Schaumberg (ehemals auch erwähnt als Scowenberc, Schowenberg, Schavenberg, Schawnberg und Schawmburg) ist der Name eins weitverzweigten fränkischen Adelsgeschlechts mit der Stammburg Schaumburg im fränkisch geprägten südlichen Thüringen an der Grenze zu Bayern. Die Herren von Schaumberg zählten unter anderem zur Ministerialität der Grafen von Andechs und späteren Herzöge von Andechs-Meranien und gehörten dem Fränkischen Ritterkreis an. Die Schaumberger übten großen Einfluss auf den fränkischen Raum aus. Das Geschlecht ist 2002 im Mannesstamm erloschen.
Das castrum schaumburg wurde gemeinsam mit dem castrum sonneberg, dem Herrschaftssitz der Herren von Sonneberg, mögliche Verwandte der Schaumberger, im Zusammenhang mit der Stiftung des Klosters Banz 1071 in einer Abhandlung, die allerdings erst nach 1295 verfasst wurde, erstmals erwähnt. 1174 wurde die Burg Schaumberg im Schalkauer Land als Allod der Burggrafen von Meißen aus der Familie Sterker von Wohlsbach erstmals urkundlich genannt. Die Ersterwähnung derer von Schaumberg erfolgte 1216 in einer Schenkung an das Kloster Banz, in der Heinrich [I.] und Otto [I.] mit dem Stammsitz ihres Geschlechtes auf Burg Schaumberg aufgeführt wurden.[1] Die Burg, die bis zum Aussterben der Grafen von Sterker von Wohlsbach im Jahr 1177 in deren Besitz blieb, kam im Anschluss in den Besitz derer von Schaumberg. Eine Verbindung zwischen den niederadligen Schaumbergern und den gräflichen Sterkern von Wohlsbach durch Heirat ist aufgrund der Ständeordnung unwahrscheinlich, vermutlich hat aber eine Vasallenverbindung bestanden. Im Zuge des Besitzübergangs der Burg Schaumberg dürfte auch die Benamung des Geschlechts erfolgt sein, welches analog zu den Geschlechtern Giech und Plassenberg nach ihrem Dienstsitz als Ministerialen geschah.[1] Der Kern der schaumbergischen Herrschaft wurde somit vermutlich mit dem auf die von Sterker-Wohlsbach zurückgehenden Reichslehen im Südwesten den Thüringer Schiefergebirges begründet.[1] Bestätigt wurde das Reichslehensverhältnis 1245 von Kaiser Friedrich II. für Heinrich II. von Schaumberg sowie für seine beiden Söhne Otto II. und Heinrich III.[1]
Bis 1315 erweiterten die Herren von Schaumberg ihre Herrschaft auf das Sonneberger Unterland, wo sie zur Sicherung ihrer Interessen gegenüber den ebenfalls in dieser Region engagierten Vicedomini von Würzburg das „Newe Hus“, die in ihren Ausmaßen eher bescheidene Burg Neuhaus, anlegten.
Entwicklung
Nach dem Aussterben der Herzöge von Andechs-Meranien im Jahr 1248 erhob die Grafschaft Henneberg Anspruch auf das Reichslehen dieser Region. Die Henneberger erhielten die Schaumburg 1260 im Langenstadter Rechtsspruch zugesprochen und verdrängten die Schaumberger auf das Rittergut Niederfüllbach, belehnten aber 1317 die Kinder Heinrichs des Älteren von Schauenberg mit dem verbliebenen Besitz ihrer inzwischen ausgestorbenen Verwandten, der Herrschaft Sonneberg. Daraus entstand die Linie Schaumberg-Rauenstein, die in Rauenstein, auf halbem Wege zwischen Schalkau und Sonneberg, einen neuen Herrschaftssitz anlegte. Diese Burg wurde 1349 als „Ruhestein“ erstmals urkundlich genannt. Heute ist sie eine Ruine. 1343 schloss Markgraf Friedrich II. von Meißen ein Schutzbündnis mit den Schaumbergern und belehnte sie in der Folgezeit mit ihren ehemaligen Besitztümern. So bewirtschaftete die Familie neben ihrem unmittelbaren Eigentum und Geschlechtsgut (Fideikommiss) zeitweise verschiedene Anteile am Reichslehen und zusätzlich ein Mannlehen, das von Generation zu Generation erstritten bzw. gesichert werden musste. Die Schaumberger hatten u. a. eine Fehde mit Lutz Schott von Schottenstein.
