Schota Rustaweli

Zeitgenössisches Fresko mit einer Darstellung Schota Rustawelis im Kreuzkloster von Jerusalem
Schota Rustaweli widmet sein Nationalepos der Königin Tamara, Gemälde von Mihály Zichy, 1880
Fresko mit Fantasiebildern von Johannes von Damaskus und Maximus Confessor, darunter angeblich Rustaweli (Kreuzkloster in Jerusalem, um 1200; Detailansicht dieses Ausschnittes siehe oben)
Rustaweli-Denkmal am Rustaweli-Platz in Tiflis

Schota Rustaweli (შოთა რუსთაველი; * etwa 1172 in Rustawi, Georgien; † etwa 1216 in Jerusalem) war ein georgischer Dichter und einer der bedeutendsten Literaten des Mittelalters. Er schrieb das höfische Epos Der Recke im Tigerfell oder „Der Ritter im Tigerfell“ (georgisch Vepkhis t’q’aosani, d. h. der Tigerfelltragende). Das Manuskript dazu wurde im Jahr 2013 zum Weltdokumentenerbe erklärt.[1]

Leben

Rustaweli soll als Kind beide Eltern verloren haben und wuchs bei einem Onkel auf, der Mönch war. Er war ein georgischer Fürst und Finanzminister der Königin Tamar von Georgien. Sein Nachname bedeutet entweder „Eigentümer des Rustawi-Besitzes“ oder „aus Rustawi stammend“.

Es sind nur wenige Einzelheiten über sein Leben bekannt. Sein Geburts- und Todesdatum sind unbekannt. Er studierte Griechisch, nahm an den Feldzügen seiner Königin teil, lebte später in Jerusalem und ließ dort die Säulen im georgischen Kreuzkloster renovieren. Neben seinem Staatsamt betätigte er sich auch als Philosoph und Astrologe.

Seine Dichtung spiegelt chinesische, persische und klassisch-antike Philosophie wider. Platon, König David und Mohammed werden im Epos namentlich erwähnt.

Zwischen 1196 und 1207 schrieb Rustaweli im königlichen Auftrag das Epos Der Recke im Tigerfell. Es schildert Ritterlichkeit und Edelmut, die sich über Religion und Nation erheben. Königin Tamar war von dem Werk begeistert und entlohnte den Autor großzügig. Es wurde Teil der georgischen Volksdichtung und über Jahrhunderte von Generation zu Generation schriftlich und mündlich überliefert.

Es ist nicht genau bekannt, ob es sich bei der Kleidung (Fell) des Protagonisten um die eines Tigers, Panthers oder Pardels handelt, weil sich nicht mehr nachprüfen lässt, was Rustaweli und seine Mitbürger seinerzeit unter dem Wort „wepchi“ bzw. „vepkhi“ verstanden.

Angeblich war Rustaweli ein Liebhaber der Königin Tamar und soll nach Jerusalem ins Exil gesandt worden sein, als sie David Soslan heiratete. Er wurde unter einer Säule in der Kirche des Jerusalemer Kreuzklosters begraben. Das Kloster enthält ein zeitgenössisches Fresko, auf dem neben zwei Heiligen auch eine Figur abgebildet ist, bei der es sich vermutlich um Rustaweli handelt. Das Fresko wurde im Juli 2004 durch Vandalismus mehrfach schwer beschädigt.

Georgiens Präsident verleiht als höchste staatliche Auszeichnung auf den Gebieten Literatur, Kunst und Architektur den Schota-Rustaweli-Staatspreis. Er ist mit 8.000 georgischen Lari dotiert. Der größte Boulevard von Tiflis ist der Rustawelis Gamsiri mit der Metro-Station gleichen Namens. Es gibt das Staatliche Akademische Theater Schota Rustaweli, die Staatliche Schota-Rustaweli-Universität in Batumi und das Schota-Rustaweli-Institut für georgische Literatur der Georgischen Akademie der Wissenschaften.[2] Sein Porträt ist auf der Vorderseite des georgischen 100-Lari-Geldscheins abgebildet. Nach dem Dichter wurde ein 4.860 m hoher Gipfel im Großen Kaukasus, der Asteroid (1171) Rusthawelia und ein Krater auf Merkur benannt. In Taschkent steht in der Rustaweli-Straße ein Rustaweli-Denkmal.

