Norbert Becker nutzte zur Kreuzung dieser Sorte Merzling als Mutter und eine Pollenmischung der Sämlingspopulation Gm 6493 als Vater. Gm 6493 (Geisenheim 6493) wurde im Jahre 1964 durch Vilém Kraus in der damaligen Tschechoslowakei gekreuzt. Kraus bot die Sämlinge Helmut Becker (1927–1990) an. Dieser war damals an der Forschungsanstalt Geisenheim tätig, wo er die Bedeutung dieses Materials erkannte und es züchterisch in Nachkommenschaftsprüfungen weiterbearbeitete.
Zunächst wurde die Rebsorte Saperavi Severnyi als Muttersorte ♀ der Sämlingspopulation angegeben, eine spätere Nachrecherche führte zu der Annahme, dass Zarya Severa in der Kreuzung Verwendung fand. Molekolarbiologische Untersuchungen im Rahmen der Kartierung des Mehltauresistenzlocus Rpv10 ergaben, dass weder Saperavi Severnyi noch Zarya Severa als Großelternteil von Solaris in Frage kommen und stattdessen Severnyi verwendet wurde.[1]
Ampelografische Merkmale
Triebspitze weißwollig behaart.
Die Blätter sind groß, dreilappig und dunkelgrün.
Die Sorte blüht sehr früh, ist aber blühfest
Die Trauben sind mittelgroß und lockerbeerig. Beeren sind klein bis mittelgroß, gelbgrün gefärbt und kurzoval.
Reife: sehr früh
Eigenschaften
Austrieb, Blüte und Reifungsbeginn erfolgen im Vergleich zu Standardsorten sehr früh. Die Frostfestigkeit gilt als sehr gut. Die Lageansprüche sind verhältnismäßig gering, da die Sorte bereits Anfang September über ein Mostgewicht von 100 Grad Oechsle verfügt. Solaris wächst weniger aufrecht, was die Heftarbeiten erschwert. Durch die frühe Reife sind die Trauben durch Wespenfraß und Fruchtfliegenbefall gefährdet.[2]
Wein
Die Weine sind fruchtig, duftig und werden sowohl als trockene Weine, jedoch auch als Dessertweine ausgebaut.
Verbreitung
Die Rebflächen in Deutschland verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Anbaugebiete:[3]
Volker Jörger: Resistenzzüchtung gegen Botrytis. In: Der Badische Winzer. Band 30, H. 7, 2005, S. 29–32, wbi-bw.de (PDF; 389 kB).
Kleine Bestände sind auch in der Schweiz (33,18 ha, Stand 2021)[4] Österreich,[5] Luxemburg (Tandel) und in Polen bekannt.[6]
Ein kleiner Bestand (etwa 0,3 ha) existiert seit 2009 in Schleswig-Holstein u. a. auf der Insel Sylt.[7] Auch in Skandinavien (Dänemark und Schweden) wird die Rebsorte seit dem Jahr 2004 kultiviert.[8]
Literatur
N. Becker: Pilzwiderstandsfähige Rebenneuzuchten des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg. In: Der Badische Winzer. Band 21, 1996, ISSN0172-0937, H. 7, S. 25–28; H. 8, S. 27–30; H. 9, S. 18–20.
Benny Génsbøl, Jens Michael Gundersen: Vinavl i Danmark. En håndbog. Gads Forlag, Kopenhagen 1998, ISBN 87-12-03123-2.
Walter Hillebrand, Heinz Lott, Franz Pfaff: Taschenbuch der Rebsorten. 13., neubearbeitete Auflage. Fachverlag Fraund, Mainz 2003, ISBN 3-921156-53-X.
Volker Jörger: Die neuen pilzwiderstandsfähigen Rotwein-Zuchtstämme des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg i. Br. In: Schweizerische Zeitschrift für Obst- und Weinbau. Band 138, Nr. 5, 2002, S. 90–94, agroscope.admin.ch
Volker Jörger: Resistenzzüchtung gegen Botrytis. In: Der Badische Winzer. Band 30, H. 7, 2005, S. 29–32, wbi-bw.de (PDF; 389 kB).
Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: Farbatlas Rebsorten. 3. Auflage. Eugen Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4.
Solaris (FR 240-75). Staatliches Weinbauinstitut Versuchs- und Forschungsanstalt Für Weinbau und Weinbehandlung, abgerufen am 13. April 2015 (Infoblatt [PDF; 94 kB]).
Einzelnachweise
↑Florian Schwander, Rudolf Eibach u. a.: Rpv10: a new locus from the Asian Vitis gene pool for pyramiding downy mildew resistance loci in grapevine. In: Theoretical and Applied Genetics. 124, 2012, S. 163, doi:10.1007/s00122-011-1695-4.
↑Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: Farbatlas Rebsorten. 3. Auflage. Eugen Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4.