Namensträger und Stammlisten derer von Schaumberg
Stammliste
Die Stammliste beruht auf den Stammbäumen in den beiden Regestenbänden von Oskar von Schaumberg (vgl. Literatur).
Georg VI. von Schaumberg (* um 1390) Hofmeister zu Augsburg
Otto V. von Schaumberg (* um 1390) Probst zu Augsburg
Heinz XXIV. von Schaumberg (* um 1375) – Begründete die Linien zu Haig, Württemberg († 1815), Kleinziegenfeld († 1858) und Stöckigt
Georg V. von Schaumberg (* um 1375)
Carl I. von Schaumberg (* um 1300; † um 1385) ⚭ Margarethe von Lichtenstein
Apel von Schaumberg (* um 1325; † um 1385) ⚭ Anna von Füllbach – Begründer der 1514 im Mannesstamme erloschenen Linie zu Untermanndorf
Heinz XVIII. von Schaumberg (* um 1325; † nach 1391) – Begründer der 1549 im Mannesstamme erloschenen Linie zu Lichtenfels-Unterfüllbach
Carl II. von Schaumberg (* um 1325; † nach 1381) – Begründer der Linien zu Streufdorf († 1511), Gereuth († 1547), Traunstein († 1659) und Obersiemau († 1767)
Peter von Schaumberg (* um 1330; † um 1389) ⚭ Huse von Mutensheim
Eberhard XI. von Schaumberg (* um 1335; † um 1433), ab 1406 Chorherr zu St. Burkhard zu Würzburg, 1408 päpstliche Ernennung zum Abt von Kloster Banz
Heinrich XI. von Schaumberg (* um 1300; † 1374) ⚭ Else von Streitberg
Hans II. von Schaumberg (* um 1325; † 1398) ⚭ Katharina von Aufseß, ⚭ II) Anna Fuchs
Georg II. von Schaumberg (* um 1350; † nach 1394) ⚭ vor 1394 Dorothea von Schweinshaupten – Begründete die Linie Traustadt-Lisberg, die ab 1549 als Linie zu Strössendorf-Almerswind bezeichnet.
Michael I. von Schaumberg (* um 1350; † nach 1392) – Begründete die 1549 im Mannesstamme erloschene Linie zu Strössendorf-Burgkunstadt-Nagel
Heinz XIX. von Schaumberg (* um 1325; † nach 1396)
Carl IV. von Schaumberg (* um 1350; † nach 1396) – Begründete mit seinem Bruder Hans VI. die Linien zu Münnerstadt († 1578), Sternberg († 1539) und Roth († 1532)
Kaspar von Schaumberg (* ?; † 1536): Bischöflicher Pfleger (1523–1525) auf Burg Nassenfels im Hochstift Eichstätt, Vater des Eichstätter Bischofs Martin von Schaumberg
Das Geschlecht von Schaumberg verzweigte sich weit im unterfränkischen und oberfränkischen Raum, wurde in die Reichsritterschaft in den Kantonen Rhön-Werra und Gebürg immatrikuliert und 1860 in den königlich-bayerischen Freiherrenstand erhoben.[2] Das Geschlecht erlosch im Mannesstamm 2002. Die Schaumberger haben mit anderen ehemaligen Adelsgeschlechtern dynastische Ehen geschlossen wie etwa mit denen von Bibra, Giech, Guttenberg, Hanstein, Heßberg, Rosenberg und Sparneck.
