Sindarin und Quenya sind die bekanntesten fiktionalen Sprachen, die der britische Autor J. R. R. Tolkien in seinen Erzählungen über die von ihm erdachte Welt Mittelerde verwendet. Sie werden von den dort lebenden Elben gesprochen. Tolkien kam bereits in seiner frühen Kindheit mit unterschiedlichen Sprachen in Berührung, da er in der Obhut eines Geistlichen aufwuchs und dabei Latein und Griechisch kennenlernte. Er beschäftigte sich intensiv mit alten Legenden und Sagen, die einen Einfluss auf seine Geschichten hatten.
Die erste Sprache, die J. R. R. Tolkien erfand, war die Nonsens-Sprache „Nevbosh“,[2] die er sich als Kind ausgedacht hatte. Sie beruhte auf erfundenen Wörtern, wobei man deutlich die englische Basis heraushört. Tolkien hatte sich bereits in frühen Jahren mit der Weiterentwicklung der gotischen Sprache beschäftigt. Im Jahre 1912 lernte Tolkien die finnische Sprache kennen und lieben, als er das finnische Nationalepos Kalevala las. Da er die finnische Phonetik als besonders schön empfand, beschloss er, sie für die Entwicklung einer eigenen Sprache zu nutzen. Quenya und Sindarin waren die ersten von ihm selbst für seine Mythologie entwickelten Sprachen.
„Typischerweise begann er mit der Einführung und der Phonologie, die auch wissenschaftlich seine besondere Stärke war. Er hatte dies von seinem akademischen Lehrer Joseph Wright gelernt […] an seinem Küchentisch lernte Tolkien Ablautreihen, bis er sie intuitiv beherrschte. Er hatte, wie Zeitgenossen bestätigen, ein geradezu unheimliches Gespür für historische Vokalveränderungen, die noch schwieriger zu fassen sind als konsonantischeLautverschiebungen.“
– Helmut W. Pesch: Die Erfindung von Sprachen als Grundlage von Tolkiens Werk[3]
Tolkien hinterließ mehrere Lexika und Wörterbücher mit vielen Wörtern in Quenya oder Sindarin, in denen sich seine Herangehensweise eines – gewissermaßen verkehrt herum arbeitenden – historischen Philologen widerspiegelt; man sieht es schon daran, dass die Wörter darin nach den sprachlichen Wurzeln geordnet sind. Diese waren nach der herrschenden Lehrmeinung seiner Zeit nur theoretische Konstrukte und nicht als synchroner Bestand einer Ursprache zu verstehen. Bei seiner entwerfenden Tätigkeit war er erfolgreicher als seine Disziplin bei der analytischen: Wo diese bei der Erschließung einer Ursprache scheiterte, ging er vom Primitiven Quendischen als einer solchen aus und ließ daraus progressiv einen Baum von Sprachen entstehen. Die erfundenen Wörter kommen schwerpunktmäßig aus wenigen Bereichen: Geschichte, Mythologie, Poesie und Namensgebung. Das von ihm geschaffene Textkorpus war alles in allem recht klein und beschränkt sich in den größeren Stücken auf wenige Textgattungen.[4]
Als Beispiel für einen Text der Sprache mag die Inschrift auf dem Westtor von Moria dienen:
Die Tore Durins, des Königs von Moria:
Sprich 'Freund' und tritt ein [oder: Sprich, Freund, und tritt ein].
Ich selbst, Narvi, habe jene [= die Türen] gefertigt.
Celebrimbor aus Erigion
hat diese Zeichen geschrieben.
Elbisches Tor öffne (dich) jetzt für uns,
Eingang des Zwergenvolkes höre das Wort meiner Zunge!
Sprachliche Entwicklung
Das Sindarin ist Teil einer entfalteten Sprachfamilie. Ursprünglich hatten alle Elben Mittelerdes eine Sprache gemeinsam, die als Ur-Elbisch oder primitives Quendisch bezeichnet wird. Erst als sie nach Valinor gingen, spaltete sich diese Sprache in mehrere Mundarten auf. Das Vanyarin der Elben, die nach Valinor gingen und nie nach Mittelerde zurückkehrten, das Noldorin der Elben, die mit Feanor zurückkehrten, und das Telerin der Elben, die erst spät oder nie nach Valinor gingen.
Aus einem dieser Dialekte, dem Telerin, entwickelte sich später in Mittelerde das Alt-Sindarin, welches sich teilweise mit der Sprache der zurückgekehrten Noldor vermischte, woraus schließlich das Neu-Sindarin entstand. Es ist die Umgangssprache der Elben. Sindarin lernten und sprachen auch die Edain, die Menschen der drei Völker der Elbenfreunde. Es hatte einen starken Einfluss auf ihre eigene Sprache und viele Worte wurden in die Gemeinsprache der Menschen übernommen.
Charakteristik
Sindarin unterscheidet sich von seiner Schwestersprache Quenya durch viele historische Entwicklungen, die auffälligste darunter ist wohl das Verschwinden fast aller Vokale am Wortende: Gemeines Quendisch kambā > Quenya camba ⪤ Sindarin cam „Hand“.[7][8]
Ebenfalls gut zu erkennen ist das unterschiedliche Verhalten der pränasalierten Plosive /mb, nd, ŋg/, die im Quenya als /m, n, ŋ/ im Sindarin aber als /b, d, g/ wie in Gemeines Quendisch ŋgolodō > Quenya Ñoldo ⪤ Sindarin Golodh auftauchen.[9][10]
Trotz der politischen Tragweite des Zusammenfallens von /s/ und /θ/ im Quenya, bleibt /θ/ in allen Dialekten des Sindarin, auch derjenigen der Exil-Ñoldor bestehen.[11]
Pluralformen
Pluralformen werden im Sindarin durch Umlautung gebildet. Ursprünglich gab es für die elbischen Sprachen eine Mehrzahlbildung durch das einfache Anhängen eines ‘-i’, wie es teilweise noch im Quenya praktiziert wird. Beispiel für Quenya; atan, el (sg.) wird im Plural atani, eli.
So wurde aus
Vokal
a
e
y / ŷ
i / î
o
u
au / aw
ai
Umlaut
a → ai
e → i
bleibt
bleibt
o → y
u → y oder ui
au / aw → oe
ai → î
adan → edain
Edhel → Edhil
ylf
gîl
amon → emyn
tulus → tylys
gwaun → gwoen
cair → cîr
deutsch
Mensch
Elb
Becher
Stern
Berg
Pappel
Gans
Schiff
tâl → tail
certh → cirth
mŷl
ithil
Orch → Yrch
dûr → duir
naw → noe
mail → mîl
deutsch
Fuß
Rune
Möwe
Mond
Ork
dunkel
Idee
lieb
Der Vokal ‘a’ bildet hier zusätzlich noch zwei Ausnahmen von dieser Regel. Sofern in einem einsilbigen Wort ein Reibe-, Liquid- oder Nasallaut auf das ‘a’ folgt, wird das ‘a’ in einigen Fällen zu ‘ei’ oder ‘e’ umgelautet.
a -lph
a -lch
a -ng
a -rn
a → ei
a → ei
a → e
a → e
alph = Schwan
falch = Schlucht
fang = Bart
narn = Erzählung
eilph = Schwäne
feilch = Schluchten
feng = Bärte
nern = Erzählungen
Phonologie
Die Phonologie des Sindarin ist von J. R. R. Tolkien in Anlehnung an jene des Walisischen konstruiert worden; daher überschneiden sich die beiden Sprachen hinsichtlich ihrer prosodischen und phonotaktischen Merkmale. Einflüsse auf die Lautstruktur des Sindarin übten überdies die germanischen Sprachen Angelsächsisch, Altnordisch und Altisländisch aus, wobei diese hauptsächlich im Bezug auf die Grammatik und insbesondere die Pluralbildung des Sindarin zum Tragen kommen, die sich stark an der germanischen Umlautung orientiert.
