Die Rittersterne (Hippeastrum) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Die etwa 80 Arten gedeihen in Gebieten mit einer ausgeprägten Trockenzeit in Südamerika. Die in Europa als Zierpflanzen kultivierten Ritterstern-Sorten sind überwiegend Hybriden.
Hippeastrum-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen. Sie bilden als Überdauerungsorgane mehr oder weniger kugelige Zwiebeln.[1]
Es werden einige grundständige Laubblätter gebildet. Die einfachen, fleischigen Blattspreiten sind zungenförmig, parallelnervig, glattrandig mit zugespitztem oberen Ende.[1]
Die Wuchshöhe des Rittersterns liegt bei etwa 50 bis 80 Zentimetern.
Blütenstände, Blüten und Früchte
Der Blütenstandsschaft ist hohl. Es wird ein doldigerBlütenstand gebildet. Unterhalb der Blüten befinden sich zwei Tragblätter, die im knospigen Stadium die Blütenknospen schützend umhüllen und während der Anthese trockenhäutig herunterhängen. Die gestielten Blüten sind ausgebreitet bis leicht hängend.[1]
Die zwittrigen Blüten sind dreizählig. Die zwei Kreise mit je drei Blütenhüllblättern sind trichter- bis glockenförmig verwachsen. Die äußeren drei Blütenhüllblätter sind etwas kürzer als die inneren. Es ist eine winzige kronenförmige Nebenkrone am Schlund der Blütenröhre vorhanden. Es sind zwei Kreise mit je drei fast gleichen Staubblättern vorhanden; sie überragen die Blütenröhre nicht. Die schlanken Staubfäden sind in der Blütenröhre inseriert. Drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen ellipsoiden Fruchtknoten verwachsen. Der schlanke Griffel ist etwa so lang wie die Blütenhüllblätter und endet in einer kopfigen oder schwach dreilappigen Narbe.[1]
Die Kapselfrucht öffnet sich lokulizid und enthält wenige bis viele Samen.[1]
Der Ritterstern zählt zu den Winterblühern. Seine Blütezeit reicht vom Oktober bis in den April hinein. Einige Sorten bilden nahezu einfarbige Blütenblätter (z. B. in den Farben Rot, Weiß, Rosa, Gelb oder Violett). Aber auch Randzeichnungen, Streifenmuster oder gesprenkelte Muster in verschiedenen Farben und Tönungen sind weit verbreitet. Das Besondere an den Blüten des Rittersterns ist die Größe der Blüten: Diese können einen Durchmesser von bis zu 20 Zentimetern erreichen.
Bei entsprechender Pflege (Wasser/Düngung/Substrat/Licht) und konsequenter Einhaltung von verkürzten Temperaturzyklen (warm/kalt/warm) kann es bis zur nächsten Blühperiode auch durchaus merklich weniger als ein ganzes Jahr dauern.
Seit dieser Zeit wurden die Arten des südlichen Afrika und Südamerika in die gleiche Gattung Amaryllis eingeordnet. Im frühen 19. Jahrhundert war die Gattung Amaryllis auf etwa 50 Arten angewachsen. Diese Arten sind heute in etwa ein Dutzend Gattungen aufgeteilt.[6] Diese Arbeit wurde 1819 begonnen mit den Beiträgen des englischen Botanikers William Herbert in Curtis’s Botanical Magazine[7], die er 1821 fortsetzte in The Botanical Register, indem er 14 Arten in die neue Gattung Hippeastrum stellte[8] und drei Arten in der Gattung Amaryllis beließ. Die restlichen Amaryllis-Arten stellte er in eine andere Gattung, von denen er einige neu aufstellte.[9] 1837 präzisierte Herbert seine Beschreibung von Hippeastrum in seinem Werk über die Amaryllidaceae.[10] Lange Zeit wurde kontrovers diskutiert, ob eine neotropische oder südafrikanische Art die Typusart der Gattung Amaryllis ist; dies wird nach der Prioritätsregel festgelegt. Die abschließende Entscheidung erfolgte 1987 durch den 14. International Botanical Congress, der festlegte, AmaryllisL. soll ein nomen conservandum sein, basierend auf einem südafrikanischen Herbarmaterial des Clifford Herbarium von Amaryllis belladonnaL. Dadurch ist AmaryllisL. der gültige Name für die südafrikanische Gattung, die südamerikanischen Arten gehören in die Gattung Hippeastrum.[11] Wie es öfter vorkommt bei Zierpflanzen, bleibt im Volksmund auch noch der alte Trivialname „Amaryllis“ für die Hippeastrum-Sorten erhalten und führt zu häufigen Verwirrungen.
