Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Eine Beschreibung des Flusses aus der Ilias findet sich unter Skamandros
Skamander war eine Dichtergruppe, die 1918 gegründet wurde und sich 1929 auflöste. Der Name stammt von dem Fluss, an dem das antike Troja lag. Die Gruppe entstand im Zusammenhang mit einer gleichnamigen Zeitschrift, die 1920–28 und 1935–39 erschien. Sie grenzte sich vom Jungen Polen ab. Mit einer auf Breitenwirkung und Verständlichkeit abzielenden Literatur setzten sie sich für den Gebrauch der alltäglichen Sprache und alltäglicher Themen in der Poesie ein, verkündete aber ansonsten ein „Programm der Programmlosigkeit“.
Skamander war ein Zusammenschluss befreundeter Autoren, die ohne ausdrückliches Programm gemeinsame dichterische Interessen verfolgten. Im Vordergrund standen immer die literarische Arbeit, das jeweilige Werk. Dabei schätzten sie besonders das Verbotene und Verpönte. Da alle Mitglieder bereits auf Erfolge zurückblicken konnten, ging es der Gruppe nicht so sehr um Förderung unerfahrener Autoren. Die Gruppe sah sich als ein Ergebnis einer veränderten gesellschaftlichen Situation und wollte ein Bewusstsein für Veränderungsprozesse schaffen, nicht aber revolutionär sein. Der bekannte Literaturkritiker Karol Irzykowski sagte über die Gruppe, sie habe ein „Programm ohne Programm“ und bestehe aus „Poeten ohne eine poetische Idee“.
Als eine Abgrenzung zum Jungen Polen reagierte Skamander auf eine Leerstelle, als eine Antwort auf ein gesellschaftliches Bedürfnis. Die „Literarischen Nachrichten“ (poln. „Wiadomości Literackie“), die in Warschau von 1924 bis 1939 herausgegeben wurden, dienten als Vorbild.
Grundlegende Prinzipien
Poesie mit Gegenwart und Alltagssituationen verbinden
Verwendung von Umgangssprache, Dialekt, Humor, Satire, Ironie
individuelle Entwicklungen und Talente weiterentwickeln
Lob des Lebens, Philosophie
soziale und wirtschaftliche Aktivität, Künstler nehmen aktiv am Leben teil
Helden/Protagonisten als einfache Menschen
Dichtung mit dem politischen Leben verbinden
Treffen an öffentlichen Plätzen, wie etwa Cafés („Pod Picadorem“)
Literatur
Barry Keane: Skamander. The poets and their poetry 1918–1929. Warschau: Agade, 2004 (en)
Barry Keane: Skamander. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 5: Pr–Sy. Metzler, Stuttgart/Weimar 2014, ISBN 978-3-476-02505-0, S. 500–504.
Michał Głowinski: Literarische Gruppe und Poesiemodell – Das Beispiel der Gruppe Skamander. In: Fieguth, Rolf (Hrsg.): Literarische Kommunikation. 6 Aufsätze zum sozialen und kommunikativen Charakter des literarischen Werkes und des literarischen Prozess. Kronberg, 43–66.