor allem mit Werken aus Mittelalter und Renaissance
Außerhalb von Spello
Amphitheater – 1. Jahrhundert n. Chr., nur in Resten erhalten
S. Claudio – romanische Kirche, Ende des 12. Jahrhunderts; Fresken
S. Maria della Rotonda (auch Chiesa Tonda) – Zentralbau von 1517, Fresken, Substanz sehr vernachlässigt
L’infiorata
Am italienischen Fronleichnamswochenende findet das Fest L’infiorata di Spello statt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Straßen mit extra für diesen Zweck entworfenen Blumen-Bildern geschmückt. Die Einwohner von Spello legen die ganze Nacht diese Kunstwerke aus Millionen von farbigen Blütenblättern, über die am nächsten Tag die Fronleichnamsprozession zur Kirche zieht.
↑Celestino Trezzini: Antonio de Gasparino. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 8: Supplement. Paul Attinger, Neuenburg 1934, S. 105 (PDF Digitalisat), abgerufen am 9. Oktober 2017.