Konsonanten
Das Sindarin kennt insgesamt 25 pulmonisch-egressive Konsonanten, die mit wenigen Ausnahmen jenen des Deutschen entsprechen, wobei 23 einzelne konsonantische Phoneme und 2 weitere Allophone eines einzigen Phonems zu unterscheiden sind.
Die folgende Tabelle führt alle Konsonanten des Sindarin auf:
Wo Lautzeichen in Paaren auftreten, repräsentiert das linke einen stimmlosen und das rechte einen stimmhaften Laut.
Gemination
Einige Konsonanten des Sindarin kennen das Prinzip der Gemination: Sie werden im In- oder Auslaut (aber nicht im Anlaut) eines Wortes mit doppelter Länge gesprochen: So wird etwa der Konsonant /nː/ geminiert (verdoppelt) gesprochen, während seine Kurzform /n/ einfach artikuliert wird. Tritt ein solcher geminierter Konsonant im Auslaut eines Wortes auf, bildet er die Silbenkoda der Endsilbe, tritt er im Inlaut auf verhält sich ambisyllabisch: Er bildet nun die Silbenkoda der vorangehenden, und den Silbenansatz der folgenden Silbe.
Die zur Gemination fähigen Konsonanten des Sindarin sind:
der stimmloser alveolarer Frikativ /s/ im In- und Auslaut: /ˈglasːui̯/ „fröhlich“, /ˈlasː/ „Blatt“
der stimmhafte laterale alveolare Approximant /l/ im In- und Auslaut: /ˈkalːɔn/ „Held“, /ˈsɛlː/ „Tochter“
der stimmhafte alveolare Nasal /n/ im In- und Auslaut: /ˈanːɔn/ „Tor“, /ˈanː/ „Geschenk“
der stimmhafter alveolarer Vibrant /r/ nur im Inlaut: /rɔˈxirːim/ „Volk der Pferdeherren, Rohirrim“
der stimmlose labiodentale Frikativ /f/ nur im Inlaut: /ˈafːadon/ „Nachfolger“
Bei Symbolpaaren stellt das jeweils linke Symbol den ungerundeten und das rechte Symbol den gerundeten Vokal dar. Hinterzungenvokale sind stets gerundet und Vorderzungenvokale mit Ausnahme des [y] ungerundet zu sprechen.
Anmerkungen ([B 1] – [B 6])0
↑Dieser Laut wird stets mit ⟨i⟩ transkribiert. Weiterhin ist anzumerken, dass ein [i] im Sindarin niemals im Anlaut vor Vokalen Position beziehen kann; hier mutiert es zu einem [j] (wobei sich die Transkription nicht verändert). Während ein [i] im Sindarin niemals das erste Element eines Diphthongs bilden kann, bildet es in einigen Fällen das zweite Element: So bei [ai̯], [ɛi̯] und [ui̯].
↑Eine Transkription dieses Lauts erfolgt anhand des Zeichens ⟨y⟩. Eine Besonderheit des Lauts [y] ist, dass er im Sindarin niemals Bestandteil eines Diphthongs ist (das Sindarin kennt also keine Diphthonge wie [ay̯] oder [ya̯]), daher nur als Monophthong und folgerichtig im Inlaut ausschließlich zwischen Konsonanten, im Anlaut bloß vor Konsonanten und im Auslaut nur hinter Konsonanten auftritt.
↑[u] wird sowohl mit ⟨u⟩ als auch ⟨w⟩ transkribiert: Dabei findet grundsätzlich ⟨u⟩ Anwendung, wobei ⟨w⟩ verwendet wird, wenn [u] zweites Element eines auslautenden Diphthongs ist: Es wird also gaw anstelle von gau für [ɡau̯] mit der Bedeutung Leere, Lücke transkribiert. [u] kann sowohl erstes als auch zweites Element eines Diphthongs sein: so ist es in [au̯] zweites und in [ui̯] erstes Element.
↑Dieser Laut wird vorzüglich mit ⟨e⟩ transkribiert. [ɛ] kann sowohl erstes als auch zweites Element eines Diphthongs sein: So ist es in [ɛi̯] erstes und in [aɛ̯] zweites Element. Eine Besonderheit von [ɛ] ist, dass es den im älteren Sindarin noch vorhandenen gerundeten Vokal [œ] (als ⟨œ⟩ oder fälschlicherweise ⟨oe⟩ transkribiert) ersetzt hat: das ursprüngliche Gœlydh ([ˈɡœlyð]) wurde entsprechend zu Gelydh ([ˈɡɛlyð]).
↑Grundsätzlich dient als Transkriptionszeichen dieses Lautes ⟨o⟩. [ɔ] ist im Sindarin niemals zweites Element eines Diphthongs, sondern erstes Element eines solchen (so bei [ɔɛ̯]).
↑In der Regel wird dieser Laut mit ⟨a⟩ transkribiert. Interessant ist, dass [a] im Sindarin in keinem Fall zweites Element eines Diphthongs sein kann, während es in einigen Fällen erstes Element eines solchen ist (beispielsweise in [aɛ̯], [ai̯] und [au̯]). Häufig ist zu lesen, anstelle des Vorderzungenvokals [a] werde der Hinterzungenvokal [ɑ] artikuliert; nach Tolkiens eigener Aussprache des Elbischen zu urteilen, handelt es sich beim ⟨a⟩ des Sindarin und Quenya jedoch um einen Vorder- und nicht um einen Hinterzungenvokal, wodurch eine Aussprache als [ɑ] ausgeschlossen werden kann.
Sindarin ist eine verhältnismäßig vokalarme Sprache: Es besitzt sechs Monophthonge ([a], [ɛ], [i], [ɔ], [u] und [y]) und sechs Diphthonge ([aɛ̯], [ai̯], [au̯], [ɛi̯], [ɔɛ̯] und [ui̯]).
Monophthonge
Das Sindarin verfügt, wie dem nebenstehenden Vokaltrapez entnommen werden kann und bereits erwähnt wurde, über sechs Monophthonge (einfache Vokale): vier Vorderzungenvokale ([a], [ɛ], [i] und [y]) und zwei Hinterzungenvokale ([ɔ] und [u]) beziehungsweise sowohl drei ungerundete ([a], [ɛ] und [i]) als auch drei gerundete ([ɔ], [y] und [u]) Vokale.
Die Monophthonge des Sindarin können sowohl kurz (beispielsweise [a]) als auch lang (zum Beispiel [aː]) gesprochen werden; eine Längenunterscheidung der gesprochenen Vokale führt im Wortschatz des Sindarin – anders als im Deutschen – indes zu einer semantischen Unterscheidung; zwischen den Kurz- und Langvokalen des Sindarin bestehen mithin phonematische Unterschiede.
Kurzmonophthonge erhalten in der Transkription des Sindarin keine diakritische Markierung, sie können, falls Präzision gefordert ist, jedoch mit einer Breve (˘) gekennzeichnet werden: Grundsätzlich werden die Kurzvokale [a], [ɛ], [i], [u], [ɔ] und [y] entsprechend dieser Reihenfolge also bloß ⟨a⟩, ⟨e⟩, ⟨i⟩, ⟨u⟩, ⟨o⟩ und ⟨y⟩ transkribiert, wobei bei einer Markierung mit Breve folgerichtig ⟨ă⟩, ⟨ĕ⟩, ⟨ĭ⟩, ⟨ŭ⟩, ⟨ŏ⟩ und ⟨y̆⟩ transkribiert würden. Ein Beispiel für ein Wort mit Kurzvokalen bietet ⟨adan⟩ beziehungsweise ⟨ădăn⟩ mit der Bedeutung Mensch und der Aussprache [ˈadan].
Langmonophthonge erhalten in der Transkription des Sindarin – anders als die Kurzmonophthonge – in jedem Falle diakritische Markierungen; hierbei wird zuweilen zwischen Langvokalen polysyllabischer (mehrsilbiger) und monosyllabischer (einsilbiger) Lexeme (Wörter) unterschieden:
Langmonophthonge mehrsilbiger Wörter werden mit einem Akut (´) gekennzeichnet[12]: [aː], [ɛː], [iː], [uː], [ɔː] und [yː] werden als Vokale eines mehrsilbigen Wortes also in dieser Reihenfolge ⟨á⟩, ⟨é⟩, ⟨í⟩, ⟨ú⟩, ⟨ó⟩ und ⟨ý⟩ transkribiert. Als Beispiel hierzu mag das Wort ⟨dúnadan⟩ beziehungsweise ⟨dúnădăn⟩ mit der Bedeutung Westmensch und der Aussprache [ˈduːnˌadan] dienen.
