Passmann wurde 1994 in Kempen (Niederrhein) geboren und wuchs in Ettenheim (Mittelbaden) nach eigenen Angaben in „behüteten Verhältnissen“ auf: „Wie aus dem CDU-Parteiprogramm“ könne man sich ihre Herkunftsfamilie vorstellen.[3]
2014 erschien ihre Textsammlung Monologe angehender Psychopathen,[10] die 2017 mit dem Grimmelshausen-Förderpreis ausgezeichnet wurde.[11] 2015 war sie für den deutschen Radiopreis nominiert.[12] Von 2017 bis 2018 schrieb sie die Kolumne Post von Passmann für die Frauenzeitschrift Jolie. Für das Neo Magazin Royale arbeitete sie in unregelmäßigen Abständen als Autorin.[13] Von Januar 2019 bis Oktober 2021 schrieb sie die monatliche Kolumne Alles oder nichts für das Zeitmagazin.[14] Von Januar 2018 bis März 2020 war sie Moderatorin bei 1 Live.
Im März 2019 erschien Passmanns zweites Buch Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch, für das sie Gespräche mit bekannten Männern führte.[15] Das Werk wurde in überregionalen Medien überwiegend kritisch besprochen:[16] Es sei „langweilig und larmoyant“ (taz),[17] „ein wenig naiv“ (NZZ)[18] und sie mache sich damit „klein und bedeutungslos“ (FAZ).[19] Die Autorin wurde aber auch als „eine der meinungsstärksten und zugleich unterhaltsamsten Stimmen ihrer Generation“ (Stern)[20] bezeichnet. Sie führe den Geschlechterkampf mit den Waffen Humor und Ironie, ohne ihr wichtiges Anliegen dadurch ins Lächerliche zu ziehen (Deutschlandfunk).[21] 2023 veröffentlichten Nena Brockhaus und Franca Lehfeldt das Buch Alte weise Männer, dessen Titel als Anspielung auf Passmanns Buch gedeutet wurde.[22][23]
Gemeinsam mit Matthias Kalle moderierte Passmann von März 2019 bis März 2020 den zweiwöchentlichen Zeit-Online-PodcastDie Schaulustigen, in dem sie Themen rund um das Fernsehen besprachen.[29] Ein ähnliches Format moderierte sie mit Kalle von Juli 2020 bis Juni 2021 bei Audible mit dem wöchentlichen Podcast Jubel & Krawall, in dem sie neben Fernsehen auch andere popkulturelle Themen besprechen.[30] Von August 2019 bis März 2020 moderierte sie für 1 Live den Interview-Podcast Gute Leute.[31] Von Juni 2022 bis Mai 2023 moderierte sie den Podcast Quelle: Internet.[32]
2021 schrieb Passmann mit ihrem Buch Komplett Gänsehaut laut Süddeutscher Zeitung „eine bittere große Kritik ihrer Generation, der Millennials“.[33]
Sophie Passmann moderierte die drei Ausgaben der LiteratursendungStudio Orange, die vom rbb für die ARD produziert wurde. Sie unterhielt sich mit zwei Schriftstellern über Titel, die ihre Gäste ausgewählt haben.[37] Die Erstausstrahlung am 8. Januar 2023 im Ersten erreichte 0,35 Millionen Zuschauer, das entspricht einer Einschaltquote von 3,3 %[38] bei einem Senderschnitt von 12,1 %.[39] Die Berliner Zeitung schrieb, die neue Sendung ernte „viel Kritik, vor allem für die Moderation“, doch das Format habe „durchaus seine Stärken und Potenzial“.[40] Der rbb ersetzte die Sendung durch ein ähnliches Format mit der Autorin Helene Hegemann.[41][42]
Gemeinsam mit Tommi Schmitt moderiert sie die TalkshowNeo Ragazzi auf dem Spartensender ZDFneo. Die erste Staffel wurde von September bis November 2023 wöchentlich ausgestrahlt, die zweite Staffel erschien ab April 2024.[45]
Mit dem im September 2023 erschienenen Pick Me Girls hat Passmann laut Verlagsangabe ihr bislang persönlichstes Buch geschrieben,[46] in dem sie darlegt, dass sie als Jugendliche unter ihrem Aussehen sowie Übergewicht gelitten habe und zeitweilig eine Essstörung hatte.[47] Den titelgebenden Begriff „Pick Me Girls“ definiert sie als Frauen, für die der männliche Blick im Patriarchat und das Begehrtwerden von Männern die höchste Währung sei.[47] Das Buch gelangte auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste in der Kategorie Hardcover/Sachbücher.[48]
