Das Dorf liegt auf den Hängen zweier Erhebungen, die als Ausläufer der Lahnberge in das Amöneburger Becken hineinragen. In einer von diesen Erhebungen gebildeten Senke entspringt der Schönbach unweit des Dorfes und mündet nach etwa 900 Metern in die Ohm.
Geschichte
Ortsgeschichte
Erste Besiedlungsspuren in Schönbach reichen bis in die Hallstattzeit zurück. So wurden auf dem Reichert beim Bau des Sportplatzes mehrere Hügelgräber von dem damaligen Direktor der Vor- und Frühgeschichte in Marburg Gero von Merhart freigelegt. Auch innerhalb des Dorfes wurden bei Baumaßnahmen Reste von mehreren Urnenbestattungen gefunden, die jetzt im Universitätsmuseum des Marburger Schlosses zu sehen sind. Reste eines noch älteren, spätbronzezeitlichen Hauses wurden beim Bau einer Gasleitung zwischen Schönbach und Großseelheim aufgedeckt.
Die älteste bekannte Erwähnung von Schönbach als „Saynenbach“ erfolgte im Jahre 1248 in einer Heberolle des Erzstifts Mainz.[3] Vermutlich ist das Dorf, zumindest aber die Mühle, bereits in fränkischer Zeit gegründet worden. Der Name Saynenbach geht möglicherweise auf den lateinischen Begriff sagena (Fangnetz) zurück[4] und würde damit auf Fischerei im Bereich des heutigen Dorfes schließen lassen.
1256 erhielt der Deutsche Orden in Marburg von Konrad von Marburg Güterbesitz in Schönbach. Es folgten weitere Gütererwerbungen durch den Orden 1261 und 1270. 1358 verfügte der Orden über einen Hof mit 59 Morgen Ackerland und 5 Morgen Wiesen. 1361 waren die mainzischen Güter an einen Friedrich von Schönbach verpachtet. Vielleicht ist damit auch ein Ortsadel fassbar. Die beiden Flurnamen Niederndorf im Norden von Schönbach und Machthuser Lache südlich der Grindelmühle weisen auf wüst gefallene Siedlungen hin. Ein Plebanus ist für Schönbach erstmals 1295 erwähnt.[5]
Bis zur Reformation war Schönbach nach Bauerbach eingepfarrt, wovon die immer noch zu besichtigende „Schöbacher Pforte“ in der dortigen Kirche „St. Cyriakus“ zeugt. Im Zuge der Reformation unterstand sie dann spätestens ab 1577 der Großseelheimer Kirche. Deshalb existiert auch in dieser Kirche eine „Schönbacher Pforte“. Politisch gehörte Schönbach nach der Teilung der Landgrafschaft Hessen 1567 zunächst zu Hessen-Marburg. Nach Erlöschen dieser Nebenlinie des Hauses Hessen und den Wirren des Hessenkrieges kam es spätestens 1648 an Hessen-Kassel und grenzte somit an die katholischen Mainzer Gemarkungen Bauerbach, Ginseldorf und Anzefahr. Von der ehemaligen Landesgrenze zeugen noch heute Grenzsteine mit dem Mainzer Rad und dem Hessischen Löwen. Der Ort zählte Anfang des 16. Jahrhunderts noch knapp 20 Einwohner; diese Zahl stieg bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf ca. 150 und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auf über 200 Einwohner. Seit den späten 1970er Jahren stieg die Einwohnerzahl durch das Ausweisen der Neubaugebiete Am Heydwolf, Tannenweg und Am Pieckacker bis heute weiter an.