Langmonophthonge einsilbiger Wörter werden mit einem Zirkumflex (^) gekennzeichnet: [aː], [ɛː], [iː], [uː], [ɔː] und [yː] werden als Vokale eines einsilbigen Wortes also in dieser Reihenfolge ⟨â⟩, ⟨ê⟩, ⟨î⟩, ⟨û⟩, ⟨ô⟩ und ⟨ŷ⟩ transkribiert. Das Wort ⟨dûr⟩ mit der Aussprache [ˈduːr] und den Bedeutungen dunkel, finster, das vielen aus der Zusammensetzung Barad-dûr (Dunkler Turm) bekannt ist, mag hierzu als Beispiel dienen.
In Anlehnung an die klassische Philologie kann zur Markierung der Langvokale des Sindarin – unabhängig davon, ob sie Langmonophthonge mono- oder polysyllabischer Lexeme sind – auch ein Makron (¯) genutzt werden: [aː], [ɛː], [iː], [uː], [ɔː] und [yː] werden dann entsprechend als ⟨ā⟩, ⟨ē⟩, ⟨ī⟩, ⟨ū⟩, ⟨ō⟩ und ⟨ȳ⟩ transkribiert.
Diphthonge
Neben seinen sechs Monophthongen kennt das Sindarin ebenfalls sechs Diphthonge, die aufgrund ihrer Betonung auf dem ersten Element (Vokal) als fallende Diphthonge zu klassifizieren sind: drei Diphthonge mit [a] als erstem Element ([aɛ̯], [ai̯] und [au̯]) und jeweils einen Diphthong mit dem ersten Element [ɛ] ([ɛi̯]), [u] ([ui̯]) und [ɔ] ([ɔɛ̯]).
Alle Diphthonge des Sindarin bestehen naturgemäß aus zwei kurzvokalischen Elementen, da aus phonotaktischen Gründen keine Diphthonge aus langvokalischen Elementen gebildet werden können: So kann das Vokalpaar [au̯], das aus den Kurzvokalen [a] und [u] besteht, als Diphthong in einer Silbe ausgesprochen werden, während eine Aussprache der Vokalkombination [aːu] als Diphthong im Sindarin nicht möglich ist, weil sie nicht in einer Silbe artikuliert werden kann (stattdessen handelt es sich hierbei um einen Hiat).
Die Diphthonge des Sindarin werden anhand der Transkriptionszeichen derjenigen Vokale, aus denen sie bestehen, transkribiert: Für [aɛ̯] wird ⟨ae⟩[13], für [ai̯] ⟨ai⟩[14] und [ɛi̯] ⟨ei⟩[15] transkribiert, während [ui̯] mit ⟨ui⟩ und [ɔɛ̯] mit ⟨oe⟩ in die lateinische Schrift übertragen wird. Die einzige Ausnahme bildet der Diphthong [au̯], der, sofern er im Auslaut eines Lexems steht, mit ⟨aw⟩[16] und ansonsten der Regel entsprechend mit ⟨au⟩[17] transkribiert wird.
Akzent
Das Sindarin kennt – ähnlich wie die meisten indogermanischen Sprachen – einen dynamischen Akzent, um die Betonung seiner Wörter zu realisieren; bei diesem dynamischen Akzent handelt es sich zugleich um einen Wortakzent: Die Wörter des Sindarin werden also – wie im Deutschen – durch eine Intensivierung des Atemdrucks einer gewissen ihrer Silben betont.
Einsilbige Wörter, die keine Klitika sind, werden auf ihrer einzigen Silbe betont: ann /ˈann/ „Geschenk“. Klitika wie der Artikel und einige Präpositionen tragen keine eigene Betonung.
Zweisilbige Lexeme erhalten ihre Betonung stets auf der vorletzten Silbe (Pänultima); sie sind damit stets Paroxytona.
Die Betonung drei- und mehrsilbiger Lexeme fällt dann auf die vorletzte Silbe (Pänultima), wenn diese naturlang ist – also über einen Langmonophthong oder einen Diphthong als Silbengipfel verfügt – oder wenn sie geschlossen ist, also auf ihren Nukleus ein Konsonantencluster beziehungsweise ein /m/ folgt: gwahaedir /gwaˈhaɛ̯dir/ „Weit-Blicker, Palantír“, Mithrandir /miθˈrandir/ „Grauer Pilger, Gandalf“, galadhremmen /galaðˈrɛmɛn/ „baumdurchwirkt“
Die Betonung drei- und mehrsilbiger Lexeme fällt in allen weiteren Fällen außer dem obig geschilderten auf die vorvorletzte beziehungsweise drittletzte Silbe (Antepänultima)[18]: Adanedhel /aˈdanɛðɛl/ „Elf-mann, Túrin“
Romanisierung
Das Sindarin wird im fiktionalen Kontext entweder mit den Tengwar Feanors in verschiedenen Modi oder mit den Runen Daerons geschrieben, Tolkien entwickelte aber auch eine Romanisierung, also eine Schreibweise mit lateinischen Buchstaben zur einfacheren Handhabung. Grundsätzlich gilt, dass die Laute mit ihrem IPA-Symbol verschriftlicht werden, die Ausnahmen sind hier aufgelistet:
/k/ wird immer durch ⟨c⟩ wiedergegeben.
/θ, ð/ werden in der Schreibung des Herrn der Ringe mit ⟨th, dh⟩, in privaten Notizen aber auch oft durch ⟨þ, ð⟩ wiedergegeben.
/x/ wird durch ⟨ch⟩ wiedergegeben
/r̥, l̥, ʍ/ werden durch ⟨rh, lh, hw⟩ wiedergegeben
Am Wortanfang geben sowohl ⟨f⟩ als auch ⟨ph⟩ das Phonem /f/ wieder, die Variante ⟨ph⟩ wird dabei genutzt um anzuzeigen, dass das /f/ durch Mutation aus einem /p/ hervorgegangen ist. In der Wortmitte bezeichnet ⟨ph⟩ ein gemminiertes /fː/, am Wortende ein einfaches /f/, da ⟨f⟩ in dieser Position dazu verwendet wird um /v/ wiederzugeben.
/j/ tritt nur am Wortanfang vor einem anderen Vokal auf und wird dort durch ⟨i⟩ wiedergegeben.
⟨ng⟩ bezeichnet /ŋ/ am Wortende und /ŋg/ in der Wortmitte. Am Wortanfang spielt die Worttrennung zwischen Klitikon und Stützwort eine Rolle: ⟨ng⟩ ohne Trennung wie in i-ngelaidh bezeichnet ein einfaches /ŋ/ wird jedoch zwischen ⟨n⟩ und ⟨g⟩ getrennt wie in in-gelydh bezeichnet das /ŋg/. Da diese Konvention oft zu Verwirrungen führt und insbesondere ⟨n-g⟩ leicht als /ng/ interpretiert werden kann, hat sich in der Sekundärliteratur die Alternative eingebürgert die Schreibung ⟨ñ⟩ für /ŋ/ aus dem Quenya zu übernehmen und am Wortanfang explizit i-ñelaidh und i-ñgelydh zu schreiben.
⟨nc⟩ bezeichnet immer /ŋk/.
