Schrozberg
Schrozberg ist eine Stadt im Landkreis Schwäbisch Hall im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs. GeographieSchrozberg liegt auf der Hohenloher Ebene am Oberlauf des Vorbachs und ist die nördlichste Gemeinde im Landkreis Schwäbisch Hall. NachbargemeindenDie Stadt grenzt im Westen an Mulfingen im Hohenlohekreis, im Norden an die Städte Niederstetten und Creglingen im Main-Tauber-Kreis, im Osten an die bayerische Stadt Rothenburg ob der Tauber im Landkreis Ansbach und im Süden an Blaufelden. StadtgliederungDie Stadt Schrozberg besteht aus sieben ehemals selbstständigen Gemeinden, heute Stadtteilen, und umfasst neben der Kernstadt Schrozberg 53 Dörfer, Weiler, Höfe und Einzelhäuser. Darüber hinaus gibt es im Gemeindegebiet von Schrozberg einige Wüstungen, das heißt heute nicht mehr bestehende Siedlungen.[2] Die Stadtteile und ihre Siedlungen: Bartenstein
Ettenhausen
Leuzendorf
Riedbach
Schmalfelden
Schrozberg
Spielbach
FlächenaufteilungNach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[3] GeschichteFrühe GeschichteDas Gebiet der heutigen Stadt Schrozberg und deren Teilorte gehörten im Hochmittelalter zum Herzogtum Franken. Der Weiler Windisch-Bockenfeld auf der Gemarkung von Leuzendorf gehört mit seinem Namenszusatz Windisch zu den westlichsten Orten, deren Name auf eine frühmittelalterliche slawische Besiedelung hindeutet. Auch der Name von Böhmweiler (4 km nördlich und etwas östlich) lässt eine slawische Vergangenheit vermuten.[4][5] Der Ort Schrozberg wurde erstmals 1249 urkundlich erwähnt. Aus dem Jahr 1054 stammt eine Urkunde, nach der Kaiser Heinrich III. den Grafen Emehard von Rothenburg mit dem Ort Riedbach belehnte.[6] Bartenstein wurde 1234[7] erstmals urkundlich erwähnt und war seit 1686 Residenzstadt der Grafschaft und seit 1743 des Fürstentums Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein. Zwischen 1500 und 1806 war Hohenlohe ein Teil des Fränkischen Reichskreises, somit auch Schrozberg. Württembergische ZeitZwischen 1802 und 1810 fielen im Zuge der Mediatisierung alle Teilorte auf dem Gebiet der heutigen Stadt Schrozberg, die zuvor zum Fürstentum Hohenlohe-Bartenstein, zum Fürstentum Ansbach oder zur Reichsstadt Rothenburg gehört hatten, über ein zum Teil bayerisches Intermezzo an das Königreich Württemberg. Auf Grund des Grenzvertrags von 1810 wurden die bis dahin bayerischen Orte Leuzendorf und Spielbach ebenfalls württembergisch. Seit 1811 waren fast alle Orte der heutigen Stadt Schrozberg dem Oberamt Gerabronn zugeordnet. Ettenhausen gehörte zum Oberamt Künzelsau. 1869 führte die Eröffnung der Bahnstrecke Crailsheim–Königshofen mit der Station Schrozberg zum Anschluss an das Netz der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen. Bei der Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Schrozberg 1938 zum Landkreis Crailsheim. NachkriegszeitDa Schrozberg nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der amerikanischen Besatzungszone geworden war, gehörte die Gemeinde somit seit 1945 zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. Die heutige Stadt Schrozberg entstand im Zuge der Verwaltungsreform in Baden-Württemberg durch mehrere Eingemeindungen. Am 1. Januar 1972 wurden zunächst Riedbach und Schmalfelden eingemeindet, am 1. April 1972 folgte Spielbach. Am 1. Januar 1973 wurde dann neben Leuzendorf auch die Stadt Bartenstein eingemeindet, woraufhin die Gemeinde Schrozberg selbst zur Stadt erhoben wurde. Ebenfalls am 1. Januar 1973 erfolgte die Kreisreform in Baden-Württemberg, bei der die neue Stadt Schrozberg zum Landkreis Schwäbisch Hall kam. Am 1. Januar 1974 erfolgte noch die Eingemeindung von Ettenhausen in die Stadt Schrozberg.[8] Einwohnerentwicklung
PolitikGewinne und Verluste
GemeinderatIn Schrozberg wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. 2024 umfasst der Gemeinderat unverändert 23 Personen. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und der Bürgermeisterin als Vorsitzende. Die Bürgermeisterin ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Endergebnis.[13]
