Die Art Salix glauca ist morphologisch sehr variabel und deshalb wurden auch mehrere Subtaxa beschrieben.[2]
Vegetative Merkmale
Je nach Subtaxon und Standort bildet die Seidenhaarige Weide Sträucher mit Wuchshöhen von 0,2 bis 3 oder bis zu 6 Metern aus.[2][3] Die aufrechten bis niederliegenden Zweige besitzen eine bräunliche, gelb-braune oder rotbraune, spärlich bis dicht zottig oder wollig behaarte bis verkahlende Rinde.[3]
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Der Blattstiel besitzt meist auf der Unterseite eine Rinne und ist mit einer Länge von 1 bis 27 Millimetern viel länger als die darüberliegende Knospe.[3] Die einfachen Blattspreiten sind 2,7 bis 8,2 Zentimetern sowie einer Breite von 6 bis 39 Millimetern 1,4- bis 4,8-mal so lang wie breit und meist lanzettlich, verkehrt-eiförmig oder schmal-elliptisch elliptisch, manchmal schmal-länglich mit meist keilförmiger, manchmal gerundeter oder selten fast herzförmiger Spreitenbasis. Das obere Ende der Blattspreite ist spitz, zugespitzt oder gerundet. Der Blattrand ist meist glatt, etwa zurückgebogen oder flach und bei den obersten Blättern auch gesägt sein.[3] Die Stärke ihrer Behaarung (Indument) variiert. Die Blattunterseite kann dicht zottig oder zottig-seidig, wollig, kurz bis lang seidig oder fein mit welligen oder geraden, manchmal gebogenen Haaren (Trichomen) behaart sein. Die Blattoberseite ist meist etwas glänzend, manchmal matt und mäßig dicht zottig, fein oder lang-seidig bis verkahlend.[3] Die Nebenblätter sind laubblattähnlich bis rudimentär.[3]
Generative Merkmale
Die Blütezeit liegt während sich die Laubblätter entwickeln.[2] Die Seidenhaarige Weide ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Es gibt zwei verschiedene kätzchenförmigeBlütenstände. Die lohfarbenen, braunen, zweifarbigen oder grünlichen Deckblätter sind 1 bis 3,4 Millimeter lang, ganzrandig mit konvexen oder gerundetem oberen Ende und unterseits mit gewellten, gekräuselten oder geraden Trichomen behaart.[3] Bei den männlichen Kätzchen sind auf der Unter- sowie Oberseite der Deckblätter Nektardrüsen vorhanden und bei den weiblichen Kätzchen nur auf der Unterseite. Die Nektardrüsen bei den männlichen Kätzchen sind auf der Deckblattunterseite 0,1 bis 1 Millimeter lang und auf der -oberseite bei einer Länge von 0,5 bis 1,3 Millimetern schmal-länglich, länglich, viereckig, ei- oder kolbenförmig, diese Nektardrüsen können frei sein oder becherförmig verwachsen.[3] Bei weiblichen Kätzchen sind nur auf der Deckblattoberseite Nektardrüsen vorhanden, die bei einer Länge von 0,4 bis 1,8 Millimetern schmal-länglich, länglich, eiförmig oder manchmal kolbenförmig sind.[3]
Die männlichen Kätzchen sind 14 bis 53 Millimeter lang sowie 5 bis 17 Millimeter. In männlichen Kätzchen sind viele Staubblätter vorhanden und ihre freien oder teilweise verwachsenen Staubfäden sind kahl oder an ihrer unteren Hälfte behaart. Ihre Staubbeutel sind 0,4 bis 0,8 Millimeter lang.[3]
Die weiblichen Kätzchen sind bei einer Länge von 15 bis 83 Millimetern sowie einem Durchmesser von 7 bis 21 Millimetern schlank bis gedrungen, mehr oder weniger kugelig und enthalten dicht bis manchmal locker die weiblichen Blüten. Bei den weiblichen Blüten sind die zottig, wollig, kurz-weidig oder flaumig behaarten Fruchtknoten birnen- oder verkehrt-keulenförmig mit einem Schnabel, der sich allmählich in den Griffel verschmälert oder er ist kurz unterhalb des Griffels etwas ausgebeult. Die Fruchtknoten enthalten 6 bis 22 Samenanlagen. Die 0,3 bis 1,6 Millimeter langen Griffel sind verwachsen bis 1/2 oder mehr ihrer Länge frei. Die 0,2 bis 0,8 Millimeter langen Narben sind flach mit gerundetem oberen Ende oder mehr oder weniger breit zylindrisch.[3]
Die Subtaxa in Kanada und Grönland wachsen vor allem in Zwergstrauchheiden, auf krautiger, artenreicher Tundra, in Schneetälchen und entlang von Wasserläufen; der Untergrund besteht meist aus Sand, Schwemmsand oder Steinen.[9][10] Die Subtaxa in Nordeuropa gedeihen in vielen Habitaten, beispielsweise, Sümpfen, Fjells und Ufern von stehenden oder fließenden Gewässern; es sind oft relativ trockene sowie nährstoffarme Standorte.[11]
Von Salix glauca gibt es nach der Flora of North America 2010 etwa fünf Varietäten:[3][4]