Geminierte Konsonanten mit Ausnahme von /fː/ werden doppelt geschrieben
Obwohl /mː/ im Sindarin nicht auftritt, findet sich geschrieben die Kombination ⟨mm⟩. Das liegt daran, dass jedes /m/ zwischen Vokalen von einem geminierten /mː/ in einer früheren Sprachstufe gekommen sein muss (einzelnes /m/ ist in dieser Position zu /v/ geworden) aber dann verkürzt würde. Trotzdem zählt ein solches /m/ weiterhin als silbenschließender Konsonant, deshalb wird es in drei- oder mehrsilbigen Wörtern als Silbenansatz der letzten Silbe mit ⟨mm⟩ verschriftlicht um die korrekte Betonung anzuzeigen: galadhremmin /galað'remin/ aber amarth /'amarth/ weil die Betonung in diesem Fall ohnehin auf die erste Silbe fällt.[19]
Diese Phonemtabelle dient als Hilfestellung zur Aussprache der Wörter des Sindarin:[20][21]:141/142.
[u.a][53] ist fast wie in dt. dual ([ˈdu.äl]) zu sprechen, wenn es, wie zuweilen zu hören, eilig-einsilbig und mit dem Silbenton auf dem u gesprochen wird und nicht wie normalerweise mit der Betonung auf der zweiten Silbe ([ˌduˈäːl]).
[w][56] ist wie in engl. wind ([ˈwɪnd]) auszusprechen.
Anlautmutationen
Ein besonderes phonologisches Merkmal des Sindarin, das es mit den inselkeltischen Sprachen wie dem Irischen und Walisischen gemein hat, sind die unter gewissen Umständen auftretenden Anlautmutationen; hierbei wird der anlautende Konsonant eines jeweils einer Anlautmutation unterliegenden Wortes anders artikuliert als in seiner Ausgangsform oder verstummt völlig.[57]
Aufgrund des phonetischen Zeichen-Laut-Verhältnisses des Sindarin werden die Anlautmutationen nicht ausschließlich artikulatorisch, sondern durchaus auch morphologisch umgesetzt, sodass mit der veränderten Aussprache eines Wortes eine ebenso veränderte Schreibweise einhergeht.
Dem Sindarin sind fünf Arten der Anlautmutation bekannt:[58] eine Lenition, eine Nasalmutation, eine Plosivmutation, eine Liquidmutation und eine gemischte Mutation.
Lenition
Im Rahmen der Lenition oder Lenisierung werden anlautende Fortes (wie [p] oder [m]) durch einen voranstehenden Vokal (Monophthong oder Diphthong) wie [i] (im Sindarin der bestimmte Artikel im Singular) zu den ihnen entsprechenden Lenes (wie [b] zu [p] oder [v] zu [m]) geschwächt. Die nachstehende Tabelle listet die mit der Lenisierung einhergehenden Lautveränderungen des Sindarin auf.
Beispiele der Lenition durch den Artikel i:[21]:144–147.
Reihe
Einzellaute
mit Artikel
Bedeutung
Lautgruppen
mit Artikel
Bedeutung
p
paur
i baur
die Faust, die Hand
plad
i blad
die Handfläche
t
tol
i dol
die Insel
trann
i drann
der Regierungsbezirk
c
cair
i gair
das Schiff
claur
i glaur
der Glanz, der Ruhm
b
benn
i venn
der Mann
brass
i vrass
die Glut, die Hitze
d
doron
i dhoron
die Eiche
draug
i dhraug
der Wolf
g
galadh
i ’aladh
der Baum
glamor
i ’lamor
das Echo
m
mellon
i vellon
der Freund
lh
lhaw
i (th)law
die Ohren, das Ohrenpaar
rh
rhach
i (th)rach
der Fluch
s
sereg
i hereg
das Blut
h
harad
i charad
der Süden
hwest
i chwest
der Hauch, der Atem
Sonderformen Wörter der Wurzelstämme mb-, nd-, ng-
(m)b
bund
i mund
die Nase
(n)d
dagor
i nagor
die Schlacht
(ñ)g
gaur
i ngaur
der Werwolf
Anfangskonsonanten ohne Mutation
n
ninglor
i ninglor
die Schwertlilie
l
lembas
i lembas
das Reisebrot
f
faroth
i faroth
der Jäger
r
roch
i roch
das Ross, das Pferd
th
thoron
i thoron
der Adler
Beispiele
Nach einer der Mutationsregeln wird ein anlautendes „s“ ([s]) durch die Lenisierung zu einem „h“ ([h]).
sarn = „Stein“ wird durch Voranstellen des Artikels „i“ zu i-harn = „der Stein“
Es gibt aber bereits ein Wort „harn“. Um diese voneinander zu unterscheiden, mutiert nach einer anderen Regel „h“ ([h]) zu „ch“ ([x]).
harn = „Helm“ wird durch voranstellen des Artikels „i“ zu i-charn = „der Helm“
Ein bekanntes Beispiel für die Nichtanwendung der Lenisierung ist die Inschrift auf dem Tor von Moria:
„Pedo mellon a minno!“ – „Sprich Freund und tritt ein!“
Genaugenommen müsste hier „pedo vellon a minno“ stehen, da das „m“ ([m]), das auf den Imperativ „pedo“ und damit auch auf einen Vokal ([ɔ]) folgt, zu „v“ ([v]) leniert werden müsste. Möglicherweise ist diese Inschrift ein Sonderfall, da es sich um ein Rätsel handelt und das Tor sich nur öffnet, wenn das Wort korrekt, also „mellon“ ausgesprochen wird.[21]:144–147
Nasalmutation
Die Nasalmutation tritt ein, wenn bestimmte Wörter auf einen Nasal wie „n“ ([n]) folgen. Sie wird beispielsweise durch den bestimmten Artikel im Plural, „in“, die Präposition „an“ für nach, für, zu, durch, mit oder „dan“ für gegen ausgelöst. Die folgende Tabelle führt die mit der Nasalmutation einhergehenden Lautveränderungen des Sindarin auf.
Beispiele der Nasalmutation durch die Präposition an:[21]:148–149.
Reihe
Einzellaute
Nasalmutation
Bedeutung
Lautgruppen
Nasalmutation
Bedeutung
p
an + paur
a phaur
für eine Hand
an + plad
a phlad
für eine Handfläche
t
an + tol
a thol
für eine Insel
an + trann
a thrann
für einen Bezirk
c
an + cair
a chair
für ein Schiff
an + claur
a chlaur
für Glanz
b
an + benn
a menn
für einen Mann
an + brass
a mrass
für Hitze
d
an + doron
a noron
für eine Eiche
an + draug
an draug
für einen Wolf
g
an + galadh
a ñaladh
für einen Baum
an + glamor
an glamor
für ein Echo
Angleichung → aus Doppelkonsonanten wird eine einfache Kurzform oder mit Auslassungszeichen
m
an + mellon
a(m) mellon (mm → m)
für einen Freund
lh
an + lhaw
al lhaw → a ’law
für die Ohren, für ein Ohrenpaar
rh
an + rhach
ar rhach → a ’rach
für einen Fluch
s
an + sereg
as sereg → a sereg
für Blut
h
an + harad
ah harad → a charad
dem Süden
an + hwest
ah hwest → a (ch)west
für einen Luftzug
Sonderformen Wörter der Wurzelstämme mb-, nd-, ng-
(m)b
an + bund
a mbund
für eine Nase
(n)d
an + dagor
a ndagor
für eine Schlach
(n)g
an + gaur
añ gaur
für einen Werwolf
Anfangskonsonanten ohne Mutation
n
an + ninglor
a(n) ninglor
für eine Schwertlilie
l
an + lembas
al lembas
für Reisebrot
f
an + faroth
a(f) faroth
zum Jäger, durch den Jäger
r
an + roch
adh roch
für ein Pferd
th
an + thoron
a(th) thoron
für einen Adler
Plosivmutation
Die Plosivmutation beziehungsweise Stoppmutation, die von Tolkien zumeist als harte Mutation bezeichnet wurde, wird – wie ihr Name bereits vermuten lässt – durch Wörter ausgelöst, die auf einen Plosiv wie „t“ ([t]) oder „d“ ([d]) enden. Die nachstehende Tabelle listet die mit der Plosivmutation einhergehenden Lautveränderungen des Sindarin auf.
Beispiele der Plosivmutation durch die Präpositionod für von, weg von, sich entfernend:[21]:150–151.