Bürgermeister
WappenDie Blasonierung des Wappens lautet: In Gold über einem grünen Berg eine blaue Kornblume. Kultur und SehenswürdigkeitenBauwerkeSiehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Schrozberg Schloss Schrozberg Evangelische Kirche Schrozberg In der Kirche befinden sich sechs Epitaphe der Herren von Berlichingen und des Hauses Hohenlohe, die überwiegend noch aus der Vorgängerkirche stammen. Weiterhin verfügt die Kirche über eine denkmalgeschützte, 1962 von Helmut Bornefeld entworfene und durch die Gebrüder Link erbaute Orgel in einem historischen Prospekt von Johann Anton Ehrlich aus dem Jahr 1779. Von 2016 bis 2018 erfolgte eine grundlegende Renovierung des Kircheninneren. Lose Putze wurden wieder mit dem Mauerwerk verbunden, das Rollwerk wurde aufgefrischt und der Hochaltar gereinigt. Zusätzlich zu den neuen Elektroinstallationen wurde ein Beleuchtungskonzept erstellt und umgesetzt. Schrozburg Bartenstein Ettenhausen 1785 begann der Umbau der maroden Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Die Pläne gehen auf Johann David Steingruber, Baudirektor des Markgrafen von Ansbach Brandenburg zurück. Baumeisters Ernst, Hofbaumeister der Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein überwachte die Baumaßnahmen. Kirchenschiff und Kirchturm wurden nahezu vollständig abgetragen. Nur im unteren Teil des Turms mit seinen meterdicken Mauern haben sich Reste vom trutzigen Bauwerk des 13. Jahrhunderts erhalten. Seit ihrem Umbau ist die Ettenhauser Kirche im Stil des ländlich regionalen Barock, mit deutlich klassizistischen Einflüssen der folgenden Epoche ausgestattet. Damals entstand auch die eindrucksvolle Ansbacher Kanzelwand, bei der Altar, Kanzel und Orgel mit Orgelprospekt übereinander im Ostteil der Kirche angeordnet sind. Die Idee dieser Kanzelwände entstand in Ansbach und Bayreuth im 18. Jahrhundert, geht auf Baumeister Johann David Steingruber zurück und wird Markgrafenstil genannt. Die qualitätvolle Bemalung der Kanzelwand, die Vergoldungs- und Holzarbeiten führte der fürstliche Hofmaler Martin Emmert aus Bartenstein unentgeltlich als persönliche Spende aus. Die Orgel stammt von Philipp Heinrich Hasenmeier (1700–1785) aus Kirchberg/Jagst. Damit die Kirche mehr Besucher fassen kann, entstand auch die große Empore. Die Kirchenbänke auf Empore gegenüber der Kanzelwand waren ursprünglich für die männlichen Besucher vorgesehen. Die Inschrift am Südportal erinnert an den Auftraggeber des Umbaus von 1785, den Fürsten Ludwig Carl Franz Leopold zu Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein Riedbach Die evangelische Kirche von Riedbach:
Fürst Ludwig Leopold zu Hohenlohe Bartenstein genehmigte den Neubau der vom Blitzeinschlag nahezu zerstörten Kirche und übernahm die Baukosten. 1762 lieferte der fürstbischöflich-fuldaische Hofbaumeister Andrea Gallasini die Risszeichnungen. Er erhielt dafür 1250 Gulden. (Eine Haushälfte am Schlossplatz in Bartenstein kostete zur gleichen Zeit 500 Gulden, das Jahresgehalt des Hofmarschalls von Bartenstein betrug 300 Gulden) Der exakte Bauauftrag mit den einzelnen Bauabschnitten hat sich im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein erhalten, die Bauzeichnungen sind leider verschollen. Hofmaurermeister Andreas Bader aus Bartenstein arbeitete eng mit Gallasini zusammen. Die marode Kirche wurde bis auf die Grundmauern abgerissen und das Kirchenschiff erhielt die heutige achteckige Form. Die Innenausstattung der Kirche, der Altar und die Orgel finanzierte die Kirchengemeinde mit Spenden. An der großen Einweihungsfeier nahm Baumeister Andreas Gallasini in seiner Eigenschaft als Hohenlohisch Bartensteinischer Baudirektor teil. Er starb 1766 hoch betagt im Alter von 86 Jahren in Bartenstein. Regelmäßige Veranstaltungen