Im Oktober 2024 brachte Passmann Pick Me Girls in einer von ihr geschriebenen Theaterfassung gemeinsam mit der Regisseurin Christina Tscharyiski auf die Bühne des Berliner Ensembles.[49] Das Theaterstück, in dem Passmann selbst spielt, wurde überwiegend positiv besprochen: Der Abend sei „ein Ereignis, selbst für die vereinzelten weißen alten Männer im Publikum, die nicht unbedingt zur Kernzielgruppe der Show zählen“ (Süddeutsche Zeitung),[50] und „clever durchreflektierte[r] feministische[r] Standup“ (Berliner Zeitung).[51] Passmann spiele „höchst unterhaltsam in einer bewegenden, erhellenden und rasanten One-Woman-Show“ (rbb24).[52]
Rezeption
Sophie Passmann geriet im Jahr 2018 in die Schlagzeilen, als Twitter einen ihrer satirischen Tweets fälschlicherweise als „hate speech“ einstufte und entfernte. In dem Tweet äußerte sie sich kritisch über die deutsche Tradition, an Silvester „Dinner for One“ zu schauen, was fälschlicherweise als fremdenfeindlicher Kommentar interpretiert wurde. Nach öffentlichem Protest wurde der Tweet jedoch wiederhergestellt.[53] Weiterhin polarisierte ein Interview von Passmann in der Schweizer Frauenzeitschrift annabelle im Juli 2022.[54][55] Feministinnen wie die Sängerin Achan Malonda warfen Passmann vor, antifeministische Narrative zu bedienen, sowie die Abwertung von rassistischen Erfahrungen.[56]Hengameh Yaghoobifarah dementierte Passmanns Behauptung, sie seien befreundet gewesen, als sie an der Universität Freiburg dieselben Seminare belegt hatten.[57] Unterstützend hingegen äußerten sich unter anderem die Journalisten Ulf Poschardt und Julian Reichelt.[58][59] Passmann entschuldigte sich für ihre Aussagen.[60][61] Im Zuge der Debatte nahm Passmann ihren Twitter-Account mit über 200.000 Followern offline.[62][63] In einem Zeit-Artikel erklärte sie diese Entscheidung mit der grassierenden Hasssprache auf Twitter und dass sie selbst Teil des Problems gewesen sei.[64]
Umstritten war Passmanns Bekenntnis in ihrem Buch Pick Me Girls zu ihren Botox-Eingriffen und Schönheitsoperationen für den von ihr hergestellten Zusammenhang mit Feminismus.[65][66][67] Nachdem Passmann gegenüber dem Spiegel aus ihrem Buch zitierte und die entsprechende Stelle selbst als „riskant“ bezeichnete[47], gab es erneut Kritik.[68][69][70]
In ihrem Podcast bezeichnete Passmann im Juni 2024 die Stadt Bochum als „Drecksloch“ und „Scheiß-Stadt“, was verschiedene Medien kritisch aufgriffen.[71][72][73] Die Bochum Marketing GmbH veröffentlichte daraufhin eine Stellungnahme und meinte u. a.: „Es ist sehr schade, dass Sophie Passmann offensichtlich während ihres Aufenthalts in Bochum nur sehr wenig von der Stadt gesehen hat“. Gegenüber der Westdeutsche Allgemeine Zeitung bat Passmann für ihre Äußerung um Entschuldigung und ordnete ihre Aussage als ironisch ein.[72]
↑Julia Prosinger, Christian Vooren: „Krawallige, sich selbst überschätzende Frau? Here I am!“ In: Der Tagesspiegel Online. 28. Mai 2018, ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 18. Juni 2018]).
↑Nadia Shehadeh: Plauderei mit alten, weißen Männern: Harmlos wie ein Sektfrühstück. In: Die Tageszeitung: taz. 7. März 2019, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 24. Oktober 2019]).
↑Judith Basad: Sophie Passman setzt sich mit „alten weissen Männern“ auseinander. 21. März 2019, ISSN0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 24. Oktober 2019]).
↑bücher de IT and Production: Alte weiße Männer. Abgerufen am 24. Oktober 2019.
↑Judith Liere: Lass sie reden: Sophie Passmann analysiert das feministische Feindbild „alter weißer Mann“. In: Stern. 7. März 2019, ISSN0039-1239.
↑Johann Voigt: Neue RBB-Literatursendung „Longreads“: Einfach mal locker bleiben. In: Die Tageszeitung: taz. 26. März 2024, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 19. April 2024]).
↑Pick me Girls. In: kiwi-verlag.de. Abgerufen am 3. September 2023.
↑ abcTobias Becker: (S+) Was macht der männliche Blick mit einer jungen Frau? Die sonst so toughe Feministin Sophie Passmann zeigt sich verletzlich. In: Der Spiegel. Nr.36/2023, 3. September 2023 (spiegel.de [abgerufen am 3. September 2023]).