Reihe
Einzellaute
Plosivmutation
Bedeutung
Lautgruppen
Plosivmutation
Bedeutung
p
od + paur
o phaur
von einer Hand
od + plad
o phlad
von einer Handfläche
t
od + tol
o thol
von einer Insel
od + trann
o thrann
aus einem Regierungsbezirk
c
od + cair
o chair
von einem Schiff
od + claur
o chlaur
von Glanz (weg)
b
od + benn
o benn
von einem Mann
od + brass
o brass
von Hitze (weg)
d
od + doron
o doron
von einer Eiche
od + draug
o draug
von einem Wolf (weg)
g
od + galadh
o galadh
von einem Baum
od + glamor
o glamor
von einem Echo (weg)
Angleichung → aus Doppelkonsonanten wird eine einfache Kurzform oder mit Auslassungszeichen
m
od + mellon
o mellon
von einem Freund
lh
od + lhaw
o (th)law
von den Ohren weg, von einem Ohrenpaar weg
rh
od + rhach
o (th)rach
von Unrecht aus
s
od + sereg
o(s) sereg
von Blut
h
od + harad
o charad
vom Süden aus
od + hwest
o (ch)west
von einem Hauch weg
Sonderformen Wörter der Wurzelstämme mb-, nd-, ng-
(m)b
od + bund
o bund
von einer Nase weg
(n)d
od + dagor
o dagor
von einer Schlacht weg
(ñ)g
od + gaur
o gaur
von einem Werwolf
Anfangskonsonanten ohne Mutation
n
od + ninglor
o(d) ninglor
von einer Schwertlilie weg
l
od + lembas
o(d) lembas
von Lebensbrot
f
od + faroth
o(f) faroth
von einem Jäger weg
r
od + roch
o(d) roch
von einem Ross weg
th
od + thoron
o(th) thoron
von einem Adler
Liquidmutation
Die Liquidmutation wird – wie ihr Name bereits vermuten lässt – durch Wörter ausgelöst, die auf einen Liquid – also einen Lateral wie „l“ ([l]) oder einen Vibranten wie „r“ ([r]) – enden. Im Rahmen der Liquidmutation werden durch vorangehende Liquide unter anderem anlautende Plosive zu Frikativen. Die folgende Tabelle führt die mit der Liquidmutation einhergehenden Lautveränderungen des Sindarin auf.
Beispiele der Liquidmutation durch die Präposition or für oberhalb, über:[21]:151–152.
Reihe
Einzellaute
Plosivmutation
Bedeutung
Lautgruppen
Plosivmutation
Bedeutung
p
or + paur
or vaur
über einer Faust
or + plad
or phlad
über einer Handfläche
t
or + tol
or thol
über einer Insel
or + trann
or trann
oberhalb eines Regierungsbezirks
c
or + cair
or chair
über einem Schiff
or + claur
or chlaur
oberhalb des Glanzes
b
or + benn
or menn
über einem Mann
or + brass
or vrass
über Glut, auf Hitze
d
or + doron
or dhoron
über einer Eiche
or + draug
or dhraug
über einem Wolf
g
or + galadh
or ’aladh
über einem Baum
or + glamor
or ’lamor
oberhalb des Echos
Angleichung → aus Doppelkonsonanten wird eine einfache Kurzform oder mit Auslassungszeichen
m
or + mellon
or vellon
über einem Freund
lh
or + lhaw
or ’law
über den Ohren, über einem Ohrenpaar
rh
or + rhach
or ’rach
oberhalb eines Fluchs
s
or + sereg
or sereg
oberhalb von Blut
h
or + harad
or charad
über dem Süden
or + hwest
or chwest
über einem Hauch
Sonderformen Wörter der Wurzelstämme mb-, nd-, ng-
(m)b
or + bund
or bund
über einer nase
(n)d
or + dagor
or dagor
über einer Schlacht zu
(ñ)g
or + gaur
or gaur
über einem Werwolf
Anfangskonsonanten ohne Mutation
n
or + ninglor
or ninglor
über einer Schwertlilie
l
or + lembas
or lembas
oberhalb von Reisebrot
f
or + faroth
or faroth
über einem Jäger
r
or + roch
or roch
über einem Ross
th
or + thoron
or thoron
über einem Adler
Gemischte Mutation
Die sogenannte gemischte Mutation ist lediglich aus einer einzigen Textquelle, dem „Kings Letter“, rekonstruiert worden und von Tolkien folgerichtig nicht als allgemeingültige Variante der Anlautmutation vorgegeben worden; daher ist die nachfolgende Tabelle, die die mit der gemischten Mutation einhergehenden Lautveränderungen auflistet, nur als grober Überblick über eine eventuell wesentlich genauer strukturierte gemischten Mutation zu verstehen. Auslöser der gemischten Mutation können der determinatorisch gebrauchte Possessivartikel „en(a)“ oder Präpositionalkomposita mit „(i)n“ sein, wie beispielsweise „erin“ (or + in = an den), „ben“ (be + n = übereinstimmend mit dem), „nan“ (na + n = zu dem) oder „uin“ (o + in = von dem).
Beispiele der gemischten Mutation durch den Possessivartikel en(a) für des, der (Genitiv):[21]:152–154.
Reihe
Einzellaute
Mutation
Bedeutung
Lautgruppen
Mutation
Bedeutung
p
en + paur
e baur
der Faust
en + prestad
e mrestad
der Störung, der Umwandlung, des Wandels
t
en + tol
e dol
der Insel
en + trann
e drann
des Regierungsbezirks
c
en + cair
e gair
des Schiffes
en + claur
en glaur
des Glanzes, des Ruhmes
b
en + benn
e benn
des Mannes
or + brass
e mrass
der Glut, der Hitze
d
en + doron
e doron
der Eiche
en + draug
e draug
des Wolfes
g
en + galadh
e galadh
des Baumes
en + glamor
en glamor
des Echos
Angleichung → Doppelkonsonanten, einfache Kurzform oder mit Auslassungszeichen
m
en + mellon
e(m) mellon
des Freundes
lh
en + lhaw
e ’law
der Ohren, des Ohrenpaar
rh
en + rhach
e ’rach
des Unrechts
s
en + sereg
e hereg oder e sereg
des Blutes
h
en + harad
e (c)harad
des Südens
en + hwest
e (ch)west
des Hauchs, des Atems
Sonderformen Wörter der Wurzelstämme mb-, nd-, ng-
(m)b
en + bund
e mbund
der Nase
(n)d
en + dagor
e ndagor
der Schlacht
(ñ)g
en + gaur
e ñgaur
des Werwolfs
Anfangskonsonanten ohne Mutation
n
en + ninglor
e(n) ninglor
der Schwertlilie
l
en + lembas
el lembas
des Reisebrots
f
en + faroth
e(f) faroth
des Jägers
r
en + roch
edh roch
des Rosses
th
en + thoron
e(th) thoron
des Adlers
Grammatik
Hier eine Übersicht der auffallendsten Merkmale der Sindarin-Grammatik:
Sindarin enthält wie die inselkeltischen SprachenAnlautmutationen, die ursprünglich phonologischer Herkunft waren, später aber oft grammatisch wurden (Bsp.: dae [Schatten] → i dhae [der Schatten]).
Pluralbildung erfolgt ähnlich wie im Deutschen und z. T. im Walisischen durch Umlaute (Bsp.: amon [Hügel] → emyn [mehrere Hügel]).
Konjugation von Verben erfolgt ähnlich wie im Deutschen durch Suffixe (Bsp.: ped- [Sprechen, Wortstamm] → pedin edhellen [Ich spreche elbisch]). Sindarin braucht außerdem, wie das Lateinische, kein zusätzliches Pronomen (pedin edhellen heißt also wörtlich „spreche elbisch“).
Nomen (Substantive und Adjektive)
Die Substantive in Sindarin unterliegen normalerweise keinem Kasus, sie ändern sich lediglich vom Singular zum Plural. Gleiches gilt für die Adjektive. Zeitliche oder räumliche Beziehungen werden durch Präpositionen ausgedrückt.
