Das heutige Gebäude wurde in den Jahren 1896 und 1897 nach Plänen des damaligen Hofbaumeisters Gustav Frölich (1859–1933) an Stelle der vormaligen Brühlschen Bibliothek errichtet. Es erinnert stilistisch an den Vorgängerbau[6] und gilt deshalb mitunter als einziges Zeugnis aus der Zeit der Brühlschen Neugestaltung des Geländes um 1750.[7] In Wirklichkeit handelt es sich aber um einen Neubau, der jedoch in gewisser Weise die große Zeit der Brühlschen Terrasse im 18. Jahrhundert widerzuspiegeln scheint. Der neubarocke Bau ist in einer süddeutschen Rokoko-Spielart ausgeführt. Im Gegensatz zu seinen Nachbargebäuden, von denen es sich durch seine Heiterkeit abhebt, wirkt es eher klein und zierlich. Verstärkt wird dies durch den hellen und blassen Fassadenanstrich. Ihre leichte und relativ zur Umgebung eher verspielte Architektur bewirkte, dass die Sekundogenitur heute als der gelungenste neobarocke Kleinbau Dresdens gilt.[8] Das von der Terrasse aus gesehen zweigeschossige Bauwerk hat ein geschweiftes, kupfergedecktes Mansarddach und rankengeschmückte Fenster. Der terrassenseitige Eingangsbereich wird von einem geschwungenen Giebel bekrönt, das Portal ist von ionischen Säulen eingefasst. Betrachtet man die Sekundogenitur aus Richtung Osten, also vom Aufgang auf die Brühlsche Terrasse an der Münzgasse aus, fällt auf, dass sie sehr schmal ist, da sie in die wenige Meter breite Lücke zwischen der Terrasse und der dahinter liegenden Terrassengasse eingepasst wurde.
Zunächst beherbergte das Gebäude die Bibliothek und Kupferstichsammlung des zweitgeborenen Prinzen Johann Georg und befand sich auch als Gebäude in dessen Eigentum, weshalb sich der lateinische Name Sekundogenitur ergab. Das Gebäude ist allerdings nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Wohnsitz des zweitgeborenen Prinzen, der sich im heutigen Blüherpark befand. In der Sekundogenitur-Bibliothek arbeitete der Literaturwissenschaftler und spätere Politiker Herman Anders Krüger in jungen Jahren ab 1901 als Unterbibliothekar. Ab 1918 nutzte erneut die Kunstakademie die Räume für Sonderausstellungen.[8] Nachdem die Sammlungen der zweitgeborenen Prinzen 1931 ausgelagert wurden, fungierte die Sekundogenitur bis 1945 als Ausstellungsgebäude der Galerie Neue Meister. Am 13. Februar 1945, während der Luftangriffe auf Dresden, brannte sie vollkommen aus. Nach langen Jahren eines Ruinendaseins baute man das Haus in den Jahren 1963 und 1964 wieder auf.[9] Dabei setzte man auf der Rückseite an der Terrassengasse ein altes Barockportal ein, das „Bacchus-Portal“,[10] das von der im Jahr 1956 endgültig geschlossenen Hellerschänke auf dem Dresdner Heller stammt und vermutlich ein Werk Balthasar Permosers ist.[11] Zwischen 1945 und 1989 war die Sekundogenitur ein relativ freistehendes Gebäude mit einem großen südlichen Vorplatz, der in den Neumarkt überging.[12] Als das südliche Nachbargrundstück 1989, noch in den letzten Monaten der DDR-Zeit, bebaut wurde, bezog man die Sekundogenitur in den neu entstehenden Hotelkomplex ein und verband beide durch einen Brückenbau über die Terrassengasse. Heute wird die Sekundogenitur als Café und Weinrestaurant des Dresdner Hilton-Hotels betrieben.
↑Sekundogenitur. In: Dresden-Lexikon.de. Abgerufen am 10. Juli 2013.
↑Manfred Wille: Dresdner Gastlichkeit – von den Anfängen bis zur Gegenwart: Kleine Kulturgeschichte des Gastgewerbes in Dresden. Hrsg.: Matthias Geisler. A. & R. Adam, 2008, ISBN 978-3-00-024523-7, S.111 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).