Schändung (Roman)Schändung (im dänischen Original: Fasandræberne, wörtlich: Fasanenmörder) ist ein Thriller des dänischen Schriftstellers Jussi Adler-Olsen. Die Originalausgabe des zweiten Werks einer Krimibuch-Reihe zur Carl-Mørck-Dezernat-Q-Serie erschien 2008 in Dänemark.[1] Der Roman wurde 2014 verfilmt. HandlungHauptfigur ist, wie im ersten Band, der Vizekriminalkommissar Carl Mørck, der seit 25 Jahren für die Kopenhagener Mordkommission arbeitet. Er ist seit 2005 von seiner Ehefrau Vigga getrennt und lebt mit deren Sohn Jesper und einem Studenten als Untermieter in einem Haus in Allerød. Die Handlung beginnt im Jahr 2007, als Mørck von seinem Chef Marcus Jacobsen und Stellvertreter Lars Bjørn in das „Sonderdezernat Q“ im Keller des Polizeipräsidiums strafversetzt wird. Aufgabe des Sonderdezernats ist das Neuaufrollen alter, unaufgeklärter Verbrechensfälle. Mørck zur Seite stehen die Assistenten Hafez el-Assad und Rose Knudsen. Das Sonderdezernat Q beschäftigt sich unter anderem mit einem Doppelmord am 2. August 1987, als zwei Kinder eines Kriminalkommissars brutal ermordet wurden. Søren Jørgensen wurde mit einem Hammer erschlagen und seine Schwester Lisbet zu Tode gefoltert. Ein Anfangsverdacht gegen die Schülerclique eines Eliteinternats in Rødovre bestätigte sich schnell. Da den Verdächtigen nichts nachgewiesen werden konnte, wurden die Ermittlungen jedoch eingestellt. 1996 nahm einer der ehemaligen Rødovre-Schüler Bjarne Thøgersen die Alleinschuld auf sich und wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe im Staatsgefängnis Vridsløselille verurteilt. Kriminalkommissar Henning P. Jørgensen nahm sich aus Trauer um seine ermordeten Kinder sofort darauf das Leben. Die Mutter der ermordeten Geschwister, Martha Jørgensen, leidet unter einem inoperablen Gehirntumor und wird in Roskilde von der Witwe Yvette Larsen betreut. Mørck ist nicht davon überzeugt, dass Thøgersen allein für den Mord verantwortlich sein soll. Ihn unterscheidet von den anderen wohlhabenden Kindern der damaligen Clique, dass er als einziger auf ein Stipendium angewiesen war. Alle anderen haben mittlerweile Karriere gemacht, Ditlev Pram als plastischer Chirurg, Ulrik Dybbøl Jensen als Wertpapierhändler und Torsten Florin als Modedesigner. Ihr Freund, der Schiffsreeder Kristian Wolf, kam am 15. September 1996 nach einem Jagdunfall ums Leben. Er hatte sich aus Versehen selbst in den Unterleib geschossen und war verblutet. Kirsten-Marie („Kimmie“) Lassen, das einzige Mädchen der Schülerclique, musste einige Schicksalsschläge in ihrem Leben verkraften und landete 1996 als Obdachlose auf den Straßen Kopenhagens. Carl Mørck bekommt Einsicht in eine Liste mit ungeklärten Delikten, die im Zusammenhang mit dem Internat Rødovre stehen. Es handelt sich um Körperverletzungen, Unfälle mit tödlichem Ausgang und Vermisstenmeldungen. Am 14. Juni 1987 starb Kåre Bruno bei einem Unfall im Schwimmbad unter rätselhaften Umständen. So konnte bei dem Vorfall nicht endgültig geklärt werden, ob es sich um einen Unfall handelte oder ob er von einer unbekannten Person vom Zehn-Meter-Brett gestoßen wurde und beim Aufschlag auf den Kachelboden starb. Am 13. September 1987 wurde die 32-jährige Grete Sonne bei einem Spaziergang von einer Gruppe Jugendlicher überfallen und schwer misshandelt. Ihr Hund wurde getötet