Trotzdem unterscheidet sich bei Substantiven der Nominativ (Grundform) vom Akkusativ (lenierte Form)
Beispiel: têw = Buchstabe → teithon dêw = ich schreibe einen Buchstaben.
Die Pluralbildung geschieht entweder durch Umlautung oder durch Kollektivierung. So kann aus dem Stern = el durch anhängen eines kollektiven Plurals eine Sternenschar = elenath, also alle Sterne werden. Es stellt also einen Sammelbegriff für eine bestimmte Art von Dingen oder Lebewesen dar.
Beispiel: Perian = Hobbit oder Halbling → Periannath = Halblinge in ihrer Gesamtheit (kollektiv) oder die einfache Pluralbildung durch Umlautung Periain = Halblinge.
Adjektive unterscheiden sich durch Suffixe vom Substantiv, also durch das Anhängen von ‘-eb’, ‘-en’, ‘-ren’ oder ‘-ui’.
Substantiv
Bedeutung
Adjektiv
Bedeutung
ang
Eisen
angren
eisern, aus Eisen
ang
Eisen
angrenui
eisenhaltig, eisenartig
uan
Monster
uanui
monsterartig, unansehnlich
aglar
Ruhm
aglareb
ruhmreich, berühmt
Steigerungsformen des Adjektivs werden meist durch ein Präfix bewirkt. So wird aus maer = gut durch ein vorangestelltes ‘an-’ ammaer = sehr gut. Hier kommt es wieder zu einer Lautanpassung, so dass aus ‘an-maer’ ‘am-maer’ wird. Aus saer = bitter, sauer wird anhaer = sehr sauer (Mutation s→h). Diese Lautanpassungen dienen der leichteren Aussprache und verleihen dem Wort einen weicheren Klang.
Kasusrealisierung obliquer Kasus
Die Kasusrealisierungobliquer Kasus (also jener Kasus, die nicht das Subjekt eines Satzes bezeichnen; das sind unter anderem der Genitiv beziehungsweise Possessiv, Dativ und Akkusativ im Gegensatz zum Nominativ) des Sindarin unterscheidet sich stark von der Kasusumsetzung obliquer Kasus in flektierenden Sprachen wie dem Deutschen: Morphologisch werden diese Kasus im Sindarin nämlich nicht gekennzeichnet; sie werden durch die Wortstellung (und unter anderem gewisse Mutationen) kenntlich gemacht.
Akkusativ
Der Akkusativ als Kasus des direkten Objekts wird, wie bereits erwähnt, durch die Wortstellung und die mit den finiten Verbformen einhergehenden Mutationen gekennzeichnet:
Beispiel: têw = Buchstabe → teithon dêw = ich schreibe einen Buchstaben.
Genitiv, Possessiv
Der Genitiv lässt sich aus der Wortstellung ablesen. Der Satz „Ennyn Durin, Aran Moria“ bedeutet „die Türen des Durin, des Königs von Moria“ und kann sinngemäß als „die Durinschen Türen, des Herrn von Moria“ interpretiert werden.
Im frühen Sindarin von Doriath gab es zudem auch die Genitiv-Endungen ‘-a’ und ‘-on’, wie in „Dagnir Glaurunga“ (Töter Glaurungs) oder „Nauglafring“ (Zwergenhalsband). Ursprünglich lautete der Possessiv-Artikel ‘ena’ was gewöhnlich vor Vokalen zu ‘en’ wird und vor Konsonanten zu ‘nan’ oder mit Nasal-Mutation ebenfalls zu ‘en’. Beispiele sind „Cabed-en-Aras“ (Sprung des Hirsches) oder „Haudh-en-Ndengin“ (Hügel der Erschlagenen). Im Plural gibt es zudem noch Konstruktionen mit dem einfachen Plural-Artikel ‘in’, wie bei „Tol-in-Gaurhoth“ (Insel der Werwölfe). Die Possessiv-Endung, lautete in Doriath ebenfalls ‘-a’ und im Plural ‘-ion’. Des Weiteren gibt es noch die Möglichkeit, den Genitiv durch die Präposition ‘ána’ auszudrücken, die meist als verkürzte Form ‘an’ oder ‘na’ auftaucht. So beispielsweise „roch na heruin“ (Ross der Herrin) oder „dagnir an Glaurunga“ (Töter des Glaurung).
Dativ
Wie der Genitiv hat auch der Dativ keine eigene Kasusendung. Der objektive Genitiv ist quasi dem Dativ gleichgesetzt. So bedeutet „aglar ’ni Pheriannath“ (Ruhm den Halblingen), diese sind das Objekt des Ruhmes oder der Lobpreisung.
Pronomen
Es gibt im Sindarin mehrere Arten von Pronomen, deren endgültige Form nicht eindeutig ist. So ist ein Beispielsatz mit einem Demonstrativpronomen bekannt, der sich in der Inschrift auf dem Tor von Moria befindet:
Celebrimbor o Eregion teithant i thîw hîn („Celebrimbor aus Eregion schrieb die Zeichen diese“) und Im Narvi hain echant („Ich Narvi diese/jene machte“).
Es sind also zwei unterschiedliche Pronomen. Einmal sen (pl. sîn), das durch Lenierung zu hîn wurde und für „diese“ steht, während hain als die Pluralform von han für „jenes“ steht also „jene“ bedeutet. Somit ist die Satzaussage: Celebrimbor aus Eregion erfand diese Schriftzeichen und Narvi schrieb jene nach dessen Vorgabe auf das Tor.
Zwei einfache Beispiele: Lasto beth nin = „Höre die Worte mein (oder von mir)“ und Lasto beth lammen = „Höre die Worte der Stimme mein (meiner Stimme).“
Artikel
Im Sindarin gibt es anders als im Quenya nicht nur die hinweisende Partikel ‘i’ als Artikel, sondern zusätzlich eine Pluralform ‘in’. Zudem ruft der Singular-Artikel ‘i’ oft bei den folgenden Hauptwörtern eine Anlautveränderung oder Lenierung hervor. Der Plural-Artikel ‘in’ löst hingegen oftmals eine Nasalmutation aus.
Beispiele:
Singular i Aran = der König, Plural in Erain = die Könige.
Anlautlenierung: mellon = Freund, i vellon = der Freund.
Nasalmutation: goldor = Noldorelb, i goldeor = der Noldorelb, i-ngoldor = die Nolderelben.
Manchmal werden die Artikel durch einen Mal-Punkt oder einen Bindestrich mit dem Folgewort verbunden.
Beispielsweise i·Aran, i-Aran, in-Erain, i·vellon, i-vellon oder i-ngoldor (in-goldor; das ‘ng’ wird immer zusammen ausgesprochen, da es früher ein eigenständiger Laut war, der am Wortanfang zu einem einfachen ‘g’ wurde).
Präposition ‘or’ = über wird durch gemischte Mutation zu ‘erin’ = über den/dem/der/die Singular und Plural sind hier gleich.
Verben
Die Grundform der Verben im Sindarin bildet wie im Quenya eine Stammform, an die unterschiedliche Endungen angefügt werden. Man unterscheidet zwischen abgeleiteten (schwachen) Verben, so genannten A-Stämmen, die ein Endung (-a, -ia, -na, -da) besitzen, und den Stammverben (starken) Verben, welche keine Extra-Endung benötigen.
Der Infinitiv wird bei abgeleiteten Verben durch ein Ersetzen der Endung von a→o gebildet.
Beispiele: lacha- = entflammen, lacho = zu entflammen; edra- = öffnen und edro = zu öffnen.
Bei Stammverben wird an den Stamm ein ‘-i’ angefügt.
Beispiele: tîr- = schauen, tíri = zu schauen, cen- = sehen, ceni = zu sehen.
Sonderfälle sind hier Verben, die ein ‘a’ oder ‘o’ im Wortstamm haben, dort wird es zu ‘e’ umgebildet.
Beispiele: can- = rufen, ceni = zu rufen, tol- = kommen und teli = zu kommen.
