Sergio HuidobroSergio Huidobro Justiniano (* 25. Dezember 1921 in Santiago de Chile) ist ein ehemaliger chilenischer Konteradmiral und Diplomat. Während der Militärdiktatur unter Pinochet war er Befehlshaber der Marineinfanterie (Infantería de Marina) und später chilenischer Botschafter in der Volksrepublik China. LebenMilitärische Laufbahn und Aufstieg zum KonteradmiralSergio Huidobro trat nach Ende seines Schulbesuchs 1942 als Seekadett in die Marine (Armada de Chile) ein und fand danach verschiedene Verwendungen als Offizier in Marineeinheiten, ehe er 1955 einen Lehrgang für Marineinfanterie beim US Marine Corps auf der Marine Corps Base Quantico besuchte. Im Anschluss wurde er bei der Militärmission in Washington, D.C. eingesetzt und absolvierte danach einen Lehrgang für Kommandeure und Generalstabsoffiziere auf dem US Army-Stützpunkt in Fort Benning. Nach seiner Rückkehr nach Chile tat er wiederum Dienst als Truppenoffizier, ehe er sich zwischen 1965 und 1968 erneut auf Auslandseinsätzen beim US Southern Command in der Panamakanalzone befand. Später absolvierte er noch einen Lehrgang für Marineausbildung auf der Naval Station Norfolk der US Navy und war zuletzt Kapitän zur See sowie designierter Befehlshaber der Marineinfanterie. Nach seiner Beförderung zum Konteradmiral wurde Huidobro 1971 als Nachfolger von Konteradmiral Luís Urzúa Merino zum Befehlshaber der Marineinfanterie (Infantería de Marina) ernannt und verblieb auf diesem Posten bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1975. Beteiligung am MilitärputschNach dem Wahlsieg von Salvador Allende bot Huidobro zusammen mit anderen strikt antikommunistischen Offizieren seinen Rücktritt an, um nicht einer marxistischen Regierung dienen zu müssen. Daraufhin lud ihn der damalige Oberbefehlshaber der Marine, Admiral Fernando Porta Ángulo, zu einem Gespräch ein und konnte den Rücktritt dadurch abwenden, dass er ein Treffen zwischen dem neugewählten chilenischen Staatspräsidenten und hochrangigen Offizieren vereinbarte. Dieses geheime Gespräch mit Allende fand am 12. September 1970 unter der Teilnahme von Marine-Oberbefehlshaber Porta und dem Generaldirektor für Marinedienste, Vizeadmiral José Toribio Merino, als zweithöchstem Flaggoffizier statt. Weitere Teilnehmer waren unter anderem der designierte Innenminister José Tohá González, der Senator und langjährige Generalsekretär der Kommunistischen Partei Luis Corvalán, der Senator und Schriftsteller Volodia Teitelboim, Jorge Insunza Becker, Manuel Mandujano und Jorge Molina Valdivieso. Admiral Porta verließ das Treffen in der Erwartung, dass der Präsident früher oder später mit der Kommunistischen Partei brechen würde, und konnte Merino und andere regierungskritische Offiziere wie Huidobro zunächst zum Verbleib bewegen.[1] Drei Jahre später wurde er von denselben Akteuren entmachtet und aus dem Amt gedrängt, weil er sich an ihren Putschplänen nicht beteiligen wollte.[2] Huidobro bezog in der Zeit der Linksregierung von Anfang an eine offen ablehnende Haltung gegenüber Präsident Allende. Als enger Vertrauter des damaligen Befehlshabers der Marinezone 1 in Valparaíso und späteren Oberbefehlshabers der Marine, Vizeadmiral José Toribio Merino, war er 1973 in die Vorbereitung des Militärputsches von General Augusto Pinochet eingeweiht. Die Handlungen Merinos und Huidobros unmittelbar im Vorfeld des Militärputsches werden von Patricia Verdugo wie folgt beschrieben:
Der Chef des Generalstabes der Marine, Vizeadmiral Patricio Carvajal Prado, hatte sich allerdings bereits auf den Weg nach Santiago de Chile begeben, um mit den Chefs der anderen Teilstreitkräfte die Einzelheiten der Beteiligung an dem Putsch zu besprechen. Am 9. September 1973 überbrachte Huidobro zusammen mit dem Chef des Marinenachrichtendienstes, Kapitän zur See Ariel González, einen von Merino unterzeichneten Brief an den Oberbefehlshaber des Heeres, General Pinochet, sowie an den Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Generalleutnant Gustavo Leigh, in dem der Termin für den Staatsstreich auf den 11. September 1973 festgelegt wurde. In dem Brief hieß es:
Die von Huidobro zu Merino überbrachte Rückantwort trug die Unterschriften Leighs und Pinochets sowie Pinochets Siegel als Oberbefehlshaber des Heeres. Im Verlauf des Putsches vom 11. September 1973 sorgte Huidobro für die persönliche Sicherheit Admiral Merinos und seiner Offiziere durch eine Kompanie Marineinfanteristen, die den Befehlshaber während der kritischen Momente abschirmte und in das Hauptquartier der Putschisten eskortierte.[6] Huidobro blieb bis 1975 Befehlshaber der Marineinfanterie und trat dann in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Konteradmiral Sergio Cid Arraya. Huidobro fungierte zugleich auch als Kabinettschef von Admiral Merino, der neben seiner Funktion als Oberbefehlshaber auch Mitglied der Regierungsjunta war.[7] Diplomatische Mission in China1977 wurde Sergio Huidobro zum Botschafter Chiles in der Volksrepublik China ernannt. NachspielIm November 2000 kam es zu Protesten im Hafen von Valparaíso. Dabei warf der sogenannte FUNA-Ausschuss (Comisión Funa), eine Gruppe linker Menschenrechtsaktivisten, zahlreichen ehemaligen Marineoffizieren vor, während der Pinochet-Diktatur für Inhaftierungen und Folterungen auf den in der Marinebasis Valparaíso stationierten Schiffen La Esmeralda, Lebu und Maipo verantwortlich gewesen zu sein. Sie berief sich auf den von der chilenischen Wahrheitskommission (Comisión de Verdad y Reconciliación Nacional) unter Vorsitz von Raúl Rettig verfassten Rettig-Bericht und weitere Berichte der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Amnesty International und des US-Senats. Zu den Beschuldigten gehörten neben Konteradmiral Huidobro auch Vizeadmiral Adolfo Walbaum Wieber, damals Befehlshaber der Marinezone 1, Vizeadmiral Pablo Weber Munnich, Befehlshaber der Flotte, sowie Konteradmiral Hugo Cabezas Videla, Chef des Generalstabes der Marine, sowie zahlreiche weitere hochrangige Offiziere.[8] FamilieAus seiner Ehe mit Maríana Medel de la Barra ging ein Sohn hervor. Veröffentlichungen
Weblinks
Einzelnachweise
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