und die Frau nackt ausgepeitscht. Bei einem anderen Vorfall am 8. November 1987 wurden Zwillingen auf einem Spielplatz in Tappernøjge die Finger abgeschnitten. Ein deutsches Ehepaar, welches auf der Insel Langeland seinen Urlaub verbrachte, verschwand am 24. April 1988. Einem Hinweis ihrer in Kiel lebenden Tochter Gisela Niemüller auf die Ohrringe ihrer Mutter wurde von der Polizei Rudkøbing nicht nachgegangen. Mørcks Kollege Johan Jacobsen hat dafür gesorgt, dass die Akte und die Liste der Rødovre-Fälle auf Mørcks Schreibtisch landen. Er strebt eine Neuaufnahme der Ermittlungen gegen die verdächtige Schülerclique an. Jacobsen war mit Lisbet Jørgensen verlobt, hatte also ein Verhältnis mit der Schwester von Søren Jørgensen gehabt. Die Vorgesetzten Marcus Jacobsen und Lars Bjørn verweigern eine Neuaufnahme des Rødovre-Falls, da Bjarne Thøgersen rechtskräftig verurteilt wurde. Carl Mørck hat den Eindruck, dass von ehemaligen Mitgliedern der Rødovre-Clique auf Justizministerium und Polizeipräsidium Druck ausgeübt wird. Mørck findet im Umfeld von Kirsten-Marie Lassen ein Indiz in Form einer Metallschachtel, welche vermutlich persönliche Gegenstände aus der Zeit der Mordfälle birgt. Mørck fliegt nach Madrid und verhört den Bauunternehmer Kyle Basset, „der während seiner Schulzeit in Rørvig krankenhausreif geschlagen wurde“.[2] Der Verdacht, dass es sich bei Kristian Wolf, Ulrik Dybbøl Jensen, Ditlev Pram, Torsten Florin, Bjarne Thøgersen und Kirsten-Marie Lassen um die Täter handelt, verdichtet sich. Mørcks Assistent Hafez el-Assad erhält den Auftrag, nach Kirsten-Marie Lassen zu fahnden. Es stellt sich heraus, dass der Privatdetektiv Finn Aalbæk ebenfalls nach der Frau sucht und so kommt es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen Mørck und Aalbæk. Herbert Pram, Justiz-Ministerialdirektor und Bruder von Ditlev Pram, und Lars Bjørn, ebenfalls ein Rødovre-Schüler, bewirken daraufhin eine Suspendierung Mørcks. In Kimmie Larssens Erinnerungen tauchen immer wieder Leitmotive aus dem Spielfilm A Clockwork Orange auf, die ihren ehemaligen Kameraden der Rødovre-Clique als Inspiration dienten. Alex, der Anführer aus A Clockwork Orange, und seine Taten dienten ihnen dabei als Vorbild. Kristian Wolf übernahm die Rolle des Anführers. Zusammen mit der Gruppe begingen sie aus nichtigen Motiven eine Reihe von Überfällen, die mit schweren Körperverletzungen bei ihren Opfern endeten. Ihr Mitschüler Kyle Basset wurde das erste Opfer. Kimmie Larssen beging den Fehler, dass sie in die Wohnung von Bjarne Thøgersen zog und den anderen Mitgliedern der Clique nicht mehr zur Verfügung stand. Damit hatte sie gegen die Gesetze der Gruppe verstoßen. Als Vergeltungsmaßnahme wurde sie im März 1996, Bjarne Thøgersen war zu diesem Zeitpunkt nicht im Haus, von Kristian Wolf, Ditlev Pram und Torsten Florin nacheinander vergewaltigt. Bjarne Thøgersen kam unerwartet nach Hause und beteiligte sich an der Gruppenvergewaltigung, anstatt seine Freundin gegen die eigenen Gruppenmitglieder zu verteidigen. Torsten Florin kaufte am Folgetag der Straftat das Zoohandlungsgeschäft, in dem Kimmie Larssen beschäftigt war, und sorgte somit dafür, dass die junge Frau plötzlich arbeitslos wurde. Kimmie wurde von der Gruppenvergewaltigung schwanger und brach mit ihrer Clique. Ditlev und Torsten drohte sie, dass