Literatur

Ausgaben des Epos sind angegeben im Artikel Der Recke im Tigerfell

  • 800 [Achthundert] Jahre Schotha Rusthaweli: Georgischer Dichter. Gedächtnisausstellung in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg 1966, Georgischer Verlag Sakharthwelo, Itzehoe 1966
  • Gertrud Pätsch: Schota Rustaweli und seine Zeit. Zur 800. Wiederkehr seines Geburtstages. Mitteilungen des Institutes für Orientforschung Bd. XII (1966/67)
  • Giorgi Arabuli: Šot’a Rust’velis biograp’ia k’art’ul mec’nierebaši [Die Biographie von Schota Rustaveli in der georgischen Wissenschaft]. Merani, Tbilisi 1992
  • Gertrud Pätsch: Gottesvorstellung und Menschenbild bei Rustaveli; Mitteilungen des Institutes für Orientforschung Bd.XVI (1986)
  • Steffi Chotiwari-Jünger: Rust´aveli, Šot´a (Rustaweli, Schota). In: Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2004
  • Mariam Lordkipanidze: Georgia in the XI–XII centuries, aus dem Russischen übersetzt von David Skvirsky, Ganatleba, Tbilisi 1987

Das einzige überlieferte Werk Rustawelis ist in deutscher Sprache in verschiedenen Ausgaben erschienen: als Epos, als Nacherzählung, als Kinderbuch, als Nacherzählung der Nacherzählung, meist ohne Georgischkenntnisse, mit Interlinearübersetzung oder über das Russische.

Die dem Original am nächsten kommenden Nachdichtungen gehören Hugo Huppert und Marie Prittwitz (stammt aus dem 1940er Jahren und wurde erst 2005 wiederentdeckt).

  • Der Recke im Tigerfell, Berlin 1955, 1970, 1980, 1982, Wiesbaden 2014 (Ü: H. Huppert) ISBN 978-3-95490-045-9
  • Der Ritter im Tigerfell, (Hrsg.: Steffi Chotiwari-Jünger und Elgudsha Chintibidse), Tbilissi-Berlin 2005, Aachen 2011 (Ü: M. Prittwitz). ISBN 978-3-8440-0300-0

Die erste Übersetzung/Übertragung ins Deutsche stammt aus der Feder von Arthur Leist.

  • Der Mann im Tigerfelle, Leipzig 1889, 1890, 1891, 1903

Die ausführlichste Nacherzählung erschien in der Schweiz /Aus dem Georgischen von Ruth Neukomm/:

  • Der Mann im Pantherfell, Zürich 1974, Tbilissi 1976, 1991

Weitere:

  • Der Held im Pardelfell. Nacherzählt für Kinder. Berlin 2018
  • Der Recke im Tigerfell, für Kinder, Berlin 1976, 1979, 1988, 1991
  • Der Recke im Tigerfell, Berlin/Neckenmarkt 2014
  • Der Ritter im Tigerfell (Wortwörtliche Übersetzung aus dem Georgischen), Paris 1975; Aachen 2010
  • Aphorismen, Tbilissi 1970, 1974, 1991
  • Der Recke im Tigerfell, für Kinder, Reutlingen 1931
  • Der Ritter im Pantherfell, Tbilisi 2015
Commons: Shota Rustaveli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Manuscript Collection of Shota Rustaveli’s Poem "Knight in the Panther’s Skin". In: Memory of the World – Register. UNESCO, 2013, abgerufen am 20. Juni 2013 (englisch).
  2. Institute of Georgian Literature. Abgerufen am 18. November 2024.