Schlacht bei HjørungavågDie Schlacht bei Hjørungavåg fand etwa 986 oder um 994 zwischen dem Jarl Håkon und einer dänischen Flotte statt, die angeblich von den Jomswikingern unterstützt wurde. Zeit, Ort und Verlauf der Schlacht als auch die Teilnehmer lassen sich aus den Quellen nicht mehr eindeutig ermitteln. Die QuellenTexteFolgende Quellen werden heute als für die Untersuchung der Vorgänge maßgeblich erachtet:[1]
InhaltIn Folgendem stimmen die genannten Quellen überein: Kritik weiterer ÜberlieferungenIn einer sehr späten Version der Jómsvíkinga saga heißt es, die Dänen seien mit 60 Langschiffen nach Norwegen gefahren und nennt als Gewährsmann Sæmundur fróði.[14] Bischof Bjarni Kolbeinsson schreibt sehr distanziert über die Ereignisse und flicht immer wieder Formulierungen ein, wie „Es wird erzählt …“, „Man hört …“, „Das Volk erinnert sich …“ und gibt zu erkennen, dass er über Hörensagen berichtet, dem er kritisch gegenübersteht. Saxo Grammaticus beruft sich in seinem Vorwort auf isländische Gewährsleute. Man darf davon ausgehen, dass sein Bericht die mündliche Tradition in Island um 1200 widerspiegelt, wobei seine dänischfreundliche und moralisierende Gesinnung den Inhalt verändert haben kann. Der Mönch Oddr Snorrason schöpft in seiner Darstellung Olav Tryggvasons aus der mündlichen Tradition Islands, aber übernimmt nicht die kritische Sichtweise Sæmundur fróðis, sondern flicht legendarische Züge nach dem Geschmack des Volkes ein. Er möchte gute Unterhaltung bieten. Vieles deutet darauf hin, dass Fagrskinna die älteste Fassung der Jómsvíkinga saga zu Grunde liegt.[15] Aber die Berichte über die Jómswikinger aus der Zeit um 1200 schöpften überwiegend aus der mündlichen Überlieferung. Deutlich wird dies an der Dichtung Bischof Bjarni Kolbeinssons, der die mündlichen Berichte ausdrücklich erwähnt. Fagrskinna berichtet weiter, die Jómswikinger seien unverzüglich aufgebrochen, damit die Norweger nicht vorher gewarnt werden könnten, und seien in der Weihnachtsnacht in Jæren angekommen und hätten sofort mit Plünderung und Brandschatzung begonnen. Auch Þorkell Gíslason und Oddr Snorrason gehen von einer Winterfahrt aus. Dabei ist es ganz unwahrscheinlich, zur damaligen Zeit mit einer Flotte im Winter über den Skagerrak zu fahren und dann noch Raubzüge an Land zu vollführen. Ein umfassendes Leidang-Aufgebot zur Verteidigung war im Winter völlig unmöglich. Das wusste wohl auch Snorri, obgleich er auch keine anderen Informationen hatte, als die Tradition. Er verschweigt das Begräbnisbier, nennt keinen Zeitpunkt für den Aufbruch und geht von einer ausreichenden Vorwarnzeit aus, die ein Leidang-Aufgebot möglich macht. Dabei ging er von der festorganisierten Leidangsordnung seiner eigenen Gegenwart aus und projizierte sie in die Zeit Jarl Håkons. Es darf bezweifelt werden, dass zur Zeit Jarl Håkons der Leidang bereits eine solche fest durchorganisierte Organisation war. Die verschiedenen Schiffstypen deuten eher darauf hin, dass es sich auch um viele Privatschiffe handelte und nicht um die Leidangsschiffe, die zu bauen und auszurüsten die Küstenbewohner später verpflichtet waren.[16] Die Rolle der Jómsvikinger erhielt in den Sagas allmählich märchenhafte Züge. Sie sollten auf dänischer Seite kämpfend mit 120 Schiffen gekommen sein. Die norwegische Flotte soll sogar 360 Schiffe gehabt haben. Nach der Fagrskinna soll es die größte Schlacht gewesen sein, die zwischen Dänen und Norwegern stattgefunden habe. Dagegen spricht aber, dass die kleineren Geschichtswerke aus dem 12. Jahrhundert, Historia Norwegiæ, Ágrip und das Werk von Theodoricus Monachus die Schlacht überhaupt nicht erwähnen. Aber die zeitgenössischen Skaldengedichte belegen, dass die Schlacht tatsächlich stattgefunden hat.