Die Gattung Hippeastrum wurde 1821 von William Herbert in An Appendix: General index to the Botanical magazine, vol. 43-48 containing a treatise on bulbous roots. By William Herbert with plates. London, S. 31 beschrieben. Als Typusart beibehalten wurde Hippeastrum reginae(L.) Herb. Synonyme für HippeastrumHerb. nom. cons. sind: LeopoldiaHerb. nom. rej., CallicoreLink, AulicaRaf., EusarcopsRaf., TrisacarpisRaf., AschamiaSalisb., ChonaisSalisb., LaisSalisb., OmphalissaSalisb., LepidopharynxRusby, MoldenkeaTraub, CarloteaArruda ex Koster.[12]
Hippeastrum argentinum(Pax) Hunz. (Syn.: Hippeastrum tucumanumE.Holmb., Hippeastrum candidumStapf): Sie ist von Peru bis zum nördlichen Argentinien verbreitet.[12]
Hippeastrum aulicum(Ker Gawl.) Herb. (Syn.: Hippeastrum tweedieanumHerb., Hippeastrum robustumA.Dietr. ex Walp., Hippeastrum heuserianumH.Karst.): Sie ist von Brasilien bis Paraguay verbreitet.[12]
Hippeastrum correiense(Bury) Worsley (Syn.: Hippeastrum aulicum var. glaucophyllum(Hook.) Herb., Hippeastrum organenseHerb., Hippeastrum gardneri(Seub.) Hoehne): Sie ist im südöstlichen Brasilien verbreitet.[12]
Hippeastrum cuzcoense(Vargas) Gereau & Brako: Sie kommt nur in der peruanischen Region Cusco vor.[12]
Hippeastrum cybister(Herb.) Benth. ex Baker (Syn.: Hippeastrum anomalumLindl. ex Planch., Hippeastrum deflexum(Rusby) L.B.Sm.): Sie ist von Bolivien zur argentinischen Provinz Jujuy verbreitet.[12]
Hippeastrum elegans(Spreng.) H.E.Moore (Syn.: Hippeastrum ambiguumHook., Hippeastrum ambiguum var. longiflorumHerb., Hippeastrum solandriflorum var. conspicuumHerb. nom. superfl., Hippeastrum solandriflorum var. rubritubumHerb., Hippeastrum solandriflorum var. striatumHerb., Hippeastrum elegans var. divifrancisci(Cárdenas) H.E.Moore, Hippeastrum araripinum(Ravenna) Meerow): Sie ist von Costa Rica bis Brasilien verbreitet.[12]
Hippeastrum puniceum(Lam.) Voss: Sie ist von Mexiko über Zentralamerika sowie auf Karibischen Inseln bis Südamerika weitverbreitet und ist in manchen Gebieten der Welt, beispielsweise in den südlichen USA ein Neophyt. Sorten werden als Zierpflanzen verwendet.[12][1]
Aufgrund seiner späten Blütezeit ist der Ritterstern insbesondere zur Weihnachtszeit eine beliebte Zierpflanze, die oft unter der (falschen, s. o.) Bezeichnung Amaryllis verkauft wird. Im Handel befinden sich meist Hybriden auf Basis der Laub abwerfenden Arten. Neben der Topfkultur werden spezielle Vasen zur Hydrokultur sowie Zwiebeln mit oft buntem Plastiküberzug angeboten. Besonders Letzteres macht den Ritterstern zu einem Wegwerfprodukt, obwohl die Weiterkultur an sich anspruchslos ist. Durch seine lange Haltbarkeit (zwei Wochen) ist der Ritterstern auch eine beliebte Schnittblume in der Floristik.
Beim Ritterstern sind alle Teile stark giftig. Gerade die Zwiebel ist hoch toxisch und ein Verzehr von nur wenigen Gramm kann bereits tödlich sein. Auch Hautkontakt kann bei empfindlichen Personen bereits zu Reizungen führen.
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J. R. Sealy: Amaryllis and Hippeastrum. In: Bulletin of Miscellaneous Information (Royal Gardens, Kew). Volume 1939, Nr.2, 1939, S.49–68, JSTOR:4111685.
↑William Herbert: An appendix. London 1821, S. 31 (online).
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William Herbert: An Appendix: Preliminary Treatise (pp. 1-14) and A Treatise &c. (pp. 15-52). In: The Botanical Register. Volume 7. Printed for James Ridgway and Sherwood, Neely, and Sons, Picadilly, London 1821 (Für Hippeastrum S. 7ff. und 31-34; für Hippeastrum splendens S. 52–53 in der Google-Buchsuche).
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William Herbert: Amaryllidaceae: Preceded by an Attempt to Arrange the Monocotyledonous Orders, and Followed by a Treatise on Cross-bred Vegetables, and Supplement. Ridgway, London 1837 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ Alan W. Meerow, Johan Van Scheepen, Julie H.A. Dutilh: Transfers from Amaryllis to Hippeastrum (Amaryllidaceae). In: Taxon. Volume 46, Issue 1, 1997, S. 15–19, doi:10.2307/1224287.
↑Hippeastrum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 15. Oktober 2014.
Weiterführende Literatur
Veronica A. Read: Hippeastrum, the Gardener's Amaryllis. Timber Press, Portland OR, 2004, ISBN 978-0-88192-639-2.