In den Jahren von 1952 bis 1955 wurde bei Schönbach das Stauwerk des 900 ha Grundfläche umfassenden Ohm-Rückhaltebeckens mit einem maximalen Fassungsvermögen von 15 Mio. Kubikmetern erbaut.
ab 1971: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg, Stadt Kirchhain
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Stadt Kirchhain
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Stadt Kirchhain
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Kirchhain war für die Verwaltung und das Justizamt Kirchhain war als Gericht erster Instanz für Schönbach zuständig.[13] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Kirchhain.[14][15] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Schönbach 229 Einwohner. Darunter waren 3 (0,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 75 Einwohner unter 18 Jahren, 123 zwischen 18 und 49, 81 zwischen 50 und 64 und 60 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 129 Haushalten. Davon waren 24 Singlehaushalte, 48 Paare ohne Kinder und 48 Paare mit Kindern sowie 9 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 21 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 87 Haushaltungen lebten keine Senioren.[16]
121 Einwohner (Familien: 17 nutzungsberechtigte, 7 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 4 Beisassen)
Schönbach: Einwohnerzahlen von 1772 bis 2019
Jahr
Einwohner
1772
148
1800
?
1834
141
1840
119
1846
147
1852
173
1858
171
1864
172
1871
153
1875
157
1885
150
1895
160
1905
138
1910
147
1925
158
1939
176
1946
270
1950
265
1956
240
1961
210
1967
208
1980
?
1990
?
2000
?
2011
339
2015
349
2019
361
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Kirchheim:[17][2]; Zensus 2011[16]
Die Fachwerkkirche von Schönbach stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Nach einer bauhistorischen und dendrochronologischen Untersuchung ist der Dachstuhl der Kirche 1452 gezimmert worden.[20][Anm. 2] Eine ältere Fachwerkkirche in Hessen ist nicht bekannt.[21] Die Kirche ist damit zugleich eine der wenigen erhaltenen Fachwerkkirchen, die den Dreißigjährigen Krieg überdauert haben. In der mündlichen Überlieferung des Dorfes heißt es, dass das Gebäude mit dem rechteckigen Grundriss und dem steilen Dach früher eine Zehntscheune war.[Anm. 3] Zutreffend ist, dass die Kirche ursprünglich einen Speicherboden aufwies, der bei einem Umbau zugunsten der Höhe des Kirchenschiffs entfernt wurde.[22] Auch das heutige Fundament wurde später, anlässlich einer Erneuerung der Schwellen, eingezogen.[23] Der Innenraum der Kirche ist sehr schlicht gehalten und stammt in seinem heutigen Zustand weitgehend aus dem späten 18. Jh. Ein Friedhof um die Kirche in Schönbach ist 1549 erstmals erwähnt.
Historischer Rundwanderweg
2018 wurde ein ca. 5,5 km langer Rundwanderweg eingerichtet, der an verschiedenen Aussichtspunkten sowie historischen Orten des Ortes vorbeiführt.
Literatur
Hans-Hermann Reck: Die evangelische Kirche in Kirchhain-Schönbach. In: Denkmalpflege & Kulturgeschichte 4/2016, S. 31–37.
Dieter Werkmüller: 750 Jahre Schönbach. 1248–1998. Festschrift. Schönbach 1998.
↑Damit sind ältere Vermutungen, die Kirche stamme aus dem Beginn des 17. Jhs., überholt (vgl. etwa: I. Bott: Fachwerkkirchen in Hessen, Königstein im Taunus 1987, S. 13–14; Georg Dehio, bearbeitet von Folkhard Cremer, Tobias Michael Wolf und anderen: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hessen 1, Regierungsbezirke Gießen und Kassel. Deutscher Kunstverlag, 2008, ISBN 978-3-422-03092-3, S. 820).
↑So auch: Georg Dehio, bearbeitet von Folkhard Cremer, Tobias Michael Wolf und anderen: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hessen 1, Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 2008, S. 820.
↑ abHaushaltsplan 2020. In: Webauftritt. Stadt Kirchhain, S. 3, abgerufen im November 2020.
↑H. A. Erhard: Erzbischöflich-mainzische Heberolle aus dem dreizehnten Jahrhundert, in: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde, Bd. 3, 1840, S. 47.
↑A. Wyss: Hessisches Urkundenbuch, 1. Abt.: Urkundenbuch der Deutschordensballei Hessen, Band 1: 1207-1299, in: Publikationen aus den königlich preußischen Staatsarchiven, Bd. 3, 1879, Nr. 1292.
↑Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.6, S.248, Punkt 328, Abs. 54 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2MB]).
↑ ab
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.115f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 74.
↑
Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
↑Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)