Mavica (Magnetic Video Camera) war Sonys Bezeichnung für eine Fotokameraserie, die Bilder erstmals auf einem austauschbaren Datenträgern anstelle eines Kleinbildfilms festhielt.[1]
Entgegen der weitverbreiteten Meinung, die Mavica sei die erste Digitalkamera, arbeitete die Fotokamera nicht mit digitaler Fototechnik. Vielmehr generierte der CCD-Sensor ein analoges Videostandbild, das auf einer Diskette aufgezeichnet wurde. Es handelte sich demnach um die erste Kamera mit elektronischer Aufzeichnung. Tatsächlich handelte es sich bei der ursprünglichen Mavica ebenso wie bei der ProMavica MVC-5000 und MVC-7000 sogar um Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven. Für die ProMavica-Serie gab es Adapter zum Anschluss von Nikon- und Canon-Objektiven.[2][3] Zumindest die ProMavica MVC-7000 unterstützte auch Bajonettadapter für Nikon- und Canon-Objektive.[4][5]
Entwicklung
Erste Serie mit analoger Aufzeichnung (1987–1992)
Das erste Modell wurde 1981[6][7] für 1983 angekündigt, jedoch nie vermarktet. Es dauerte noch bis 1987, bevor Sony die erste Still-Video-Kamera (MVC-A7AF)[8] auf den Markt brachte. Sie war bei Einführung in den USA für 650 US-Dollar erhältlich,[9] was umgerechnet in die heutige Kaufkraft einem Preis von ca. 1.550 US-Dollar entspricht. Die Markteinführung in Japan verschob Sony auf 1988.[9]
Die 2 Zoll großen, sogenannten Video Floppies („VF“) mit dem Namen „Mavipak“ hatten eine Kapazität von 50 Videostandbildern pro Diskette. Die Bilder konnten zur Ansicht auf einem Fernsehgerät wiedergegeben werden, was jedoch einen Adapter erforderte, der zusätzlich 230 US-Dollar kostete. Um die Bilder an einem PC bearbeiten zu können, mussten diese erst einer Digitalisierung unterzogen werden. Die gleichen Disketten wurden auch von einigen anderen Kameraherstellern wie Minolta oder Canon verwendet. Das VF-Format entwickelte sich rasch zum rückwärtskompatiblen Hi-VF-Format weiter, das von der ProMavica MVC-7000 und den Hi-Band-Mavica-Modellen unterstützt wurde.
Zweite Serie mit digitaler Aufzeichnung (1998–2005)
Kameras mit 3,5-Zoll-Diskette
Mit der MVC-FD5 wurde 1998 die erste Kamera verkauft, die die Bilder auf einer Standard-3,5-Zoll-Diskette (1,44 MB) mit einem für Computer lesbaren DOS-FAT12-Format speicherte. Die Modelle hießen bis 2001 „Digital Mavica“, später „FD Mavica“. Dieses Feature machte die Mavica besonders im nordamerikanischen Markt sehr beliebt. Mit immer höher realisierbaren Auflösungen in der Digitalkameratechnik und verfügbar werdenden Speicherkarten für den Konsumermarkt wurden auch von Sony Alternativen für die zu speichernden Bilder gefunden. Mittels eines Adapters (MSAC-FD2M) für einen Memory Stick anstelle der Diskette und später durch einen eingebauten Memory-Stick-Steckplatz wurde die Mavica in die Lage versetzt, Bilder auch auf Memory Sticks speichern zu können.
1999 brachte Panasonic mit der PV-SD4090 eine der Sony Mavica ähnliche Digitalkamera heraus. Sie nutzte aber ein SuperDisk-Laufwerk, welches neben den 1,44-MB-Disketten auch 120-MB-Disketten unterstützte und so bis zu 10-mal mehr Bilder auf einer Diskette speichern konnte.[10]
Kameras mit CD-R und CD-RW
2000 wurde mit der MVC-CD1000 die erste Kamera mit Aufzeichnung auf CD und 10-fach optischem Zoomobjektiv vorgestellt. Die Kamera verwendete CD-R mit 8 cm Durchmesser („Mini-CD“). Es war jedoch möglich, die Bilder mittels der vorhandenen USB-Schnittstelle auch von einem noch nicht abgeschlossenen (Lead-Out) CD-R-Rohling auslesen zu können. Die Nachfolgemodelle – „CD Mavica“ genannt – waren kompakter, wodurch jedoch der Zoomfaktor reduziert wurde. Dafür waren sie in der Lage, auch CD-RW-Rohlinge zu beschreiben. Die Mavica MVC-CD400 war die erste Kamera, die bei schwachen Lichtverhältnissen einen Laser für die Fokussierung benutzte.
Ende der Entwicklung (2005)
Sony ersetzte die Mavica-Serie ab 2005 durch professionelle Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven des Alpha-Systems. Das untere Ende wurde durch die bereits seit 1996 angebotene Cyber-shot-Serie abgedeckt, die von Anfang an den Memory Stick als Speichermedium nutzte.
Andere Geräte
Aufzeichnung von Videoquellen
Mit den beiden MaviCap-Modellen MVC-FDR1 und MVC-FDR3 produzierte Sony einen digitalen Bildspeicher, welcher Einzelbilder von FBAS- oder S-Video-Quellen auf 3,5-Zoll-Disketten speicherte. Das FDR3 verfügte über ein LCD, um die gespeicherten Bilder zu betrachten. Beide Geräte gab es in Versionen für PAL und NSC.
Drucker
Mit dem Drucker FVP-1 Mavica können die auf Diskette gespeicherten Bilder ausgedruckt werden.
Modelle der Mavica-Serie von Sony
Still-Video-Kameras mit 2,0-Zoll-Video-Floppy
Sony MAVICA (1981) (Mavipak 2,0″ VF, SLR-Design, drei Wechselobjektive)
Sony Mavica MVC-A7AF (1987) (Mavipak 2,0″ VF)
Sony ProMavica MVC-2000 (1989) (Mavipak 2,0″ Hi-VF)
Sony ProMavica MVC-5000 (1990) (Mavipak 2,0″ Hi-VF, SLR-Design, mehrere Wechselobjektive)
Sony ProMavica MVC-7000 (1992) (Mavipak 2,0″ Hi-VF, SLR-Design, mehrere Wechselobjektive)
Sony Hi-Band Mavica MVC-C1 (1988) (Mavipak 2,0″ Hi-VF)
Sony Hi-Band Mavica MVC-A10 (1988) (Mavipak 2,0″ Hi-VF)
Digital-Still-Kameras mit 3,5-Zoll-Disketten
Sony Digital Mavica
Alle Modelle bis 2000 wurden als Sony Digital Mavica bezeichnet.
↑Brooke Clarkes PSC-6. Webseite, die die ProMavica MVC-5000 und eine Reihe kompatibler Objektive zeigt: 400 mm, 60–300 mm Zoom, Nachtsichtobjektiv, „Wide Lens 5mm 1:1.8 Sony“ (MCL-05H), „Zoom Lens 9.5 – 123.5mm 1:1.8 Made by Canon“ (MCL-913T)
↑Ein Sony-Werbeflyer für die ProMavica MVC-7000 zeigt Kamerafunktionen und erwähnt Zubehörteile inklusive Sony-Bajonett-Objektiven: „wide lens“ (MCL-06T), „zoom lens“ (MCL-903T), „zoom lens“ (MCL-806H), „wide lens“ (MCL-05H) und „zoom lens“ (MCL-710H) sowie zwei Objektivadapter für Nikon (MCL-200N) und Canon (MCL-300C)