sie Beweisstücke ihrer Tat aufbewahrt hätte und sie der Polizei übergeben würde. Am 24. Juli 1996 schlug Kristian Wolf sie so stark zusammen, dass sie ins Bispebjerg Hospital eingeliefert wurde. Dort stellten die Gynäkologen fest, dass ihrem viermonatigen Embryo kein Schaden zugefügt wurde. Die Clique wiederholte ihre gewalttätige Bestrafung gegen Kimmie. In der Nacht zum 2. August 1996 wurde sie erneut von Kristian Wolf misshandelt. Dieses Mal kam es infolge seiner Schläge auf ihren Unterleib zu einem Abort. Sie nutzte eine hektische Szene bei einer Notfallaufnahme dazu, zusammen mit ihrer toten, mumifizierten Tochter Mille aus dem Krankenhaus zu fliehen. Kimmie litt die ganze Zeit unter Wahnvorstellungen und sprach mit ihrem toten Kind. Bei ihrer Flucht wurde sie sowohl von ihrer Stiefmutter Kassandra als auch von ihrem Vater abgewiesen. Bei der heroinsüchtigen Prostituierten Tine „Ratten-Tine“ Karlsen im Kopenhagener Stadtteil Vesterbro fand sie Unterschlupf. Am 15. September 1996 ergab sich bei einer angekündigten Jagd auf der Insel Lolland eine Gelegenheit, sich an Kristian Wolf zu rächen. Sie stach mit einem Messer auf seine Genitalien ein und schoss mit einer Schrotflinte auf die schwere Verletzung. Danach entfernte sie sich vom Tatort und ließ Wolf verbluten. Für die Polizei stellte sich der Vorfall als Jagdunfall dar. Ulrik Dybbøl Jensen, Ditlev Pram, Torsten Florin und Bjarne Thøgersen jedoch ahnten, dass es sich um eine Rachemaßnahme von Kimmie handeln könnte. Daraufhin stellte sich Thøgersen der Polizei und bezichtigte sich selbst des Mordes an Lisbet und Søren Jørgensen in Rørvig. Die Handlung springt nun wieder zurück in die Gegenwart, ins Jahr 2007. Kimmie beschließt, ihre Rachepläne zu vollenden und somit auch Ulrik Dybbøl Jensen, Ditlev Pram und Torsten Florin zu töten. Sie beginnt ihr Unterfangen, indem sie ein Fotomodell aus der Firma von Torsten Florin zusammenschlägt und in die Villa von Ditlev Pram in Rungsted einbricht. Zuvor hatte Pram den Geliebten seiner Ehefrau Thelma verprügelt. Kimmie bindet Thelma in ihre Rachepläne ein und übergibt ihr eine Pistole. Kimmies Freundin „Ratten-Tine“ warnt sie, dass Ulrik, Ditlev und Torsten einen Privatdetektiv auf sie angesetzt hätten, um sie zu ergreifen. Kimmie verwüstet das Bahngebäude der Dybbølsbro-Station mit einer Handgranate und besorgt Tine eine große Menge Heroin, an dessen Überdosis diese stirbt. Kimmie verführt den Privatdetektiv Finn Aalbæk und zwingt ihn dazu, sich vom Balkon zu stürzen. Ihre Stiefmutter Kassandra eröffnet ihr, dass ihr Vater in Monte Carlo im Sterben liegt. Im Affekt tötet sie Kassandra, indem sie sie mit Portwein erstickt. Ulrik Dybbøl Jensen ruft Kassandra an, um sie vor der rachsüchtigen Stieftochter zu warnen. Kimmie nimmt ab und gibt sich als ihre Stiefmutter Kassandra aus. Durch dieses Täuschungsmanöver gelingt es ihr in Erfahrung zu bringen, dass Torsten bei Ejlstrup Ulrik und Ditlev zu einer weiteren Jagdveranstaltung lädt. Beim Verlassen des Hauses ihrer Stiefmutter wird Kimmie von der Haushälterin Charlotte Nielsen überrascht. Bei einem Handgemenge kommt diese ums Leben. Das Sonderdezernat Q stellt anhand von Telefonaten eine Verbindung zwischen Finn Aalbæk und Ditlev Pram her. Außerdem passt der gefundene Ohrring in der Blechschachtel zu dem der deutschen