Imperativ
Die Befehlsform oder Imperativ wird meist durch Abändern oder Anhängen von ‘-o’ gebildet. So wie Elrond im Herrn der Ringe zu Frodo sagt: „Frodo, tolo dan nan galad!“ („Komm zurück zum/ins Licht, Frodo!“)
Verb
Bedeutung
Imperativ
Bedeutung
lacha-
entflammen
lacho
entflamme!
tir-
schauen, sehen
tíro
schau, siehe!
tol-
kommen
tolo
komm!
Schriftbeispiele
J. R. R. Tolkien hinterließ selbst mehrere Schriftbeispiele in Sindarin, die er teilweise in Tengwarschreibweise verfasste.
Über seine Liebe zu dieser Schrift sagte Tolkien sinngemäß:
„Die Erfindung von Sprachen ist die Grundlage. Die ‚Geschichten‘ wurden eher geschrieben, um eine Welt für die Sprache zu schaffen als umgekehrt. Für mich kommt als Erstes der Name und danach die Geschichte. Ich hätte lieber auf ‚Elbisch‘ geschrieben. Doch ist solch ein Werk wie ‚Der Herr der Ringe‘ natürlich bearbeitet worden und es wurde nur so viel ‚Sprache‘ darin gelassen, wie es meiner Einschätzung nach für die Leser verdaulich war. (Ich stelle jetzt fest, dass viele gern mehr davon gehabt hätten.) Doch ist eine große Menge an linguistischem Stoff (neben den tatsächlich ‚elbischen‘ Namen und Wörtern) in dem Buch enthalten oder mythologisch ausgedrückt. Für mich jedenfalls ist es weitgehend ein Versuch in ‚linguistischer Ästhetik‘, wie ich manchmal zu Leuten sage, die mich fragen, ‚was das Ganze soll‘.“
– J. R. R. Tolkien Übersetzung von Helmut W. Pesch: Die Erfindung von Sprachen als Grundlage von Tolkiens Werk[60]
Beispiele für elbische Namen
Elbische Namen können auf unterschiedliche Arten gebildet werden. Als einfache Wörter, die eine feste Bedeutung haben, als Zusammensetzungen aus zwei oder mehreren Wörtern oder Ableitungen von Begriffen.
Der Anduin war einer der großen Ströme in Mittelerde, das Wort and = „lang“ wird hier mit duin = „Fluss“ verbunden.
Caradhras
das Rothorn
caran + ras
Ein hoher Berg im Nebelgebirge, über dessen Pass man dieses überschreiten kann. Caran = „rot“ und ras = „Horn“.
Cabed-en-Aras
der Hirschensprung
cabed/camp + aras
Eine Schlucht, die so schmal war, dass ein Hirsch sie hätte überspringen können. Cabed = „Sprung“ und aras = „Hirsch“.
Des Weiteren haben elbische Namen meist mehrere Bedeutungen und besonders die Personennamen haben charakterisierende Eigenschaften oder weitreichende Bedeutungen für das Schicksal ihres Trägers.
Beispiel:
Feanor bedeutet wörtlich „Feuergeist“ und setzt sich aus Fea = „Geist“ und -naur oder -nor = „Feuer“ zusammen. Der Name sagt viel über Feanor selbst aus, denn er ist nicht nur ein genialer Erfinder („heller, schöpferischer Geist“), sondern auch sehr aufbrausend („feuriges Gemüt“). Er sorgte dafür, dass die Elbenschiffe nach der Rückkehr nach Mittelerde verbrannt wurden. Auch sein Tod durch die Verletzungen, die ihm ein Balrog zugefügt hatte, und die Tatsache, dass sein Leib verbrannte, weil – so heißt es – sein Geist so heiß loderte, dass sein Körper zu Asche verbrannte und wie Rauch davonwehte[61], lassen sich aus diesem Namen ableiten. Feanor ist als so genannter Name der Voraussicht der Name, den ihm seine Mutter gegeben hatte. Sein Vatername war Curufinwe („der Geschickteste des Hauses Finwe“).
Galadriel heißt „von Licht umgebene Maid“ oder „die Lichtbekränzte“, was auf das hohe Ansehen hindeutet, welches man ihr entgegenbrachte. Ähnlich wie eine Marienstatue wird sie auch beschrieben, kühl aber von strahlendem weißen Licht umgeben, weise, vorausschauend und gütig. Ihr Vatername war Artanis („Edelfrau“) oder („Edle Herrin“) ihr Muttername lautete Nerwen („Mannfrau“), was ebenfalls darauf hinweist, dass sie an Stärke und Einfluss ihren Brüdern ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen war. (Das sind Namen in Quenya, im Sindarin hieße sie Arodith oder Dírwen.)
Rezeption
Wörter aus dem Sindarin finden sich in Namen von Bands, Musikalben, Unternehmen oder wissenschaftlichen Bezeichnungen wieder.
Gorgoroth (‚Großer Schrecken‘) ist der Name einer Black-Metal-Band.
Lyriel ist eine Folk-Metal-Band, die Sindarin in ihren Liedtexten verwendet. Das Wort Lyriel ähnelt im Aufbau einem elbischen Wort und wäre von der Schreibweise her eher Quenya. Die Bedeutung wäre in etwa ‚die Singende‘ oder ‚Tochter der Lieder‘.
Der Begriff Mithril (besonders reines und stabiles Silber) wird vielfach verwendet.
J. R. R. Tolkien: I·lam na·ngoldathon: “Goldogrin” di Sacthoðrin. 11. Ausgabe des Journals Parma Eldalamberon veröffentlicht 1995, (herausgegeben von Christopher Gilson, Patrick Wynne, Arden R. Smith und Carl F. Hostetter) ohne ISBN oder ISSN. (Grammatik und Wörterlexikon)
Helmut W. Pesch: Elbisch. Grammatik, Schrift und Wörterbuch der Elben-Sprache von J. R. R. Tolkien. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003, ISBN 3-404-20476-X.
Helmut W. Pesch: Elbisch Lern- und Übungsbuch der Elben-Sprachen von J. R. R. Tolkien. Bastei Lübbe, 2004, ISBN 3-404-20498-0.
J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Klett-Cotta, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-608-93830-2.
Helmut W. Pesch: Das grosse Elbischbuch – Grammatik, Schrift und Wörterbuch der Elben-Sprache J.R.R. Tolkiens mit Anhängen zu den Sprachen der Zwerge und Orks. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, ISBN 978-3-404-28524-2.
↑J. R. R. Tolkien: J. R. R. Tolkien: The Monsters & the Critics. HarperCollins, London 1983, ISBN 0-261-10263-X, S.200 (englisch).
↑Vortrag, gehalten auf dem Tolkien-Tag in Geldern, Niederrhein, Mai 2009, S. 4.
↑Helmut W. Pesch: Die Erfindung von Sprachen als Grundlage von Tolkiens Werk. Vortrag, gehalten auf dem Tolkien-Tag in Geldern, Niederrhein, Mai 2009, S. 4 ff.
↑adaptiert nach Paul Strack: S. Moria Gate Inscription. In: Eldamo – An Elvish Lexicon. 1. Februar 2015, abgerufen am 17. August 2021 (englisch, einschließlich Unterseiten).
↑adaptiert nach Paul Strack: S. Moria Gate Spell. In: Eldamo – An Elvish Lexicon. 1. Februar 2015, abgerufen am 17. August 2021 (englisch, einschließlich Unterseiten).
↑Paul Strack: S. golodh. In: Eldamo – An Elvish Lexicon. 16. April 2021, abgerufen am 17. August 2021 (englisch).
↑J. R. R. Tolkien, Christopher Gilson (Editor): Outline of Phonology. Parma Eldalamberon 19, S. 71, “later many among the Exiles restored the sound [þ], after their adoption of Sindarin as their diurnal speech, a language which favoured the sound [þ].” zitiert nach Paul Strack: Q. [θ] became [s]. In: Eldamo – An Elvish Lexicon. 16. April 2021, abgerufen am 17. August 2021 (englisch).
