Die Seilbahn Stresa–Monte Mottarone (italienischFunivia Stresa-Mottarone bzw. Funivia Stresa-Alpino-Mottarone) ist eine Luftseilbahn in zwei unabhängigen Sektionen oberhalb des Ortes Stresa am Lago Maggiore in der Region Piemont in Italien.
Die Kabinen-Pendelbahn führt von Stresa (200 m s.l.m.) am Lago Maggiore bis in eine Höhe von 1385 m bis etwa 100 Höhenmeter unter den Gipfel des Monte Mottarone (1491 m s.l.m.). Wer aktuell Eigentümer der Seilbahn ist, ist zwischen der Gemeinde Stresa und der Region Piemont umstritten.[1] Betreiberin ist die private Ferrovie del Mottarone srl.
Von ihrer Bergstation aus kann der Gipfel in 20 Minuten Fußweg oder mit einem 2009 errichteten Sessellift erreicht werden. Dieser dient auch zur Bedienung der Sommerrodelbahn von Alpyland.
Der Betrieb der Seilbahn ruht seit einem Unfall am 23. Mai 2021.
Von 1911 bis zum 13. Mai 1963 verkehrte eine schmalspurigeZahnradbahn von Stresa auf den Monte Mottarone, die von der Ferrovia Stresa-Mottarone (FSM) betrieben wurde.[2][3][4][5]
Nachdem die Zahnradbahn 1963 stillgelegt worden war, verkehrten in dieser Verbindung bis 1970 Autobusse. Deren Kapazität war allerdings begrenzt und der Betrieb im Winter schwierig. Die Bauarbeiten für die Seilbahn begannen 1967 und wurden von der Firma Poscio durchgeführt (Architekt Mario Cracchi aus Baveno). Die seilbahntechnischen Teile wurden von der Firma Piemonte Funivie aus Turin geliefert und die elektrische Einrichtung von der Firma Marelli. Die erste Ausrüstung mit Stahlseilen lieferte Ende der 1960er Jahre die Westfälische Drahtindustrie GmbH (WDI) aus Hamm.
Die Kabinen 1 und 2 gehören zur unteren, die Kabinen 3 und 4 zur oberen Sektion.
Die Betriebsaufnahme erfolgte am 1. August 1970.
1997 bis 1998 erfolgte ein Austausch der Trag-, Zug- und Rettungsseile beider Abschnitte. Im Jahr 2002 wurde die Seilbahn von Poma Italia überholt.
2014 bis 2016 wurden unter anderem Antrieb, Steuerung und Transformatoren durch das Südtiroler Seilbahnbauunternehmen Leitner AG für insgesamt etwa 4 Millionen Euro ausgetauscht, nicht jedoch die Seile.[6][7] Hierbei wurde von einer europäischen Norm Gebrauch gemacht, die die Periode für den Pflichtaustausch der Seile um 10 Jahre verlängert (die italienische Gesetzgebung sieht einen Austausch nach maximal 20 Jahren Betrieb vor).[8][9][10][11] Am 13. oder 14. August 2016 wurde die Seilbahn wieder in Betrieb genommen.[12]
Im November 2020 waren die Trag- und Zugseile turnusgemäß einer magnetinduktiven Prüfung,[13] die Tragseilbremsen zuletzt am 1. Dezember 2020 jeweils durch die Firma Leitner einer Funktionsprüfung unterzogen worden.[14]
Nach dem Stillstand aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde der Betrieb am 26. April 2021[15][16] vorübergehend wieder aufgenommen.
Seilbahnunfall 2021
Am 23. Mai 2021, dem Pfingstsonntag, stürzte die Kabine 3 nach dem Riss eines Zugseils ab. 14 Menschen starben. Die Tragseilbremse der Kabine konnte den Absturz nicht verhindern, weil sie vorschriftswidrig außer Funktion gesetzt wurde.[17]
Die Seilbahn führt von der Talstation auf 205 m s.l.m. über die Mittelstation (Alpino) auf 803 m s.l.m. (Länge erster Abschnitt: 2351 Meter) und von dort zur Bergstation unter dem Gipfel des Mottarone auf 1385 m s.l.m. (Länge zweiter Abschnitt: 3020 Meter). Der höchste Bodenabstand beträgt über 120 Meter,[3] die Gesamtlänge 5371 Meter.
Von der Bergstation führt seit 2009 ein 2er-Sessellift des Herstellers Leitner weitgehend auf den Gipfel und zum Startpunkt der Sommerrodelbahn, die 2010 errichtet wurde.[18]
Der Monte Mottarone ist touristisch sehr stark genutzt für das Skifahren, Wandern, Mountainbiken und Gleitschirmfliegen. In der Nähe der Mittelstation befindet sich ein botanischer Garten mit zahlreichen Alpenpflanzen (Giardino botanico Alpinia). Beim Gipfel ist unter dem Namen «Alpyland» eine Sommerrodelbahn in Betrieb.[21] An der mautpflichtigen Straße liegt ein Museum für Schirme und Sonnenschirme.
Auf dem Gipfel befinden sich mehrere Antennenanlagen. Unweit des oberen Abschnitts der Seilbahn verläuft etwa parallel eine Hochspannungsleitung.
↑Im Zusammenhang mit dem Unfall vom 23. Mai 2021 werden von der zuständigen Staatsanwaltschaft Verbania auch zwei weiter zurückliegende Unfälle untersucht, bei denen bei der Sommerrodelbahn ein Mitarbeiter und ein Fahrgast 2017 bzw. 2019 verletzt wurden (Nach Seilbahnunglück Ermittlungen zu weiteren Unfällen, Webseite: orf.at vom 3. Juni 2021).