Frau, die auf Langeland verschwand. Mittlerweile beginnt die von Torsten Florin organisierte Jagd mit einigen Eigenarten. Die Jagdtiere sind ein tollwütiger Fuchs und eine Hyäne; als Jagdwaffen fungieren Armbrüste statt Flinten. Zeitgleich untersuchen Carl Mørck und Hafez el-Assad ohne amtlichen Durchsuchungsbefehl illegal das Anwesen von Torsten Florin. Dabei entdecken sie mehrere Käfige mit wilden Tieren. Florin, Pram und Dybbøl Jensen überraschen die Polizisten, und Ditliv Pram verletzt Mørck mit einem Armbrustpfeil an der Schulter. Die Überwältigten werden gefesselt. Mørck flieht und kann sich trotz des kleinen Sichtspalts in seiner Augenbinde in einem Blätterhaufen verstecken. Dabei wird er Zeuge, wie der tollwütige Fuchs einen der Jäger überfällt und sich in dessen Leiste verbeißt. Der Fuchs wird erlegt und der Verletzte zur medizinischen Versorgung ins nächste Krankenhaus gebracht. Kimmie erscheint und kann verhindern, dass Hafez el-Assad von der Hyäne angefallen wird. Sie bringt Ditlev, Ulrik und Torsten in ihre Gewalt, sperrt die drei zu einer Hyäne in einen Käfig und wirft eine Handgranate. Dabei werden Ulrik Dybbøl Jensen, Ditlev Pram, Torsten Florin sowie die Hyäne getötet und das Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Kimmie hinterlässt Mørck und Assad ein Notizbuch mit allen Angaben von Verbrechen, welche die Clique seinerzeit begangen hatte. Sie stirbt durch Suizid, indem sie sich zusammen mit der mumifizierten Babyleiche vor einen Zug wirft. Carl Mørck holt seinen querschnittsgelähmten Freund Hardy Henningsen zur Pflege zu sich nach Hause und will Sterbehilfe leisten.[2] CharakteranalyseJussi Adler-Olsen verwendet sehr viel Zeit mit der Charakterisierung seiner Hauptfiguren und ihrer sozialen Umstände.
FigurenProtagonisten
– Schändung. dtv, ISBN 978-3-423-24787-0, S. 126 Adler-Olsen über seinen Protagonisten:
– Schändung. dtv, ISBN 978-3-423-24787-0, S. 370 Antagonisten
– Schändung. dtv, ISBN 978-3-423-24787-0, S. 102
– Schändung. dtv, ISBN 978-3-423-24787-0, S. 27
– Schändung. dtv, ISBN 978-3-423-24787-0, S. 11
– Schändung. dtv, ISBN 978-3-423-24787-0, S. 67
– Schändung. dtv, ISBN 978-3-423-24787-0, S. 107
– Schändung. dtv, ISBN 978-3-423-24787-0, S. 92
Über die Motive der Antagonisten schreibt Dieter Wunderlich:
Nebenfiguren
KritikenJussi Adler-Olsen wird als „eigenständiger Autor“ bezeichnet, der sich von seinem schwedischen Kollegen Stieg Larsson „durch eine eigene Stimme, eigene Thematik und persönliche Betrachtungsweise unterscheidet“. Schändung, ein Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q, mit dem Originaltitel Fasandræbern (Fasanenmörder) gilt als einprägsam „und originell, so dass die dt. Übersetzung Schändung unpassend wirkt“. „Das Buch bietet gelungene und spannende Unterhaltung mit Widerhaken“.[1] Rezensionen
– Hannes Hintermeier: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. August 2010
– Michael Kluger: Frankfurter Neue Presse, 18. August 2010
– Joachim Kronsbein: Der Spiegel, 19. Juli 2010
– Roland Krüger: Deutschlandradio Kultur, 13. September 2010
– WDR 5 Literaturmagazin, 28. August 2010
– Maren Ahring: NDR Kultur, 1. September 2010
– Brigitte, 20. Oktober 2010
– Christoph Schröder: Journal Frankfurt, 22. Oktober 2010 Ausgaben
Weblinks
Einzelnachweise
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