Der Satz von Kakutani ist ein Resultat aus der Maßtheorie über die Äquivalenz und Singularität zweier abzählbar unendlicher Produkte von Wahrscheinlichkeitsmaßen. Seien
und
die beiden Produktmaße, dann liefert der Satz eine Bedingung, wann die beiden Produktmaße entweder äquivalent
(d. h. sie teilen die gleichen Nullmengen) oder singulär
sind.
Die Aussage besitzt eine wichtige Bedeutung in der Stochastik in unendlicher Dimension, weil sie eine Bedingung für einen Maßwechsel auf Funktionenräumen liefert. Der Satz wurde 1948 von dem japanischen Mathematiker Shizuo Kakutani bewiesen.[1]
Satz von Kakutani
Die Grundbegriffe Äquivalenz und Singularität werden nochmals wiederholt, ansonsten sollte man zum Abschnitt Vorbereitung springen.
Äquivalenz und Singularität
Sei
ein messbarer Raum und
zwei Maße darauf. Äquivalenz der Maße ist definiert als
und
,
wobei
absolute Stetigkeit bedeutet. Singularität der Maße ist definiert als
falls zwei disjunkte Mengen
existieren, so dass
mit
und
.
Vorbereitung
Sei
eine Folge von Wahrscheinlichkeitsräumen, bestehend aus einer Menge
, einer σ-Algebra
und zwei Wahrscheinlichkeitsmaßen
und
darauf. Weiter definieren wir nun die abzählbar unendlichen Produkte der vier Komponenten
![{\displaystyle \Omega :=\prod \limits _{n=1}^{\infty }\Omega _{n},\quad {\mathcal {B}}:=\bigotimes _{n=1}^{\infty }{\mathcal {B}}_{n},\quad \mu :=\bigotimes _{n=1}^{\infty }\mu _{n},\quad \nu :=\bigotimes _{n=1}^{\infty }\nu _{n},}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/7dc556ddcce4a7c23a952fd3520a41bb6f766c5a)
d. h.
sind beide auf
definiert. Weiter definieren wir folgendes inneres Produkt
![{\displaystyle \varphi (\nu _{n},\mu _{n}):=\int _{\Omega _{n}}{\sqrt {\frac {d\nu _{n}}{d\mu _{n}}}}d\mu _{n},}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/2c599ae7ca3230ed4a956892b50033bdb1338401)
welches mit dem Hellinger-Integral übereinstimmt, sowie die logarithmische Transformation
![{\displaystyle \sigma (\nu _{n},\mu _{n}):=\ln(\varphi (\nu _{n},\mu _{n})).}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/2d19e8e34f8757a390cebb575b5a7b9b4b4c9e5f)
Bemerkung
- Gemeint ist hier, dass wir auch unterschiedliche Wahrscheinlichkeitsräume in der Folge haben können, das heißt zum Beispiel können
und
für
unterschiedliche Wahrscheinlichkeitsmaße sein.
Satz von Kakutani
Falls
für alle
dann gilt entweder[2][3]
und ![{\displaystyle \quad \prod \limits _{n=1}^{\infty }\varphi (\nu _{n},\mu _{n})>0}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/ad99a93856c7e1bc278854d53a2017b4d6b4e255)
oder
und ![{\displaystyle \quad \prod \limits _{n=1}^{\infty }\varphi (\nu _{n},\mu _{n})=0.}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/9eb16373350d328cb8cfb1ddf3546a99913f87bd)
Weiter gilt zusätzlich (in beiden Fällen):
und ![{\displaystyle \quad \sigma (\nu ,\mu )=\sum _{n=1}^{\infty }\sigma (\nu _{n},\mu _{n}).}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/38bebeb9f2ee612f42c5491070b236a5d8297c12)
Erläuterungen
- Die Bedingung
muss nur für die Wahrscheinlichkeitsmaße auf demselben Raum gelten, allerdings für alle Räume.
- Damit somit
gilt, muss zusätzlich auch
konvergieren (d. h. ungleich von Null sein).
Verallgemeinerungen
Es existieren Verallgemeinerungen für Riesz-Produkte.[4][5]
Literatur
- Shizuo Kakutani: On Equivalence of Infinite Product Measures. In: Annals of Mathematics. Band 49, Nr. 1, 1948, S. 214–224, doi:10.2307/1969123 (englisch).
- H. D. Brunk: Note on a Theorem of Kakutani. In: Proceedings of the American Mathematical Society. Band 1, Nr. 3, 1950, S. 409–414, doi:10.2307/2032395 (englisch).
- Wladimir I. Bogatschow: Gaussian Measures. Hrsg.: American Mathematical Society. 1998, ISBN 1-4704-1869-X (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ Shizuo Kakutani: On Equivalence of Infinite Product Measures. In: Annals of Mathematics. Band 49, Nr. 1, 1948, S. 214–224, doi:10.2307/1969123.
- ↑ Shizuo Kakutani: On Equivalence of Infinite Product Measures. In: Annals of Mathematics. Band 49, Nr. 1, 1948, S. 217–218, doi:10.2307/1969123.
- ↑ A. V. Skorokhod und V. Skorokhod: Basic Principles and Applications of Probability Theory. Hrsg.: Physica-Verlag. 2005, S. 88–89.
- ↑ G. Ritter: On dichotomy of Riesz products. In: Mathematical Proceedings of the Cambridge Philosophical Society. Band 85, Nr. 1, 1979, S. 79–89, doi:10.1017/S0305004100055523.
- ↑ G.brown und Anthony Dooley: Dichotomy theorems for G-measures. In: International Journal of Mathematics. Band 5, Nr. 6, 1994, S. 827–834, doi:10.1142/S0129167X94000413.