[17] Bjarni Kolbeinsson berichtet von drei Heerführern auf jeder Seite. Gegen die Jómswikinger Sigvald, Búi und Vagn lagen Jarl Håkon, Erik Håkonsson und Årmod.[18] In der Fagrskinna ist der dritte Heerführer Svein Håkonsson. Die zeitgenössischen Skalden kennen nur zwei Heerführer der Dänen: Sigvald und Búi, aber nicht Vagn. Er kam erst in der isländischen Erzähltradition hinzu.[19] Der norwegische Archäologe Per Fett (1909–1996) bezweifelte überhaupt, dass es in Wirklichkeit damals einen Ortsnamen Hjørungavåg gegeben habe und hielt ihn für eine Erfindung der Sagaverfasser. Es habe in Norwegen ein Geschlecht „Hjorr“ gegeben. Die Mitglieder dieses Geschlechts habe man „Hjorungar“ genannt. Einer der Mitglieder war im 9. Jahrhundert der Skalde Fleinn Hjörsson. „Fleinn“ ist ein norrönes Wort und bedeutet Wurfspieß. „hjǫrr“ (Schwert) und „Fleinn“ (Wurfspieß) seien Verwandte, Fleinn ein Hjørungar. Das Unwetter, das Þorgerð gegen die Jómswikinger losbrechen ließ, sei ein Regen aus Wurfspießen, eine Welle der Schwertverwandten, ein Hjørungavåg gewesen. Er glaubte nicht daran, dass die Schlacht ein historisches Ereignis gewesen sei. Ähnlich äußerte sich Halldór Laxness. Bei der Jómsvikinga saga handele es sich um reine Heldendichtung. Die Opferung des siebenjährigen Sohnes durch seinen Vater Jarl Håkon auf einer Insel mit dem seltsamen Namen „Primsigd“ sei eine böse Verdrehung des biblischen Sohnesopfer-Motivs. Die Skaldenverse müssten gar nicht von den Männern stammen, denen sie zugeschrieben würden. Auch er bezweifelte, dass die Jómsvíkinga saga auf realen Ereignissen beruhe.[20] Der HintergrundFür die Ursachen dieser Schlacht ist auf die Auseinandersetzung zwischen Erik Blutaxt und Håkon dem Guten zurückzugehen. Erik Blutaxt wurde von Håkon vertrieben und seine Söhne suchten Schutz und Unterstützung gegen Håkon beim dänischen König Harald Blauzahn, der die Oberhoheit über Norwegen gewinnen wollte. König Håkon führte das Leidangswesen (Allgemeine bezirksweise Gestellungspflicht für Kriegsschiffe) zur Landesverteidigung ein. Nach seinem Tode kamen die Erikssöhne zum Zuge. König Harald zog 960 von Dänemark nach Tønsberg und ließ sich dort als König huldigen. Damit gewann er das Oberkönigtum über ganz Norwegen. Er setzte Harald Graumantel und die übrigen Erikssöhne als Unterkönige ein und verlangte als symbolischen Tribut einen Jagdfalken jährlich. Die Unterkönige bekämpften rücksichtslos alle Gegner und töteten dabei auch Sigurd Ladejarl. So kam es zur Feindschaft zwischen dem Geschlecht Harald Hårfagres und den Ladejarlen. Als die Erikssöhne die Tributleistung einstellten und das Oberkönigtum des dänischen Königs ablehnten, verbündete sich König Harald mit dem Sohn des getöteten Sigurd Ladejarl, Håkon Ladejarl Sigurdsson, lockte Harald Graumantel in eine Verhandlung am Limfjord und tötete ihn dort (siehe dazu Norwegische Jarle unter dänischer Oberhoheit). Anschließend setzte er Håkon Ladejarl zum Jarl über Norwegen ein. Harald Blauzahn war Christ, Håkon Ladejarl war überzeugter Heide und widersetzte sich dem königlichen Auftrag, Missionare nach Norwegen mitzunehmen. Damit kam es zum Bruch zwischen ihnen. 974 musste Harald Blauzahn trotz Unterstützung durch Truppen Håkon Ladejarls eine schwere Niederlage gegen Kaiser Otto II. hinnehmen. Diese Schwächung nutzte Jarl Håkon, die Oberherrschaft des dänischen Königs aufzukündigen. Hierbei spielte nicht nur der religiöse Gegensatz eine Rolle, sondern das steigende Bewusstsein in Norwegen, dass die Dänen „Ausländer“ seien, die das Land besetzten. Es kamen die ersten Ansätze eines Nationalbewusstseins auf. Die Überlieferung nennt zwei unmittelbare Gründe für den Heereszug nach Norwegen:
Der ZeitpunktDer Zeitpunkt der Schlacht ist nicht klar den Quellen zu entnehmen, auch nicht, wer eigentlich hinter der Schlacht stand, Harald Blauzahn oder sein Sohn Sven Gabelbart. Die isländischen Annalen nennen übereinstimmend das Jahr 994. Gustav Storm hat allerdings nachgewiesen, dass alle isländischen Annalen eine gemeinsame Grundquelle verwendet haben, entweder die Heimskringla von Snorri oder eine auch von Snorri verwendete ältere gemeinsame Quelle. Es gibt also keine von Snorri unabhängige Quellen. Nach den isländisch-norwegischen Sagas setzte Sven Gabelbart, König von Dänemark, die Politik seines Vaters fort. Es ging ihm nicht nur darum, einen unbotmäßigen Jarl zu bekämpfen, sondern es ging auch um die dänische Reichseinigung unter christlichem Vorzeichen. P. A. Munch kam nach ausführlicher Untersuchung auch zu dem Schluss, dass die Schlacht 986 stattgefunden habe. Er wandte gegen das Jahr 994 ein, dass der Sieger in dieser Schlacht bei seiner dadurch gewonnenen Popularität bereits ein Jahr danach, nämlich bei einem Aufstand 995, ermordet worden sein sollte, was er für unplausibel hielt. Die Personen, die in der Saga zu dieser Schlacht genannt werden, seien auch in anderen Sagas erwähnt, so dass ihr ungefähres Alter bekannt sei. 994 dürften sie für eine Teilnahme an der Schlacht zum Teil bereits zu alt gewesen sein. Auch die militärstrategischen Verhältnisse in Dänemark sprächen eher für 984. Als Kaiser Otto II. 980 nach Italien zog, war die Zeit für ein militärisches Engagement in Norwegen günstig. Danach wäre die Schlacht auf die Mitte der 980er Jahre, also etwa 986 anzusetzen.[21] Auch der dänische Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus schreibt, die Schlacht habe noch zu Lebzeiten Harald Blauzahns stattgefunden. Saxo scheint auf eine ältere isländische Tradition zurückzugreifen. Auch Adam von Bremen und die Saga über Olav Tryggvason von dem isländischen Mönch Odd Snorreson nennen König Harald Blauzahn als den Initiator des Feldzuges.[21] Die SchlachtAls sich die dänische Invasion ankündigte, rief Jarl Håkon den Leidang, die allgemeine Mobilmachung, aus. Alle Quellen deuten darauf hin, dass sich Jarl Håkon als norwegischer Herrscher fühlte, der das Reich gegen ausländische Feinde zu verteidigen hatte. Der OrtAls Ort dieser Schlacht wird Hjørungavåg erstmals in der Jómsvíkingadrápa des Dichters Bjarni Kolbeinsson genannt.[23] Auch der Mönch Oddr nennt Hjørungavåg als Schlachtenort. Das norröne Wort „hjǫrr“ bedeutet „Schwert“, was den Schluss zulässt, dass der Ort nach der Schlacht benannt worden ist und nicht umgekehrt.[24] Das würde bedeuten, dass Hjørungavåg mit Sicherheit der Ort der Schlacht ist und dass die Zeitgenossen noch wussten, wo dieser Ort lag. Allerdings fällt auf, dass die Geschichtsschreibung des 12. Jahrhunderts zwar die Regierungszeit Jarl Håkons behandelt, aber die Schlacht nicht erwähnt. Weder in der Historia Norwegiæ noch bei Theodoricus Monachus noch in der Ágrip kommt sie vor. Daraus zieht Knut Helle den Schluss, dass in Nidaros, dem wahrscheinlichen Ort ihrer Entstehung, keine lebendige Lokaltradition dazu bestand. Es seien daher wohl die Isländer gewesen, die die Erinnerung an die Schlacht gepflegt und dem Ort den Namen gegeben hätten.[25] Dem widerspricht Sverre Bagge, der aus dem Schweigen einen solchen Schluss nicht zulassen will. Denn das Ziel dieser allerältesten Geschichtsschreibung sei nicht gewesen, die wichtigsten historischen Fakten des Landes festzuhalten, sondern die Ereignisse unter heilsgeschichtlicher Perspektive zu betrachten. In dieser Perspektive sei der Heide Jarl Håkon ein dunkler Kontrast zu den christlichen Königen gewesen, und die Schlachten, die er schlug, seien in dieser Sicht ohne Bedeutung gewesen.