Robert Diedrichs war in einfachen Familienverhältnissen im Niederrhein aufgewachsen. Nach dem Schulabschluss arbeitete er als Hilfsarbeiter. Er nahm als Jagdflieger am Zweiten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg arbeitete er wieder als Hilfsarbeiter und qualifizierte sich später in Sachsen zum Neulehrer, wobei Zeichnen sein Hauptfach war. Von 1948 bis 1953 absolvierte Diedrichs ein Studium in der Fachrichtung Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Erich Fraaß, Hans Theo Richter, Josef Hegenbarth; sein Diplom als Grafiker schloss er bei Max Schwimmer ab. Mit Hegenbarth stand er bis 1957 noch weiter in brieflichen Kontakt, der ihn als Kritiker in seinen Arbeiten begleitete. 1953 bis 1955 war Diedrichs Pressezeichner bei der Karl-Marx-Städter „Volksstimme“ und in den Jahren 1955 bis 1995 war er freischaffend als Grafiker in der damaligen Karl-Marx-Stadt tätig, wo in den 40 Jahren seines Schaffens hunderte Federzeichnungen, Radierungen, Holzschnitte sowie Acrylmalereien und Buchillustrationen entstanden. Der Schwerpunkt seiner Arbeiten lag im gegenständlichen Bereich, vor allem widmete er sich der Darstellung von Mensch und Tier. Dabei verstand er es besonders, den Typus einer interessanten Figur zu erfassen und die Essenz der Szene mit nur wenigen Strichen überzeugend darzustellen. Seit 1955 war Diedrichs Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR, später Sektionsleitungsmitglied und seit 1977 erster Stellvertretender des Sektionsleiters der Maler und Grafiker der Bezirksorganisation.
Werk
Bei der Karl-Marx-Städter „Volksstimme“, dem Vorläufer der „Freien Presse“, wurden besonders seine Arbeiten des „Wetterfrosches“ bekannt.
Weiterhin war Diedrichs neben Berthold Lindner an der Entstehung des Briefmarkenzusammendruckes zur 30. Internationalen Friedensfahrt 1977 und mit Manfred König am Zusammendruck 25 Jahre Kampfgruppen der Arbeiterklasse 1978 beteiligt. Er gestaltete in Zusammenarbeit mit den Karl-Marx-Städter Künstlern Johannes Belz, Rudolf Fleischer und Rudolf Kraus 1964/1965 die Bleiintarsien, die heute noch in der Chemnitzer Brückenstraße zu sehen sind. Diedrichs illustrierte neun veröffentlichte Bücher und weitere literarische Vorlagen, unter anderem von Nikolai Wassiljewitsch Gogol, Heinrich Mann und Maxim Gorki. Er entwarf den Zyklus für die Georg-Weerth-Schule sowie den Clara-Zetkin-Zyklus, wofür er mit einem Kunstpreis geehrt wurde und weitere grafische Zyklen, wie den zum 100. Geburtstag von Fritz Heckert 1984. Weiterhin gestaltete er mit seinen Werken viele Bereiche des öffentlichen Lebens, wie NVA-Kasernen. So entstanden 1975 das Triptychon „Waffenbrüderschaft“ (Acrylfarben), 1976 eine farbige Grafiktafel zu einem Leninwort für das Wehrbezirkskommando Karl-Marx-Stadt und 1977 ein Triptychon „Grenzoffiziere – Schulung/ Dienst/Familie“ für die Offiziershochschule der Grenztruppen der DDR „Rosa Luxemburg“ in Plauen, sowie weitere Werke in verschiedenen Betrieben und Kombinaten. Auch entstand 1987 ein Diptychon über die Befreiung von Chemnitz 1945, welches sich bis zur Wende im Rathaus von Karl-Marx-Stadt befand. 1973 begab er sich auf eine Studienreise nach Sibirien. Werke von ihm befinden sich in dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum[1], der Friedrich Ebert Stiftung und der Neuen Sächsischen Galerie.[2]
2017 gezeichnet, Sammlungspräsentation 2017 Sächsische Kunst nach '45, Neue Sächsische Galerie.[9]
2020 Lackaffe und andere Duelle, Neuerwerbungen und Schenkungen für die städtische Kunstsammlung Neue Sächsische Galerie – Kunst nach 45.[10]
2024 Die gespaltene Generation, Neue Sächsische Galerie, Chemnitz[11]
Literatur
Volker Frank: Diedrichs, Robert. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 27, Saur, München u. a. 2000, ISBN 3-598-22767-1, S. 221.