↑Hierbei ist anzumerken, dass die Langvokale einer Handvoll polysyllabischer Wörter nicht nach dieser Regel mit einem Akut, sondern mit einem Zirkumflex markiert werden; hierzu zählen unter anderem Himmelsrichtungsbezeichnungen wie annûn (Westen, Sonnenuntergang) und amrûn (Osten, Sonnenaufgang).
↑Die Schreibung ⟨ae⟩ hat in der Vergangenheit Anlass zu einiger Verwirrung gegeben, weil sie Deutschsprachige unter Umständen dazu ermuntert, sie nicht [aɛ̯], sondern [ɛː] zu sprechen; es sei daher angemerkt, dass ⟨ae⟩ keinesfalls als a-Umlaut [ɛː] (wie in ähnlich mit der Aussprache [ˈɛːnlɪç]), sondern in jedem Falle als Diphthong [aɛ̯] zu sprechen ist.
↑⟨ai⟩ hat wie ⟨ae⟩ in der Vergangenheit zu mancherlei Verwirrung geführt, weil es Deutschsprachigen zuweilen wie das [aɪ̯] gesprochene ai (zum Beispiel in Maise mit der Aussprache [ˈmaɪ̯zə]) beziehungsweise ei (beispielsweise in bei mit der Aussprache [ˈbaɪ̯]) anmutet. Daher sei angemerkt, dass ⟨ai⟩ als [ai̯] und damit stets spitzer und weiter vorne zu sprechen ist als [aɪ̯].
↑⟨ei⟩ ist – anders als im Deutschen – niemals als [aɪ̯] (beispielsweise in Maise), sondern stets als ä ([ɛ] wie in Kette mit der Aussprache [ˈkʰɛtʰə]) mit darauf folgendem spitzem i ([i] wie in Musiker mit der Aussprache [ˈmuːzikʰɐ]) zu sprechen.
↑Hier ist keinesfalls ein [a] mit darauf folgendem deutschem w (wie in wie mit der Aussprache [ˈviː]), sondern in jedem Falle ein [a] mit darauf folgendem geschlossenem [u] zu sprechen.
↑Es ist zu beachten, dass ⟨au⟩ nicht genauso gesprochen wird wie das deutsche au (zum Beispiel in Auto mit der Aussprache [ˈaʊ̯toː]); vielmehr ist ⟨u⟩ geschlossen und weiter hinten (also als [u] wie in zuvor mit der Aussprache [ˌʦuˈfoːɐ̯]) zu sprechen.
↑Drei- und mehrsilbige Begriffe können also sowohl Propar- als auch Paroxytona sein.
↑Paul Strack: S. [mm] shortened. In: Eldamo – An Elvish Lexicon. 2019, abgerufen am 17. August 2021 (englisch).
↑J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Anhang E, S. 1236–1238.
↑In einer späteren Sprachstufe ging das ursprüngliche [ʍ] verloren und das Hwesta Sindarinwa (hw/wh) wurde stimmhaft als [w] ausgesprochen
↑Im In- und Auslaut wird [i] stets als solches ausgesprochen; im Anlaut vor Vokabeln mutiert es zu [j].
↑[j] wird bloß vor Vokalen und im Anlaut gesprochen.
↑[y] ist im Sindarin ein Vokal und kein Konsonant; der Laut entsteht aus Pluralmutationen (Umlautung) von [ɔ] beziehungsweise o (Sg. orch, Pl. yrch; Sg. amon, Pl. emyn) und [ɛ] beziehungsweise e (Sg. ered, Pl. eryd).
↑In einer späteren Sprachstufe (dem Vierten Zeitalter) ging die Stimmlosigkeit hier verloren und lh wurde stimmhaft als [l] gesprochen.
↑[ŋ] wird immer vor c ([k]) und vor g ([ɡ]) als n geschrieben; am Wortende wird anstelle des ns jedoch der Digraphng gebraucht.
↑[ŋ] wird in der Regel nur am Wortende als ng geschrieben; ng ist – genau wie im Deutschen – in dieser Verwendung ein Digraph für einen Laut.
↑o ist keinesfalls als [o] wie in Rosine ([ˌʁoˈziːnə]) oder [oː] wie in Motor ([ˈmoːˌtʰoːɐ̯]) zu sprechen.
↑[ɔɛ̯] ist nicht identisch mit oi ([ɔɪ̯]), oy ([ɔɪ̯]) oder eu ([ɔʏ̯]) und keinesfalls wie in dt. Poet ([po(ː)ˈeːtʰ]) oder engl. poem ([ˈpəʊ̯ɪm]) zu sprechen.
↑[œ] ist im Dritten Zeitalter hauptsächlich durch e ([ɛ]) ersetzt worden und erhielt sich nur in wenigen altertümlichen Begriffen. Es ist keinesfalls wie in dt. König ([ˈkʰøːnɪç]) als [ø(ː)] zu sprechen.
↑In Kombination mit h (also als ph) wird [f] oder [fː] gesprochen.
↑Tritt hinter p durch Zusammensetzung ein h, so wird das entstandene ph als kurzes [f] oder als langes [fː] gesprochen.
↑Ob ph als kurzes [f] oder langes [fː] gesprochen wird, hängt von der Wortzusammensetzung ab; in der Regel gilt, dass ph im In- und Anlaut als langes [fː] und im Auslaut als kurzes [f] gesprochen wird. Anzumerken ist, dass in einer späteren Sprachstufe des Sindarin möglicherweise alle Konsonanten kurz gesprochen wurden und eine Unterscheidung von [f] und [fː] folgerichtig nicht mehr praktiziert wurde.
↑cw ([kʷ]) und qu ([kʷ]) existierten im Sindarin des Dritten Zeitalters weitgehend nicht mehr; es finden sich selten aber noch Worte wie „cwent“, das durch „pent“ abgelöst wurde.
↑Tolkien hat in seiner eigenen Aussprache einige allophone Varianten: [ɾ] zwischen Vokalen, [r] in den meisten anderen Fällen sowie [ɹ] als Schwachstufe; vgl.: Laurence J. Krieg: Tolkien’s Pronunciation: Some Observations. Jim Allen (Hrsg.): An Introduction to Elvish. Bran’s Head Books, 4/1995, S. 158.
↑Zu Ende des Dritten Zeitalters ging die Stimmlosigkeit von rh verloren und es wurde stimmhaft als [r] ausgesprochen, womit es nicht mehr von r zu unterscheiden war.
↑[s] ist immer stimmlos und niemals stimmhaft als [z] zu sprechen.
↑[u.a] ist kein Diphthong und wird folgerichtig in zwei Silben artikuliert; huan ([ˈhu.an]) ist hu-an zu trennen.
↑[u̯ɛ] ist kein Diphthong und folgerichtig in zwei Silben zu sprechen; cuen ([ˈku.ɛn]) wird cu-en getrennt. Wörter mit der Lautkombination [u.ɛ] sind im Sindarin sehr selten.
↑v ist fast völlig verschwunden; das ursprüngliche [v] wurde im Sindarin zu [b] oder ist eine Lenierungsform von [m], daher kommt [v] nur noch in Mutationen oder Zusammensetzungen vor.
↑Bei einem solchen Verstummen eines Lautes wird in der Regel von Elision gesprochen; diese geht im Falle der Präpositionen und Artikel des Sindarin häufig mit der Bildung von Klitika einher.
↑Diese Mutationen sind allesamt aus verschiedenen Werken Tolkiens rekonstruiert worden, da eine von Tolkien herausgegebene Grammatik der Elbensprachen bis heute fehlt; überwiegend können sie jedoch dennoch als gesichert und zuverlässig gelten.
↑„Ich gab den Edain die Hoffnung, keine Hoffnung behielt ich für mich.“ – Der Herr der Ringe: Annalen der Könige und Herrscher, Anhang A, Fragment der Erzählung von Aragorn und Arwen. (Der Ausspruch Gilraens zu Aragorn, hier in Tengwar-Schrift in der Schreibweise Beleriands wiedergegeben. S. 1174.)
↑Vortrag, gehalten auf dem Tolkien-Tag in Geldern, Niederrhein, Mai 2009, S. 2.
↑Das Silmarillion: Von der Rückkehr der Noldor. S. 143.