[26] Es gab eine sehr lange Diskussion darüber, welcher heutige Ort mit „Hjørungavåg“ gemeint sei. Die Verbindung von Hjørungavåg mit Liavåg geschah in den 1750er Jahren, als Hans Strøm in der dortigen Umgebung von allen, die er fragte, hörte, dass Liavåg früher Hjørungavåg geheißen habe. Dies hielt er für einen hinlänglichen Beweis für eine lokale Überlieferung. Doch ist nicht auszuschließen, dass diese Zuschreibung vorher erfunden worden ist und nicht aus der Zeit der Schlacht stammt. Als mögliches Beispiel weist Larsen auf den Humanisten und Lagmann Povl Helgesen (um 1550 – 1625/1626) hin, der sich in der Nähe von Liavågen niedergelassen hatte. Er beherrschte Latein und Norrön, besaß eine umfangreiche Bibliothek und ein großes Archiv, und es wäre durchaus möglich, dass er die Identifizierung von Hjørungavåg mit Liavågen aufgebracht hat, die dann bis zum Besuch von Hans Strøm weitertradiert wurde.[27] 1897 wurde durch den Historiker Gustav Storm die Theorie über Liavåg als ehemaliges Hjøringavåg weiter verfolgt.[28] Auch die neuere Forschung geht von der späteren isländischen Tradition aus, schon weil es keine andere gibt. Man vertraut insbesondere darauf, dass Snorri in Norwegen ansässig ortskundig genug war, um eine zuverlässige Ortsbeschreibung zu liefern. Danach ist der Ort, der heute als Hjørungavåg gilt, der Ort der Schlacht.[29] Ottesen bezweifelt allerdings, dass Snorri vor Ort war, nur weil er sich in Norwegen aufhielt. Voss wies schon früh darauf hin, dass die Quellen die Schlacht ausdrücklich „in“ Hjørungavåg stattfinden lassen und Liavåg viel zu eng ist, dass sich 60 Schiffe nebeneinander hätten aufstellen können, weshalb er die Schlacht auf seiner Skizze vor dem Hjørungavåg (bei ihm noch Liavåg) stattfinden lässt. Andere Forscher haben Haugsfjorden (Bernt Stokkenes 1993), Ulsteinfjorden (Olaf Welde 1958), Aspevågen (Einar Klokkersund 1982), Vegsundet (Ole Barman 1930 und Olav Nørve 1939), Ørskogvika (Einar Landmark 2009), Hjørundfjorden (Anders Hustadnes 1982), Norangsfjorden (John Strandabø 2007) und Ørstafjorden (Martin Furseth 1992) vorgeschlagen.[30] Keiner dieser Vorschläge hat sich durchgesetzt. Der AblaufDie norwegische Flotte sammelte sich nach Snorri mit 180 Schiffen bei Hallkjellsvik im Voldafjord, südöstlich der Insel Hareidlandet. Als die Nachricht kam, dass die dänische Flotte nordwärts segele, rückte die norwegische Flotte nach Hjørungavåg vor und erwartete dort den Gegner. Nun überlagert die Heldendichtung die Ereignisse so stark, dass sich nichts geschichtlich festmachen lässt. Nach der Tradition aus der Zeit um 1200 gewannen die Jómswikinger in der ersten Phase der Schlacht die Oberhand. Die Wende kam erst mit dem nun einsetzenden Unwetter. Nach Þorkell Gíslason[31] und Fagrskinna sollen die Hagelkörner ein Öre (= 27 g) gewogen haben. Þorkell,[32] Bjarni,[33] der Mönch Oddr und Saxo[34] sind sich darin einig, dass das Unwetter durch Zauberei, zumindest durch die Hilfe heidnischer Götter ausgelöst worden sei. Bjarni und der Mönch Oddr kennen dazu Näheres: Es ist von einem magischen Opfer Håkon Jarls die Rede, nämlich dass er seinen siebenjährigen Sohn der Ahnfrau des Jarlsgeschlechtes Þorgerð opferte, so dass diese mit einer Schar Walküren ein großes Unwetter mit Schneesturm über den Kampfplatz hervorrief, dem die Feinde nicht gewachsen waren. Saxo lässt ihn zwei Söhne opfern, um ihn dann moralisch umso schärfer verurteilen zu können. Gro Steinsland bemerkt dazu, dass Menschenopfer zu dieser Zeit nicht üblich waren und daher der Bericht eine literarische Überhöhung der Opferbereitschaft des Jarls darstelle.