Salix glauca var. acutifolia(Hook.) C.K.Schneid. (Syn.: Salix villosa var. acutifoliaHook., Salix desertorumRichardson, Salix glauca subsp. acutifolia(Hook.) Hultén, Salix glauca var. aliceaC.R.Ball, Salix glauca subsp. desertorum(Richardson) Andersson ex Hultén, Salix glauca var. perstipulaRaup, Salix glauca var. poliophylla(C.K.Schneid.) Raup, Salix glauca var. sericeaHultén): Sie gedreht in Höhenlagen von 0 bis 1200 Metern im kanadischen British Columbia, Northwest Territories sowie Yukon und in Alaska.[3]
Salix glauca var. cordifolia(Pursh) Dorn (Syn.: Salix cordifoliaPursh, Salix callicarpaeaTrautv., Salix cordifolia var. callicarpaea(Trautv.) Fernald, Salix cordifolia var. eucyclaFernald, Salix cordifolia var. intonsaFernald, Salix cordifolia var. macounii(Rydb.) C.K.Schneid., Salix cordifolia var. tonsaFernald, Salix glauca subsp. callicarpaea(Trautv.) Böcher, Salix labradoricaRydb.):[3] Sie kommt auf Grönland in Nordamerika in Saint-Pierre und Miquelon und im kanadischen, Manitoba, Neufundland und Labrador, Northwest Territories, Nova Scotia, Nunavut, Ontario sowie Québec vor.[3]
Salix glaucaL. var. glauca: Sie kommt in Nordeuropa (Norwegen, Schweden, Finnland sowie Spitzbergen) und in den Tundrengebieten Russlands vor.[10][14]
Bei Annotated Checklist of the Panarctic Flora und Virtuella Floran werden diese Varietäten im Rang von Unterarten geführt:[2][5][15]
Salix glauca subsp. acutifolia(Hook.) Hultén (Syn.: Salix villosa var. acutifoliaHook., Salix glauca var. acutifolia(Hook.) C.K.Schneid., Salix seemanniiRydb.): Sie kommt im Inneren Alaskas und im Yukon Territory bis zu den zentralen Northwest Territories vor.[5]
Salix glauca subsp. callicarpaea(Trautv.) Böcher (Syn.: Salix callicarpaeaTrautv., Salix glauca var. callicarpaea(Trautv.) Argus, Salix cordifoliaPursh, Salix glauca var. cordifolia(Pursh) Dorn): Sie kommt vom nördlichen-zentral bis nordöstlichen Kanada nach Süden bis zum nördlichen Saskatchewan sowie Manitoba und nach Osten bis Neufundland und Grönland vor.[5]
Salix glaucaL. subsp. glauca: Sie kommt nur auf dem Festland von Nordwesteuropa (= Fennoscandia) und vielleicht im südwestlichen Grönland vor.[5]
Salix glauca subsp. stipulifera(Flod. ex Häyrén) Hiitonen (Syn.: Salix stipuliferaFlod. ex Häyrén, Salix glauca var. stipulataFlod. in Lindm.): Sie besitzt das größte Areal der Subtaxa vom nördlichen Fennoscandia nach Osten durch das nördliche Russland, Sibirien und Russlands Fernem Osten bis zum „Beringischen“ Nordamerika.[5]
L. S. Dudley: Ecological correlates of secondary sexual dimorphism in Salix glauca (Salicaceae). In: American Journal of Botany, Volume 93, Issue 12, 2006, S. 1775–1783. doi:10.3732/ajb.93.12.1775
Einzelnachweise
↑
Bruno P. Kremer, Bärbel Oftring: Steinbachs Naturführer. Bäume & Sträucher entdecken und erkennen. Eugen Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-5934-5, S. 166.
↑ abcdefg
George W. Argus: A Guide to Alaska Salix (willows), the Yukon Territory and adjacent regions, Workshop on willow identification Anchorage, Alaska 2011. online bei researchgate.net.
↑ abcdeSalixglauca im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 9. November 2021.
↑
V. V. Petrovsky, P. G. Zhukova: Chromosome numbers, morphology, ecology and taxonomy of willows of the Northeast of Asia. In: Botanicheskii Zhurnal Volume 68, Issue 1, 1983, S. 29–38.
↑ T. W. Böcher, K. Holmen, K. Jakobsen: Grønlands Flora. 2. Aufl., P. Haase & Søns, Kopenhagen 1966.
↑ abcd
S. G. Aiken, M. J. Dallwitz, L. L. Consaul, C. L. McJannet, R. L. Boles, G. W. Argus, J. M. Gillett, P. J. Scott, R. Elven, M. C. LeBlanc, L. J. Gillespie, A. K. Brysting, H. Solstad, J. G. Harris: Salix glauca L. subsp. callicarpaea (Trautv.) Böcher und Salix glauca subsp. stipulifera (Flod. ex Hayren) Hiitonen In: Flora of the Canadian Arctic Archipelago. Descriptions, Illustrations, Identification, and Information Retrieval. Version: Mai 2011. (engl.)
Leah S. Dudley: Ecological correlates of secondary sexual dimorphism in Salix glauca (Salicaceae). In: American Journal of Botany, Volume 93, Issue 12, 2006, S. 1775–1783. online.
Dagmar Lautenschlager-Fleury, Ernst Lautenschlager: Unterschiede zwischen alpinen und nordländischen Weiden. In: Bauhinia, Band 10, S. 43–52. Volltext-PDF.