Wirtschaft und InfrastrukturVerkehrSchrozberg ist über die Bundesstraße 290 (Tauberbischofsheim–Westhausen) und mehrere Landes- und Kreisstraßen an das Straßennetz angebunden. Außerdem liegt die Stadt an der eingleisigen Bahnstrecke Crailsheim–Königshofen. Am Bahnhof Schrozberg halten im Stundentakt Züge Richtung Aschaffenburg und Crailsheim. Bei dem Eisenbahnunfall von Schrozberg, einem Zusammenstoß zweier Personenzüge nahe Schrozberg, wurden am 11. Juni 2003 sechs Menschen getötet, 25 weitere verletzt. Im Ortsteil Leuzendorf liegt das Segelfluggelände Leuzendorf. Ansässige UnternehmenIn Schrozberg ist das Automobil-Zulieferunternehmen Koninklijke Nedschroef Holding B.V. (vormals Whitesell Germany GmbH & Co. KG, Ruia Global Fasteners und zuvor Acument, ursprünglich SÜKOSIM) mit einem Produktionsstandort vertreten. Dort werden hauptsächlich Muttern für den Kraftfahrzeugbereich hergestellt. Die in Schrozberg ansässige Molkereigenossenschaft Hohenlohe-Franken eG stellt mit dem Markennamen Schrozberg aus Biomilch nach Demeter-Richtlinien eine große Anzahl an Milchprodukten her. Die Landwirtschaftliche Bezugs- und Verwertungsgenossenschaft LBV Raiffeisen eG, bekannt als LBV Schrozberg mit zahlreichen Verkaufsstellen in der Region, hat in der Stadt ihren Hauptsitz und betreibt das dortige Lagerhaus mit dem 52 Meter hohen[14], weithin sichtbaren LBV-Turm. Das Textilunternehmen HAKRO hat seinen Hauptsitz in Schrozberg sowie ein Logistikzentrum im dortigen Gewerbegebiet Herdwiesen. Für seine Nachhaltigkeit wurde das Unternehmen ausgezeichnet. Die Harry-Kroll-Foundation hat hier ihren Ursprung. BildungEs besteht die Grund-, Haupt- und Realschule mit Werkrealschule Schrozberg mit etwa 670 Schülern. Im Lesetreff können neben Büchern auch Zeitschriften, Hörbücher, DVDs und CDs ausgeliehen werden. Der Medienbestand umfasst 11.500 Medien; 2018 wurden 47.000 Ausleihen erreicht.[15] Bis zum Januar 2020 war die Stadtbücherei im Schrozberger Schloss untergebracht, seither werden die Medien in einem Neubau an der Bahnhofstraße bereitgehalten. VereineDie Freiwillige Feuerwehr Schrozberg besteht aus den fünf Abteilungen Schrozberg, Leuzendorf, Schmalfelden, Schrozberg-West und Spielbach. Rund 170 Feuerwehrleute sind in den Abteilungen aktiv. Außerdem gibt es eine Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie eine Altersabteilung. Der Turn- und Sportverein TSV Schrozberg wurde 1864 als Turngemeinde Schrozberg gegründet und besteht heute aus den Abteilungen Fußball, Leichtathletik, Turnen, Tischtennis, Tennis, Badminton und Volleyball. Der Gesangverein Liederkranz Schrozberg wurde 1856 gegründet und besteht momentan aus zwei Chören: dem seit dem Gründungsjahr bestehenden Männerchor sowie dem zu einem späteren Zeitpunkt gegründeten Gemischten Chor, der gleichzeitig Kirchenchor der evangelischen Kirchengemeinde ist. Der Liederkranz unterhält seit 1992 eine Chorpartnerschaft mit dem französischen Chorale du Trion aus der Nähe von Le Mans. Seit 1998 gibt es außerdem den DPSG Pfadfinderstamm "Santiago" Schrozberg, der neben der katholischen Kirche seine Räumlichkeiten hat und mittlerweile an die 100 Mitglieder zählt. SonstigesAuf der Gemarkung des Stadtteils Schmalfelden befindet sich das Fuchslabyrinth, die viertlängste Höhle Deutschlands.[16] Der Stadtteil Riedbach gilt mit 463 km Luftlinie als am weitesten von der Küste entfernter Ort Deutschlands.[17] Von Juli 1947 bis 1953 befand sich die Württembergische Landwirtschaftliche Genossenschaftsschule in Schrozberg. Sie war der Vorläufer der heutigen Geno-Akademie (Bildungszentrum des Württembergischen Genossenschaftsverbands) in Stuttgart-Hohenheim. Die Schule wurde auf Initiative des damaligen Verbandspräsidenten Eugen Grimminger eröffnet. PersönlichkeitenEhrenbürger
Söhne und Töchter der Stadt
Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehenSiehe auch: Bartenstein (Schrozberg) #Persönlichkeiten Literatur
WeblinksCommons: Schrozberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Schrozberg – Reiseführer
Einzelnachweise
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