[35] Sicher ist aber offenbar, dass Håkon Jarl am Ende die Schlacht gewann. Der Verfasser der Fagrskinna glaubt offenbar nicht an die Zauberei und das Eingreifen heidnischer Götter, sondern lässt es beim Unwetter bewenden. Auch Snorri ist skeptisch: „Das ist das, was das Volk sagt.“ Man kann sogar das Hagelwetter selbst in Zweifel ziehen. Denn der zeitgenössische Dichter Tindr Hallkelsson verwendet die übliche Formulierung für den Schauer von Pfeilen, der dicht über dem Feind niederging, „Kampfsturm“ und „Odins Unwetter“. Knut Helle hält es für möglich, dass spätere Erzähler der mündlichen Überlieferung diese Formulierung zum wirklichen Hagel überhöht haben.[34] Bjarni,[36] der Mönch Oddr und Fagrskinna stimmen darin überein, dass, als das Schlachtenglück sich gegen die Jómswikinger wendete, Sigvald mit einem Teil der Flotte abseits fuhr. Oddr schreibt sogar, dass Sigvald mit der Hälfte der Flotte, 30 Schiffe davongesegelt sei, während Búi weitergekämpft habe, aber dann mit seinen Mannen und Goldkisten über Bord gesprungen sei. Die Schilderung variiert in den Quellen. Þórkell,[37] Bjarni,[38] Oddr und Fagrskinna berichten übereinstimmend, dass Búi in der Schlacht umkam.[34] Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die Goldkisten in der isländischen Überlieferung hinzugedichtet worden sind. Nach Oddr soll die Schlacht drei Tage gedauert haben. Am Ende habe nur Vagn Åkesson den Kampf weitergeführt. Nach Þórkell säuberte Erik Håkonsson dessen Schiff,[39] während jener bei Bjarni mit 30 Mann Widerstand leistete und dann mit diesen an Land ging.[40] Nach Fagrskinna wurde Vagn mit seinen 30 Mann gefangen genommen, als Jarl Håkon seinem Sohn Erik zu Hilfe gekommen sei. Wahrscheinlich ist aber die ganze Episode hinzuerfunden, da die älteste Überlieferung von einem dritten Heerführer Vagn nichts weiß.[19] Die nachfolgenden Szenen mit der Hinrichtung eines Teils der Gefangenen und der Begnadigung der übrigen aus Respekt vor ihrer Tapferkeit wird von Knut Helle als hinzugefügte isländische Heldendichtung gewertet.[41] Die See in der Gegend von der Insel Hareidlandet liegt in einem Schlechtwettergebiet, was für eine angreifende Flotte sehr ungünstig ist. Ein Überraschungsangriff nördlich der Halbinsel Stadlandet ist kaum möglich. Das Ergebnis der Schlacht war, dass die dänische Oberhoheit über Norwegen für längere Zeit abgeschüttelt wurde. RezeptionLiterarische VerarbeitungSchon früh war die Schlacht bei Hjørungavåg Gegenstand skandinavischer Dichtung.
LegendenbildungIn den meisten Fassungen der Jómswikinger saga springt am Ende der Schlacht Búi mit zwei Goldkisten über Bord. Die Fassung „Codex Holmianus 7“, die auch „Stockholm perg 7 4:to“ (Sth.7) genannt wird, fügt noch hinzu, dass das im Volk die Meinung herrsche, dass sich Búi in ein Seeungeheuer verwandelt habe, das wie ein riesiger Wurm auf den Goldkisten liege. Der isländische Bischof Guðmundur Arason (1161–1237), der wegen eines tiefen Konflikts mit isländischen Häuptlingen das Land verlassen musste, kam einer Legende nach, die nach seinem Tode entstanden ist, mit einem Schiff auf einer Fahrt von Trondheim nach Bergen auch nach Hjørungavåg und wollten dort den Hafen anlaufen. Dort versperrte ihm der Wurm den Weg. Er schüttete Weihwasser auf den Wurm, und sie fuhren über den Wurm in den Hafen. Am nächsten Morgen fanden sie den Wurm in 12 Stücke zerschnitten und aufs Land geworfen.[47] Einzelnachweise
Literatur
Koordinaten: 62° 21′ 30″ N, 6° 6′ 0″ O |
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