Diederichs, Robert. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S.426 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Robert Dietrichs. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S.150f. (irrtüml. s. v. Dietrichs).
Lothar Lang: Malerei und Graphik in Ostdeutschland. Verlag Faber & Faber, Leipzig 2002, ISBN 3-932545-97-4, S.162.
Erich Schwanecke: Die Buchillustration der Deutschen Demokratischen Republik. Verlag Deutsche Bücherei, Leipzig 1974, DNB750861517, S.14.
Verband Bildender Künstler Deutschlands, Bezirk Karl-Marx-Stadt (Hrsg.): Mittelsächsische Kunstausstellung. Verbunden mit dem Kunstpreis des Bezirkes Karl-Marx-Stadt. DNB023999640 (1955–1958).
Bezirkskunstzentrum Karl-Marx-Stadt (Hrsg.): Kunstausstellung des Bezirkes Karl-Marx-Stadt. Verbunden mit dem Kunstpreis des Bezirkes Karl-Marx-Stadt. OCLC83913505 (1959–1961).
Verband Bildender Künstler Deutschlands, Zentralvorstand (Hrsg.): Vierter Kongress des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands, 1.–5.12. 1959 in Markkleeberg. 1959, OCLC25891519, S.147.
Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt, Abt. Kultur; Bezirkskunstzentrum (Hrsg.): Retrospektive 1945–1984. Bildende Kunst im Bezirk Karl-Marx-Stadt, Ausstellung anlässlich des 35. Jahrestages der DDR vom 28. September 1984 bis 14. Februar 1985. Druckhaus, Karl-Marx-Stadt 1984, DNB20982235X.
Ministerium für Kultur der DDR (Hrsg.): Karl Marx – Künstlerbekenntnisse. Kunstausstellung anlässlich des Karl-Marx-Jahres 1983; Berlin – Hauptstadt der DDR, Magdeburg, Karl-Marx-Stadt, Leipzig; Malerei, Grafik, Plastik, Plakat, Foto. Zentrum für Kunstausstellungen der DDR, Berlin 1983, DNB551438525.
Günter Zinram: Mit Zeichenstift und feinen Messern. Notizen nach einem Besuch beim Grafiker Robert Diedrichs. In: Deutsches Sportecho. Nr.81, 7. April 1971, ZDB-ID 600841-0, S.2.
H. H. Wille: Mitgestalter am Buch: Robert Diedrichs. In: Blick. Nr.45, 5. November 1975, ZDB-ID 1139743-3, S.7.
H. Schwarz: Unser Porträt: Mit Tradition und Leben verbundene Kunst. Diplomgrafiker Robert Diedrichs / Karl-Marx-Stadt. In: Sächsisches Tageblatt. Jg. 32, Nr.189, 11. August 1977, ZDB-ID 1138343-4, S.3.
↑Chemnitzer Zeitgeschichte im Bild. In: Der klare Blick. Nr.282, Dezember 2014, ZDB-ID 1150512-6, S.17.
↑JH: Meisterliche Graphik von Robert Diedrichs. Sachsenbund initiiert Ausstellung des verstorbenen Chemnitzer Graphikers im Wasserschloß Klaffenbach. In: Freie Presse. Chemnitz 31. Juli 1995, S. 4.
↑MZ: Spielerisch leichter Strich. Grafiken von Robert Diedrichs im Bürgerhaus zu sehen. In: Freie Presse. Chemnitz, 3. Mai 2000.
↑Mara Lisa Strohbehn: Getuschte Zeitgeschichte. Die Siedlungsgemeinschaft zeigt Werke von Robert Diedrichs – eines stillen Zeitzeugen der Wende. In: Freie Presse. Chemnitz 14. November 2014, S. 10.
↑Alexander Stoll: Die gespaltene Generation. Neue Akteure in der Kunst der 1960er Jahre in Chemnitz und der umgebenden Region. Neue Chemnitzer Kunsthütte, Chemnitz 2024, ISBN 978-3-937176-45-1.