Blasonierung: Das ursprünglichste Stammwappen derer von Schaumberg zeigt sich „geteilt, oben von Silber und Rot gespalten, unten blau“.
Erklärung: Eine Ähnlichkeit des Wappens gibt es mit dem Wappen derer von Westerstetten (Adelsgeschlecht). Dies deutet auf die verwandtschaftliche Beziehung der Herren von Westerstetten mit den Schaumbergern hin.
Blasonierung: Das gemehrte Wappen der Freiherren von Schaumburg zeigt „den Schild geviertelt; Feld 1 und 4 enthalten das Stammwappen derer von Schaumberg, Feld 2 und 3 sind gespalten: vorne in Silber eine schwarze Schafschere, hinten in Silber ein roter Sparren“ [vgl. Stammwappen derer von Sonneberg].
Erklärung: Zur Anzahl der Sparren, zu den Grundfarben und zu anderen Details existieren offenbar Varianten. Die zunehmende Komplexität von Wappenschildern und Helmzieren war ein Modetrend des Adels zur Repräsentation des eigenen Standes und zeigte auch den übernommenen Besitz eventuell schon vorangegangener ausgestorbener Linien anderer Adelsgeschlechter. Die von Schaumberg übernahmen den Besitz der Herren von Sonneberg.
Gemehrtes Wappen der Schaumberger, nach Reinhardt Schmalz, Historische Runde Sparneck (2000)
Wappenelemente der Schaumberger in Gemeindewappen
Die Schaumberger haben mit ihrem Wappen Einzug in Gemeinde- und Landkreiswappen gefunden. Das Wappen des Landkreises Sonneberg griff beispielsweise die geschichtlichen Wurzeln auf. Neben dem Wappen der Markgrafschaft Meißen („ein schwarzer, aufrechtstehender, rotbewehrter Löwe auf goldenem Feld“) gibt es die Elemente der gemehrten Wappen der Schaumburger.
Die Geschichte berücksichtigen ebenso die Gemeindewappen der Gemeinde Effelder-Rauenstein einschließlich deren Vorgängergemeinde Rauenstein sowie die Gemeinde Pettstadt (Oberfranken). Völlig identisch mit dem Stammwappen der Schaumberger ist außerdem das Gemeindewappen von Westerstetten. Dies deutet auf die verwandtschaftliche Beziehung der Herren von Westerstetten mit den Schaumbergern hin.
Konrad von Schaumberg, Riemenschneider, Marienkapelle Würzburg
Literatur
Alban von Dobeneck: Geschichte des ausgestorbenen Geschlechtes der von Sparneck (Teil 1 und 2). In: Archiv für die Geschichte von Oberfranken. Bayreuth 1905/1906.
F. Kipp: Silvester von Schaumberg, der Freund Luthers. In: G. Berbig: Quellen und Darstellungen aus der Geschichte des Reformationsjahrhunderts. Leipzig 1911.
B. Röttger: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Landkreis Wunsiedel und Stadtkreis Marktredwitz. München 1954.
Oskar von Schaumberg: Regesten des fränkischen Geschlechts von Schaumberg 1216–1300, Band 1, Coburg 1930.
Oskar von Schaumberg: Regesten des fränkischen Geschlechts von Schaumberg 1300–1400, Band 2, Coburg 1939.
Thomas Schwämmlein: Die Herren von Sonneberg und von Schaumberg. Zu den Beziehungen zweier niederadliger Familien zwischen Obermain und Thüringer Schiefergebirge, In: Geschichte in Franken – Jahrbuch des Vereins Colloquium Historicum Wirsbergense – Heimat- und Geschichtsfreunde in Franken e. V., Bd. 3, CHW (Hrsg.), Lichtenfels 2019, S. 7–26.